Die Schufa erhebt die Finanzdaten nicht selbst. Rund 10 000 Vertragspartner, darunter Banken, Versandhändler, Mobilfunkunternehmen und Energieversorger, melden ihr zum Beispiel Girokonten, Kreditkarten, Kredite und andere Verträge. Das Übermitteln der Daten an die Auskunftei ist rechtens, wenn die Kunden zuvor darüber informiert wurden. Das geschieht etwa, wenn sie den Antrag auf Eröffnung
eines Girokontos oder einen Stromliefervertrag unterschreiben. Die Schufa nutzt auch Daten aus öffentlich zugänglichen Quellen wie Schuldnerverzeichnissen und Insolvenzbekanntmachungen. Sie speichert außerdem persönliche Daten wie Name, Geburtsdatum, Adresse und auch vorherige Wohnadressen. Finanztest-Kritik. Eine Zustimmung zur Datenübermittlung – im Volksmund die Schufa-Klausel – ist seit 25. Mai 2018 nicht mehr ausdrücklich notwendig. Die reine
Information kann bei Vertragsschluss deshalb untergehen, so dass sich Verbraucher oft nicht erinnern, dass sie über die Datenweitergabe informiert wurden. Sie berechnet aus den meisten Daten einen Zahlenwert in Prozent, den sogenannten Score. Er beschreibt nicht das Zahlungsverhalten der jeweiligen Person, sondern das einer Gruppe, der sie laut Schufa angehört. Trotzdem wird der Score herangezogen, um
das individuelle Risiko zu bewerten, dass jemand nicht zahlt. Es gilt als umso wahrscheinlicher, dass Kunden ihre vertraglichen Verpflichtungen erfüllen, je höher ihr Score ist. Verbraucher erfahren auf Anfrage ihren Basisscore, der eine branchenübergreifende Bonität ausdrückt. Viel wichtiger sind aber spezielle Branchenscores oder individuelle Scores, die die Schufa tagesaktuell berechnet und ihren Vertragspartnern zur Verfügung stellt. Sie können vom Basisscore abweichen.
Denn die Wahrscheinlichkeit, dass jemand den Baufinanzierungskredit zurückzahlt, muss nicht der Wahrscheinlichkeit entsprechen, dass er eine Rechnung beim Versandhandel bezahlt. Die Vertragspartner der Schufa können den Score anfordern, wenn sie ein berechtigtes Interesse haben. Das hat eine Bank, bei der Kunden einen Kredit oder eine Kreditkarte beantragen und das hat auch ein Händler, bei dem sie auf Teilzahlung einkaufen wollen. Finanztest-Kritik. Die branchenspezifischen Scores bekommen Verbraucher nur, wenn sie bezahlen. Die Bonitätsauskunft der Schufa kostet 29,95 Euro. In der kostenlosen „Datenkopie“ nach Artikel 15 der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) stehen nur Branchenscores, die Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten angefragt und die die Schufa an sie übermittelt hat.* Welche Daten nutzt die Schufa für die Berechnung eines Scorewertes? Wie ist die Formel?Die Schufa nutzt allgemeine Daten wie Geburtsdatum, Geschlecht und Anzahl der Voranschriften, um den Score zu ermitteln. Auch Finanzdaten wie Girokonten, Kreditkarten, Mobilfunkverträge fließen ein. Hinzu kommen Kreditaktivitäten im vergangenen Jahr, die Höhe der in Anspruch genommenen Kredite, der Zeitpunkt, seit wann Kredite genutzt werden und bisherige Zahlungsstörungen. Nicht alle Daten, die die Schufa speichert, rechnet sie ein. Die Höhe des eingeräumten Dispokredits und Anfragen nach Kreditkonditionen nutzt sie zum Beispiel nicht. Die Anschrift spielt laut Schufa nur eine Rolle, wenn sie keine kreditrelevanten Informationen von einer Person hat und das anfragende Unternehmen trotzdem einen Score haben möchte. Nach Angaben der Schufa enthalten nur 0,3 Prozent der übermittelten Scorewerte diese Geodaten. Mehr als 90 Prozent aller bei der Schufa gespeicherten Personen hätten ausschließlich positive Informationen in ihrem Datenblatt. Informationen über nicht vertragsgemäßes Verhalten können zum Beispiel ein durch die Bank gekündigter Kredit, Zahlungsausfälle oder Informationen aus öffentlichen Schuldnerverzeichnissen sein. Finanztest-Kritik. Verbraucher haben zwar ein Recht darauf zu erfahren, welche Daten die Schufa über sie speichert. Wie sie die Kreditwürdigkeit berechnet, bleibt aber geheim. So