Wer ist anja willes

Ihr Sohn Felix war acht Jahre alt, als er zu seinem Mörder ins Auto stieg. Wochenlang hoffte sie, ehe die Todesnachricht kam und ihr Leben zerstörte. Marc Hoffmann, der auch das Mädchen Levke tötete, steht jetzt vor Gericht.

Der Junge stieg in den Wagen, und niemand bemerkte es, ein dunkelblauer Honda Accord mit dem Kennzeichen HB N 9543. Der Junge hatte dem Mann geglaubt. Ich soll dich zu deinen Eltern bringen, hatte der Mann gesagt, sie hatten einen Unfall. Der Junge hatte gezögert, zehn Minuten redete der Mann auf ihn ein, komm.

Der 30. Oktober 2004, gegen 16.15 Uhr, ein Parkplatz hinter dichten Bäumen im Wald, die Straße zwischen Hipstedt und Neu-Ebersdorf, eine verlassene Gegend im Hinterland von Bremen. Der Radweg führt über den Parkplatz, der Junge hatte es nicht weit nach Hause, seine Mutter erwartete ihn erst um fünf Uhr in Neu-Ebersdorf zurück. Er stieg ein, er hatte noch eine Stunde zu leben, der Junge hieß Felix. Es war der letzte warme Herbsttag.

Der Mann legte das Fahrrad des Kindes in den Kofferraum. Auch das Mädchen Levke war in diesen Wagen eingestiegen, nur wenige Monate zuvor, im Mai. Der Mann heißt Marc Hoffmann, er fuhr los, die Mutter des Jungen putzte das Bad.

Warum darüber reden, Frau Wille?

Sie überlegt. Eine schmächtige Person mit harten Zügen, Furchen an Augen und Wangen, schmalen Händen, fester Stimme. Ich möchte meinen Namen wieder tragen können. Ich musste mich lange verstecken und mit falschem Namen leben. Ständig die Presse. Und ich sehe den Leuten an, ich mache ihnen Angst. Ich bin Anja Wille, Felix war mein Sohn. Was passiert ist, ist eine Katastrophe. Und trotzdem lebe ich weiter und werde irgendwann wieder lachen. Man muss keine Angst vor mir haben. Ich werde euch irgendwann über den Weg laufen. Und man soll nicht nur über den Täter reden. Mein Junge war acht Jahre alt.

Es war zehn Minuten nach fünf, als ihre Tochter unruhig wurde. Mama, wo bleibt Felix, fragte sie, mach dir keine Sorgen, dein Bruder kommt gleich, sagte Frau Wille. Gegen halb sechs fuhr sie den Weg ab, fragte überall, fuhr noch einmal den Weg ab, er wird in den Wald gegangen sein, Pilze suchen. Oder doch ein Unfall? Sie rief die Polizei an, gab es einen Unfall mit einem unbekannten Jungen? Es war sieben und stockdunkel, die Polizisten kamen schneller als gewöhnlich. Ein Kind, verschwunden in dieser Gegend, wieder einmal. Die Namen der Kinder kennt hier jeder, Levke, Adelina, Dennis und andere. Es sprach sich schnell herum, ein Junge ist verschwunden, das halbe Dorf suchte. Frau Wille sah das Licht der vielen Taschenlampen, sah Frauen in Abendkleidern, Männer in Anzug und Krawatte, in Hipstedt war silberne Hochzeit gefeiert worden. Schön, dachte sie, alle helfen. Felix war seit Stunden tot.

Marc Hoffmann fuhr in diesem Moment ins Sauerland, dort war er aufgewachsen, in der Region zwischen Attendorn und Olpe kannte er jede Straße. Das tote Kind lag in seinem Kofferraum, es musste weg, und auch das Fahrrad, es musste weg. Auch Levke Straßheim hatte er hier in der Nähe in den Wald gelegt, erst spät waren ihre Knochen gefunden worden.

Er fuhr zum Biggesee, einem rund 20 Kilometer langen, künstlichen Stausee, warf das Fahrrad hinein, suchte einen Platz für den toten Jungen, holte den Körper aus dem Kofferraum und legte ihn ab. Entschied sich um, legte den Körper wieder in den Wagen und fuhr zurück in seine Wohnung nach Bremerhaven. Er wird sich drei Tage Zeit lassen, bis er das Kind wegwirft, wenige Kilometer von Bremerhaven entfernt.

