Zitat man sieht die Sonne langsam untergehen

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Pseudo-Franz-Kafka-Zitat.Dieses Zitat wurde erst im 21. Jahrhundert Franz Kafka unterschoben und ist inzwischen millionenfach verbreitet; die Autorin oder der Autor dieses Trauerspruchs ist unbekannt.

Bei Google Books und in "Der SPIEGEL" taucht dieses Pseudo-Franz-Kafka-Zitat im Jahr 2013 das erste Mal auf (Link), im Internet ist das Zitat schon ein paar Jahre länger verbreitet (Link).

Varianten des Falschzitats:

  • "Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist."
  • "Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel wird."
  • "You see the sun go down, very slowly, and yet one is still surprised when it's suddenly dark."
  • "You see the sun slowly set, yet you're surprised when it's suddenly dark."
In den Werken und Briefen Franz Kafkas ist das Zitat weder so noch so ähnlich zu finden.
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Quellen:
Google-Statistik, Deutsch: "Ungefähr 11 300 Ergebnisse"; 09/2017: "152.000 Ergebnisse"
Google-Statistik, Englisch: "6 Ergebnisse"
"Die schönsten Grablieder der Schweiz": Trauersprüche
Arbeitsgruppe von Ulrich Seelbach von der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld, 2009ff. "Trauersprüche"

Frühe falsche Zuschreibungen:
2008: Traueranzeige, 5. Januar 2008 (Link)
2010: Twitter 
2013: Rafael Buschmann, Jürgen Dahlkamp und Jörg Schmitt: "Schrauber unter Heuschrecken", "Der SPIEGEL", 44/2013, 28. Oktober 2013 (Link)
Google Books

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Dank:
Ich danke Ulrich Seebach und seinem Team, die als Erste auf dieses Kuckuckszitat aufmerksam machten.

Dass Nintendos wichtigster Titel des Weihnachtsgeschäfts Pokémon Karmesin und Pokémon Purpur technisch bei vielen Spielern nicht einwandfrei läuft, ist sicherlich kein großes Geheimnis. Einige stören sich an den technischen Problemen mehr und andere weniger.


Manche sind allerdings so unzufrieden mit dem Spiel, dass sie den Kauf komplett bereuen, und so hat sich ein reddit-User daran versucht, das digital erworbene Spiel aus dem Nintendo eShop erstatten zu lassen. Mehrere Berichte in den Kommentaren zeugen ebenfalls von erfolgreichen Stornierungen. Die Nutzer haben lediglich den Nintendo-Kundenservice angeschrieben und innerhalb von Stunden bis einigen Tagen den gesamten Kaufpreis erstattet bekommen.


Wie sieht es bei euch aus? Bereut ihr den Kauf des Spiels ebenfalls oder habt ihr trotz all der technischen Problemchen Spaß daran?

Die­se For­de­rung sug­ge­riert ein Selbst­ver­ständ­nis, das jedoch im Sin­ne uto­pi­schen For­de­rung ein Wunsch blei­ben wird. Man kann das bedau­ern, soll­te es aber wissen.

Lie­fen sich Argu­men­ta­tio­nen an der DDR-Schu­le fest, weil jemand plötz­lich oder hart­nä­ckig oppo­nier­te, frag­ten die bis­si­gen Auto­ri­tä­ten inqui­si­to­risch: Bist du etwa nicht für den Frie­den? – Wer denn woll­te dage­gen sein?

Wer denn hät­te je gesagt oder nur sagen wol­len: Nein, bin ich nicht. – Also han­delt es sich um eine rhe­to­ri­sche Fra­ge, die for­dert: Weil du ja ganz sicher für den Frie­den als höchs­tes Gut der Mensch­heit bist, mußt du für die­sen Staat sein, der doch die For­de­rung „Nie wie­der Krieg!“ gera­de­zu zu sei­nem Wap­pen­spruch erko­ren hat.

Wap­pen­spruch? Eben. Selbst der ver­meint­lich Fried­li­che kommt gerüs­tet daher – und ver­kün­det, er müß­te wehr­haft sein, weil die ande­ren ja eben nicht für den Frie­den wären. Wil­helm Buschs Vers-Fabel „Bewaff­ne­ter Frie­de“ konn­ten wir aus­wen­dig. Und klar, die DDR sah sich als wacke­rer Igel.