hat der Bundesgerichtshof geurteilt (Az. VI ZR 156/13). Es reiche, wenn die Schufa Auskunft erteile, welche personenbezogenen und kreditrelevanten Daten in die Berechnung der Wahrscheinlichkeitswerte eingeflossen seien. Die Formel für die Berechnung eines Scorewertes sei Geschäftsgeheimnis, sagt die Schufa. Coca-Cola verrate auch nicht die Rezeptur. Verbraucherschützer kritisieren, dass Kunden damit weiterhin keine Möglichkeit haben zu prüfen, ob dem Urteil der Schufa eine Fehlannahme zugrunde liegt. Seit Jahren bemühen wir uns, eine Übersicht aller möglichen Merkmale zu bekommen, die die Schufa speichert. Auch diesmal antwortete die Schufa ausweichend: Es sei nicht sinnvoll, eine Übersicht der allgemeinen Merkmale oder auch Wortlaute aus Schufa-Auskünften von Verbrauchern zu veröffentlichen, da es sich um veränderliche Informationen handele. Schlechter Schufa-Score? So gehen Sie vorNachfragen. Wird Ihnen ein Vertrag mit Verweis auf Ihre schlechte Schufa-Bewertung verwehrt, forschen Sie nach. Fragen Sie das Unternehmen, das der Schufa Unvorteilhaftes über Sie mitgeteilt hat. Antwortet es nicht, wenden Sie sich an die Schufa. Gratis-Auskunft. Unter meineschufa.de können Sie kostenlos Auskunft über die Daten anfordern, die die Schufa von Ihnen speichert.* Klicken Sie auf der Internetseite ganz unten auf „Datenkopie (nach Art. 15 DS-GVO)“. Sonst landen Sie auf kostenpflichtigen Schufa-Angeboten. Deren Zusatznutzen ist, dass Sie über kreditrelevante Anfragen oder Änderungen Ihrer Bonität sofort per E-Mail oder Kurznachricht auf dem Handy informiert werden. Alle Details zum Schufa-Check lesen Sie weiter unten. Die Schufa will nun auch die Girokonten der Verbraucher durchleuchten. Darf sie das?Ende 2020 testete die Schufa das Projekt Check-now. Es war als eine zweite Risikoprüfung gedacht. Verbraucher, die wegen eines negativen Schufa-Eintrags zum Beispiel keinen Mobilfunkvertrag bekommen haben, könnten einen Blick auf ihre Kontoumsätze erlauben und damit zeigen, dass ihre finanzielle Situation besser ist, als der Scorewert es ausdrückt. Auf Basis dieser Daten sollte eine aktuelle Risikoprüfung erfolgen. Bei positivem Ausgang stünde einem Handyvertrag dann nichts mehr im Weg. Betrachtet werden sollte, ob der Kontostand positiv oder negativ ist, ob regelmäßig Gehalt eingeht und ob es geplatzte Lastschriften gibt. Die Schufa versicherte, sensible Daten wie Arztrechnungen, Vereins- oder Gewerkschaftsbeiträge würden automatisch herausgefiltert und nicht verarbeitet. Sofern Verbraucher explizit zustimmen, sollten die die Kontodaten dann für zwölf Monate gespeichert sein. Auf Finanztest-Nachfrage sagte Schufa-Sprecher Ingo Koch: „Das Projekt befindet sich noch in der Testphase und wird nicht zur Bonitätsprüfung eingesetzt.“ Wann und in welcher Form das Verfahren eingeführt werde, entscheide man nach Auswertung und Analyse des Tests. Finanztest-Kritik. Check-now ist durch das europäische Zahlungsrecht gedeckt. Es ist rechtens, dass spezielle Dienste – hier die Schufa-Tochter FinApi – auf Informationen zugreifen können, die sonst nur die Banken haben. Es sind aber Voraussetzungen zu erfüllen: Bankkunden müssen dem Datenzugriff explizit zustimmen, die Kontoinformationsdienste einen zertifizierten technischen Zugang nutzen, und bei der Aufsichtsbehörde, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, registriert sein. Unklar ist, ob die Zustimmung zum Kontoeinblick zu weit gefasst ist und ob die Daten längere Zeit gespeichert werden dürfen (Details im Interview). Sind stets Schufa-Daten schuld, wenn Kreditkarte oder Dispo gesperrt wurde?Banken müssen die Kündigung eines Dispokredits oder einer Kreditkarte nicht begründen. Die Informationen von der Schufa sind aber zumindest ein Bestandteil der Entscheidung einer Bank. Es ist empfehlenswert, hartnäckig nach dem Grund zu fragen oder gleich eine Eigenauskunft bei der Schufa einzuholen. Darauf hat jeder Mensch laut Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) Anspruch. Die Schufa muss kostenlos Auskunft geben (siehe Unser Rat oben).