Wo kommt die milch aus der brust

Beim Stil­len sieht man nicht, wie­viel das Baby trinkt. Wird es satt oder hat es nach der Still­mahl­zeit noch Hun­ger? Fliesst ge­nug Milch? Oder wird gar zu­viel Milch pro­du­ziert, die dann zu ei­nem Milch­stau führt?

Der Milch­spen­de­re­flex und da­mit auch der Milch­fluss kann durch ver­schie­de­ne Ur­sa­chen ge­hemmt oder so­gar blo­ckiert wer­den, z. B. durch Schmer­zen (Damm­naht, Kai­ser­schnitt­wun­de, wun­de Brust­war­zen), Tren­nung vom Kind, Angst, Hek­tik und Är­ger. In Stress­si­tua­tio­nen wird ver­mehrt Ad­re­na­lin aus­ge­schüt­tet, und dies hemmt die Pro­duk­ti­on des Still­hor­mons Oxy­to­cin, das den Milch­spen­de­re­flex aus­löst. Dann kann es sein, dass Sie zwar ge­nug Milch bil­den, sie aber nicht aus der Brust flies­sen kann.

Ach­ten Sie des­halb schon im Spi­tal dar­auf, dass Sie beim Stil­len Ihre Ruhe ha­ben und las­sen Sie sich vor al­lem nicht un­ter Er­folgs­druck set­zen. Auch Be­su­cher, so­gar die ei­ge­ne Fa­mi­lie und äl­te­re Kin­der, soll­ten Sie wäh­rend der Still­zei­ten nicht stö­ren kön­nen. Das Baby wird un­ru­hig, un­zu­frie­den oder wei­ner­lich und will nicht mehr trin­ken, wenn die Milch nicht rich­tig fliesst. Ver­su­chen Sie sich zu ent­span­nen, spre­chen Sie mit Ih­rem Kind, strei­cheln Sie es, rie­chen Sie an sei­nem Köpf­chen und le­gen Sie es dann noch ein­mal an. Sit­zen Sie viel­leicht zu ver­krampft? Än­dern Sie Ihre Hal­tung oder die Still­po­si­ti­on und be­ob­ach­ten Sie ge­nau, ob das Kind rich­tig an­ge­legt ist. Es muss mü­he­los mit dem Mund die Brust­war­ze und ei­nen Teil des War­zen­hofs um­schlies­sen kön­nen. Auf kei­nen Fall soll­ten Sie dann gleich auf­ge­ben und zu­schöp­peln. Je we­ni­ger Ihr Baby trinkt, umso we­ni­ger wird da­nach pro­du­ziert.  

Üb­ri­gens: Rau­chen­de Müt­ter ha­ben eine um bis zu 50% re­du­zier­te Milch­pro­duk­ti­on. Und auch wenn das Stil­len Ih­nen, bei­spiels­wei­se im Bei­sein des Part­ners oder an­de­rer Per­so­nen, un­an­ge­nehm ist, kann es pas­sie­ren, dass sich der Milch­fluss ab­schwächt.

Wird Ihr Kind kurz­fris­tig mal nicht satt, macht es viel­leicht ei­nen Wachs­tums­schub durch. Das ist ty­pisch zwi­schen dem 8. und 10. Le­bens­tag, mit 5 - 6 Wo­chen und zwi­schen dem 3. und 4. Mo­nat. Es ver­langt öf­ter nach Mahl­zei­ten, und da­durch wird au­to­ma­tisch die Milch­pro­duk­ti­on stär­ker an­ge­regt. Sie brau­chen also nicht gleich zu der Schop­pen­fla­sche zu grei­fen, denn dann wür­de die Milch­pro­duk­ti­on ab­neh­men.

Um die Milch­pro­duk­ti­on zu stei­gern, gibt es also nur ein Re­zept: Häu­fi­ger an­le­gen und viel trin­ken, z.B. spe­zi­el­len Milch­bil­dungs­tee oder Still­tee mit Anis, Dill, Fen­chel, Küm­mel, Me­lis­se, Ba­si­li­kum und Bren­nes­sel, Ei­sen­kraut, Geiss­rau­ten­kraut und wil­dem Ma­jo­ran. Zu emp­feh­len sind auch Ri­vel­la und Mi­ne­ral­was­ser. Wer­den Sie nicht un­ge­dul­dig. Nach 24 Stun­den häu­fi­ge­rem An­le­gen hat sich die Milch­pro­duk­ti­on der ge­stei­ger­ten Nach­fra­ge meist wie­der an­ge­passt.

