Mit dem wohnmobil an die cote d azur

Eigentlich sollte es ein Strandspaziergang werden, am ersten Abend der Südfrankreichtour. Doch schon nach zehn Minuten, zum Teil mit den Füßen im Sand, zum Teil auf einem schmalen Pfad oberhalb des Strandes, immer dem Wasser nach, war der Ausflug beendet – in einem kleinen Restaurant, das auf einem Felsen oberhalb einer bezaubernden Sandbucht liegt. Es gibt frischen Fisch vom Grill, kühlen RoséWein, Crème brulée, die beste seit langem. Und es gibt die Aussicht auf Porquerolles, die schönste der drei Inseln vor Hyères.

Versteckte Überraschungen bietet die Côte d´Azur

Das Restaurant ist ein Platz zum Verlieben, wie es nicht viele gibt auf der Welt. Es heißt „Pradeau Plage“ und liegt ganz im Osten der Halbinsel Giens, die sich vor dem Städtchen Hyères ins Meer streckt, nicht weit von Tour Fondue entfernt. Eine Zufallsentdeckung, wie man sie immer wieder machen kann auf dieser Tour. Wir sind mit dem Wohnmobil unterwegs zwischen Toulon und Saint-Tropez. Wir hatten uns vorgenommen, die Besonderheiten dieses weniger bekannten Teils der Côte d´Azur zu erkunden. Und davon gibt es viele.

Eine Überraschung ist zum Beispiel das Städtchen Hyères selbst, das den Beinamen „les Palmiers“ trägt, weil in der gesamten Stadt überall Palmen wachsen und schon die Einfahrtsstraße von einer mächtigen Palmenallee bestanden ist. Hyères ist ein Ort, in dem man die Lässigkeit Südfrankreichs förmlich spürt – bei einem Bummel durch die schöne Altstadt zum Beispiel oder bei einem Kaffee oben auf der Place Massillon, auf der nicht nur viele Restaurants Stühle draußen stehen haben, sondern auch noch die Reste einer Templerkomturei aus dem 12. Jahrhundert zu bestaunen sind. Oder in dem schrägen Seifenladen in der Avenue A. Denis Nummer 43, in dem es handgemachte Seifen gibt – und die duften, einfach wunderbar. Allerdings sollte man sich nicht von den vielen Düften verwirren lassen und in jedem Fall vor dem Kauf nach dem Preis fragen – denn teilweise sind die wohlriechenden Teile wahre Luxusgüter.

Die Reise mit dem Wohnmobil – ein kleines Abenteuer

Wer mit dem Reisemobil an der Côte d´Azur unterwegs ist, braucht bisweilen gute Nerven – zum Beispiel, wenn er durch die Städte fährt und nach einem Parkplatz sucht. Oder auch auf Straßen, die auf der Landkarte groß und breit scheinen. In Wirklichkeit sind sie doch sehr schmal und eng, und statt eines Randstreifens haben sie einen metertiefen Graben. Doch von diesen kleinen Abenteuern einmal abgesehen, gibt es vieles, was man nicht verpassen sollte: das schöne Städtchen Bormes les Mimosas etwa, den mittelalterlichen Stadtkern von Ramatuelle, das auf einem Berg bei Saint-Tropez liegt und von Pinienwäldern und Weinbergen umgeben ist. Und natürlich Saint-Tropez selbst: die Milliardärsyachten im Vieux Port und die Boulespieler an der Place de la Garonne -  genau diese Mischung macht die Côte d´Azur aus.

Porquerolles, dort wo die Flamingos zu Hause sind

Ein ganz besonderes Glanzlicht aber ist der  Ausflug auf die Inseln vor Hyères, vor allem nach Porquerolles. Dafür muss man das Mobil für einen Tag stehen lassen – denn die Inseln sind autofrei -, aber Fahrräder kann man mit an Bord der Fähren nehmen, die ganz im Osten der Halbinsel Giens starten, nur ein paar Schritte von Tour Fondue entfernt.
Die meisten Menschen auf Porquerolles leben von den Tagesbesuchern, die zu Hunderten vom Festland herüberströmen. Denn die Insel ist die abermals schönere Fortsetzung der Festland-Halbinsel Giens. Die eine Seite dieser Presque'Ile de Giens ist von Salinen und feuchten Salzwiesen gesäumt, wo Flamingos zu Hause sind. An der gegenüberliegenden Seite gibt es Siedlungen, Ferienanlagen – und Stichstraßen, die an den langen Sandstrand heranführen, der bei Surfern und Kitern beliebt ist. Dort befindet sich die gesamte Ferien-Infrastruktur – der Bäcker, der kleine Supermarkt, die Cafés und Restaurants. All das, wovon Porquerolles nur wenig hat. Die Insel punktet im Gegenzug mit Naturschutz und Idylle, mit Weinbau und Wildnis.

Nur 340 Menschen leben ganzjährig auf Porquerolles – gut 1.500 sind es im Sommer, wenn die Saisonkräfte in Cafés und Eisdielen, Hotels und Souvenir-Geschäften, bei den Boots- und Fahrradverleihern hinzukommen.