„Nie wie­der Krieg!“ ist eine nai­ve Losung, gegen die man nichts haben möch­te. Man könn­te jedoch gleich­sam for­dern: Nie wie­der Krank­heit und Ster­ben! From­me Wün­sche, einer­seits idea­lis­tisch, ande­rer­seits bil­lig. Den­noch wür­de man nur in beson­de­ren Situa­tio­nen for­dern: Krieg jetzt!

Aber selbst dafür gäbe es schon Grün­de, auch gute, die man u. a. his­to­risch auf­zu­ru­fen wüß­te. Selbst die einst pazi­fis­ti­schen Grü­nen ver­lan­gen der­zeit vehe­ment nach Krieg, etwa nach dem ver­meint­li­chen Befrei­ungs­krieg der Selenski-Ukraine.

Mög­lich, daß unser Leben nur im Zustand des Als-ob erträg­lich ist. Wir leben heu­te, als ob wir nicht schwer erkran­ken oder mor­gen umkom­men könn­ten, obwohl dies genau so gesche­hen kann und viel­fach natür­li­cher­wei­se geschieht.

Wir leben, als ob uns in aller­nächs­ter Zeit hier kein Kriegs­ge­sche­hen trä­fe. Sogar so, als wür­den wir selbst nie aggres­siv wer­den. Geschä­he es doch, wüß­ten wir die Affek­te prä­ven­tiv zu regeln – gewalt­frei, selbstverständlich.

Vie­les im All­tag und dar­über hin­aus geschieht im Als-ob:

Als ob es so wäre, daß man­ches nicht gesche­hen könn­te. Obwohl es durch­weg doch geschieht. Alles, was „Nie wie­der!“ ver­spricht, ist schwer zu hal­ten, im Fal­le des Bekennt­nis­ses „Nie wie­der Krieg!“ gar nicht. Über­haupt: Skep­sis ist nie so ange­zeigt wie gegen­über Bekennt­nis­sen und Schwü­ren. Gera­de weil Grund zum Zwei­fel ist, schwört man ja und bekennt sich.

Pro­ble­ma­tisch wird es jedoch, wenn das Als-ob zur unbe­streit­ba­ren Tat­sa­che erho­ben wird – etwa in der Wei­se: Nie und nim­mer wer­den dich Krank­heit, Krieg und Tod tref­fen; die apo­ka­lyp­ti­schen Rei­ter tra­ben ein­fach als böse Traum­ge­bil­de vor­bei. Oder phi­lo­so­phisch ver­schla­ge­ner: Ein mensch­li­ches Zusam­men­le­ben ohne Krieg ist möglich.

Man kann das gedank­lich erwei­tern. Ent­schei­den­des, was man zur links­grün-woken Mei­nungs­füh­rer­schaft der Repu­blik wis­sen muß, offe­riert ein kur­zes Video um den Slo­gan „Wir machen mit bei der Ret­tung der Erde! – Fahr­rad fah­ren, wenig Fleisch und – vor allem – Strom sparen!“

Die Dame Vor­sän­ge­rin-Vor­tän­ze­rin meint es wohl gut: 1.) Die Erde ist mit bestimm­ten Maß­nah­men zu ret­ten. 2.) Des­we­gen machen wir mit. – Genau das irri­tier­te an den Lin­ken im Wes­ten immer:

Man woll­te ihnen spon­tan schon gern recht geben, wenn man sie auf ihren Lat­sch­de­mos in der Zeit der Hoch­rüs­tungs­po­li­tik erleb­te und dem Han­nes-Wader-Sing­sang zuhör­te. Min­des­tens hat­te man den Ein­druck, sie mein­ten es gut. Nur trau­te man ihnen kaum die Red­lich­keit zu, erfor­der­li­che Kon­se­quen­zen für ihr eige­nes Han­deln abzu­lei­ten, weil sie als Maul­hel­den in Latz­ho­sen erschie­nen, denen schon der Mumm fehl­te, auch nur die Ver­ant­wor­tung für ihr eige­nes Leben wahrzunehmen.

