Wenn die narzisstische mutter stirbt

Hallo, ich war lange nicht mehr hier, aber jetzt brennt mir doch etwas auf der Seele und ich brauche Meinungen.

Ich habe angefangen mich mit Narzissmus und vor allem verstecktem Narzissmus zu befassen und jeder einzelne Punkt trifft auf meine Mutter zu was es mit mir gemacht hat, was die Auswirkungen auf mein soziales Miteinander betrifft und vor allem diese extrem feinfühligen Antennen zu haben, was die Stimmung meines Gegenübers betrifft. Ich wusste immer, daß der Umgang meiner Mutter nicht richtig sein kann und habe versucht mich davon zu lösen, bin regelrecht vor meiner Familie geflüchtet (meine Oma ist noch ein Ticken schärfer) und bin soweit weg gezogen, dass man nicht ständig in Kontakt stehen muss. Es, der Umgang mit mir in meiner Familie, fällt mir aber gerade alles sehr auf die Füße, seit mein Opa tot ist (im Oktober gestorben an Covid-19) und der es wirklich gut mit mir gemeint hat, aber gegen meine Oma und Mutter auch nie ankam. Vater gab es nicht, bzw ist er auch schon vor 8 Jahren gestorben.

Jetzt ist meine Mutter an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt und hat bei der Diagnose war schon klar, lange hat sie nicht mehr zu leben. Mittlerweile ist sie auf der Palliativstation und denkt zwar dass sie wieder raus kommt, was schlicht nicht geht, da es keinen pflegedienst gibt, der zu ihr kommen könnte (sie wohnt etwas ungünstig und die Straße ist gesperrt).
Als sie noch daheim sein konnte, bin ich mehrmals zu ihr gefahren, vor allem auch um nochmal miteinander zu reden und vielleicht Antworten auf viele Fragen zu bekommen (die komplette Familiengeschichte ist verworren und lässt die meisten sprachlos zurück, aber ist zu verworren um es in einem Forum aufzuschreiben, zumal ich selbst nicht alles verstehe und weiß).
Ich finde trotz des nahenden Todes keinen Zugang zu ihr und jetzt ist sie auch noch sauer, weil ich nun vermutlich erbe, sie hätte noch nie etwas geerbt usw. Da sitzt man erst einmal da und hat keine adäquate Reaktion darauf.

Jetzt sind mittlerweile wieder ein paar Wochen vergangen und der Zustand verschlechtert sich immer mehr und ich habe keine Ahnung was ich mit ihr umgehen soll. Sie zu begleiten kann ich nicht. Erstens bin ich zu weit weg und mit den Kindern und dem Job, bin derzeit wieder in Probezeit, nachdem ich im letzten Jahr unheimlich in die sch... Gegriffen habe und ich kann es emotional einfach nicht, weil ich keinen Zugang zu ihr habe. Wir hatten nie ein liebevolles emotionales Verhältnis. Ich bin in ihren Augen nicht wirklich zu etwas fähig und hat mich dennoch immer als Konkurrentin gesehen, obwohl ich darauf überhaupt keine Lust hatte und auch nichts getan habe um mit ihr zu konkurrieren, sondern ich habe einfach nur versucht glücklich zu werden.

Hat jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht und wie seid ihr damit umgegangen, wie habt ihr Abschied genommen, war bei euch auch vielleicht ein Gefühl der Erleichterung da? Dass eure narzistische Mutter demnächst nicht mehr da ist oder habt ihr nach ihrem Tod diese Erleichterung gespürt. Aber vor allem geht es mir um die letzten Wochen, Monate. Wie kann ich ihr begegnen, wenn sie nicht mal jetzt mich als Erwachsenen eigenständigen Menschen wahr nimmt. Ich bin gerade überfordert und brauche Rat.

Herzliche Grüße

1

Es tut mir leid, dass du innerlich so zerrissen bist.

Ich weiß, dass das jetzt für viele unmöglich klingt und wahrscheinlich auch Aufschreie kommen, aber ich finde ehrlich gesagt nicht, dass du den Kontakt zu deiner Mutter intensivieren musst. Du wirst nicht das von ihr bekommen, was du suchst.

