Wie lange dauert ein Muskelkater in den Armen?

Immer wenn Muskeln stärker beansprucht werden als sie es gewohnt sind, rächen sie sich tags darauf mit dumpfen Schmerzen in den überstrapazierten Muskelpartien.

Es gibt kaum einen bewegungsfreudigen Menschen, der ihn nicht persönlich kennt – den Muskelkater. Sei es nach dem Laufen, Radfahren, Schwimmen oder Klettern. Wie es zu diesem Muskelschmerz kommt und weshalb er erst so spät auftritt, blieb lange ein Rätsel. Mit einer Übersäuerung des Muskels hat er jedenfalls nichts zu tun. Zur Frage, was man gegen Muskelkater tun kann, grassieren viele Irrmeinungen. Was sind die Ursachen von Muskelkater und was kann man gegen das unangenehme Schmerzgefühl tun?

  • Eine für den Körper ungewohnte Überbeanspruchung von Muskeln kann zu kleinen Verletzungen in den Muskelfasern führen.
  • Schmerzen, die in diesem Zusammenhang, meist erst 24 Stunden nach der eigentlich körperlichen Betätigung, auftreten, sind gemeinhin als Muskelkater bekannt.
  • Bei besonders starken oder länger anhaltenden Schmerzen sollte zur Abklärung ein Arzt aufgesucht werden. Langfristig vorbeugen lässt sich Muskelkatern mit regelmäßigem Training.

Ein Muskelkater ist ein Muskelschmerz, der in der Regel etwa 24 Stunden nach ungewohnter Belastung auftritt (Überlastungsmyopathie). Wie lange und wie stark ein Muskelkater spürbar ist, hängt davon ab, wie viele Muskelfasern innerhalb eines Muskels überbeansprucht wurden. Eine Muskelfaser ist die kleinste Einheit eines Muskels. Muskelfasern bündeln sich in motorische Einheiten, mit denen je nach Muskelfaser-Anzahl feinere und weniger feine Bewegungsabläufe möglich sind. Bei Muskelgruppen, die nicht so präzise arbeiten müssen, wie z.B. im Oberschenkel, bilden bis zu 2.000 Muskelfasern eine motorische Einheit. Bei den Augenmuskeln hingegen sind es weniger als 10. Wird ein Muskel überbeansprucht, entstehen kleinste Risse (Mikroläsionen) in einzelnen Muskelfasern.

Diese kleinen Läsionen setzen eine Entzündungsreaktion in Gang, denn der Körper reagiert immer dann mit einer Entzündung, wenn es zu Zell- oder Gewebsschäden kommt. Die Kardinalsymptome für Muskelkater sind

  • Schmerz

  • Rötung

  • Schwellung

  • Übererwärmung

  • gestörte Funktion

Beim Muskelkater dringt Wasser aus dem umliegenden Gewebe durch die undichte Stelle in die Zelle ein und führt zu einer Schwellung – einem Ödem. In der Zelle selbst sind keine schmerzempfindlichen Nerven, deshalb tut der Muskelkater nicht sofort weh. Erst wenn die Schwellung gegen Nerven drückt, die Durchblutung behindert und Entzündungsbotenstoffe aus der Zelle gespült werden, schmerzt die Schwellung. Der Muskel verspannt sich.

Hinreichend widerlegt ist die Theorie, dass es sich bei einem Muskelkater um eine Übersäuerung bzw. übermäßige Laktatansammlung handelt.

Besonders häufig tritt ein Muskelkater in den Waden, den Oberschenkeln, den Oberarmen und dem Bauch auf, da diese Muskelgruppen bei vielen gängigen Sportarten beansprucht werden.

Muskelkater betrifft eher quergestreifte Muskulatur

Prinzipiell kann ein Muskelkater in jedem Muskel entstehen. Im Zusammenhang mit Sport betrifft er allerdings nur die Skelettmuskulatur, auch quergestreifte Muskulatur genannt. Das sind all jene Muskeln, die bewusst gesteuert werden können.

