Wo findet seit 1953 jährlich das weltweit größte tulpenfestival stadt

Anders als in Deutschland ist in den Niederlanden ist der Besitz von Haschisch und Marihuana in kleinen Mengen zum persönlichen Gebrauch erlaubt. Der Verkauf an Personen über 18 in einer Menge von maximal 5 g pro Kopf erfolgt in Coffeeshops. Auch der Anbau von Cannabis ist legalisiert worden, die Samen kann man überall erwerben. Damit sollen Straßenverkauf und Schwarzmarkt eingedämmt und eine staatliche Kontrolle ermöglicht werden. Unumstritten ist die Legalisierung nicht, aber die Gegner der Drogenpolitik sind in der Minderzahl.

Fährt man mit dem Auto durch die Niederlande, fällt auf, dass bei vielen Häusern die Gardinen an den oft sehr großen Fenstern fehlen und man den vollen Ein- oder Durchblick in die Wohnungen hat. Hier wird signalisiert, dass man nichts zu verbergen hat. Oder sind Fenster einfach billiger als Steinwände? Dass eine Abgabe für das Aufhängen von Gardinen entrichtet werden musste, eine Gardinensteuer, ist nicht wahr.

Eine knappe Autostunde hinter der deutsch-dänischen Grenze ist über die B 5 aus Richtung Husum über Niebüll auf deutscher und die Fernstraße 11 auf dänischer Seite  ein echtes Kleinod in unserem nördlichen Nachbarland zu erreichen: Das Städtchen Ribe.

Alternativ kann man Ribe auch von Niebüll aus mit den Zügen der Nord-Ostsee-Bahn und Arriva erreichen (Halt in Uphusum, Süderlügum und Tønder/DK) erreichen.

 

Ribe – die älteste Stadt Dänemarks

Die gut 8000 Einwohner zählende Stadt, die direkt am Fluss RibeÅ an der südlichen Westküste Jütlands in Dänemark liegt, hat eine sehr wechselvolle Geschichte, die bis in das Jahr 860 zurückgeht. Damals fiel die Wahl auf Ribe, als der Missionar Ansgar von Bremen einen Platz für die erste in Skandinavien zu errichtende Kirche suchte. Ribe wurde Bischofssitz und von hier aus nahm Dänemarks Geschichte mit dem Beginn der Christianisierung des Landes eine wichtige Wendung. Die Stadt wurde  reich und bedeutend, wurde Königsstadt, hatte ein Schloss  und bis in das hohe Mittelalter hinein Dänemarks größten Hafen und war als das bedeutendste Seehandelszentrum des Nordens das Tor nach Westeuropa.

Ribe überstand in den folgenden Jahrhunderten große Brandkatastrophen, die Pest und einige Überschwemmungen durch mehrere Sturmfluten. Mit etwa 5.000 Einwohnern gehörte Ribe gegen Ende des 15. Jahrhunderts  sogar zu den größeren Städten in Nordeuropa. Die wirtschaftliche Situation war im 16. Jahrhundert weiterhin gut, aber die Stadt verlor zunehmend ihre Bedeutung für den dänischen Seehandel. Die Handelswege hatten sich verlagert und Kopenhagen, wohin jetzt auch der  Königshof umzog und andere Städte des Reiches gewannen an Bedeutung  mit der Folge, dass die Einwohnerzahl von Ribe stetig sank. Und der Niedergang der Stadt setzte sich fort, als  schwerer Sandflug zur Versandung des Flusses RibeÅ führte und damit den Handel der Stadt fast zum Erliegen brachte.

Zudem wurden bei einem Großbrand 1580 mehr als 200 Häuser ein Raub der Flammen und bei der Sturmflut des Jahres 1634 stand die Stadt teilweise bis zu 6 Meter unter Wasser.

Als im Ergebnis des Deutsch-Dänischen Krieges 1864 das Königreich die Herzogtümer Schleswig und Holstein verlor und damit keinen leistungsfähigen Nordseehafen mehr besaß, wurde 1869 der Bau eines Hafens in Esbjerg beschlossen,  der zugleich einen Eisenbahnanschluss erhielt. Der Bau dieses neuen befestigten Hafens bewirkte, dass Fischerei und Seefahrt aus den umliegenden Gebieten nach Esbjerg zogen und der Ort einen schnellen Aufschwung erlebte – parallel zum Abschwung von Ribe in die wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit. Damit ist Ribe noch heute eigentlich ein unbedeutendes „Nest“,  aber gleichzeitig eine echte Touristenattraktion, was aus heutiger Sicht auch kein Widerspruch ist:  Durch den wirtschaftlichen Niedergang war Neues hier nicht finanzierbar und das vorhandene Alte musste, wenn auch nur mit Mühe und Not, er- und unterhalten werden. So erkannten im 20. Jahrhundert die Denkmalschützer die Einzigartigkeit der dadurch erhalten gebliebenen Bausubstanz aus dem 17. und 18. Jahrhundert und stellen mit 110 Häusern fast die gesamte Altstadt von Ribe unter Denkmalschutz. Ribe ist eine der wenigen Städte in Dänemark, die einen wirklich gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern mit alten Fachwerkhäusern, gepflasterten Straßen und einem grandiosen Dom als Mittelpunkt vorzuweisen haben. Ein großer Teil der historischen Gebäude der Stadt ist sowohl mit berühmten Personen als auch mit bestimmten Abschnitten der tausendjährigen Geschichte der Stadt verbunden, was u.a. die zahlreichen Gedenktafeln belegen

