Warum wird diesel teurer als benzin

Ein Autofahrer betankt sein Auto mit Diesel.

Bildrechte: dpa-Bildfunk/Carsten Koall

  • Artikel mit Video-Inhalten

Diesel beim Tanken erstmals teurer als Benzin

Die Kraftstoffpreise sind wegen einer möglichen Knappheit von Rohöl an vielen Tankstellen zeitweise deutlich über zwei Euro pro Liter angestiegen. Dieselfahrer bezahlen jetzt zum Teil mehr für eine Tankfüllung als Superbenzin-Nutzer.

Diesel war immer billiger als Benzin, wegen der niedrigeren Besteuerung. Die Ampelkoalition prüft eine Steuerangleichung für beide Kraftstoffarten, was Diesel 18 Cent teurer machen würde. Dass er heute schon oft mehr kostet als Benzin, hat andere Gründe.

  • Aktuelle Entwicklungen im russischen Ukraine-Krieg im News-Ticker

Deutschland bezieht Rohöl, Diesel und Heizöl aus Russland

Wegen des Kriegs in der Ukraine wächst die Nervosität an den Rohölmärkten, die dazu führt, dass verschiedene Kraftstoffe unterschiedlich verfügbar sind. Aus Russland wurde in Deutschland neben Rohöl bisher viel Diesel eingeführt und auch leichtes Heizöl. Insgesamt wurden etwa 30 Prozent des deutschen Dieselbedarfs durch die Russland-Importe gedeckt, die jetzt ins Stocken geraten sind. Aus Solidarität mit der Ukraine haben viele Händler und Abnehmer sich von russischen Produkten abgewandt.

Der ADAC bringt die hohen Dieselpreise in Verbindung mit der Heizöl-Nachfrage, die im Moment sehr hoch sei. "Das ist eigentlich saisonuntypisch, aber offenbar kaufen die Leute derzeit Heizöl, weil sie nicht wissen, wie es im kommenden Winter wird", erklärte ein ADAC-Sprecher in München.

Forderung nach "Gewerbediesel"

Wie der Automobil-Club am Montag mitteilte, kostete ein Liter Super E10 am Sonntag im bundesweiten Durchschnitt 1,965 Euro. Diesel war zwei Cent teurer als Super und stieg auf 1,984 Euro.

Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) fordert, für Lkw einen "Gewerbediesel" einzuführen. Das sei notwendig, um eine drohende Insolvenzwelle im deutschen Transportgewerbe abzuwenden. Dann wäre die Versorgung von Bevölkerung und Wirtschaft in Gefahr, sagte ein BGL-Sprecher.

Ölpreise auf höchstem Stand seit 2008

Ein möglicher Importstopp für Öl aus Russland hat die Ölpreise zum Wochenauftakt auf den höchsten Stand seit 2008 getrieben. Im frühen Handel stieg der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent um bis zu knapp 18 Prozent auf 139,13 Dollar und lag damit in der Nähe des Rekordniveaus von fast 150 Dollar aus dem Sommer 2008. Damit beschleunigte sich der Anstieg des Ölpreises der vergangenen Tage.

US-Außenminister Antony Blinken hatte zuvor wegen der weiteren Eskalation des Ukraine-Kriegs neue Strafmaßnahmen gegen Russland ins Spiel gebracht: Washington berate mit europäischen Verbündeten über einen möglichen Importstopp für Öl aus Russland.

  • Zum Artikel "Westen denkt über Stopp der Energieimporte aus Russland nach"

Unter Verwendung von Material der Nachrichtenagentur dpa

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

Benzin wieder teurer als Diesel Woher die Schwankungen kommen

Diesel-Kraftstoff ist im Bundesdurchschnitt wieder billiger als Benzin. Wir erklären, wie es zu der ungewöhnlichen Schwankung gekommen ist.

Über die Preise an den Zapfsäulen der Nation brauchen wir uns nicht mehr auszulassen. Schließlich haben wir alle schon mit reichlich leidvollem Blick auf die Preisanzeige geblickt, die aktuell doppelt so schnell klettert wie die gezapften Liter. Mittlerweile scheint sich zumindest ein Parameter wieder eingerenkt zu haben. Nachdem der Diesel lange Zeit teurer war als Superbenzin, meldet der ADAC nach seiner jüngsten Preisauswertung, dass sich dieser Umstand wieder ins gewohnte Gegenteil verkehrt hat. Wie es zu dieser Schwankung kommen konnte, erklären wir in diesem Artikel.

Nachdem die Corona-Pandemie eine Vielzahl von Deutschen in "Hamster" verwandelt und die Klopapier- und Nudel-Regale der Supermärkte leergefegt hat, zeigt sich durch den Krieg in der Ukraine ein ähnlicher Effekt – nur hamsterten die Verbraucher eben Diesel. Präzise: Heizöl. Viele Kunden ließen sich schon kurz nach dem russischen Einmarsch schnell die Tanks füllen, um bei einem etwaigen Lieferstopp aus Russland oder einem Embargo der EU im nächsten Winter nicht wegen eines leeren Tanks zu frieren. Dadurch war die Heizöl-Nachfrage sprunghaft angestiegen, und an das Heizöl ist auch die Diesel-Produktion gekoppelt.

