Wer hat Nord Stream 1 finanziert

Nach den US-Sanktionen gegen die Betreibergesellschaft der deutsch-russischen Ölpipeline Nord Stream 2 stellt sich die Frage, wer für daraus entstehende Schäden aufkommt. Auch deutsche Unternehmen hatten in die lange Gasröhre investiert. Der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea fordert jetzt Schadenersatz aus Berlin.

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Von der Nord Stream AG wird wohl kein Geld kommen

Das BASF-Tochterunternehmen Wintershall Dea hat 730 Millionen Euro in Nord Stream 2 investiert und will dieses Geld nun von der Bundesregierung zurück bei einem Aus für die Pipeline. Zusammen mit vier anderen Geldgebern rechnet Wintershall-Chef Mario Mehren nicht damit, dass Nord Stream seine Investoren ausbezahlen kann.

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USA stoppen mit harten Sanktionen Nord Stream 2

Nach seiner Einschätzung rechtfertigt die politische Intervention der Bundesregierung und der USA eine solche Entschädigung. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die Genehmigung für Nord Stream 2 ausgesetzt. Dann kündigte US-Präsident Joe Biden an, alle Geschäfte müssten binnen einer Woche beendet sein.

Wintershall Dea will dennoch Entschädigung vom deutschen Steuerzahler

Obwohl letztlich die USA die Sanktionen verhängt haben, wendet sich Mehren an die Regierung in Berlin. In Washington wäre wohl nichts zu holen. Der Geschäftsführer der Nord Stream 2 AG, der Gazprom-Manager Matthias Warnig, wurde selbst von den USA mit Sanktionen belegt und trat als Aufsichtsrat des Fußballclubs Schalke 04 zurück. Wintershall Dea gilt als engster Partner von Gazprom in Deutschland. Beide betreiben in Russland gemeinsame Öl- und Gasfelder. Außerdem gehört die BASF-Tochter zu 27 Prozent einer Gesellschaft des russischen Milliardärs Michail Fridman.

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Die neusten Entwicklungen

Nord-Stream-Pipelines: Dänische Polizei vermutet «starke Explosionen» als Ursache für Lecks

Die Hinweise auf einen gezielten Anschlag auf die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 verdichten sich. Wer könnte Interesse an einer Sabotage haben? Und wie geht es weiter? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wer hat Nord Stream 1 finanziert

Das Methangas der Pipelines sprudelt an die Oberfläche: Hochaufgelöstes Satellitenbild.

Pléiades Neo © Airbus DS 2022

  • Die Lecks an den beiden Nord-Stream-Gaspipelines im dänischen Teil der Ostsee wurden offenbar durch eine «starke Explosion» verursacht. Zu diesem Schluss kam die Kopenhagener Polizei bei der vorläufigen Untersuchung der Schäden. Sie teilte das am Dienstag (18. 10.) in einer Erklärung mit. Die dänischen Erkenntnisse scheinen denen der schwedischen Staatsanwaltschaft zu entsprechen, die erklärte, dass zwei weitere Löcher in den Pipelines ebenfalls durch Explosionen verursacht worden zu sein scheinen. Die weiteren Ermittlungen werden von der Kopenhagener Polizei zusammen mit dem dänischen Sicherheits- und Nachrichtendienst geführt.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat an einer Energie-Konferenz am Mittwoch (12. 10.) in Moskau angeboten, Europa über die unversehrte Röhre von Nord Stream 2 Gas zu liefern. Er hat zudem anerboten, dass Gas aus den Nord-Stream-Pipelines umzuleiten und über die Türkei nach Europa zu liefern. Es liege nun an der EU zu entscheiden, ob sie das wolle.
  • Der deutsche Generalbundesanwalt hat eine Untersuchung zu den Explosionen im russischen Nord-Stream-Pipelinenetz eingeleitet. Dies teilte ein Sprecher am Montag (10. 10.) mit. Die Behörde wolle damit deutschen Ermittlern die Möglichkeit geben, Beweise zu sammeln. Gemeinsam mit Dänemark und Schweden untersucht Deutschland, wie es zu den Lecks an den beiden Nord-Stream-Pipelines kam.
  • Eine erste Tatort-Untersuchung hat den Verdacht auf «massive Sabotage» erhärtet, wie die schwedische Sicherheitspolizei am Donnerstag (6. 10.) mitteilte. «Nach Abschluss der Ermittlungen am Tatort kommt der schwedische Sicherheitsdienst zum Schluss, dass es in der schwedischen Wirtschaftszone Detonationen bei Nord Stream 1 und 2 gegeben hat, die erhebliche Schäden an Gaspipelines verursacht haben», heisst es in einer Erklärung. Die Behörden haben Material beschlagnahmt, das sie nun analysiert wird. Das Gebiet sei nicht mehr abgesperrt, teilte die schwedische Staatsanwaltschaft mit. 
  • Russland darf an den Untersuchungen zu den Pipeline-Lecks nicht teilnehmen. «Wir wurden auf diplomatischem Wege darüber informiert, dass es keine Pläne gibt, die russische Seite an den Ermittlungen zu beteiligen», erklärte Kreml-Sprecher sagte Dmitri Peskow am Donnerstag (6. 10.) . Er kritisierte zugleich, dass es nicht möglich sei, eine objektive Untersuchung ohne die Beteiligung Moskaus durchzuführen.

Wer hat nordstream 1 bezahlt?

Die Kosten für den Bau der Pipeline betrugen nach Angaben der Nord Stream AG rund 7,4 Milliarden Euro; ursprünglich war im Unternehmen von „mehr als 4 Milliarden Euro“ ausgegangen worden. Die Gesamtkosten wurden zu 30 % aus Eigenmitteln der beteiligten Unternehmen finanziert und zu 70 % über Kredite.

Welche Länder sind an Nord Stream 1 beteiligt?

Das Projekt Nord Stream 1 stößt vor allem bei den Anrainerstaaten Ukraine, Litauen und Polen auf Kritik. Nachgedacht wird über eine Offshore-Lösung bereits in den 1980er Jahren, der Zusammenbruch der Sowjetunion kommt allerdings dazwischen.

Wer hat Nord Stream gebaut?

Beim Nachfolgeprojekt Nord Stream 2 gilt Gazprom als Alleineigentümer und die westlichen Partner als Finanzinvestoren, die je ein Zehntel der Baukosten (derzeit geschätzt auf 950 Millionen Euro) tragen.

Wie wurde Nord Stream 1 gebaut?

Der Bau von Nord Stream 1 Baubeginn von Nord Stream 1 war April 2010. Die doppelröhrige Pipeline mit einer Länge von je 1224 Kilometern verbindet Wyborg in Russland mit Lubmin bei Greifswald. Die erste Röhre wurde 2011 in Betrieb genommen, die zweite 2012.