Wenn jemand stirbt, dann bleiben immer ungeklärte Situationen, offene Fragen, ungesagte Worte und ungeteilte Gefühle zurück. Man kann nie ganz abschließen und alles aufdröseln, denn das alles durchläuft ja einer stetigen Entwicklung und schreitet voran: Es entstehen neue Fragen, neue Gefühle, neuer Klärungsbedarf. Die Zeit aber ist irgendwann einfach abgelaufen.

Versuche ihr gegenüber unvoreingenommen zu sein. Redet über leichte Kost. Das Wetter, Erdbeerzeit, was auch immer. Das Thema Vergangenheit, Mutter-Kind-Beziehung und Familienkonflikte würde ich ausklammern und nicht erwähnen. Und ich würde mir überlegen, wie intensiv ich den direkten Kontakt halten möchte. Eine schöne Karte, ein Blumenstrauß oder ein kleiner Glücksbringer, den sie immer sehen kann, sind vielleicht in diesen Momenten auch für sie schöner als ein persönlicher Besuch bei dem keiner mit dem anderen umzugehen weiß und immer der Unfrieden um alle schwebt.

6

Es ist tatsächlich nur noch oberflächliches Gelaber. Aber das fühlt sich halt auch nicht richtig an. Manchmal möchte ich schreien, ob sie mir nichts mehr zu sagen hat, auch wenn ich weiß, dass es nicht mehr passieren wird, der Zug ist beim letzten Mal abgefahren...

9

Der Anzug wäre bei einer Naszistin ohne abgefahren, weil sie eben davon geprägt sind, ihr Verhalten nicht zu reflektieren oder kritisieren.

Ich habe mich damals von meiner Mutter verabschiedet schon Jahre, bevor sie gestorben ist. Für mich war es richtig so.

2

Es tut mir leid, dass du das alles durchmachen musstest und ich verstehe total, dass du nicht weißt wie du weiter verfahren sollst.
Ich denke ich würde in so einer Konstellation ab und zu zu Besuch fahren, aber nicht mehr versuchen etwas zu klären oder zu verstehen. Sie ist wie sie ist und wird sich nicht mehr ändern. Rede mit ihr über alltägliche Dinge und mach Smalltalk. Zeig ihr einfach, dass sie nicht alleine sterben muss, auch wenn sie dir nicht gut getan hat in der Vergangenheit. Zeig ihr, dass sie es nicht geschafft hat einen schlechten Menschen aus dir zu machen.
Sie ist wahrscheinlich auch durch ihre Mutter und ihre Kindheit so geworden wie sie ist und war nicht stark genug, das zu ändern. Du bist stark genug gewesen und wirst es weiter sein.
Alles Gute

22

Zeig ihr, dass sie es nicht geschafft hat einen schlechten Menschen aus dir zu machen.

Puh, hier musste ich grad schlucken.

@TE: Ich denke, es ist zu spät oder es wird nie die Zeit kommen, Vergangenes zu bewältigen. Sie selbst hat im Prinzip ein schönes Leben verpasst. Ich an ihrer Stelle würde so nicht sterben wollen, aber deine Mutter ist offenbar nicht imstande, das zu reflektieren. Wahrscheinlich geht das schon in die Kategorie psychisches Problem. Löse dich von jeglichen Erwartungen ihr ggb., damit du dich emotional stärken kannst.

24

Ja, da hast du recht.
Allerdings kann ich sie auch nicht ganz links liegen lassen. Aber ich merke dass ich mich vor allem um mich kümmern muss um das hier durchzustehen. Es ist ja nicht die einzige Baustelle die ich gerade habe und für mein weiteres Leben sind die Baustellen wichtiger, da ich eben von ihr keine weiteren Antworten bekommen werde. Hätte ich die Möglichkeit, würde ich einiges auf mich nehmen, aber so ist es nur noch den Laden zusammen halten und abwarten und ab und zu mal hinfahren.
Es wird tatsächlich für mich von Tag zu Tag klarer, dass ich einfach nicht in der Position bin, jetzt noch irgendwas von ihr zu wollen...

3

Ich habe zum Teil auch Erfahrung mit narzistischen Eltern. Aber es hält sich alles noch im erträglichen Rahmen. Ich halte so gut Abstand, wie es geht, pflege aber noch einen normalen Kontakt.

Ich würde Dir raten sie mit nettenund einfühlsamen Abstand in den Tod zu begleiten. Ich fände es trotzallem grausam für sie, wenn Du genau jetzt mit ihr brichst.