Das Linienschiff von La Tour Fondue bei Hyères braucht etwa 20 Minuten über die gerade mal dreieinhalb Kilometer breite Meerenge. Die drei größeren der insgesamt zehn Iles de Hyères, allen voran Porquerolles, sind beliebtes Ferienziel vor allem französischer Urlauber, die nur eines wollen: absolut relaxtes Inselleben ohne allzu viel Paparazzi-Rummel. Autos haben nur die wenigen Einheimischen. Weniger als 100 sind zugelassen, und die meisten davon sind kleine Transporter, mit denen die Kisten mit Orangina und Cola, mit Bier, Cidre und Champagner von der Hafenmole zu den Hotels und Restaurants gefahren werden.

1971 hat der französische Staat die Insel von der Grundbesitzerfamilie Fournier gekauft – um sie unter Schutz zu stellen. Porquerolles ist so etwas wie ein typisch südfranzösisches Dorf auf einem Stück Land, das vor der Küste Anker geworfen hat, von Pinienhainen und Olivenbäumen, von Weinreben und Sanddorn überzogen, von hellen Sandstränden und schroffen Klippen umgeben ist – ohne Hochhaus, ohne Bettenburg. Nicht eine Ampel gibt es, keine Fahrbahnmarkierungen.

Die Fourniers leben noch immer auf der Insel und haben ein bisschen Land behalten die Parzellen mit den besten Böden für Weinbau, die zwei schicksten Hotels. Und das Restaurant „Plage d'Argent“ am gleichnamigen Puderzuckerstrand der Südküste, das Stéphanie Le Ber Fournier führt. Es hat einen besonders großen Fahrradparkplatz unter Pinien: damit die Gäste ihre Leihräder im Schatten festmachen können, ehe sie es sich bei einem Gläschen Weißwein und einer hausgemachten Bouillabaisse gemütlich machen. Den Meerblick von der großen Terrasse aus gibt es gratis dazu – auf die sichelförmige Bucht, den hellen Strand, die Badenixen, auf spielende Kinder im Sand.

Die provençalischen Eilande sind klimabegünstigt – Wolken halten sich hier selten, und der Wind weht meist ein bisschen kräftiger als auf dem nahen Festland. Kitesurfer lieben die Insel deswegen, tummeln sich vor der Plage de la Courtade, springen über die Wellen – und müssen aufpassen, nicht den Katamaranen und den Kajaks in die Quere zu kommen.
Erst wenn das letzte Linienschiff zurück zum Festland abends um halb acht von der Mole abgelegt hat, wird es still auf dem 12,5 Quadratkilometer kleinen Eiland vor Hyères. Schon vor vierzig Minuten hat die Touristen-Information am kleinen Hafen geschlossen, dreißig Minuten vor der Abfahrt auch der Croque-Laden. Und die Wirte der Bistros am Hafen stapeln die Stühle aufeinander, man kann es vom Schiff aus gut beobachten: Es ist Feierabend auf Porquerolles.

Eine Insel mit zwei Rädern

Auf Porquerolles gibt es neun Fahrradverleiher, die es insgesamt auf eine Flotte von etwa 1500 Rädern bringen. Das Radwegenetz auf der Insel umfasst  insgesamt gut 70 Kilometer. Die Steigungen sind gering und problemlos zu bewältigen, Mountainbikes sind nicht erforderlich, obwohl sie bei den Verleihern gegen Aufpreis angeboten werden. In der Hochsaison im Juli/August ist es ratsam, ein Fahrrad mehrere Tage im Voraus zu reservieren, weil die Nachfrage hoch ist. Die Preise unterscheiden sich kaum und bewegen sich je nach Ausstattung zwischen 11 und 20 Euro am Tag. Die Anbieter haben ihre Stationen durchweg in Porquerolles-Village – etwa Le Cycle Porquerollais, Rue de la Ferme 1, Telefon 0033/494583032, www.cycle-porquerollais.com

Abstecher: Das aufstrebende Marseille

Vergessen Sie die Horrorgeschichten über die Metropole des Midi. Sie ist nicht gefährlicher als andere Hafenstädte, dafür aber hochgradig faszinierend. Und sie wächst und blüht weiter auf. Im nächsten Jahr eröffnet Euroméditerranée, ein ambitioniertes Projekt aus Hafenterrassen, neuem Kreativviertel und viel Grün. 2013 wird Marseille Kulturhauptstadt Europas. Schon immer war die Stadt multikulti. Hier leben viele Zuwanderer aus Nord- und Westafrika und bereichern das kulturelle Leben der 820.000-Einwohner-Stadt. Wo beginnen? Am besten am Fischmarkt oder nebenan am Alten Hafen (Vieux Port). Von dort lässt sich das Panorama mit der Kirche Notre-Dame de la Garde, dem Wahrzeichen Marseilles, ideal fotografieren. Und das Panier, das legendäre Hafenviertel mit seinen steilen Gassen, Kulisse unzähliger Filme, ist nur ein paar Schritte entfernt. www.marseille.fr

Ist Campen in Frankreich gefährlich?

Ist Wildcampen in Frankreich gefährlich? Nein. Campen in Frankreich, auch in der Natur, ist grundsätzlich nicht gefährlich.

Kann man in Frankreich Wild campen?

Mit dem Camper oder Wohnmobil frei Stehen in Frankreich Du darfst zwar auf Parkplätzen oder am Straßenrand parken, aber nicht campen. Die StVO besagt, dass du überall dort, wo reguläres Parken erlaubt ist, auch mit deinem Camper stehen darfst, und zwar bis zu sieben Tage.