Frau Wille hielt es für übertrieben, dass die Polizei am nächsten Tag gleich zwei Beamte zur ständigen Betreuung vorbeischickte. Guten Tag, Frau Wille, mein Name ist Ottmar Haffke, ich bin ihr Kontaktbeamter, das ist meine Kollegin. Sie blieben von morgens bis abends. Mach alles mit, sagte sie sich und beantwortete in den nächsten Tagen alle Fragen. Wie groß, wie schwer, was hatte er an, gibt es Fotos? Wie sah das Fahrrad aus, hatte der Junge Probleme in der Schule, Frau Wille? Überlegen Sie. Tage später dann fragte Kommissar Haffke: Wie ist das Verhältnis zwischen Felix und Ihrem Lebensgefährten, Mario R.? Jetzt gehen sie also tiefer hinein, dachte sie. Mario hängt an dem Jungen, antwortete sie.

Irgendetwas stimmte nicht

mit diesem Mann, dachte Haffke, ständig saß R. stumm an seinem Computer oder in der Küche, die BMW-Schirmmütze tief ins Gesicht gezogen, und löste Kreuzworträtsel. Ging den Kommissaren aus dem Weg, beantwortete kaum die Fragen, verschwand und betrank sich. Was ist mit diesem R., fragte sich Haffke, und Anja Wille spürte es. Er war doch hier mit mir in der Wohnung, als Felix verschwand, sagte sie. In den meisten Fällen ist der Täter im Umfeld zu finden, Frau Wille, sagte der Kommissar, aber wir sind sicher, R. hat nichts zu tun mit der Sache, wir sind heilfroh darüber.

Doch die Frage blieb bei ihr: Was machte Mario eigentlich den ganzen Tag, wenn sie arbeiten ging, sie ließ den Gedanken fallen, er wurde verdrängt. Und sie fragte sich, wo ihr Sohn jetzt war, ein Psychopath hält ihn gefangen, dachte sie, mehr dachte sie nicht, ließ es nicht zu. Der Felix sitzt in einem Keller, testet Computerspiele und wird mit Nutella-Brötchen gefüttert, sagte sie ihrer Tochter, wenn die fragte: Mama, wo ist Felix?

Sie spürte, die Polizisten, die Menschen, die ihr begegneten, glaubten: Der Junge kommt nicht zurück, und wenn sie allein mit sich war, in den Nächten ohne Schlaf, dann dachte sie, was, wenn er tot ist?

Ich war aber nicht bereit, mich darüber zu unterhalten, sagt Anja Wille. Es wäre mir wie ein Verrat an meinem Jungen vorgekommen. Ich habe immer gesagt: Wir suchen ein Kind auf zwei Beinen, das läuft und ein Fahrrad schiebt. Daran habe ich mich festgehalten, sonst hätte ich nicht die Kraft gehabt, alles zu tun, um den Jungen zu finden, Flugblätter verteilen, für die Polizei Socken aus derselben Wolle stricken, aus der ich die Socken gestrickt hatte, die der Junge trug. Überall im Land hingen die Bilder von Felix, wir haben sie überallhin gemailt. Für ein totes Kind hätte ich all das nicht geschafft. Ich habe diesen Gedanken vor anderen einfach nicht zugelassen. Ich habe jeden Tag vier Teller aus dem Schrank geholt, und dann stand da ein Teller auf dem Tisch, von dem keiner mehr isst. Jeden Tag fehlte einer, jeden Tag kam einer zu wenig nach Hause. Die erste Zeit habe ich noch ein paar Stunden in meiner Krankengymnastikpraxis gearbeitet, ich dachte, das lenkt mich vielleicht ab, und immer wenn ich nach Hause kam, dann habe ich mir schon auf dem Weg gesagt: Jetzt ist er da. Er muss einfach da sein.

