Ewige Liebe oder hoffnungsloses Intermezzo? Bereits am Anfang zeigt sich, wer auf lange Sicht zusammenbleibt. Aber will man das überhaupt wissen?
Kürzlich rief mich eine gute Freundin an, um mir zu sagen, dass ihr Freund sie nach einem halben Jahr Beziehung verlassen hatte. Während der anschließenden betroffenen Stille, meldete sich ein Gedanke in meinem Kopf, den ich bereits zu Beginn der Beziehung gehabt hatte: "Das hält nicht lange."
Sie war direkt verliebt, er noch zögerlich. Sie wollte ihn jeden Tag treffen, er bestand auf regelmäßige Zeit mit Freunden. Die Erwartungen an eine Partnerschaft waren komplett unterschiedlich. "Gegensätze ziehen sich an", hatte die Freundin damals gesagt, als ich meine Bedenken vorsichtig anbrachte.
Bevor sie schließlich schniefend auflegte, fiel nun sechs Monate später noch leise der Satz: "Wenn ich das vorher gewusst hätte."
Aber ist es wirklich möglich, die Dauer einer so komplexen menschlichen Bindung wie einer Partnerschaft vorauszusagen? EineLangzeitstudie von Forschern der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der University of Alberta in Kanada hat genau das untersucht und ist zu dem Schluss gekommen: Ja, das ist möglich.
Die Beziehungsvariablen
Über einen Zeitraum von sieben Jahren wurden knapp 2000 Paare regelmäßig interviewt, 16 Prozent trennten sich im Laufe der Zeit. In den Interviews wurde gezielt nach Variablen gefragt, die die Forscher für ihre Prognosen zur Beziehungsdauer genutzt haben.
Zum Beispiel: Beziehungszufriedenheit, Anzahl der Konflikte, Wunsch nach Langfristigkeit der Beziehung und das Bedürfnis nach Nähe bzw. Unabhängigkeit.
"Wir haben herausgefunden: Paare, die sich trennen werden, sind bereits zu Beginn unzufriedener und haben mehr Konflikte. Diese Konflikte vermehren sich im Laufe der Zeit. Der Wunsch nach einer langfristigen Beziehung nimmt ab", sagt Dr. Christine Finn vom Institut für Psychologie der Friedrich- Schiller-Universität Jena.
Nachher ist man meistens klüger - das Ende der Honeymoon-Phase kommt schnell
Beziehungsmodelle der Psychologie
Die Entwicklung einer Beziehung lässt sich psychologisch betrachtet mit unterschiedlichen Modellen beschreiben.
Theorie 1: Alle Paare erleben zu Beginn der Beziehung eine Honeymoon-Phase, in der sie gleich zufrieden sind.
Eine Trennung lässt sich dann auf Probleme zurückführen, die während der Beziehung entstanden sind. Paare, die zusammenbleiben, haben es hingegen geschafft, die Zufriedenheit aus der Honeymoon-Phase langfristig zu etablieren.
Theorie 2: Die beiden Partner starten bereits zu Beginn mit einem unterschiedlichen Glückslevel. Die ungleiche Ausgangssituation erhöht das Risiko des Scheiterns, weil die Unzufriedenheit immer weiterwächst.
Für Paartherapeut und Single-Coach Eric Hegmann zeigen die ersten gemeinsamen Monate eine Tendenz für den Verlauf der Beziehung. "Gewiss gibt es Paare, die mit schlechteren Chancen starten als andere, wo die Unterschiede so erheblich größer sind als die Zuneigung füreinander. Aber die meisten entdecken das in den ersten sechs Monaten der Verliebtheitsphase und entscheiden sich dann eben nicht für eine Fortsetzung der Kennenlernphase in eine Beziehung."
Accumulating Distress
Die Forscher haben im Laufe der Studie festgestellt, dass die Entwicklung der Beziehung von den Paaren, die sich getrennt haben, eher durch eine Mischform der beiden gängigen Modelle beschreiben lässt.
Häufiger Streit ist eine schlechte Voraussetzung für eine dauerhafte Beziehung
"Wir haben das Modell Accumulating Distress genannt", sagt Finn. Das heißt: Wenn sich ein Paar zu Beginn der Beziehung bereits oft streitet und die Partner unglücklich sind, dann konnten die Forscher daraus schließen, dass die Beziehung nicht lange halten wird.
Denn besser wird es nicht. Im Laufe der Beziehung gibt es immer häufiger Konflikte, man entfernt sich emotional vom Partner und schließlich ist die Trennung der letzte Ausweg.
Liebe als Kosten-Nutzen-Rechnung?
Nun stellt sich eine tiefergehende Frage: Hätte es meine Freundin vor Herzschmerz bewahrt, zu wissen, ob die Beziehung lange halten wird? Oder zerstört das Wissen, dass eine Beziehung nicht langfristig sein wird, potentielle Partnerschaften?
"Der Wunsch, frühzeitig zu wissen, ob die Investition in die Beziehung und den Partner sich lohnen wird, ist verständlich", sagt Paartherapeut Hegmann. Trotzdem ist es in seinen Augen nicht förderlich, Liebe als eine Art Kosten-Nutzen-Rechnung zu betrachten.
