Wo wurde die Serie Rebecka Martinsson gedreht?

Die Mücken summen unaufhörlich, die Temperatur sinkt, das Bild zittert. Je länger man Rebecka Martinsson (Ida Engvoll) bei ihren Ermittlungen zuschaut, desto ungemütlicher wird es. Die junge Anwältin hat es in den nördlichsten Teil Schwedens verschlagen, just als ihr im dagegen fast behaglichen Stockholm die Partnerschaft in der Kanzlei angeboten wurde. In ihrem Heimatort Kuuravaara muss sie nun den letzten Menschen zu Grabe tragen, der ihr in der Kindheit etwas bedeutet hat.

Die Pfarrerin Mildred, für Rebecka eine Art Ersatzmutter nach dem Tod ihrer Eltern, wurde tot in der Kirche aufgefunden. Alles sieht nach einem Unfall aus, doch als die junge Frau Drohbriefe findet, kommen ihr Zweifel. Sie kann die hochschwangere Kommissarin Mella (Eva Melander) davon überzeugen, den Fall noch einmal aufzurollen, und es stellt sich schnell heraus, dass die Pfarrerin im Dorf zahlreiche Feinde hatte, einige davon im traditionsbewussten Jagdverein.

Dass Rebecka mit Etikette nicht viel anfangen kann, wird schnell klar. Als ihre Chefs sie zur Partnerin machen wollen, statt sie nach fragwürdigen Aktionen zu feuern, fordert sie einen saftigen Bonus und geht ans Handy, während ihr Gegenüber den Korken knallen lässt. Wenn ihr Freund und Kollege Måns (Niklas Engdahl) am Telefon sentimental wird, bleibt sie kurz angebunden und tippt erst dann warme Worte, die sie nie abschickt.

In diesen Situationen erinnert sie an ihre autistische Nordic-Noir-Kollegin Saga Norén aus der Serie „Die Brücke“. Auch Rebecka ist eine Einzelgängerin, die Vorschriften umgeht, doch sie kann andere Menschen durchaus an sich heranlassen, allen voran Nalle (Jonas Wiman), einen jungen Mann mit Down-Syndrom, der ihr kaum von der Seite weichen will. Einen Begriff wie „Feministin“ führt in Kuuravaara niemand an, doch wie in dem Fall in „Die Brücke“ setzte sich das Opfer Mildred vehement für Frauen ein, und auch eine lesbische Beziehung wird angedeutet. Demgegenüber stehen die alten Herren des Jagdvereins, von denen manche hin und wieder ihre Frauen verprügeln und denen die Pfarrerin zugunsten von Flüchtlingen und Opfern häuslicher Gewalt den Pachtvertrag kündigen wollte. Klare Fronten, plakativ gar, doch zum Glück verschwimmen die Grenzen bald wieder.

Die Krimireihe um Rebecka Martinsson fußt auf Romanen der Schriftstellerin Åsa Larsson, die für das erste Buch, „Sonnensturm“, mit dem schwedischen Krimipreis ausgezeichnet wurde und mit ihrer Protagonistin einiges gemeinsam hat. Larsson studierte Jura und wuchs in Kiruna auf, einer kleinen Gemeinde in Schwedisch-Lappland, zu der auch Kuuravaara gehört. „Sonnensturm“ wurde 2007 verfilmt, die verbleibenden vier Romane lieferten die Grundlage für vier Fernsehfilme, die in Schweden 2017 als Miniserie ausgestrahlt wurden.

Im ersten Teil, „Weiße Nacht“, gelingt es den Drehbuchautoren Henrik Engström und Mattias Grosin, die „Sonnensturm“-Vorgeschichte anzudeuten, die Figuren mit komplexer Hintergrundgeschichte sowie den Handlungsrahmen zu etablieren und dazu einen eigenständigen Kriminalfall zu erzählen, der am Ende weitgehend abgeschlossen ist, aber den Ton für die folgenden Teile setzt. Denn in Kuuravaara wird weiter gemordet, und in die Konflikte, die den Taten zugrunde liegen, ist auch die Hauptfigur Rebecka Martinsson verwickelt, die der Kameramann Petrus Sjövik in stillen Eislandschaften mit unruhiger Handkamera in Szene setzt.

