Was bedeuten wassertablette

Ein Diuretikum (Mehrzahl Diuretika, umgangssprachlich Wassertablette genannt) ist ein Arzneimittel, das zur Ausschwemmung von Wasser aus dem menschlichen oder tierischen Körper eingesetzt wird. Werden mit der gesteigerten Wasserausscheidung auch vermehrt Salze ausgeschieden spricht man von einem Saluretikum.

Ohne näher auf den Aufbau der Nieren einzugehen, sind für die unterschiedlichen Wirkungsweisen der verschiedenen Diuretika doch einige anatomische und physiologische Eigenschaften von Bedeutung. Über das Blut gelangen Wasser und gelöste Stoffe in das Kanalsystem (Tubuli) der Nieren. Täglich sind das bis zu 200 Litern Flüssigkeit (Primärharn). Würde nicht 99 Prozent dieser Menge wieder in das Blut aufgenommen, so würden wir auf der Stelle austrocknen. Die Aufgabe der Rückresorption übernehmen die Nierentubuli, die in verschiedene Abschnitte eingeteilt werden. Proximaler Tubulus, Henle’sche Schleife, distaler Tubulus und letztendlich das Sammelrohr, welches den konzentrierten Harn den ableitenden Harnwegen zuführt. Diuretika sind Arzneimittel, die eine erhöhte Ausscheidung von Natrium-, Chlorid- und Bicarbonat-Ionen sowie (indirekt, osmotisch) von Wasser bewirken. Dadurch wird das Plasmavolumen gesenkt und Stauungsymptome verbessern sich.

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Inhaltsverzeichnis

  • 1 Typen
  • 2 Einsatzgebiete
  • 3 Mögliche Nebenwirkungen
  • 4 Pflanzen mit diuretischer Wirkung
  • 5 Stoffe mit diuretischer (harntreibender) Wirkung
  • 6 Einzelnachweise

Typen

Man unterscheidet verschiedene Typen von Diuretika:

  • Carboanhydrasehemmstoffe (Acetazolamid): Blockade der Protonensekretion und Natriumbicarbonat-Rückresorption, überwiegend am proximalen Tubulus. Verwendung fast nur noch bei Glaukombehandlung in der Augenheilkunde.
  • Schleifendiuretika (Furosemid, Torasemid, Bumetanid, Etacrynsäure, Piretanid): reversible Hemmung eines Na/2Cl/K-Carriersystems am dicken Teil der aufsteigenden Henle’sche Schleife
  • Kaliumsparende Diuretika (Amilorid, Triamteren): Blockade der Na-Kanäle am spätdistalen Tubulus und am Sammelrohr, Hemmung der Na-Rückresorption, dadurch verminderte K-Sekretion
  • Aldosteronantagonisten (Spironolacton, Kaliumcanreonat, Eplerenon): kompetitive Bindung am Aldosteronrezeptor, dadurch Hemmung der Na-Rückresorption und K-Sekretion, eingesetzt bei Aszites in Zusammenhang mit Leberzirrhose und als Zusatztherapeutikum bei chronischer Herzinsuffizienz.
  • Osmotische Diuretika (Mannit, Sorbit): Hyperosmolare Lösung bindet freies Wasser intravasal, intravenös bei drohendem Nierenversagen verwendet.
  • Thiaziddiuretika (Hydrochlorothiazid, Chlorthalidon, Xipamid, Indapamid): reversible Hemmung des Na-Cl-Kotransports am frühdistalen Tubulus(luminal), Hemmung der Carboanhydrase, Verminderung der GFR, Hydrochlorothiazid sehr oft mit Antihypertonika kombiniert eingesetzt.

Einsatzgebiete

Diuretika sind im Allgemeinen gut verträglich, haben eine hohe therapeutische Breite und sind wertvolle Medikamente bei der Behandlung von:

  • Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • Bluthochdruck
  • Ödemen
    • Lungenödem
  • Leberzirrhose mit Wassereinlagerung
  • Niereninsuffizienz mit Wassereinlagerung
  • Zur Ausschwemmung bei Vergiftungen

Die Verwendung von Diuretika zur schnellen Gewichtsreduktion oder als Scherzartikel ist gefährlich.