* Wenn darin falsche Daten enthalten sind, muss die Schufa sie umgehend korrigieren. Bis alles geklärt ist, darf sie darüber auch keine Auskunft geben. Finanztest-Kritik. Vor einem halben Jahr haben wir berichtet, dass einer Finanztest-Kollegin aufgrund einer falschen Meldung eines Energieversorgers an die Schufa von einem Tag zum anderen der Dispositionskredit und die Kreditkarte gekündigt wurden (siehe PDF Ping-Pong mit Frau Kraft). Den Fehler behob das Unternehmen zwar nach acht Tagen – da waren die Kündigungen aber schon ausgesprochen. Klären konnte unsere Kollegin die Angelegenheit erst nach vielen Wochen und auch erst, als sie sich als Journalistin zu erkennen gab. Schufa-Sprecher Ingo Koch erklärte damals auf Finanztest-Anfrage: „Hinweisen von Verbrauchern gehen wir umgehend nach.“ Ebenso habe jedes Unternehmen, das von der Schufa Informationen beziehe, die Pflicht, „Meldungen im Rahmen der eigenen Qualitätssicherung zu prüfen“. Das ist im beschriebenen Fall gehörig danebengegangen. Darf eine Firma mit einem Schufa-Eintrag drohen?Unternehmen dürfen die Angst vor einem negativen Schufa-Eintrag nicht nutzen, um Schuldner zu nötigen, eine offene Rechnung zu zahlen. Die Drohung ist unzulässig, wenn der Forderung widersprochen wurde, so urteilte der Bundesgerichtshof (Az. I ZR 157/13). Zahlungsrückstände zur Berechnung von Scorewerten zu nutzen, ist nur erlaubt, wenn säumige Zahler zweimal schriftlich gemahnt worden sind und vier Wochen zwischen erster Mahnung und Weitergabe der Daten verstrichen sind. Säumige müssen zudem über die geplante Meldung unterrichtet worden sein und dürfen keine Einwände gegen die Forderung haben. Wer eine Zahlungsaufforderung mit einer Schufa-Drohung bekommt, ohne dass eine Zahlungspflicht besteht, widerspricht der Forderung knapp schriftlich und legt möglichst Dokumente bei, die das untermauern. Finanztest-Kritik. Selbst die an sich klaren Regeln schützen nicht vor falschen Einträgen, wie das Beispiel aus der Frage vorher zeigt. Wie lange speichert die Schufa meine Daten?Die DSGVO regelt nichts Genaues. Auskunfteien dürfen Daten speichern, solange es „...erforderlich...“ ist. Alle Auskunfteien in Deutschland haben sich auf einheitliche Löschfristen geeinigt. Danach gilt: Girokonten, Kreditkarten, Rahmenkredite, Mobilfunk- und Stromverträge bleiben im Datenbestand, solange die Geschäftsbeziehung besteht. Anfragen, wie etwa zu Kreditkonditionen oder Kreditkarten, bleiben zwölf Monate gespeichert. Daten über Insolvenzverfahren sowie Kredite bleiben ab dem Tag, an dem sie beendet oder zurückgezahlt sind, noch weitere drei Jahre im Datenbestand. Damit allerdings könnte es bald vorbei sein. Das Oberlandesgericht in Schleswig-Holstein hat entschieden: Daten zu einer Insolvenz müssen sechs Monate nach Ende des Verfahrens gelöscht werden. So regelt es Verordnung zu öffentlichen Bekanntmachungen in Insolvenzverfahren und länger dürfen
nach Ansicht der Richter in Schleswig auch Auskunfteien die Daten nicht speichern. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig. Die Schufa hat Revision eingelegt und muss jetzt der Bundesgerichtshof entscheiden. *Korrigiert am 20.12.2022 Wo kann man Schufa abfragen?Einmal im Jahr können Sie eine kostenfreie SCHUFA-Selbstauskunft beantragen. Diese Datenkopie nach Art. 15 DSGVO erhalten Sie unter www.meineschufa.de. Diese kostenlose SCHUFA-Selbstauskunft ist allerdings nur für Ihre Unterlagen bestimmt und eignet sich nicht zur Weitergabe an Dritte, wie z.B. Vermieter.
Wie lange bleibt ein SchufaWenn die beglichene Forderung unter 1.000 Euro liegt, dann kann nach Aufforderung ebenfalls eine sofortige Löschung erfolgen. Veraltete Daten gehören ebenfalls zu den Daten, die sofort gelöscht werden können. Löschung nach 12 Monaten Getätigte Kreditanfragen werden taggenau nach 12 Monaten gelöscht.
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