Ganz wich­tig beim er­folg­rei­chen Stil­len ist: Küm­mern Sie sich auch um sich selbst, es­sen Sie aus­rei­chend, trin­ken Sie so­viel Sie kön­nen und gön­nen Sie sich Ru­he­pau­sen. Wenn Sie sich wohl füh­len und aus­ge­ruht sind, hat dies auch eine po­si­ti­ve Wir­kung auf den Milch­fluss.

Ein Baby, das ge­nü­gend Milch be­kommt, ist nach je­der Still­zeit zu­frie­den und aus­ge­gli­chen. Der Stuhl ist weich und gelb­lich. Es kann auch sein, dass ta­ge­lang kein Stuhl­gang kommt. Pro Tag soll­te Ihr Kind ca. 6 mal ein­näs­sen, ohne dass zu­sätz­li­che Flüs­sig­keit ver­ab­reicht wird. Ihr Kind soll­te aus­ser­dem ei­nen glück­li­chen und zu­frie­de­nen Ein­druck ma­chen. Erst wenn dies al­les nicht mehr der Fall ist, soll­te über Zu­schöp­peln nach­ge­dacht wer­den.

Ein zu star­ker Milch­fluss kann dazu füh­ren, dass die Brust zu prall ist, Ihr Kind die Brust nicht rich­tig fas­sen kann, sie nicht leer trinkt und viel­leicht so­gar ein Milch­stau ent­steht. Wenn die Milch zu reich­lich fliesst, kann sich Ihr Baby ver­schlu­cken. Es spuckt und will even­tu­ell nicht noch ein­mal an­ge­legt wer­den und fängt dann un­ge­dul­dig an zu schrei­en. Sie kön­nen ein Hand­tuch be­nut­zen, um die Milch auf­zu­fan­gen. Be­ru­hi­gen Sie das Kind und ver­su­chen Sie es dann noch ein­mal. Wenn dies bei je­dem Stil­len pas­siert, pres­sen Sie im­mer den ers­ten Schwall her­aus, be­vor Sie das Baby stil­len. Der Milch­fluss kann auch ver­lang­samt wer­den, in­dem man un­ter- und ober­halb des War­zen­ho­fes die Brust et­was zu­sam­men­drückt.

An ei­ner pral­len Brust trinkt das Kind grund­sätz­lich am bes­ten im Rü­cken­griff (Fuss­ball­griff) oder – mit Un­ter­stüt­zung oder wenn das Kind schon et­was äl­ter ist - auf­recht auf dem Ober­schen­kel sit­zend. Die­se Hop­pe-Rei­ter-Hal­tung ist auch güns­tig bei Kin­dern mit ver­stopf­ter Nase. 

Ma­chen Sie sich kei­ne Sor­gen, wenn Ihr Baby die sehr vol­le Brust nicht im­mer leer trinkt, denn auch die Milch­pro­duk­ti­on schwankt. Säug­lin­ge neh­men im­mer nur so viel Nah­rung auf, wie sie kön­nen und brau­chen, auch wenn we­sent­lich mehr an­ge­bo­ten wird. So­bald die Brust nicht mehr völ­lig ge­leert wird, geht die Milch­pro­duk­ti­on wie­der au­to­ma­tisch et­was zu­rück. Nimmt Ihr Baby nor­mal zu – d.h. pro Wo­che 100 und 200g – ist al­les in Ord­nung. Die­ser Wert schwankt, bei man­chen wird es et­was mehr, bei an­de­ren et­was we­ni­ger sein. Auf kei­nen Fall muss Ihr Baby vor und nach je­der Mahl­zeit ge­wo­gen wer­den! Im Ge­gen­teil: Ein­mal pro Wo­che reicht bei wei­tem und setzt Sie nicht so un­ter Stress. Wenn Sie stil­len, ist es kaum mög­lich, dem Baby zu viel zu ge­ben, da sich Ihre Milch­pro­duk­ti­on ent­spre­chend der Men­ge, die das Baby trinkt, selbst re­gu­liert.