Das geschlossene historische Stadtbild ist einzigartig in Dänemark und gehört heute zum Weltkulturerbe.

 

„Hyggelig“, aber nicht langweilig

Wenn die Menschen in Dänemark von „hyggelig“ sprechen, dann meinen sie damit sinngemäß die im Deutschen gebräuchlichen Begriffe  wie „gemütlich“, „behaglich“ oder „idyllisch“ – Attribute, die in jedem Fall auf Ribe zutreffend sind. So hat sich am Verlauf der meist kleinen Gassen  seit einem halben Jahrtausend nicht viel verändert und auch das Kopfsteinpflaster scheint noch aus den Hochzeiten der Stadt zu stammen. An den teilweise sehr schön farbig gestalteten alten Fachwerk-Häusern mit ihren oft sehr schiefen Balken blühen  vom Frühjahr bis in den Herbst die Blumen. Ja, Ribe ist beschaulich, aber nicht langweilig. Einmal kommen hier diejenigen auf ihre Kosten, die sich für Architektur interessieren: Ob in und an der schon von weitem erkennbaren  „Domkirke“, die von ihren unterschiedlichen Türmen überragt wird, wobei eine Besteigung des 52 Meter hohe „Bürgerturms“ aus dem Jahr 1333, der 1593 seine Spitze verlor, empfohlen werden kann,  um sich einen Überblick über die Stadt und ihre Umgebung zu verschaffen, ob am “Det Gamle Rådhus” aus dem 15. Jahrhundert mit den markanten Treppengiebeln am „Støckens Plads“, ob am “Dreiecks-Haus” von 1876 an der Einmündung in den „Støckens Plads“ oder auf dem Weg durch die Grønnegade, Fiskergade, Overdammen, Mellemdammen und Nederdammen  zum Ribe Kunstmuseum in der Sct. Nicolai Gade, das 1864 erbaut wurde und bei einem Spaziergang durch das ehemalige Fischerviertel von Ribe mit seinen schmucken Fischerhäuschen, die  nach dem großen Stadtbrand von 1580 errichtet wurden, die Zahl der baulichen  und architektonischen Sehenswürdigkeiten ließe sich noch um einiges erweitern. So befindet sich z.B. in der Quedens Gård das Stadtmuseum, das  etwas über Handel, Handwerk und Leben im einstigen Ribe vermittelt.

Und natürlich erinnert Ribe auch an seine Vorfahren, die Wikinger, in aktuellen und Dauerausstellungen im Museet Ribes Vikinger, im Wikingermuseum, am Odins Plads 1. Hier wird Ribes Geschichte von der Wikingerzeit und dem Mittelalter bis zum Jahr 1700 eindrucksvoll erzählt.

Außerdem muss man zur Vollständigkeit der Sehenswürdigkeiten auf das Wattenmeer-Zentrum im Okholmvej Nr. 5 hinweisen. Auf einer insgesamt 1.000 m² großen Ausstellungfläche kann man hier u.a. eine Reise durch die Landschaft des Wattenmeers mit den Augen der Millionen von Zugvögeln in dieser Gegend unternehmen. Man taucht ein in die Welt der Vögel, die man normalerweise nur aus großer Entfernung sieht. Dabei wird man Teil der großen Vogelschwärme, spürt sie und reist weiter mit ihnen.

 

Das Tulpenfest in Ribe

Eigentlich sorgt in Ribe über das das ganze Jahr die Fülle von kulturellen Veranstaltungen für ein buntes und abwechslungsreiches Treiben im Zentrum. Bereits ab dem Frühjahr finden in den Straßen und Gassen regelmäßig Festivals, Musikveranstaltungen  und anderen Kulturereignissen statt.

Zu den Events, die in Ribe schon eine längere Tradition haben, zählt zweifellos das jährlich stattfindende Tulpen-Festival mit der Hauptattraktion, der Tulpen-Parade, die mit ganz verschiedenen und mit Tulpen geschmückten Wagen durch die Straßen von Ribe führt und von tausenden Einwohnern und ihren Gästen an den Straßenrändern begeistert gefeiert wird. Und wie es bei unseren dänischen Nachbarn bei solchen Anlässen Brauch ist, gehören zu einem solchen Event eine richtige Kirmes mit Fahrgeschäften und Vergnügungspark, ein großer Flohmarkt und ein Party-Zelt mit Konzerten und Bierausschank. Und natürlich machen jede Menge Musik in den Straßen und ein buntes Treiben auf dem Festplatz eine unvergessliche stimmungsvolle Atmosphäre aus.