Außer­dem dach­ten sie ihre so ober­fläch­li­chen wie poin­tier­ten Losun­gen nicht zu Ende. Was gut klingt, muß nicht gut sein, schon gar nicht rea­lis­tisch: „Stell dir vor es ist Krieg – und kei­ner geht hin.“ Das ist nicht cool, son­dern schlicht dumm.

Pure Bekennt­nis­kul­tur, heut­zu­ta­ge wie­der staats­bür­ger­kund­lich in der Schu­le ver­ord­net, so wie „Diver­si­tät“, „Tole­ranz“, „One­World“, „One­Love“ usw. usf., poli­ti­scher Kitsch wie frü­her in der DDR die „unver­brüch­li­che Freund­schaft mit dem Lan­de Lenins“, durch­weg gefähr­li­cher Unfug, aber eben zwangs­ver­ein­nah­mend, inso­fern hier­zu­lan­de gilt: Bekennt­nis ist wich­ti­ger als Erkenntnis.

Zu Ende Gedach­tes mün­det statt­des­sen häu­fig in eine Des­il­lu­sio­nie­rung ein, die, im Tie­fen­ver­ständ­nis, schwer erträg­lich, aber des­we­gen heil­sam ist. Man übe sich dar­in, den Blick nicht zu sen­ken und es offen­siv aus­zu­hal­ten, wenn wie­der Krieg ist oder wenn es sich erweist, daß die Erde eben nicht zu ret­ten ist, weil der Mensch aus Grün­den sei­ner Anthro­po­lo­gie wei­ter­hin furcht­ba­re Krie­ge gegen sei­nes­glei­chen füh­ren und sowie­so sei­ne natür­li­che Umwelt, die wun­der­vol­le Erde, min­des­tens in dem Bereich ver­nich­ten wird, wo er sei­ne Lebens­grund­la­gen schafft.

Die alten Mythen beschrei­ben das dra­ma­ti­sche Dilem­ma unse­rer Exis­tenz hin­rei­chend, u. a. der Erb­sün­de-Mythos im Buch Gene­sis. Dar­über hin­aus gibt es Hoff­nun­gen – per­sön­li­che, reli­giö­se, phi­lo­so­phi­sche und lite­ra­risch gestal­te­te. Gut, wer mit der Hoff­nung lebt: Nie wie­der Krieg. Wir wer­den die Erde retten.

Eben weil der Mensch aus ein­fachs­ter Erfah­rung bereits als Kind die zunächst nie­der­schmet­tern­de Erfah­rung zu machen hat, wie dra­ma­tisch böse er selbst und sei­ne Nächs­ten han­deln kön­nen, pro­ji­ziert er Uto­pien, die ver­hei­ßen mögen, der Mensch sei, mit Goe­the, edel hilf­reich und gut. Sei! Kon­junk­tiv und eben nicht Indikativ.

Bes­ser jedoch, äußer­lich kühl und abstän­dig, inner­lich aber warm­her­zig und den Men­schen wie der Natur zuge­wandt den Gedan­ken zu ertra­gen: Men­schen wer­den sich wei­ter bekrie­gen, in ihrem engs­ten Kreis eben­so wie in der Welt, und ver­mut­lich wer­den Men­schen ihre Umwelt, die Natur bzw. die Schöp­fung, wei­ter irrever­si­bel zer­stö­ren und sich wie ihre Mit­ge­schöp­fe vie­hisch quä­len. Endverbrauchsstadium.

Rich­tig und ehren­wert, wer sich trotz­dem dafür enga­giert, gegen das Unwei­ger­li­che, soweit das mög­lich ist, Nor­men zu set­zen und Regeln auf­zu­stel­len, über die – bis­her stets vor­über­ge­hend – soge­nann­te Grund­ver­ein­ba­run­gen geschlos­sen wer­den. Wie aber? Eben im Als-ob.

In sei­nem Auf­satz „Über Uto­pie und Gewalt“ for­der­te Karl Rai­mund Pop­per, eher für die Besei­ti­gung kon­kre­ter Miß­stän­de als für die Ver­wirk­lich abs­trak­ter Idea­le ein­zu­tre­ten. Jedes Elend, so Pop­per, sei kon­kret, die Uto­pien aber abs­trakt, und kei­ne Genera­ti­on dür­fe zuguns­ten zukünf­ti­ger geop­fert wer­den, im Namen eines Ide­als, das viel­leicht uner­reich­bar sei.