Rebecka ist zwischen ihrer Heimat und Stockholm hin- und hergerissen, sie hadert mit den Rollen, die man ihr zuschreibt, muss Traumata aus der Kindheit verarbeiten und sucht die Lösung am Boden der Flasche mit dem berühmten Lokalschnaps. Es liegt ein Schleier über Heldin und Bild, kühl blau. Doch es gibt Hoffnung. Als Rebecka besonders friert, reicht man ihr eine Jacke, am Ende schaltet ein Mensch nach einem schwarzen Tag das Licht für sie an.

Rebecka Martinsson – Weiße Nacht läuft am Neujahrsabend um 21.45 Uhr im Ersten.

Europäischer Krimi-Nachschub für Das Erste

„Van der Valk“ und „Bäckström“ werden adaptiert, „Rebecka Martinsson“ fortgesetzt

Glenn Riedmeier – 04.06.2019, 12:18 Uhr

Wo wurde die Serie Rebecka Martinsson gedreht?

Kjell Bergqvist spielt Evert Bäckström

Bild: ARD Degeto/Yellow Bird/Jonath Mathew

Auf der Suche nach Nachschub im Serienbereich ist die ARD Degeto nun als Koproduzent bei zwei kommenden europäischen Serien eingestiegen. Wenig überraschend handelt es sich um Krimiware: Einerseits „Van der Valk“, eine Neuauflage der Krimiserie um den Amsterdamer Kommissar, andererseits der schwedische Krimi-Dreiteiler „Bäckström“. Darüber hinaus bestätigte Das Erste eine Fortsetzung der erfolgreichen Scandi-Noir-Reihe „Rebecka Martinsson“. die Zu sehen sein sollen die Serien 2020 sonntags und an Feiertagen auf dem 21.45-Uhr-Sendeplatz.

Van der Valk
Zwischen 1972 und 1992 liefen auf dem britischen Sender ITV fünf Staffeln von „Van der Valk“, basierend auf Romanen von Nicolas Freeling, Damals war Barry Foster als niederländischer Kommissar zu sehen, für die angekündigte Neuauflage schlüpft nun Marc Warren („Hustle – Unehrlich währt am längsten“, „Mad Dogs“) in die Titelrolle. Detective Piet Van der Valk ist scharfsinnig und ermittelt gern mit unorthodoxen Methoden in den Straßen Amsterdams. Hinter pittoresken Fassaden und an den Ufern romantischer Kanäle führt das Böse sein Schattendasein. Der mit der Unterwelt vertraute Kommissar begegnet den Schurken auf Augenhöhe.

Insgesamt drei Folgen in Spielfilmlänge werden von der ARD Degeto zusammen mit Company Pictures und All3Media produziert. Die Drehbücher stammen von Chris Murray („Inspector Barnaby“). Gedreht wird noch bis Ende August in Amsterdam.

Bäckström
Im Mittelpunkt von „Bäckström“ steht Chefinspektor Evert Bäckström (Kjell Bergqvist). Der leicht misanthropisch veranlagte Ermittler ist stolz auf seine hohe Erfolgsquote – was er die junge Kommissarin Annika Carlsson und die neue Staatsanwältin Hanna Hwass auch spüren lässt. Als Edvin, ein zehnjähriger Junge aus seiner Nachbarschaft, auf der unbewohnten Insel Ofärdsön einen menschlichen Schädel mit Einschusslöchern entdeckt, ist Bäckströms Gespür für Verbrechen und Ungereimtheiten gefordert. Laut DNA-Analyse stammt der Schädel von Jaidee Kunchai, die bereits 2004 bei dem Tsunami in Thailand zu Tode gekommen sein soll. Ohne es zu ahnen, gerät Bäckström bei seinen Ermittlungen ins Visier der russischen Mafia…