In der glatten Muskulatur hingegen ist er prinzipiell unwahrscheinlich. Glatte Muskulatur findet sich zum Beispiel im Darm, in der Blase, in den Blutgefäßen und in den Bronchien. Die glatte Muskulatur wird nicht bewusst gesteuert und ermüdet auch nicht. Die einzige Möglichkeit, wie es hier zu einem Muskelkater kommen kann, ist nach Koliken bzw. Spasmen.

Da ein Muskelkater immer dann zustande kommt, wenn ein Muskel überbeansprucht wird, tritt er auch häufig nach Krampfanfällen auf, die krankheitstypisch für Epilepsie sind. Außerdem gehen eine Vielzahl an Stoffwechseldysregulationen (Sauerstoffmangel, Hypoglykämie, Hypokaliämie) und Mangelerscheinungen an diversen Mineralstoffen und Spurenelementen (z.B.: Natrium, Magnesium, Calcium, Eisen) mit Muskelkrämpfen oder -zuckungen einher, die ihrerseits wiederum zu einer Überbeanspruchung des Muskels und somit zu einem Muskelkater führen können.

Ein einfacher Muskelkater ist kein Grund zur Besorgnis und heilt nach spätestens 2 Wochen meist völlig aus. Betroffene beschreiben einen mehr oder weniger intensiven dumpfen Schmerz in einem bestimmten Muskel, der bei Dehnung und Druck der verkaterten Muskelregion stärker spürbar ist. Der Muskel ist für die Dauer des Muskelkaters weniger dehnfähig und belastbar, etwas steifer und druckempfindlich. Ein klares Zeichen, dass es sich um einen Muskelkater handelt, ist die verzögerte Symptomatik, d.h. der Schmerz tritt erst einige Zeit nach der Überbeanspruchung auf.

Muskelzerrung

Im Gegensatz dazu setzen bei einer Muskelzerrung, also einer extremen Überdehnung des Muskels, bei der meist auch einige Muskelfasern reißen, plötzlich starke Schmerzen ein, wobei die Funktionsfähigkeit des Muskels daraufhin eingeschränkt ist. Eventuell zeigen die Schmerzen krampfartigen Charakter, der zum Abbruch der Bewegung zwingt.

Muskelfaserriss

Auch der Muskelfaser- und Muskelriss, ausgelöst durch plötzliche, extreme Muskelanspannung bzw. direkte Gewalteinwirkung, äußern sich durch schlagartig auftretende, starke Schmerzen. Der betroffene Muskel ist augenblicklich funktionsunfähig. Schnell zeigt sich ein Hämatom, also ein großer blauer Fleck, an der Stelle des Risses, der durch Einblutung ins Gewebe entsteht. Beim vollständigen Muskelriss ist eine Lücke tastbar.

Medikamente als Auslöser für Muskelkater

Darüber hinaus können Viruserkrankungen und verschiedene Medikamente muskelkaterähnliche Symptome mit sich bringen. Medikamente, die häufig Muskelschmerzen nach sich ziehen, sind Kortison, Statine, Fibrate, antiretrovirale Substanzen, Immunsuppressiva, Kolchizin, Amiodaron, halogenierte Inhalationsnarkotika, Lokalanästhetika sowie Zytostatika.

Eine gute Prävention gegen Muskelkater ist regelmäßiges Training mit einer entsprechenden Umfang- und Intensitätssteigerung. Der Muskel ist bei regelmäßiger Beanspruchung besser gegen Läsionen dieser Art gewappnet. Bei jedem wirksamen Training der Muskulatur wird der Muskel leicht überbeansprucht und reagiert mit einer Leistungsverbesserung. Im Zuge der Reparaturvorgänge versucht der Körper, die Muskelfasern an ein höheres Belastungsniveau anzupassen. Ein Muskelkater deutet jedoch immer auf eine Überlastung hin und führt keines Falls zu einer besseren Trainingsentwicklung. Aufwärmübungen im Vorfeld der körperlichen Betätigung sind sinnvoll und können die Wahrscheinlichkeit, einen Muskelkater zu bekommen, deutlich verringern. Dabei wird der Kreislauf angeregt, die Sauerstoffversorgung des Körpers erhöht und das Verletzungsrisiko deutlich reduziert.