Mögliche Nebenwirkungen

  • Austrocknung (Exsikkose)
  • Salzmangel
    • Hyponatriämie mit Krampfanfällen und Verwirrtheit (selten) und Wadenkrämpfen
    • Hypokaliämie mit Herzrhythmusstörungen (Gilt nicht für kaliumsparende Diuretika, diese können Hyperkaliämie hervorrufen)
  • Vermehrte Thromboseneigung bei eingedicktem Blut
  • zu niedriger Blutdruck (Hypotonie)
  • Gynäkomastie (Vergrößerung der männl. Brustdrüse)[1]
  • Erektile Dysfunktion

Diuretika stehen auf der Dopingliste.

Pflanzen mit diuretischer Wirkung

Es gibt weltweit eine vielzahl von Pflanzen mit diuretisch wirksamen Saponinen. Die wichtigsten sind:

  • Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense)
  • Dornige Hauhechel (Ononis spinosa)
  • Brennnessel (Urtica), genauer die Große Brennnessel (Urtica dioica) und die Kleine Brennnessel (Urtica urens)
  • Goldrute (Solidago), genauer die Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea) und die Riesen-Goldrute (Solidago gigantea)
  • Birkenblätter (Betula), hauptsächlich die Sandbirke (Hängebirke) (Betula pendula; Syn.: Betula alba)
  • Orthosiphonblätter (Orthosiphon stamineus, bzw. aristatus)
  • Wildes Stiefmütterchen (Viola tricolor)

Stoffe mit diuretischer (harntreibender) Wirkung

  • Kaffee
  • Schwarztee
  • Tees, die obige Pflanzen beinhalten („Blutreinigungstee“, Blasen- und Nierentee, „Entschlackungstee“)
  • Alkohol
  • ACE-Hemmer
  • Angiotensin II-Antagonisten

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat kürzlich veröffentlicht, dass Kaffee zwar kurzfristig harntreibende Wirkung hat, aber nicht dauerhaft entwässert, da der Körper entsprechend gegensteuert.[2] Auch schwarzer Tee hat keine entwässernde Wirkung. Dieser Rebound-Effekt tritt auch bei einigen Diuretika auf wenn sie nicht als Dauertherapie gegeben werden.

Einzelnachweise

  1. Knauf, H., Mutschler, E.: Nebenwirkungen von Diuretika. Nieren- und Hochdruckkrankheiten 254(1996), Seiten 184 - 191
  2. Kaffee ist besser als sein Ruf: Neue Ergebnisse entlasten den beliebten Muntermacher, wissenschaft.de (www.wissenschaft.de)

Warum muss man eine Wassertablette nehmen?

Bei Diuretika handelt es sich um entwässernde Medikamente, die im Volksmund auch als Wassertabletten oder Entwässerungstabletten bezeichnet werden. Sie kurbeln die Harnproduktion und dessen Ausscheidung (Diurese) an, wodurch Wasseransammlungen (Ödeme) im Körper leichter ausgeschwemmt werden.

Ist eine Wassertablette schädlich?

Wassertabletten und die Folgen Wassertabletten lassen den Blutdruck in den Keller sacken und schwächen die Muskeln durch den Entzug von zu viel Kalium – beides erhöht die Sturzgefahr.

Wie lange dauert es bis eine Wassertablette wirkt?

Die diuretische Wirkung ist etwa zwei bis drei Stunden nach der Einnahme spürbar.

Wie oft soll man Wassertabletten nehmen?

Bei Erwachsenen wird die Therapie üblicherweise mit einer Dosis von 5 Milligramm (mg) täglich begonnen. Diese Tagesdosis kann der Arzt bei Bedarf erhöhen, beispielsweise auf 20 mg am Tag zur Behandlung von Wassereinlagerungen bei Herzschwäche.