Das würde nämlich dann bedeuten, dass ich nur jemanden daten möchte, wenn die Beziehung lange halten wird, und einer kurzfristigen Beziehung nicht die Chance gebe, mich durch die Erfahrungen persönlich zu prägen.
Auch Christine Finn sieht das kritisch. "Nur weil nicht alle mit der rosaroten Brille starten und zu Beginn alles perfekt ist, sondern man mit Problemen und Konflikten umgehen muss, ist so eine Partnerschaft ja keine verschwendete Zeit."
Online-Paare vertrauen sich mehr an
Der ungebrochene Erfolg von Online-Plattformen der Partnervermittlungen zeigt laut Finn, dass das Bedürfnis, eine Partnerschaft zu führen, stärker sei denn je. Besagten Dating-Portalen wird trotz fein kalibrierter Algorithmen, die den vermeintlich perfekten Partner aufzeigen sollen, dennoch Oberflächlichkeit nachgesagt.
Bei Tinder entscheidet der User beispielsweise durchschnittlich innerhalb von ein paar Sekunden anhand eines Bildes, ob er die Person durch einen Wisch nach rechts "matcht" oder durch einen Wisch nach links nie wiedersehen möchte.
Liebe auf den ersten Klick? Online-Dating ist überraschend einfach und erfolgreich
Trotzdem können auch Online-Paare eine engere emotionale Bindung aufbauen. Laut einer Parship-Studie aus dem Jahr 2016 seien Online-Paare zu 96 Prozent bereit, sich ihre innersten Gefühle anzuvertrauen, während es bei Offline-Paaren nur 76 Prozent sein sollen.
Außerdem hätten nur zwei Prozent der Online-Paare angegeben, sich regelmäßig mit dem Partner zu streiten, während bei 27 Prozent der Offline-Paare regelmäßig die Fetzen flögen.
Aus Konflikten lernen
Laut Paartherapeut Hegmann verschenken viele Paare das Potential, aus Konflikten zu lernen und gemeinsam zu wachsen. "Mit professioneller Unterstützung würden sich viele Beziehungen durchaus retten lassen. Es wäre für viele sicher verblüffend zu erfahren, wie gut Paare auch mit großen Unterschieden eine glückliche Beziehung führen."
Trotzdem gebe es eine Situation, in der auch eine Paartherapie nicht mehr helfen kann. "Aus meiner Sicht sind nicht zu rettende Paare die, bei denen ein Partner bereits die Beziehung aufgekündigt hat und nicht mehr erreichbar ist", sagt Hegmann.
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Nähe und Freiraum am wichtigsten
Neben den Erkenntnissen, welche Paare sich trennen werden, hat die Langzeitstudie aber auch gezeigt, welche Paare die größte Chance auf eine lange und glückliche Beziehung über die Honeymoon-Phase hinaus haben.
Es sind die Paare, die den Wunsch nach emotionaler Nähe teilen, aber auch das Bedürfnis, sich individuell zu entwickeln. "Auch wenn wir den Aspekt der Kommunikation nicht konkret erfasst haben, zeigt sich durch die Ergebnisse dennoch, dass es sehr wichtig ist, dem Partner eigene Bedürfnisse klar zu kommunizieren, um gemeinsam an der Beziehung zu arbeiten", sagt Finn.
Wenn ich das nächste Mal mit meiner Freundin spreche, werde ich ihr also raten, die gescheiterte Beziehung eher als Lektion und nicht als Zeitverschwendung zu sehen und beim nächsten Mal lieber nach jemandem Ausschau zu halten, der genau so viel Nähe und Aufmerksamkeit braucht wie sie.
Liebe macht blind und rostet nicht
Wo die Liebe hinfällt
Die Redensart, eher ein bedeutungsschwerer Halbsatz, zielt auf eine Beziehung, die einem merkwürdig vorkommt, oder der man keine Chance auf eine glückliche Zukunft einräumt. Ein schwarzer Schwan aus Münster wurde im Jahr 2007 bundesweit bekannt, da er sich in ein Tretboot verliebt hatte. Tja, wo die Liebe hinfällt...
Liebe macht blind und rostet nicht
Liebe macht blind
Verliebte erblinden natürlich nicht wirklich, aber wer schon einmal total verknallt war, weiß: man ist dem oder der Angebeteten gegenüber ziemlich unkritisch. Man schwebt im siebten Himmel, sieht alles positiv. Schwächen oder unangenehme Charakterzüge werden gar nicht erst wahrgenommen. Liebe macht auch Tiere blind, wie die Frösche, die sich blindlings zum Laichen auf den Weg machen.
Liebe macht blind und rostet nicht
Liebe geht durch den Magen
Von jeher wird es als Liebesbeweis gesehen, wenn sich Mann/Frau in die Küche stellt und über Stunden ein köstliches Menü zaubert, oder den Lieblingskuchen backt. Eine Einladung zum Lieblingsitaliener um die Ecke tut es natürlich auch, denn leckeres Essen löst Glücksgefühle aus.
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Alte Liebe rostet nicht
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Liebe macht blind und rostet nicht
Von Luft und Liebe leben
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Liebe macht blind und rostet nicht
Pech im Spiel, Glück in der Liebe
Es ist ein altbekanntes Sprichwort, aber wo es eigentlich herkommt, weiß niemand so genau. Mit der Redewendung tröstet man Verlierer.