Wie viele Kurden gibt es auf der Welt 2022


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Das German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg gibt Focus-Reihen zu Afrika, Asien, Lateinamerika, Nahost und zu globalen Fragen heraus. Der GIGA Focus wird vom GIGA redaktionell gestaltet. Die vertretenen Auffassungen stellen die der Autorinnen und Autoren und nicht unbedingt die des Instituts dar. Die Verfassenden sind für den Inhalt ihrer Beiträge verantwortlich. Irrtümer und Auslassungen bleiben vorbehalten. Das GIGA und die Autorinnen und Autoren haften nicht für Richtigkeit und Vollständigkeit oder für Konsequenzen, die sich aus der Nutzung der bereitgestellten Informationen ergeben.

GIGA Focus Asien | 6/2021

Den Status quo managen: Kontinuität und Wandel in der US-Politik zu Taiwan

Viele Taiwaner waren besorgt, dass sich die Beziehungen zwischen den USA und Taiwan unter Präsident Biden verschlechtern würden. Entgegen diesen Befürchtungen hat die Regierung Biden wiederholt signalisiert, dass sie Taiwan weiterhin unterstützt. Dieser GIGA Focus analysiert die Entwicklung der US-Taiwan-Politik.

GIGA Focus Global | 5/2021

Joe Biden und eine neue Ära des Multilateralismus

Mit dem Amtsantritt von Joe Biden reichen die USA ihren traditionellen Partnern erneut die Hand und setzen auf das Konzept des strategischen Wettbewerbs mit Russland und China. Der neue Präsident läutet damit eine neue Ära des Multilateralismus ein, schreibt GIGA-Forscher Hannes Greve im GIGA Focus Global.

GIGA Focus Afrika | 2/2021

Das Ende der Apathie: Die neue US-Afrikapolitik unter Joe Biden

Der neue US-Präsident verspricht einen grundlegenden Wandel der amerikanischen Außenpolitik. Der Start von Joe Bidens Präsidentschaft ist auch in Afrika mit großen Erwartungen verbunden. In vier zentralen Themenbereichen wird sich entscheiden, ob die neue US-Administration diese Erwartungen erfüllt.

Die Kurden sind begehrt. Sie werden umworben wie nie – als Bündnispartner gegen die Fanatiker des Islamischen Staates (IS) und als ebenso berechenbare wie verlässliche Kraft im innerirakischen Machtgerangel. Das war nicht immer so und eine vorsichtige Skepsis auf kurdischer Seite gegenüber dieser plötzlichen Beliebtheit scheint angesichts ihrer leidvollen und an Enttäuschungen reichen Geschichte durchaus angemessen.

Die rund 30 Millionen Kurden, das größte Volk der Erde ohne eigenen Staat, kann sich angesichts der aktuellen politischen Großwetterlage im Krisengebiet rund um Euphrat und Tigris begründete Hoffnungen machen, eine verbriefte Autonomie innerhalb einer irakischen Föderation oder tatsächlich sogar einen eigenen Staat zu erlangen.

Politische und gesellschaftliche Strukturen sowie die wirtschaftliche Kraft dafür – vor allem durch die Ölvorkommen in ihren Herrschaftsgebieten – haben sich die Kurden vor allem im Nordirak über die vergangenen drei Jahrzehnte geschaffen, also bereits unter der Terrorherrschaft des irakischen Diktators Saddam Hussein.

Spielball der Weltmächte

Saddams Giftgasangriff auf das kurdische Dorf Halabdscha im Jahr 1988, bei dem bis zu 5000 Männer, Frauen und Kinder qualvoll starben, markiert auf tragische Weise den Höhepunkt der irakischen Terrorpolitik des sunnitischen Tyrannen gegenüber dem kurdischen Teil seines Volkes. Dieses traumatische Ereignis ist zugleich Weckruf für die Kurden gewesen, sich zu bewaffnen und wehrhaft zu machen. Nie wieder sollte dem kurdischen Volk Ähnliches widerfahren.

Schon mehrfach standen die Kurden an der Schwelle zur Staatlichkeit. Nach den Balkankriegen (1910 bis 1913), dem Ersten Weltkrieg und dem darauf folgenden Zerfall des Osmanischen Reiches erhofften sich die Kurden mit dem Friedensschluss von Sèvres 1920 die Erfüllung ihres Traumes von einer eigenen staatlichen Institution.

Doch dieser Vertrag wurde nie umgesetzt. Im Folgevertrag von Lausanne (1923) fand Kurdistan überhaupt keine Erwähnung mehr. Mustafa Kemal „Atatürk“, Gründungsvater der modernen Türkei, lehnte sowohl Teilautonomie als auch Vollintegration strikt ab. Das ist bis heute türkische Staatspolitik, wenngleich Ankara in den vergangenen Jahren auf die Kurden zugegangen ist. Es gibt inzwischen kurdische Parteien und die kurdische Sprache ist in Südostanatolien als Unterrichtssprache anerkannt.

Heute lebt etwa die Hälfte aller Kurden in der Türkei, die übrigen verteilen sich auf den Irak, den Iran, Syrien, Armenien und Aserbaidschan oder sie entflohen in die Diaspora nach Europa und in die USA. In keinem ihrer „Gastländer“ herrscht übermäßiges Interesse der jeweiligen Mehrheitsbevölkerungen an einer kurdischen Eigenständigkeit, besonders nicht in der Türkei.

