Wie viele flüchtlinge aus der ukraine in berlin

Stand: 03.08.2022 15:55 Uhr

Hunderttausende sind vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland geflohen. Sie innerhalb des Landes zu verteilen, klappt offenbar nur schlecht. Kommunalverbände warnen nun davor, Flüchtlingsgruppen gegeneinander aufzurechnen.

In einer Reihe von Städten werden nach Angaben von kommunalen Spitzenverbänden die Unterbringungsplätze für Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine knapp. "Das Problem ist, dass sich die große Zahl der ukrainischen Flüchtlinge auf einige Städte wie Berlin, Hannover oder Dortmund konzentriert", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, der Zeitung "Welt". Das seien "Drehkreuze", an denen viele angekommen seien und hofften, von dort schnell wieder in die Ukraine zu kommen.

Auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, kritisierte: "Die gleichmäßige Verteilung der Geflüchteten auf alle Städten und Gemeinden ist bisher nicht gelungen." Dies führe dazu, dass ukrainische Flüchtlinge in Städte kämen, die bereits an ihre Grenzen stießen, während woanders noch Kapazitäten seien.

Flüchtlingsgruppen nicht gegeneinander aufrechnen

Dem "Welt"-Bericht zufolge nehmen erste Kommunen und Bundesländer vorläufig keine Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine oder Asylbewerber mehr auf mit dem Hinweis, es werde die Aufnahmequote bereits bei einer der beiden Gruppen übererfüllt.

Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, warnte davor, Flüchtlingsgruppen gegeneinander aufzurechnen. "Wenn jetzt einige Bundesländer entweder gar keine ukrainischen Flüchtlinge oder keine Asylbewerber mehr aufnehmen, weil sie bei einer dieser Personengruppen die Zahl der Aufnahmen angeblich überfüllt haben, dann geraten wir schnell in eine Schieflage", sagte er der "Welt".

Angespannte Lage in Berlin

Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping hatte vergangene Woche wegen der angespannten Situation bei der Unterbringung von Geflüchteten in der Hauptstadt Stufe 1 eines Notfallplans in Kraft gesetzt. Auf dem Flughafengelände in Berlin Tegel wurden 900 Schlafplätze in einem Zeltkomplex eingerichtet. Die Notunterkunft war als Reserve gedacht und zuvor nicht eingesetzt worden.

Die Linken-Politikerin nannte als Grund für die angespannte Situation in Berlin, dass viele Bundesländer mit Verweis auf Kapazitätsprobleme durch die ukrainischen Kriegsflüchtlinge aktuell keine Asylsuchenden aus anderen Ländern mehr aufnehmen würden. Fast alle Bundesländer hätten sich von dem bundesweiten Verteilsystem EASY abgemeldet, sagte Kipping. Dadurch müsse Berlin nun deutlich mehr Menschen aufnehmen als es nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel mit einem Anteil von 5,2 Prozent eigentlich müsste.

Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind laut Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen bislang knapp zehn Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Wie viele von ihnen nach Deutschland gekommen sind, ist nicht klar, da sie ohne Visum einreisen können. Behördlich registriert wurden bis Mitte Juni aber nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge schon mehr als 850.000.

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Rund 60.000 Flüchtlinge aus der Ukraine leben inzwischen in Berlin. Davon geht die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (43, SPD) aus. Der Senat schafft jetzt klare Regeln für die Aufnahme.

Die Zahl zu den Flüchtlinge aus der Ukraine ist eine grobe Schätzung, die sich aus zwei konkreten Zahlen speist:

► 32.410 Geflüchtete holten sich bereits bei den Sozialämtern der Bezirke Sofortleistungen (z. B. für Singles 367 Euro/Monat).

► 19.800 Anträge für die Registrierung von 35.000 Geflüchteten wurden beim Einwanderungsamt gestellt – Ende der Woche könnte ein Viertel abgearbeitet sein.

Fakt ist: Berlin nimmt viel mehr als die nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel verpflichtenden fünf Prozent auf – derzeit weit über zehn Prozent. „Berlin ist der am stärksten gefragte Ort“, so Franziska Giffey. „Deshalb sind klare Kriterien für die Aufnahme wichtig.“

In Berlin bleiben kann grundsätzlich nur, wer ein Quartier für sechs Monate nachweisen kann. Zusätzlich darf bleiben:

► wer schon Familie in der Stadt hat. „Uns ist wichtig, dass die Geflüchteten sich hier ein kleines Stück Heimat erhalten können“, sagt Sozialsenatorin Katja Kipping (44, Linke).

► wer Arbeits-, Ausbildungs- oder Studienplatz hat.

► Schwangere/Wöchnerinnen während des Mutterschutzes. Kipping: „Wir wollen keine Sturzgeburten in den Bussen.“

► nicht reisefähige Flüchtlinge, die gesundheitlich schwer angeschlagen sind.


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Bei anderen Gruppen wird geprüft, wo im Bundesgebiet die Voraussetzungen besonders gut sind. Etwa sollen jüdische Gruppen nur dorthin, wo es auch jüdische Gemeinden gibt. Oder queere Personen nur in Regionen, wo sie Unterstützung finden.

Sozialsenatorin Kipping stellte klar: „Es wird keine Politik nach Gutsherrenart geben. Und es nützt auch keine Lobbyarbeit von Abgeordneten – entschieden wird nach klaren Kriterien.“ Da Berlin inzwischen nur noch von regulären, nicht mehr von Sonderzügen aus Polen angefahren wird, können teure Hostels von der Liste gestrichen werden.

Ukrainer, die keine Leistungen beanspruchen, können leben, wo sie wollen.

Wie viele flüchtlinge aus der ukraine in berlin

Wie viele Ukrainer in Berlin angekommen?

Mehr als drei Monate nach Kriegsbeginn kommen nach wie vor viele Flüchtlinge aus der Ukraine in Berlin an. Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sitzen in der «Welcome Hall Land Berlin» am Berliner Hauptbahnhof.

Wie viele Ukraine in Berlin?

Der Senat gehe davon aus, dass die ukrainische Community um rund 100.000 Menschen größer geworden sei, sagte Giffey. Offiziell registriert seien inzwischen gut 54.000 Menschen. Allein im Ankunftszentrum in Tegel habe es mehr als 27.000 Registrierungen gegeben, etwa ein Drittel dieser Personen sei in Berlin geblieben.

Wie viele Flüchtlinge aus der Ukraine?

Stand 20. April waren laut UNHCR mehr als 5,08 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Stand 9. Mai 2022 schätzte die UN 5,4 Millionen Flüchtlinge und 7,7 Millionen Binnenflüchtlinge.

Wie viele ukrainische Kinder in Deutschland?

Flucht aus der UkraineFast 135 000 ukrainische Schüler in Deutschland - die meisten in Bayern. Fast 135 000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine besuchen derzeit deutsche Schulen. Knapp 25 000 allein in Bayern. Die Zahl der geflüchteten Kinder und Jugendlichen an den Schulen nimmt weiter zu.