Ruf hin und wieder einfach mal an und rede über Gott und die Welt, aber nicht mehr über damals und Eure zwischenmenschliche Beziehung. Geb ihr das Gefühl, das Du nicht mit ihr haderst, sondern das alles ok ist.

Es wird sie bald nicht mehr geben und so hart es sich anhört, dann hast Du es überstanden und bist endlich frei.

Alles alles gute für Dich.

7

Ich habe nicht vor mit ihr noch zu brechen. Ich versuche nur irgendwie einen erträglichen Umgang mit ihr zu bewerkstelligen, der mich nicht noch zusätzlich Kraft kostet.

4

Ich finde, du bist deiner Mutter nichts schuldig.

Narzisstisch ist man ja nicht, weil man Lust drauf hat, sondern weil man so ist. Sie wird dir deine Fragen nicht beantworten KÖNNEN, weil sie dein „Problem“ gar nicht versteht. Ihr werdet NIE eine emotional enge Beziehung haben. Der Zug ist einfach abgefahren und so realistisch muss man sein.

Sie wird also nie die Mutter sein, die du dir wünschst oder die du verdient hättest. Selbst wenn sie nicht 100% was dafür kann, muss sie nun mit den Konsequenzen ihres Verhaltens zu Lebzeiten leben. Nämlich, dass ihre Tochter nicht permanent zu ihr ans Sterbebett eilt. Sondern trotzdem auf Distanz bleibt.

Objektiv betrachtet, würde ich den Kontakt sogar ganz einstellen. Oder eben wirklich aufs Minimum reduzieren. Ihre Vorwürfe und Erpressungsversuche würde ich ignorieren und nicht so zu Herzen nehmen…

8

Einstellen will ich den Kontakt jetzt auch nicht mehr. Zum einen bin ich weit weg. Zum anderen hat sie es mit ihrer Mutter (die ähnlich drauf ist und zu der ich den Kontakt nach dem Tod meines Opas eingestellt habe) auch nicht leicht gehabt.
Bin da hin und her gerissen, dass sie es ja selbst schwer hatte, es mir aber ähnlich schwer gemacht hat, nur dass ich gegangen bin und mich davon lösen konnte und auf meinem Lebensweg an Menschen geraten bin, die es gut mit mir meinten.
Zum anderen handelt es sich wirklich nur noch um eine kurze Zeit...

19

Das musst letztlich du entscheiden :) wenn du dich damit gut fühlst und weiterhin gut abgrenzen kannst, ist ja alles gut.

Ich befürchte aber eben, dass kannst du vielleicht nicht so gut und machst dir damit selbst unnötig viel schwer. Deine Mutter wirst du eh nicht mehr „retten“ können. Egal was du tust, wie viel Kontakt du hast, es wird immer zu wenig und falsch und du undankbar sein. Sie wird dir nie anrechnen KÖNNEN, dass du bis zum Tod Kontakt hast. Dass du dich „trotzdem“ kümmerst. Dass sie dir Leid tut. Das muss dir einfach klar sein. Statt Dank wirst du weiter Vorwürfe bekommen 🤷‍♀️ Und sie sieht das wirklich so!

5

Hey!

Halte so viel Kontakt, wie du ertragen kannst, dass du dir später keine Vorwürfe machst.
Ansonsten würde ich dir raten, mal Gedanken über eine Therapie zu machen, weil bestimmt viele Dinge nach ihrem Tod hochkommen werden.

Liebe Grüße und alles Gute!

Schoko

10

Du hattest die Stärke dich von ihr abzuwenden.
Nun liegt sie im Sterben.
Es ist quasi die letzte Chance, die ihr beiden noch habt. Kommt was von ihr ist es gut, kommt nichts mehr, dann ist es eben so.
Ich würde ihr diese Chance noch geben.
Oft kommt noch in den letzten Minuten des Lebens alles aus dem Sterbenden raus.
Damit hast du alles getan was möglich war und du wirst nach ihrem Ableben den Frieden finden.
Diese Größe hast du.

11

Versuchen Sie es doch Mal mit: "Mama ich hab dich lieb." Das wird dem oberflächlichen Gelaber vielleicht den Wind aus den Segeln nehmen. Viel Mut und Gruß

12

Das verstehe ich nicht ganz. Wenn ich es richtig raushöre hat die TE sie nicht lieb. Ich könnte dann so etwas niemals zu ihr sagen.