Frau Wille, sagte Kommissar Haffke zwei Wochen nach dem letzten warmen Herbsttag, Sie müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass der Junge nicht mehr lebt, hören Sie? Da verlor sie die Fassung, schrie den Mann an, der ihr sagte, was alle dachten. Er schrie zurück, die Polizei lässt sich nicht vorschreiben, wie sie arbeitet, Frau Wille, überlassen sie uns das. Sie hatte verstanden. Und sie mochte diesen Polizisten, er hielt dagegen, das schätzte sie. Ich will nicht darüber reden, Herr Haffke, sagte sie ruhig, es geht nicht. Es geht einfach nicht, verstehen Sie?

Felix lag

zu dieser Zeit auf dem Grund der Geeste, ein trübes Flüsschen, drei Meter tief, die Uferböschung unbegradigt, rund 20 Kilometer von Neu-Ebersdorf entfernt. Die Polizisten suchten mit Hunden und Hubschraubern, die Helfer von Feuerwehr und THW liefen durch Felder und Wälder, die Jäger durchkämmten ihre Reviere, es war die größte Suche, die es jemals gab in diesem Land. Das grünbraune Wasser deckte den Jungen zu.

Herr Haffke, lassen Sie bitte noch einmal genauer unsere Computer untersuchen, sagte sie auf einmal. Die Frage hatte sie nicht losgelassen, was machte Mario, wenn sie nicht da war? Seit drei Wochen war Felix verschwunden, sie beobachtete R., wenn er am Rechner saß, einmal glaubte sie, eine Chatseite zu sehen. Trat sie hinter ihn, ließ er die aufgerufene Seite verschwinden, was willst du denn, sagte er dann. Nichts weiter, sagte sie. Sie suchte und fand die Telefonrechnungen, mehr als 300 Euro hoch, dreimal mehr als sonst. Warum sollen wir das machen, Frau Wille?, fragte der Kommissar, ich habe ein komisches Gefühl, antwortete sie, ich weiß nicht, was er da ständig macht.

Die Polizei nahm die Rechner mit, brachte sie in die Polizeiinspektion Stade, spiegelte die Festplatte. Jede Menge gelöschter Dateien, Chatseiten, die Fachleute rekonstruierten die Daten. Frau Wille, wir haben da was gefunden, sagte Kommissar Haffke. Sie schaute ihn an, reden Sie, Herr Haffke. Setzen Sie sich, Frau Wille.

Sie sagte kein Wort,

als der Kommissar zu ihr sprach, sie hörte ihm zu und begriff einfach nicht, was sie hörte. Mario R. hat im Chat kinderpornografische Gespräche geführt und den Namen Felix und den ihrer Tochter ins Spiel gebracht. Frau Wille, die Chatprotokolle gehen bis in den August zurück, er hat diese Gespräche auch nach dem Verschwinden des Jungen weitergeführt, hörte sie Herrn Haffke sagen, er hat sich als Bruder der Kinder ausgegeben, die beiden beschrieben und in den kinderpornografischen Gesprächen auftauchen lassen. Auf der Festplatte waren auch Bilder, Frau Wille, Kinderpornografie, Jungs und Mädchen, auch Tierpornografie. Wir haben auch ein Bild von Felix gefunden, eine Aufnahme seines Gesichts, das Bild wurde am Computer verändert, Frau Wille, der Junge hatte Patronen statt Zähnen im Mund. Sie hörte zu, sie begriff es nicht. Mario, was sagst du dazu, sagte sie. Es war doch nur Spaß, antwortete er. Sie müssen beide mit zur Vernehmung, kommen Sie, sagte Haffke.

Ich kann dich nicht mehr sehen, sagte Anja Wille wenige Tage später. Ich wollte der Polizei helfen, sagte R., mich in der Szene umhören, glaub mir, ich hätte die Kinder nie angefasst. Du kotzt mich an, Mario, sagte Frau Wille. Schon seit August hast du das gemacht und auch noch, nachdem der Junge verschwunden ist, geh. Und du hast der Polizei die Zeit gestohlen, gebe Gott, dass es nicht die Zeit ist, die Felix jetzt fehlt. Am 3. Dezember verließ Mario R. das Haus.