Krieg und Konjunktur

Überhaupt ist der Diesel-Preis anfälliger für vermeintlich externe Faktoren. Ziehen Industrie und Wirtschaft an, wie nach dem schrittweisen Wegfall der Corona-Beschränkungen, stellt sich im produzierenden Gewerbe und bei der Logistik ein erhöhter Bedarf an Diesel ein. Genau diese steigende Nachfrage treibt auch den Preis an der Zapfsäule für Pkw nach oben. Die Koinzidenz aus starker Konjunktur und Krieg führte an den Tankstellen schließlich dazu, dass der Diesel trotz geringerer Besteuerung (Steuervorteil pro Liter Diesel 18 Cent im Vergleich zu Superbenzin) auf ein Preisniveau oberhalb von E10 geklettert war. Zudem wird mehr Diesel direkt aus Russland importiert als Benzin.

Mittlerweile scheint die Sonne – nicht metaphorisch, sondern ganz real. Es wird also aufgrund der sommerlichen Temperaturen nicht geheizt und nachdem die meisten Öltanks mittlerweile voll sind, flaut die Nachfrage spürbar ab. Die Umkehr im Preis-Verhältnis von Diesel und Benzin ist zudem auf ein weiteres, wenig erfreuliches Detail zurückzuführen. Benzin an sich ist schlichtweg wieder teurer geworden. So berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) unter Berufung auf die Zahlen des ADAC, dass der Liter Super E10 im Schnitt aktuell 2,090 Euro kostet. Ein Anstieg von 5,4 Cent binnen einer Woche. Der Diesel sinkt dagegen im gleichen Zeitraum um 2,1 Cent auf 2,028 Euro pro Liter im Bundesdurchschnitt (Stand 30.05.2022). Mehr über die grundsätzlichen Faktoren der Kraftstoff-Preisbildung erfahren Sie in unserer Fotoshow oben im Artikel.

Umfrage

Ich nutze eine Spritkosten-App wie "mehr tanken"!

Ich tanke nicht an Autobahnen!

Ich fahre Umwege für billigen Sprit!

Der Sprit-Preis ist mir egal!

Fazit

Benzin kostet an den Zapfsäulen wieder mehr als Diesel-Kraftstoff. In den letzten Wochen hatte sich dieses gewohnte Verhältnis wegen mehrerer zusammenfallender Effekte umgekehrt. Unter anderem hatte eine erhöhte Nachfrage nach Heizöl den Diesel-Preis nach oben getrieben, während zeitgleich die Wirtschaft aufgrund wegfallender Corona-Beschränkungen wieder mehr Bedarf an Diesel – etwa für die Logistik – hatte.

Nun führt ein Abklingen dieser Effekte bei einem zeitgleichen Preissprung für Superbenzin dazu, dass E10 und E5 wieder mehr kosten als Diesel.

Warum ist jetzt Diesel teurer als Benzin?

Der aktuelle Spritpreis setzt sich zu einem Großteil über Steuern und Abgaben zusammen. Bei einem Liter Super-Benzin sind das aktuell rund 65 Cent. Bei Diesel etwa 47 Cent. Zusätzlich wird seit Jahresbeginn der CO2-Preis auf die Abgaben draufgeschlagen.

Warum ist Diesel wieder so teuer?

Die erhöhte CO2-Abgabe machte dann am 1. Januar 2022 Benzin um 1,4 Cent und Diesel um 1,5 Cent pro Liter teurer. Im Gegenzug wurde die Pendlerpauschale von 30 auf 38 Cent pro Kilometer angehoben, allerdings erst ab dem 21. Kilometer.

Wann wird der Diesel wieder billiger?

Der Tankrabatt ist da: Konkret sinkt die Energiesteuer ab 1. Juni 2022 bei Benzin um 29,55 Cent pro Liter, bei Diesel um 14,04 Cent. Berücksichtigt man auch die Auswirkung auf die Mehrwertsteuer, sinkt die Steuerlast pro Liter Benzin um insgesamt 35,2 Cent, pro Liter Diesel um 16,7 Cent.

Warum ist Diesel so teuer 2022?

Die Erhöhung der CO2-Steuer über den Jahreswechsel 2021/2022 hat die Kraftstoffe um weitere rund 1,5 Cent pro Liter teurer gemacht. Die CO2-Steuer berechnet sich praktisch pro Liter Kraftstoff. Denn jeder Liter hat eine bestimmte Menge Kohlenstoffdioxid gebunden, die bei der Verbrennung freigesetzt wird.