„Bäckström“ wird von Yellow Bird Entertainment in Koproduktion mit ARD Degeto und Film i Väst produziert. Gedreht wird noch bis Anfang Juli in Göteburg, in der westschwedischen Provinz Västra Götalands län und in Thailand. Der Dreiteiler basiert auf einer Romanvorlage des Erfolgsautors und Kriminalistik-Professors Leif G.W. Persson. 2015 wurden die Romane bereits durch „Bones – Die Knochenjägerin“-Schöpfer Hart Hanson als kurzlebige US-Serie für FOX verfilmt. Nach nur einer Staffel wurde die Adaption mit „The Office“-Veteran Rainn Wilson wegen Erfolglosigkeit eingestellt (fernsehserien.de berichtete). kabel eins zeigte „Backstrom“ in Deutschland.

Rebecka Martinsson
Im Frühjahr 2018 war die erste Staffel von „Rebecka Martinsson“ im Ersten zu sehen. In der zweiten Staffel wird die Titelfigur nicht mehr von Ida Engvoll, sondern von Sascha Zacharias verkörpert. In den neuen Folgen wird das Leben und die berufliche Entwicklung der Karrierejuristin weitererzählt: Statt in die noble Kanzlei nach Stockholm zurückzukehren, bleibt Rebecka Martinsson als Bezirksstaatsanwältin in Schwedisch Lappland. Mit ihren Kollegen Anna Maria Mella und Sven-Erik Ståhlnacke ermittelt sie in ihrer alten Heimat in einer Reihe von rätselhaften Kriminalfällen. Die Zusammenarbeit mit ihrem Ex-Geliebten Krister Eriksson gestaltet sich schwierig. Sie trauert dem stillen Hundeführer schmerzlich nach. Damit ein Neuanfang gelingt, muss sie erst mit ihrem eigenen Leben ins Reine kommen. Nur langsam ist sie bereit, sich den vernarbten Wunden ihrer Jugend als Waisenkind zu widmen.

Gedreht wird die zweite Staffel der Scandi-Noir-Reihe bis Ende Juni in Kiruna und Kurravavaara in der Provinz Norrbottens län/​Schwedisch Lappland. Yellow Bird Entertainment steht in Koproduktion mit TV4 und Filmpool Nord sowie in Zusammenarbeit mit ARD Degeto und C More/​TV 4, Danmarks Radio, MTV OY und NRK hinter dem Format.

  • (geb. 1966) am 05.06.2019 21:08

    Obwohl ich die Rebecka Martinsson-Reihe auch nicht besonders gelungen
    fand, war für mich Ida Engvoll der Hingucker und Hauptgrund die Filme
    anzusehen. Sie hat die Figur Rebecka Martinsson einigermaßen glaubwürdig
    dargestellt. Eine Barbiepuppe wie Sascha Zacharias kann meiner Meinung
    nach nicht geeignet sein, die zerrissenen und verletzte Seele von
    Rebecka Martinsson darzustellen.
    • Omalley (geb. 1966) am 05.06.2019 21:00