Für mich begann

jetzt die schlimmste Zeit, Nikolaus, Adventszeit, erinnert sie sich. Es ging auf Weihnachten zu, überall die Kerzen, Kinder freuen sich, die Leute schmücken ihre Fenster. Natürlich bekam auch mein Junge einen Nikolausteller. Ich stand da und musste mich fragen: Worüber würde sich der Kleine jetzt freuen? Und dann geht man los und kauft ein Geschenk, ich habe ihm neue Yo-Gi-Oh-Karten gekauft, er war ganz versessen darauf, und ich hatte aus Versehen seine Karten mit in die Waschmaschine gesteckt. Ich habe das Geschenk auf den Teller gelegt, neben sein Bett. Ich bin auch mit seinem Stiefel in den Kaufmannsladen gegangen, die Eltern geben sie ab, und die Kinder müssen sie dann persönlich abholen. Ich musste der Verkäuferin erklären, dass Felix nicht selbst kommen kann. Wo ist denn das Kind zu diesem Stiefel? Der ist vermisst, habe ich gesagt. Die wusste dann gleich, wer ich bin, und hat mir den Stiefel gefüllt mitgegeben. Ich dachte: Irgendwann kommt er und nimmt das Geschenk vom Teller, leert den Stiefel. Wenn er kommt und sieht, da hängt kein Adventskalender, da steht kein Teller, kein Stiefel, dann wird er sagen: Ihr habt mich aber schnell vergessen.

Frau Wille, Sie müssen mehr essen, sagte der Kommissar. Sie wog sich, 42 Kilogramm, es war ihr egal. Schon sechs Wochen ohne den Jungen. Sie stellte Schaukästen auf, auch auf dem Parkplatz im Wald, das Bild des Jungen, Spielzeug, sie wusste auf einmal: Es wird nicht mehr helfen. Sie machte es nicht mehr für ihren Sohn. Diese Schaukästen stehen da, um andere Kinder zu schützen, stehen da, um den Mann zu finden, der sich gemeinsam mit Felix in ihre Träume schlich. Der Junge schaute sie an, rief nach ihr, sah verloren und allein aus, der Mann hatte kein Gesicht.

Sie erwachte, stand auf, ging ins Badezimmer und nahm eine Rasierklinge. Vielleicht ist dieser Schmerz ja größer, dachte sie und zerschnitt ihren linken Unterarm, besah das Blut, den geschundenen Arm, legte die Klinge beiseite, wusch das Blut ab. Niemandem fiel auf, dass Anja Wille ihre Unterarme nicht mehr zeigte. Sie ließ ihre Tochter zu ihrer Mutter bringen, ich kann mich nicht mehr um sie kümmern, sagte sie dem Kommissar, danach soll sie zu ihrem Vater, kümmern Sie sich darum? Natürlich, Frau Wille. Ich werde zu einer Freundin nach Bonn fahren, ich muss hier weg, das verstehen Sie doch. Ich werde nicht wiederkommen, Herr Haffke. Ich melde mich Weihnachten.

Am 19. Dezember setzte sie sich in ihren Wagen, die Abschiedsbriefe waren geschrieben, sie hatte den Beamten der Sonderkommission für die Arbeit gedankt, sich bei Herrn Haffke und seinem Kollegen Heiner van der Werp, der sich als neuer Betreuer um sie kümmerte, verabschiedet. Eine lange, gerade Strecke in der Nähe der Autobahndreiecks Ahlhorner Heide, vor ihr tauchte diese Brücke auf. Keine Leitplanken vor den Pfeilern, dachte sie und starrte die Betonsäulen an. Jetzt noch nicht, die Brücke merke ich mir. Sie fuhr weiter.

Ihre Freundin erschrak, als sie sie in der Tür stehen sah, blass, ausgezehrt, abgemagert, Anja, komm rein, schön, dass du da bist. Die Bahnlinie wenige Meter hinter dem Haus hatte Frau Wille schon gesehen. Danke, dass ich kommen durfte.

Kommissar Haffke

war erleichtert, als er Anja Willes Stimme hörte, sie telefonierten mehrere Stunden, auch in den folgenden Tagen, sie erzählte ihm von dieser Brücke, und dass die Bahnlinie so nah sei, aus Herr Haffke wurde Haffi, aus Frau Wille Anja. Wir helfen dir, Anja, mach keine Dummheiten. Wir lassen dich nicht hängen, wir finden einen Weg. Über Weihnachten passiert nichts, mein Wort, sagte sie, dann kann ich für nichts garantieren. Du brauchst professionelle Hilfe, Anja, sagte er, ich kümmere mich um alles, hörst du. Und denk an deine Tochter.