Die Türkei scheint umzudenken

Doch gerade in Ankara kursieren inzwischen Überlegungen, dass ein den Türken wohlgesonnener Kurdenstaat auch eine willkommene Pufferzone zu den Krisenregionen in Syrien und dem Irak bilden könnte. Zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit fehlt den Kurden nur noch der Anschluss der riesigen Ölfelder um Kirkuk an die Pipeline ins türkische Ceyhan – sie sollten also ein veritables Interesse an guten Beziehungen zum großen Nachbarn haben.

Sollten die Autonomiebestrebungen der nordirakischen Kurden Erfolg haben, käme es in den angrenzenden Ländern womöglich zu einem Exodus der kurdischen Einwohner in „ihren“ Staat, der schon jetzt über eine eigene Staatsflagge, eine gut organisierte Armee und Polizei, eine muntere und vielschichtige Medienlandschaft sowie ein Regionalparlament verfügt.

Die „kurdische Republik“ ist aus der Realpolitik nicht mehr wegzudenken, das ist gerade in diesen Tagen deutlich geworden. Die USA, Europa, Russland – sie alle sind froh, mit den kurdischen Peschmerga-Kämpfern eine „Stellvertreterarmee“ im Feld zu wissen und nicht eigene Soldaten schicken zu müssen.

Doch wen genau Washington, London, Paris und nun auch Berlin da eigentlich unterstützen, bleibt im Ungefähren. Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass die Peschmerga-Kämpfer in den Gefechten gegen den IS sowohl in Mossul als auch im Sindschal-Gebirge sehr passiv waren und noch vor der Bevölkerung geflüchtet sind, als die IS-Schergen im Anmarsch waren.

Innerkurdische Machtarchitektur prägen zwei Männer

Die militärischen Erfolge gegen die Islamisten haben wohl eher die YPG-Kämpfer errungen, eine syrische Kurdenmiliz und Ableger der verbotenen türkischen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Unterstützt werden sie von dem militanten nordirakischen PKK-Ableger. Insofern ist bereits jetzt eine grenzübergreifende Kurdenfront gegen den IS in Stellung gebracht worden.

Der offiziell noch nicht existierende „Kurdenstaat“ wird geprägt von zwei Figuren und ihren Clans: Dschalal Talabani (80) und Massud Barsani, der am morgigen Samstag seinen 68. Geburtstag feiert. Ersterer war bis vor kurzem irakischer Präsident und ist trotz schwerer Krankheit und einem erlittenen Schlaganfall noch immer nominell Vorsitzender der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) im Irak, der neben der von Barsani geführten Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) größten politischen Kraft im Nordirak. Barsani ist Regionalpräsident in Kirkuk.

Ständige Konfrontationen mit dem mächtigen türkischen Nachbarn wegen stillschweigender Duldung der PKK-Rebellen in den nordirakischen Kandil-Bergen machten aus den Erzrivalen Talabani und Barsani Verbündete.

Eine kurdische Identität hat sich über die Jahrhunderte (der Name „Kurde“ findet erstmals im 7. Jahrhundert Erwähnung) erhalten. Sie macht sich vor allem fest an der kurdischen Sprache, der Musik, der Religion (die meisten Kurden sind Muslime, es gibt aber auch Christen) und dem zwar über mehrere Länder verteilten aber größtenteils zusammenhängenden Siedlungsgebiet. Der Schritt zum eigenen Staat scheint klein zu sein. Aber das schien er in den vergangenen 100 Jahren schon oft gewesen zu sein – und nie konnten die Kurden ihren Weg zu Ende gehen.

Wie viele Kurden gibt es in ganze Welt?

Die Zahl der Angehörigen des Volkes ist nicht genau bekannt, weil in den Staaten, in denen die meisten Kurden leben, Daten über ethnische Zugehörigkeiten nicht erhoben werden. Schätzungen allein für Kurdistan und angrenzende Gebiete bewegen sich um 35 Millionen Menschen.

Wie viel kurdische Menschen gibt es?

Die Kurden zählen zu den indogermanischen Völkern. Mit 25 bis 30 Millionen Menschen sind sie weltweit das größte Volk ohne eigenen Staat. Ihr Siedlungsgebiet wurde nach dem ersten Weltkrieg zwischen den neu entstandenen Staaten Syrien, Irak, Türkische Republik und Iran aufgeteilt.

Wo ist Kurdistan 2022?

Lage. Das Gebiet der Autonomen Region Kurdistan liegt im Norden des Irak und besteht aus den Gouvernements Sulaimaniyya, Erbil, Dahuk und Halabdscha. Es grenzt an drei Staaten: im Westen an Syrien, im Norden an die Türkei und im Osten an den Iran.

Wie viele Kurden leben in Deutschland 2022?

Die Anzahl der in Deutschland lebenden Kurden wird von der Kurdischen Gemeinde Deutschland e.V. auf über 1 Million geschätzt. Das BAMF hingegen nennt die Zahl 500.000 bis 1 Million Kurden in Deutschland.