      @Nick799: Tatsächlich sind die vielen Kooperationen eine Folge des Sparzwangs im öffentlich-rechtlichen TV. Wenn die Sender bei der Produktion eines 24-stündigen Fernsehprogramms andere europäische Sender und Produktionsfirmen mit ins Boot holen können, reduziert das die eigenen Ausgaben. Außerdem spart die ARD seine Qualität schon zu Tode. Während alle Produktionskosten in den letzten 10 Jahren um weit mehr als 20 Prozent gestiegen sind, ist der ARD-Anteil am Rundfunkbeitrag in den letzten 10 Jahren immer ungefähr gleich geblieben. Deshalb bekommen die meisten Schauspieler, Autoren, Kameraleute, usw. seit Jahren keine höheren Gagen. Im Gegenteil. Die Drehtage von TV-Produktionen wurden teilweise deutlich reduziert, was zu geringeren Einkünften der Mitwirkenden geführt hat. Die Top-Stars mal ausgenommen. Und auch das Radio ist stark betroffen. Gute ältere Redakteure wurden in Ruhestand geschickt. Es gibt fast nur noch standardisiertes Formatradio. Hautnahe Livekonzerte von echten Stars in kleinen Locations zu bezahlbaren Preisen (Villa Berg, Funkhaus Baden-Baden, etc.), wie sie der SDR/SWF bzw. der heutige SWR in Stuttgart und Baden-Baden über 2 Jahrzehnte immer wieder finanziert und organisiert hat, gibt es kaum noch. Die ÖR-Funkanstalten zu noch mehr sparen aufzurufen, ist der falsch Weg. Er geht zu Lasten der Qualität und der persönlichen Einkünfte der meisten beteiligten Menschen. Tatsächlich müsste der Rundfunkbeitrag zumindest im Rahmen der Inflation jährlich steigen. Und da die Menschen auch bereit sind für Netflix & Co. jeden Monat Geld auszugeben, scheiint mir das nicht zuviel verlangt.
      • User 1286713 am 05.06.2019 00:33

        Beim Namen Bäckström musste ich zunächst unweigerlich an Erik Bäckström (Jäger-Filme/Miniserie, verkörpert von Rolf Lassgård) denken. Nehme nun einmal an, dass Evert Bäckström kein Verwandter der gleichnamigen genannten Figur ist. Kjell Bergqvist ist mir bekannt als Tom Stilton aus der Serie Springflut. Nehme an wird ein Dreiteiler à 90 min, bei welchem man zwei 45min lange Folgen aneinanderreiht. Lasse mich diesbezüglich einmal überraschen, wird aber erst 2020 im TV zu sehen sein.
        Rebecka Martinsson hätte ich nach der 1. Staffel abgesetzt, da wenig überzeugend: Plumpe Bettszenen, unglaubwürdige Hauptfigur (Bsp. 1 einmal klaut die Dame als Staatsanwältin einfach ohne Not einen Laptop! Bsp. 2: Die Titelfigur wird Zeugin eines Mordes mit anschliessendem Selbstmord, hat eigentlich keine Freunde/Bekannten mehr will aber nicht weg vom Ort des Geschehens??? Hallo!??). Überrascht mich daher nicht, dass es bei der Besetzung eine Änderung gab.
        • Nick799 (geb. 1979) am 04.06.2019 20:52

          Stellt sich die Frage; muss die ARD als Co-Produzent dabei sein? Wieder einmal ÖR-Gebühren die man einsparen könnte...ARD bitte lern das sparen...zuviele Radio-und Fernsehsender und zu viel kostspielige Co-Produktionen(s.Babylon Berlin).
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          In welcher Stadt spielt Rebecka Martinsson?

          Handlung. Protagonistin der Serie ist die junge, schöne, hochintelligente und über einen besonderen Spürsinn verfügende Karriereanwältin Rebecka Martinsson (Ida Engvoll/Sascha Zacharias), die zeitweise eine Tätigkeit als Staatsanwältin im nordschwedischen Kiruna annimmt.

          Wo spielt Rebecka Martinsson lange Schatten?

          Rebecka MartinssonLange Schatten Beim Abriss eines Hotels in Kiruna entdecken die Bauarbeiter das Skelett einer jungen Frau. Staatsanwältin Rebecka Martinsson leitet die Ermittlungen.

          Wann kommt die 2 Staffel von Rebecka Martinsson?

          Rebecka nimmt die Ermittlungen auf und muss erfahren, dass die Samen wenig Vertrauen in die schwedischen Justizbehörden haben. Deutsche Erstausstrahlung ursprünglich für den 14.02.2021 angekündigt.

          Wie viele Staffeln gibt es von Rebecka Martinsson?

          Alle Staffeln der Serie Rebecka Martinsson Die schwedische Fernsehserie kommt auf insgesamt zwei Staffeln. Die letzte Episode, die in Schweden am Donnerstag, den 28. Mai 2020 ausgestrahlt wurde, heißt The warning triangle - Part 2 (2x08).