Sie überstand die Tage. Herr Haffke hatte ihre Freundin eingeweiht. Wir holen dich am 4. Januar, Anja, du gehst ins Landeskrankenhaus Lüneburg in die Psychiatrie.

Drei Tage nach ihrer Ankunft in der Klinik gestand Marc Hoffmann den Mord an Felix, er tat es ohne Not, die Polizei hatte ihn nicht mit der Tat in Verbindung gebracht. Hoffmann war am 8. Dezember in seiner Wohnung verhaftet worden, schnell hatte er den Mord an Levke gestanden, saß seitdem in Untersuchungshaft in Stade. Über seinen Anwalt gab er den Mord an Felix zu, beschrieb, wo er lag. Die Presse bekam einen Tipp. Bevor die Beamten den Jungen fanden, stand es in der Zeitung. Haffke eilte nach Lüneburg, sie sollte es von ihm hören.

Hoffmann hatte den Jungen

in blauen Müllsäcken verpackt und verschnürt, mit mehreren dreieckigen Pflastersteinen von 25 Kilogramm Gewicht beschwert und von der Brücke in die Geeste geworfen, die Beamten fanden Kratzspuren am grünen Metallgeländer. Hinter einer Leitplanke neben der Brücke lag ein Schuh des Jungen, nicht weit davon ein Spaten und ein Erdloch. Hoffmann hatte ihn zunächst vergraben wollen und es nicht geschafft, zu viele Wurzeln. Die Taucher fanden Felix sofort, hoben den Körper auf einer Palette nach oben, schnitten die Säcke auf. Man rief Herrn Haffke an, Anja, er ist es, sagte er ihr dann. Das erste Mal sah er sie weinen. Ich will ihn noch mal sehen, Haffi, ich muss mich verabschieden. Wenige Tage später zeigte ihr der Kommissar zwei Bilder seines Gesichts, schwarzweiß, er hat die Originale auf den Kopierer gelegt. Er sieht aus, als ob er schläft, sagte sie. Kann ich ihn richtig sehen? Das ist keine gute Idee, Anja, erspar dir das. Die Bilder sind gemacht worden, als sie ihn gefunden haben, Felix sieht jetzt nicht mehr so aus. Sie verstand.

Anfang Februar verließ sie die Psychiatrie und ließ sich in die psychosomatische Klinik in Bad Pyrmont überweisen, wieder unter ihrem Mädchennamen, Metzner, es kam ihr ungewohnt vor. Ein Zimmer im dritten Stock mit Balkon, dachte sie, schau an, und erinnerte sich an die Brücke ohne Leitplanke. Es gibt noch einen weiteren Traumapatienten, Frau Metzner, reden Sie nicht mit ihm, das regt Sie nur auf. Interessant, dachte sie.

Sie hatte ihn schnell gefunden, einen Polizisten mit Schusstrauma. Ich habe einen erschossen, sagte er, warum bist du hier? Mein Sohn ist ermordet worden. Scheiße! Sie lachte, ja, scheiße, sagte sie. Ich bin Mike, du solltest ein paar Freunde von mir kennen lernen hier. Und auf einmal ging es ihr so gut wie lange nicht. Nach und nach weihte sie ihre neuen Freunde ein. Erstaunlich, dass ich so darüber reden kann, dachte sie. Kurze Zeit darauf kam ein neuer Patient, Offizier, einer der vielen Soldaten in der Klinik mit Depressionen und Sozialangst, der Mann fiel ihr auf, er gefiel ihr. Sie lernten sich kennen, ich bin Anja, du? Thomas, sagte er. Er erzählte ihr seine Geschichte, und sie hörte zu. Drei Wochen später erzählte sie ihm von Felix. Der Mann wusste nicht, was er sagen soll. Du, mir ist kalt, sagte sie. Er nahm ihre kalten Hände.

Oliver Link

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