Dehnen beugt dem Muskelkater nicht vor

Dehnungsübungen hingegen dürften weder vor noch nach dem Training irgendeinen Vorteil zur Muskelkaterprophylaxe haben. Dynamische Dehnübungen vor dem Sport sind sinnvoll, statisches Dehnen vor dem Sport senkt jedoch die Leistungsfähigkeit der Muskeln und erhöht das Verletzungsrisiko. Auslockern beugt Muskelkater tatsächlich vor, im Gegensatz zum Dehnen.

Kälte als Muskelkater-Vorbeugung

Es gibt Hinweise, dass man einem Muskelkater durch kalte Bäder (zwischen 5 und 15 Grad Celsius Wassertemperatur für 1 bis 15 Minuten) direkt nach dem Training entgegenwirken kann. Der entsprechenden Theorie zufolge sollen die kalten Bäder die Entzündungsreaktion abmildern und die Schwellung bekämpfen. Wechsel- und Warmwasserbäder können prophylaktisch keinen Effekt zeigen, beschleunigen jedoch bei bereits bestehendem Muskelkater die Heilung.

Wer einen Muskelkater hat, möchte ihn natürlich so schnell wie möglich loswerden. Medikamente gibt es dafür leider keine.

Ingwer hilft

In der traditionellen chinesischen Medizin wird die Ingwerknolle schon seit Jahrhunderten wegen ihrer antientzündlichen und schmerzlindernden Wirkung geschätzt. Die Schmerzen des Muskelkaters lassen sich durch den Verzehr der Knolle senken.

Massagen

Mit Massagen muss bei Muskelkater sehr vorsichtig umgegangen werden. Je nach Größe der Muskelverletzung können Massagen sinnvoll sein oder die Beschwerden sogar verschlechtern. Lassen Sie sich nur von einem qualifizierten Sportmasseur behandeln, der viel Erfahrung mit solchen Verletzungen hat.

Autor:in: Redaktionelle Bearbeitung: Medizinisches Review: Zuletzt aktualisiert:

22. Juli 2020

Erstellt am:

14. Juli 2016


Quellen:

Mensch Körper XXL pocket Band 1, C. Thiele, Börm Bruckmeier Verlag, 1. Auflage, Grünwald, 2010

Taschenatlas Physiologie, S. Silbernagl, A. Despopoulos, Thieme Verlag, 8. Auflage, 2012

Mensch Körper Krankheit, R. Huch, C. Bauer, Urban & Fischer Verlag, 7. Auflage, München, 2015

Medikamenteninduzierte Myopathien, Springer Medizin (22.07.2020)

Wie bekommt man Muskelkater im Arm weg?

Was tun gegen starken Muskelkater? Sportmediziner empfehlen bei starkem Muskelkater vor allem Ruhe und Schonung. Am ersten Tag ist es eventuell hilfreich, den Muskel etwas zu kühlen, um die Schwellung nicht zu stark werden zu lassen. Später kann Wärme helfen, die verkrampfte Muskulatur zu lockern.

Wie fühlt sich Muskelkater in den Armen an?

Die betroffenen Muskeln zeigen sich dabei schmerzbedingt weniger beweglich und sind etwa auf Druck schmerzempfindlich. Sie sind oft auch eher steif und hart. Betroffene haben in den entsprechenden Muskelpartien ein Gefühl von Kraftlosigkeit.

Was kann man gegen Muskelschmerzen in den Armen tun?

Wenn Sie aufgrund einer Verletzung starke Schmerzen verspüren, kühlen Sie die schmerzende Stelle für 10 bis 15 Minuten mit Eis, das in ein Tuch eingeschlagen ist. Außerdem ist bei manchen Behandlungsoptionen eine Linderung gewisser Armschmerzen ohne Medikamente möglich.

Was sollte man bei Muskelkater nicht tun?

Nicht empfehlenswert bei Muskelkater sind Massagen. Knetet man zu viel oder zu stark, reizt das die Fasern noch mehr und verschlimmert die kleinen Rissverletzungen darin womöglich. Wenn man Hand anlegen möchte, sollte man die schmerzenden Partien allenfalls nur sehr sanft massieren.