Liebe TE,
es tut mir leid um deine schwierige Situation, ich bin aber auch der Meinung, dass du schon alles tust was du tun kannst. Mehr braucht sie nicht erwarten, tut sie ja vielleicht auch nicht.
Sie ist bald verstorben, du aber hast eine eigene Familie, eigene Interessen usw. Es bringt nichts, dich nun noch völlig kaputt zu machen. Die Antworten, die du dir erhoffst, wirst du vermutlich nie bekommen.
Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute 🍀

16

Nein, das geht mir bei ihr nicht über die Lippen. Das hat sie nie zu mir gesagt und sich auch immer drüber lustig gemacht, wenn andere das sagen. Das schaffe ich nicht mal mit Überwindung.

13

Eine schwere Situation, die auch durch gute Tips nicht einfacher wird.
Frage Dich, was Du erhoffst noch ändern zu können, in den letzten wochen, die euch bleiben. Versuche in so vielem wie möglich Frieden mit ihr zu machen solange sie noch lebt. Sie war und ist nicht die Mutter, die Du gerne gehabt hättest, versuche zumindest die Tochter zu sein, die du sein willst auch im Angesicht des Unperfekten. Du hast keine andere Mutter und Du kriegst keine andere Mutter mit der Du Dich versöhnen kannst. Das heißt nicht, dass Du nach ihrer Pfeife tanzen musst.
Lass Dich nicht klein machen, geh als Mutter Deiner Kinder zu deren Oma und versuche Frieden zu machen.

14

Ich kenne mich mit Narzissmus nicht so aus.

Aber ich lese, dass das sehr selbstverliebte Menschen sind. Die sich selbst am wichtigsten einschätzen und sehr wichtig nehmen. Dafür eben andere auch nieder machen und ihre eigene "Welt" zurechtlegen.

Vielleicht wäre es eine Idee, ihr so ein "Oma-erzähl-mal" Buch zu schenken?
Da kann sie ganz viel von sich reinschreiben. Ihr Leben, ihre Ansichten.
Sie ist wichtig, sie hinterlässt etwas für euch.
Und vielleicht erfährst du dabei Dinge, die dich doch interessieren. Ohne mit ihr zu reden.
Wenn du es nicht essen willst, kannst du es später entsorgen.

Wenn sie natürlich nicht glaubt, dass sie bald stirbt, muss man es ihr irgendwie anders schmackhaft machen.

15

natürlich nicht essen. Lesen!

17

Die Idee finde ich gar nicht so schlecht, zumindest lohnt es sich wirklich, darüber nachzudenken. Sie wird die Zeit vielleicht nicht mehr haben, aber es ist vielleicht ein Anfang.

Wie trauert ein Narzisst?

Im Grunde haben sie auch keine echte Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen, sondern den Ärger, dass dieser ihnen nicht mehr zur Verfügung steht. Sie sind chronisch unzufrieden, mit einem deutlichen Defizit an positiver Emotionen, da sie sich immer zu kurz gekommen fühlen und der Neid sie zerfressen kann.

Was passiert mit Kindern Narzisstischer Eltern?

Haben Mutter oder Vater eine Persönlichkeitsstörung, könnte der Nachwuchs besonders stark beeinträchtigt sein. Darauf weist eine Studie von Silke Wiegand-Grefe hin. »Durch die hohe Vererbbarkeit von Narzissmus sind die Kinder außerdem gefährdet, selbst narzisstisch zu werden«, sagt Psychiater Stefan Röpke.

Wie löst man sich von Narzisstischer Mütter?

Um die Verhaltensmuster narzisstischer Mütter nicht zu übernehmen und um die eigene Kindheit aufzuarbeiten, holen sich viele Betroffene die Hilfe eines Psychologen. Es gibt also kein Patentrezept und die Betroffenen müssen selbst ihren Weg finden.

Wie geht ein Narzisst mit seinen Kindern um?

Narzisstische Eltern interessieren sich meist nicht für die Meinung/Stimme ihrer Kinder und vermitteln ihnen, dass nur ihre Regeln oder die der Gesellschaft ("Das macht man nicht") zählen. Häufig strafen sie ihre Kinder dafür, zu widersprechen oder zu "stören".