Die bislang so glücklosen deutschen Skirennfahrer haben am Schlusstag der Olympischen Winterspiele in China Silber im Mixed-Teamwettbewerb gewonnen. Im Finale verloren sie beim Stand von 2:2 in der Addition der besten Laufzeiten knapp gegen Österreich. Nur 0,19 Sekunden fehlten zum Sensationstriumph.
Lena Dürr vom SV Germering, Emma Aicher (Mahlstetten), der Münchner Linus Straßer, Alexander Schmid vom SC Fischen, Julian Rauchfuss (RG Burig Mindelheim) und die nicht eingesetzte Kira Weidle (SC Starnberg) holten damit die erste alpine Medaille für Deutschland bei Olympia seit acht Jahren.
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Heftige Böen am Xiaohaituo Mountain
Der Wettbewerb war wegen Windes um einen Tag verschoben worden. Doch auch am Sonntag wehten teils heftige Böen am Xiaohaituo Mountain. Nach einem souveränen 3:1 zum Auftakt gegen Schweden bezwangen die Deutschen im Viertelfinale den Olympiasieger Schweiz. Aicher und Straßer kamen dabei zwar nicht ins Ziel, die Addition der Einzelzeiten des besten Manns und der besten Frau gab beim Stand von 2:2 aber den Ausschlag zu Gunsten des DSV-Teams.
Im Halbfinale Sieg gegen USA
Im Halbfinale bezwang dieses dann die USA um Ausnahmefahrerin Mikaela Shiffrin mit 3:1, die mit ihrem Team nur Vierte wurde und somit ohne Medaille bei den Peking-Spielen blieb. Im Finale verzichtete Straßer zugunsten von Rauchfuss dann auf seinen Einsatz, weil er sich nach eigener Aussage mit dem niedrigen Tempo und der drehenden Kurssetzung schwer getan hat.
Gold für Österreich
Dürr legte im Kampf um Gold auf der "Regenbogen"-Piste mit ihrem vierten Erfolg im vierten Duell vor. Rauchfuss kassierte das 1:1. Emma Aicher rutschte weg - 1:2. Dann kam es auf Schmid an, der gegen Kombi-Olympiasieger Johannes Strolz zwar ausglich, aber einen Tick zu langsam war.
Gold ging somit an Österreich mit Katharina Huber, Katharina Liensberger, Katharina Truppe, Stefan Brennsteiner, Michael Matt und Strolz.
"Ende gut, alles gut. Wir sind sehr happy, die Medaille tut uns extrem gut." Alpinchef Wolfgang Maier
Team-Silber rettet Alpin-Bilanz
Zuvor waren die besten Ergebnisse der deutschen Alpinen bei den Spielen in China die vierten Plätze von Dürr im Slalom und Weidle in der Abfahrt gewesen. Wie schon 2018 in Pyeongchang drohten sie komplett leer auszugehen. 2014 in Sotschi hatte es noch drei Medaillen für die deutsche Alpin-Riege gegeben. Maria Höfl-Riesch gewann damals Gold in der Kombination und Silber im Super-G, Viktoria Rebensburg holte Bronze im Riesenslalom.
Ski alpin - Teamevent: Lauf und Siegerehrung
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Michael Kappeler
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Neun Medaillen haben die Schweizer Alpinen an den Olympischen Spielen 2022 in Peking bislang geholt. Zum Abschluss im Team-Event winkt das Stängeli. Die Fakten zum Wettbewerb.
Wie funktioniert der Team-Event?
15 Nationen kämpfen im K.-o.-Modus um die Medaillen. Sie wurden aufgrund der Nationenwertung im Weltcup eingeteilt, d. h. die Nummern 1 (Österreich) und 2 (Schweiz) begegnen sich frühestens im Final:
Das Tableau:
- Ein Team besteht aus je zwei Frauen und zwei Männern (plus Ersatzleuten).
- Ein Athlet fährt auf einem Parallel-Kurs gegen einen anderen. Wer schneller ist, holt für sein Team einen Punkt.
- Das Team, das mehr Punkte hat, gewinnt das Duell.
- Steht es 2:2, werden die Zeiten der besten Frau und des besten Mannes eines Teams zusammengezählt. Wer schneller ist, gewinnt das Duell.
Wann findet er statt?
Der Bewerb wurde aufgrund der Wetterprognosen um eine Stunde vorgezogen. Er beginnt in der Nacht auf Samstag um 03.00 Uhr (Schweizer Zeit). SRF 2 überträgt das Rennen live.
Wer fährt für die Schweiz?
Die Schweiz schickt bei den Frauen Wendy Holdener, Camille Rast und Andrea Ellenberger ins Rennen. Bei den Männern stehen Luca Aerni, Gino Caviezel und Justin Murisier im Einsatz.
In den Achtelfinals trifft die Schweiz auf Gastgeber China. Alles andere als ein Sieg wäre eine Blamage. Geht es nach der Papierform, wartet im Viertelfinal wohl Deutschland, im Halbfinal käme es zum Duell mit Italien oder den USA.