Heute wird dieses Festival, das in diesem Jahr vom 11. bis zum 14. Mai 2017 stattfindet, insbesondere von den ortsansässigen Vereinen und Sportclubs organisiert.

Seine Geschichte reicht allerdings bis in den Mai 1952 zurück, als das Tulpenfest  als Dänemarks erstes Sommerfest stattfand.

Bereits im Frühjahr 1949 hatte der neue Touristik-Manager bei einem Spaziergang mit seiner Frau die auf 50 Morgen verteilten Tulpenfelder im Süden von Ribe entdeckt. Beide fanden es schade, dass der größte Teil der Tulpen letztlich auf den Feldern verwelkten und weggeworfen wurden und hatten die Idee, damit die Stadt zu schmücken. Und es dauerte von der Idee bis zum ersten Tulpenfestival noch drei Jahre, ehe es hierfür seitens der Stadtverwaltung grünes Licht und eine Anschubfinanzierung von damals 50 Kronen gab. Und keiner konnte sagen, wie diese Idee bei den Bürgern ankam. Die Bedenken waren jedoch unbegründet – es stimmet alles: Das Wetter machte mit, die Bürger von Ribe nahmen die Idee des Schmückens auf und aus Nah und Fern strömten die Dänen in die Stadt. Mit Einnahmen von 2000 Kronen wurde der Einsatz um ein Vielfaches vermehrt und damit die finanzielle Grundlage für weitere Festivals geschaffen. In den folgenden Jahren mit weiter wachsendem Erfolg – 1953 lockte die Veranstaltung zwischen 20.000 bis 25.000 Gäste in die Stadt. 130 Häuser wurden mit Tulpen geschmückt und im Jahr 1957 erreichte die Zahl der Besucher 50.000. Allerding verlief das Festival oft  sehr unterschiedlich, denn in einigen Jahren gab es kaum Tulpen und die Stadt war deshalb ganz gelb von Narzissen. Und natürlich ist das Wetter immer eine Schlüsselfunktion für das Gelingen geblieben. Aber nur in einem Jahr – 1963  – musste das Festival abgebrochen werden.

Seit 1964 haben die ortsansässige Sportvereine, insbesondere der Fußballverein, der Handballverein und der Badminton-Verein die Federführung beim farbenprächtigen Schmücken und Dekorieren der  Festivalwagen mit Blumen übernommen.

Davon kann man sich auch in diesem Jahr wieder am Sonntag, den 14. Mai ab 12.30 Uhr selbst überzeugen, wenn die traditionelle Festivalparade am Supermarkt beginnt und durch die Straßen und die Fußgängerzone führt.

 

Noch mehr Ribe? Noch mehr Events? Kein Problem!

Wer nun auf Ribe neugierig geworden ist, die Stadt vielleicht  noch ausführlicher kennenlernen möchte oder einen Besuch mit einer anderen Veranstaltung verbinden will – kein Problem! Hier eine kleine Auswahl:

 

Ribe Classic – Ein Oldtimer Treffen

findet jeden Dienstag von 1.April bis zum 30.September 2017statt,

von 18 Uhr bis 22 Uhr auf dem Hovedengen am Danhostel Ribe

Internationaler Wikingermarkt

findet vom 24. – 30. April 2017 am Ribe VikingeCenter mit Handwerkern, Kriegern, Bogenschützen, Reitern, Musikern, Gauklern und vielem mehr statt, von Montag – Freitag 10 Uhr – 16 Uhr, Samstag und Sonntag

10 Uhr -17 Uhr

 

Wochen- und KrämermarkJeden Mittwoch von 3.Mai  – 6.September  und am  8.Oktober 2017  jeweils von  8 Uhr -15 Uhr auf dem. Skibbroen – direkt am Fluss

 

Maritimer Markt

am Sonnabend, den 1. Juli 2017 von 10 Uhr – 16 Uhr mit vielen Ständen und Aktivitäten an Land, auf dem Wasser und auf  dem Museumsschiff  „Johanne Dan“ und einer  kleinen Schiffsrallye

auf dem Skibbroen –  direkt am Fluss

 

Ribe Jazz Festival 2017

ist weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt und findet vom

  1. -30. Juli statt

 

Ribe Weinfestival

Am Freitag, den 1. September von 15 Uhr – 21 Uhr und am Samstag, den 2. September von 10 Uhr – 16 Uhr auf vielen Straßen und in der Fußgängerzone mit Weinproben und Geschichten aus der Welt der Winzer

 

Und ob mit oder ohne Teilnahme einer Veranstaltung, Sie werden diese  „hyggelige“  Stadt mit der einmaligen Atmosphäre einfach lieben.