Es ist die Lin­ke und gegen­wär­tig die radi­ka­le woke Bewe­gung, die Uto­pien in einer Wei­se ver­an­schlagt, wie es auf ande­rer Wei­se der Faschis­mus und der Sta­li­nis­mus prak­ti­zier­ten. Je wei­ter man Uto­pien einem kri­tisch-des­il­lu­sio­nier­ten Den­ken vor­zieht, um so mehr ist man selbst in Gefahr.

Wer­den die­se Losun­gen aber Pro­gramm, droht das, was irgend­wie gut und segens­reich klingt, nicht nur die Gren­zen des kri­tisch Ver­nünf­ti­gen, son­dern über­haupt des mensch­lich Erträg­li­chen abzu­räu­men. Was Pol Pot in Kambodscha/Kampuchea woll­te, war – aus der Per­spek­ti­ve sei­ner extre­men Vor­stel­lun­gen – offen­bar gut. Aber es geriet für die Men­schen zum Hor­ror. Obwohl das, was auf den „Kil­ling Fiel­ds“ geschah, lei­der wie­der­um zum Spek­trum des Mensch­li­chen gehört. Immer wie­der angeb­lich unver­gleich­li­che Ver­bre­chen, die aller­dings nach Ver­glei­chen und Ana­ly­sen verlangen.

Kom­mu­nis­ti­sche Poli­tik grün­det auf escha­to­lo­gisch aus­ge­rich­te­ter mar­xis­ti­scher Geschichts­phi­lo­so­phie, die, Erbe des deut­schen Idea­lis­mus, von Hegel­scher Gene­tik bestimmt ist. Escha­to­lo­gie aber ruft Kräf­te auf, die an die Glau­bens­krie­ge der Neu­zeit den­ken lassen.

Die gegen­wär­ti­ge „Wokeness“ folgt einem ver­wand­ten Idea­lis­mus. Wo sie ent­schei­den­den Ein­fluß gewinnt, rech­ne man nicht nur mit bizar­ren Auf­füh­run­gen von unfrei­wil­li­ger Komik, son­dern mit dra­ma­ti­schen Fol­gen, zumal sich die Radi­ka­li­sie­rung gera­de eigen­dy­na­misch ver­stärkt. Bis­lang wer­den ihr vom Staat selbst Tür und Tor geöff­net. Das führt zu einer uner­war­te­ten Ideo­lo­gi­sie­rung und damit zu Ein­schrän­kun­gen des Den­kens und Spre­chens und zu einer enor­men Pola­ri­sie­rung in der Gesellschaft.

Phil­ip Eppe­l­s­heim kom­men­tier­te am 16. Novem­ber in der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Zeitung“:

„Eine radi­ka­le und laut­star­ke Min­der­heit ver­än­dert die Gesell­schaft und zieht ihre eige­nen Lini­en des Sag­ba­ren und poli­tisch Kor­rek­ten. Uni­ver­si­tä­ten sagen Vor­trä­ge ab, Stich­wort Can­cel Cul­tu­re. Das Gen­dern zieht ein in Medi­en und Insti­tu­tio­nen. Stra­ßen wer­den umbe­nannt, Kin­der­bü­cher gel­ten als ras­sis­tisch. (…) So ent­ste­hen Sprach­ver­bo­te, und die angeb­lich woken Akti­vis­ten machen genau das, was sie vie­len ande­ren vor­wer­fen: Into­le­ranz ausüben.“

Nur geschieht all das eben bereits von Staa­tes wegen. Die Akti­vis­ten durch­lie­fen die staat­li­che Schu­le und wur­den genau dort staats­bür­ger­kund­lich geprägt, inso­fern „Wokeness” in ganz ent­schei­den­den Grund­po­si­tio­nen hier­zu­lan­de längst Staats­dok­trin ist.

Es ist eher die poli­ti­sche Rech­te, die den Men­schen vor sich selbst und sei­ner per­sön­li­chen wie gesell­schaft­li­chen Ent­gren­zung warnt und die ihn, zur Macht gekom­men, davor bewah­ren woll­te – nie davor gefeit, eigen­dy­na­misch genau dabei selbst zu entgrenzen.