Weil der Kurs näher bei einem Riesenslalom als bei einem Slalom ist, wurde beispielsweise auf Ramon Zenhäusern verzichtet, der in der Vergangenheit bei Team-Events schon brillierte. 2018 war der Walliser Teil der Schweizer Equipe, die das erste Olympiagold in dieser Disziplin gewann.
Team-Olympiasieger 2018: Luca Aerni, Daniel Yule, Wendy Holdener, Denise Feierabend und Ramon Zenhäusern.Bild: KEYSTONE
Wer sind die Favoriten?
Im Weltcup fand in diesem Winter nur ein Parallelrennen statt, allgemein gibt es nur wenige Rennen auf höchstem Niveau – das macht Prognosen schwierig. Die Schweiz muss man mit Sicherheit auf der Rechnung haben, aber andere Nationen sind mindestens so stark, wenn nicht noch ein wenig stärker einzuschätzen:
🇦🇹 Österreich
Achtelfinals: Freilos
Viertelfinals: Slowenien oder Kanada
Katharina Huber, Katharina Liensberger, Katharina Truppe und Stefan Brennsteiner, Michael Matt, Johannes Strolz.
Liensberger (links) im WM-Final 2021 gegen Bassino.Bild: keystone
Liensberger holte in einem Skandal-Rennen WM-Gold im Parallelrennen. Brennsteiner war im Olympia-Riesenslalom auf Medaillenkurs, Matt ist seit Jahren ein Top-Slalomfahrer und Strolz der Aufsteiger des Winters: Nach dem Rauswurf aus den Verbandskadern wurde er Olympiasieger in der Kombination und gewann Silber im Slalom.
🇮🇹 Italien
Achtelfinals:
Russland
Viertelfinals: USA oder Slowakei
Vinatzer ist ein Garant für Spektakel.Bild: keystone
Marta Bassino, Federica Brignone, Nicol Delago und Luca De Aliprandini, Tommaso Sala, Alex Vinatzer.
Bassino wurde im letzten Winter gemeinsam mit Liensberger Parallel-Weltmeisterin, sie und Brignone zählen seit Jahren zu den besten Riesenslalomfahrerinnen der Welt. Michelle Gisins Freund De Aliprandini zählt als Vizeweltmeister zur Spitze, Vinatzer ist ein Kamikaze, dem alles zuzutrauen ist. Allerdings ist er – ebenso wie Tommaso Sala – ein reiner Slalomfahrer.
🇫🇷 Frankreich
Achtelfinals: Tschechien
Viertelfinals: Norwegen oder Polen
Weltmeister Faivre (links) im WM-Rennen in Cortina d'Ampezzo.Bild: keystone
Tessa Worley, Clara Direz, Coralie Frasse Sombet und Mathieu Faivre, Thibaut Favrot, Alexis Pinturault.
Faivre ist Parallel-Weltmeister 2021, gewann in Peking im Riesenslalom Silber. Allrounder Pinturault ist überall stark. Worley gewann WM-Bronze in der Disziplin.
🇺🇸 USA
Achtelfinals: Slowakei
Viertelfinals: Italien oder Russland
Moltzan (rechts) wirft an der WM 2021 Holdener raus.Bild: keystone
Mikaela Shiffrin, Paula Moltzan, AJ Hurt und Tommy Ford, River Radamus, Luke Winters.
Shiffrin will verkorkste Olympische Spiele retten. Moltzan wurde in Peking 8. (Slalom) und 12. (Riesenslalom), sie gilt als Parallelspezialistin. Radamus ist «on fire» (4. im Olympia-Riesenslalom), Winters hat einen extrem schnellen Schwung.
🇩🇪 Deutschland
Achtelfinals: Schweden
Viertelfinals: Schweiz oder China
Rang 4 nach Halbzeitführung im Slalom: Dürr hat mit Olympia noch eine Rechnung offen.Bild: keystone
Lena Dürr, Emma Aicher, Kira Weidle und Linus Strasser, Alexander Schmid, Julian Rauchfuss.
Eicher und Schmid gehörten zum Team, das 2021 WM-Bronze gewann. Dürr führte im Olympia-Slalom nach dem 1. Lauf, Strasser gewann in dieser Saison den Slalom in Schladming und einst einen City Event.
🇳🇴 Norwegen
Achtelfinals: Polen
Viertelfinals: Frankreich oder
Tschechien
Die Weltmeister 2021: Sebastian Foss-Solevaag, Thea Louise Stjernesund, Fabian Wilkens Solheim und Kristina Riis-Johannessen (von links).Bild: keystone
Mina Fürst Holtmann, Thea Louise Stjernesund, Maria Therese Tviberg und Timon Haugan, Fabian Wilkens Solheim, Rasmus Windingstad.
Stjernesund und Wilkens Solheim gehörten im letzten Winter zur Equipe, die an der WM etwas überraschend Gold gewann.
Die besten Bilder der Olympischen Spiele 2022 in Peking
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Die besten Bilder der Olympischen Spiele 2022 in Peking
quelle: keystone / wu hong
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Video: srf
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