Nicht in die augen schauen können psychologie

Ratgeber Psychologie Schau mir in die Augen, Kleines!

Wer dem anderen beim Gespräch nicht in die Augen schaut, versucht, die eigene Verunsicherung und die Angst vor Unerwartetem im Gespräch zu überspielen.

Es erzeugt ein komisches Gefühl, wenn der Gesprächspartner den Blickkontakt meidet oder einen nur flüchtig anschaut. Ist es Desinteresse? Schüchternheit? Ablenkung? Langeweile? Wegen des Themas? Meinetwegen? Oft kann man dem Inhalt des Gesprächs kaum noch in Ruhe folgen vor lauter Verwirrung über solch eigenartiges Kommunikationsverhalten.

Der Augenkontakt während eines Gesprächs ist eine besondere und intensive Verbindung. Da verdichtet sich die Möglichkeit, sich zu offenbaren und gleichermaßen "entdeckt" zu werden. Diese Offenheit im Kontakt herstellen zu können, setzt allerdings die Fähigkeit voraus, sich zu einem gewissen Grad zu exponieren, und damit ein bestimmtes Maß an Selbstsicherheit. Wird Augenkontakt gemieden, geschieht dies meist intuitiv, um Kontaktnähe zu reduzieren. Damit versucht der Wegsehende, potenzieller Verunsicherung aus dem Weg zu gehen. Den Augenkontakt zu meiden gründet auf einer meist unbewussten Angst vor Unerwartetem, vielleicht sogar Frustrierendem, das zwischenmenschliche Kontakte immer beinhalten können.

Die Expertin

Dr. med. Jana Richter, 35, ist Ärztin für Psychotherapie und Psychiatrie und arbeitet in der Privatklinik Wyss in Bern

Grundsätzlich ist das Unterbrechen der "Sichtachse" zwischen Gesprächspartnern nicht abwegig: Sofern es zur momentanen Befindlichkeit passt und damit Bestandteil eines authentischen Verhaltens ist. Geht es beispielsweise um weniger angenehme Dinge, kann das Unterbrechen des Augenkontaktes für den Moment etwas mehr Abstand zum Gesprächspartner herstellen, was ein angenehmeres Gefühl (von mehr Sicherheit) und so mehr Offenheit ermöglicht. Beispiele sind das Aufnehmen unliebsamer Themen im Auto (bei geradeaus gerichtetem Blick) oder das "Festmachen" des Blicks an der Streichholzschachtel auf dem Küchentisch, während man ein Problem anzusprechen versucht. Dies ist ein zum Kontext passendes Verhalten, gestaltet den Gesprächsverlauf entspannter und fördert so den Fortgang der Kommunikation.

Permanentes Wegschauen aus Unsicherheit hingegen hat sich von vornherein vom Gesprächsverlauf entkoppelt und wirkt deshalb befremdlich. Der Blickvermeider erweckt den Eindruck, als wäre er mit etwas anderem beschäftigt. Das ist er ja auch - mit der Abwehr seiner Unsicherheit.

Das seltsame Gefühl im Kontakt mit einem solchen Menschen entsteht durch die eigene Verunsicherung, die durch das schwer einzuordnende Verhalten hervorgerufen wird. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit dieser Irritation umzugehen:

* Sich bewusst auf sich selbst konzentrieren und weniger auf das als "unklar" Wahrgenommene beim anderen.
* In die Rolle des Beobachters dieser (verwirrenden) Situation schlüpfen und sich so von der Reaktion des Gegenübers unabhängiger machen.
* Sich mehr auf die Inhalte konzentrieren als auf die Kommunikationsart.
* Im Zweifelsfall nachfragen, statt sich in irreführenden Deutungen zu verlieren. Größeren Anlass hat der Vermeider, sein Verhalten zu überprüfen. Denn der bewusste Augenkontakt ist ein wichtiger Aspekt, um die Qualität und das Gelingen eines Gesprächs zu gestalten. Und er ist ein wirkungsvolles Werkzeug, um der eigenen Ausstrahlung attraktive Geradlinigkeit zu verleihen. Wer den Blick des Gegenübers meidet, beraubt sich dieses Potenzials.

Dr. med. Jana Richter GesundLeben

#Themen
  • Augenkontakt
  • Schüchternheit

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