Wer hat Ich sehe was was du nicht siehst erfunden?

Auf der Wiese nördlich von Grafenaschau, die Richtung Westen direkt ins Murnauer Moos hineinführt, sind bis zur Brücke am Lindenbach 56 großformatige Fotos aufgebaut. Eins nach dem anderen. Fotograf Christian Kolb hat sie auf wetterfeste Planen drucken lassen und dann mit Kabelbindern an Absperrgittern, wie sie sonst vor Baustellen stehen, befestigt. Gegen das Umfallen durch Wind wird jedes Foto, etwa drei mal vier Meter groß, von zwei großen Heuballen gestützt.

Erweiterung der Landschaft

Rund 60 Menschen, darunter auch viele Kinder, folgen Christian Kolb während der Vernissage. Seine Fotos entstanden alle im und rund ums Murnauer Moos – darunter beeindruckende Landschaftsbilder, aber auch Aufnahmen von Burschen in Lederhosen, von Kühen, von Festen und dem Brauchtum, wie es in der Gegend gepflegt wird. Oder von besonderen Ereignissen, etwa als 2015 während des G7-Gipfels auf Schloss Elmau hier Hubschrauber kreisten und rund 25.000 Polizisten unterwegs waren. Kolb fotografierte einen Gullideckel im Moos, der zugeschweißt wurde – der Sicherheit wegen.

Fette Auen, durch die sich ein fotogener Bohlenweg schlängelt - Christian Kolb will mit den Bildern die Landschaft ergänzen.

Bildrechte: Bayerischer Rundfunk / Moritz Holfelder

Die Sonne geht langsam hinter dem Herzogstand unter, das Bergpanorama bildet die natürliche Kulisse für Christian Kolbs Fotos. Manche von ihnen wirken in der freien Natur wie die Fortsetzung der Landschaft, wie ein Teil von ihr. Etwa die Aufnahme eines Bohlenwegs, der sich scheinbar endlos ins Moor hinein schlängelt:

"Also, ein Bohlenweg...", erklärt Kolb. "Bretter, die teilweise auch unter Wasser liegen und man weiß nicht recht, wo man hin steigen muss. Man tritt gerne mal daneben, und dann bist Du bis zur Hüfte weg. Das ist jetzt ein Bohlenweg irgendwo, ich sage jetzt nicht wo, damit die Leute dort nicht noch mehr hinlaufen."

Das ist auch eine Idee dieser Ausstellung: Die teilweise schwer zugänglichen Schönheiten des Murnauer Mooses zu zeigen, mitten in der Natur, und sie damit gleichzeitig zu schützen: Wenn die Betrachter vor Christian Kolbs riesigen Fototafeln stehen, bekommen sie einen nachhaltigen Eindruck von diesen Urlandschaften – und sind hoffentlich nicht verlockt, sie abseits der Wege selbst aufzusuchen.

Der Fotograf Christian Kolb (3. v. r.) mit einer Gruppe Vernissage-Besucher.

Bildrechte: Bayerischer Rundfunk / Moritz Holfelder

"Möglicherweise haben mich ja einige in diesem Sommer beobachtet, wenn ich morgens so um halb vier da unten reinmarschier‘. Es ist dunkel – und das Licht kommt vom Osten. Und ich schaue hinauf, da sind so ein paar Wolken – und die werden beleuchtet. Und unten ist noch stockdunkel. Das ist dann der erste Rausch am Tag – und meistens der schönste!!"

Das Moos und seine Menschen

Eine der Landschaften, die Christian Kolb im Moor fotografiert hat, könnte sich auch in Patagonien befinden. Eine andere erinnert an die Savannenlandschaften von Afrika. Und eine dritte zeigt ein Naturphänomen, wie man es im Murnauer Moos nur selten erlebt: Zu sehen ist kein Regenbogen, sondern ein Nebelbogen.

Ergänzt hat Christian Kolb seine Landschaftsaufnahmen mit Porträts von acht Menschen, die im Murnauer Moos aufgewachsen sind und gearbeitet haben. Teilweise dort noch leben. Da ist etwa die Bäuerin Leni, die sich an die Zeit erinnert, als sie jeden Morgen eine dreiviertel Stunde von Schwaigen bis Eschenlohe durchs Moos in die Schule ging.

"Wenn Kirche war, ist man halt um viertel nach sechs aus dem Haus gegangen im Winter – die großen Kinder voran und die kleinen hintennach. Da ist kein Schneepflug gefahren. Da ist man in die Kirche rein – natürlich, wir waren warm gegangen, aber die Eschenloher Kinder haben noch gezittert, die kamen ja frisch aus dem Bett, aber wir haben gedampft."

Das offensichtlich Unsichtbare - Die OpenAir-Ausstellung mit Fotos des Murnauer Mooses von Christian Kolb in Grafenaschau – zu sehen bis zum 6. Januar 2022

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Cover des Buches Ich sehe was, was du nicht siehst (ISBN: 9783846600979)

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riaandherbooks

vor einem Jahr

Düstere Geschichte mit einer Menge Geheimnisse

Kritisch (3):

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Thrillerbambi

vor 2 Jahren

Sorry das war gar nichts. Gefiel mir leider überhaupt nicht. Furchtbare Charaktere und eine plumpe, langweilige Story

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Inhaltsangabe zu "Ich sehe was, was du nicht siehst"

Emma ist verschwunden. Das letzte Mal haben ihre Freundinnen sie auf dem Weihnachtsfest gesehen. Seitdem gilt sie als vermisst. Zwar fehlt sie Lilly, Anouk, Bo und Mabel, dennoch beschließen die Mädchen schweren Herzens, den mit Emma geplanten Urlaub auch ohne sie anzutreten. Doch im Ferienort haben die Freundinnen das Gefühl, beobachtet zu werden. Als dann das T-Shirt in Bos Tasche auftaucht, das Emma trug, als sie verschwand, sind alle sich sicher: Emmas Mörder hat es auch auf sie abgesehen!

Buchdetails

Aktuelle Ausgabe

ISBN:9783846600979

Sprache:Deutsch

Ausgabe:Fester Einband

Umfang:240 Seiten

Verlag:ONE

Erscheinungsdatum:30.04.2020

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    Erscheinungsdatum:30.04.2020