Man­che Frau­en ha­ben gute Er­fah­run­gen mit dem Ab­pum­pen und Ein­frie­ren von Mut­ter­milch in Zei­ten von „Über­pro­duk­ti­on“ ge­macht. An­de­re fin­den eher, dass da­durch die Milch­pro­duk­ti­on noch mehr ge­stei­gert wird. Vor­sich­ti­ges Aus­strei­chen mit der Hand sti­mu­liert we­ni­ger und hilft trotz­dem, ei­nen Milch­stau und die Ge­fahr ei­ner an­schlies­sen­den Brust­ent­zün­dung zu ver­min­dern. Wenn Sie viel zu viel Milch ha­ben, kön­nen Sie vor­sich­tig et­was Pfef­fer­minz- oder Sal­bei­tee trin­ken oder ei­nen Auf­guss von Mönchs­pfef­fer­früch­ten und Ker­mes­bee­ren­wur­zeln, das ver­rin­gert die Pro­duk­ti­on et­was.

Es kann auch vor­kom­men, dass wäh­rend des Stil­lens Milch aus ei­ner Brust­war­ze tritt, wäh­rend das Baby an der an­de­ren saugt. Le­gen Sie eine Stil­lein­la­ge ein oder le­gen Sie Ihre Hand flach auf den War­zen­hof, um den Milch­fluss ein­zu­däm­men. Wenn die Milch sehr stark fliesst, kön­nen Sie auch eine Auf­fang­scha­le (in Fach­ge­schäf­ten er­hält­lich) in den Still-BH le­gen.

Bei man­chen Frau­en läuft auch zwi­schen den Still­mahl­zei­ten die Brust aus - wenn sie z.B. nur an ihr Baby den­ken. Das kann sehr läs­tig wer­den, wenn die Klei­dung stän­dig durch­nässt ist und die Milch­rän­der sich nur schwer aus­wa­schen las­sen. Stil­lein­la­gen sau­gen für’s ers­te auf. Dann hilft ein fes­ter Druck mit der fla­chen Hand auf die Brust, so­bald Sie den Milch­spen­de­re­flex (ein ty­pi­sches Krib­beln in der Brust) spü­ren. Auch Auf­fang­scha­len kön­nen nütz­lich sein.

Das kor­rek­te An­le­gen - Ihr Baby weiss, wie es geht!

Ein In­for­ma­ti­ons- und Schu­lungs-Film von ARDO in Ko­ope­ra­ti­on mit dem Deut­schen Heb­am­men­ver­ban

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Wie lan­ge geht es nach dem Stil­len, bis sich wie­der ge­nü­gend Mut­ter­milch in der Brust bil­det?

Ich stil­le mo­men­tan fast jede Stun­de. Ist das zu oft?

Mein Baby schläft beim Stil­len im­mer ein. Was kann ich da tun?

Stimmt es, dass Frau­en mit klei­nen Brüs­ten nicht ge­nü­gend Milch pro­du­zie­ren kön­nen?

Wie kommt Milch aus den Brustwarzen?

Das Stimulieren der Brustwarzen lässt den Prolaktinspiegel im Blut steigen, was bei manchen Frauen zur Sekretion einer milchigen Flüssigkeit führt.

Wo wird die Milch in der Brust produziert?

Wie entsteht Muttermilch? Die Produktion und die Abgabe (Sekretion) von Muttermilch nennt man Laktation. Diese Aufgabe übernehmen die Brustdrüsen. Die Hormone Östrogen, Progesteron, humanes Plazentalaktogen (HPL) und Prolaktin bereiten die Brust schon während der Schwangerschaft auf das Stillen vor.

Kann die Brust leer getrunken werden?

Eine Brust kann nie leer getrunken werden, sie funktioniert nicht wie eine Flasche. Es wird ständig Milch nachgebildet. Die Brüste sollten nach der Stillmahlzeit weicher sein. Ein ausreichend langes Stillen an der einen Seite und bei Bedarf an der anderen Seite, sowie ein Wechsel zwischen den Seiten sind ausreichend.

Wie viele Milchgänge hat die Brust?

Die Anzahl der Milchgänge beträgt 4 - 18 anstatt 15 - 20. Die Milchgänge verzweigen sich nahe an der Mamille. Die bisher beschriebenen Milchseen existieren nicht. Die Milchgänge können sich nahe der Hautoberfläche befinden, wodurch sie leicht komprimierbar sind.