Für die notwendige Eisenversorgung sind tierische Lebensmittel wie Fleisch besonders geeignet, denn Eisen aus Fleisch ist für den Körper leichter aufnehmbar als Eisen aus Gemüse. Es lohnt sich deshalb, vegetarische und fleischhaltige Breie zu kombinieren.
Fleisch, Fisch und Ei sind proteinreich. Überschüssiges Eiweiss wird von unserem Körper in Harnstoff umgewandelt und über die Nieren ausgeschieden. Bei Babys sind die Nieren jedoch noch nicht in der Lage, grosse Mengen an Harnstoff aus dem Blut zu filtern und auszuscheiden. Deshalb sollten eiweissreiche Lebensmittel langsam und in kleinen Mengen eingeführt werden. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung gibt für das erste Lebensjahr die folgenden Mengenempfehlungen:
Ab dem 5. Monat: schrittweise Einführung von Fleisch, Fisch und Ei in kleinen Mengen
Ab dem 7. Monat: pro Tag 10 g Fleisch oder Fisch (2 Teelöffel) oder 1/4 Ei
Ab dem 9. - 10. Monat: pro Tag 20 g Fleisch oder Fisch oder 1/2 Ei
Ab 1 Jahr: pro Tag eine Portion (30 g) Fleisch, Fisch oder Ei
Wer sich das Zubereiten des Fleisches für den Brei zu Hause vereinfachen möchte, kann beim Metzger das gewünschte Fleisch im Fleischwolf zerkleinern lassen. Das Fleisch sollte dann noch am selben Tag gegart und püriert oder eingefroren werden. Es empfiehlt sich mageres Fleisch vom Rind, Lamm oder Geflügel (Poulet- oder Trutenfleisch) zu verwenden.
Leber ist zwar ein guter Eisenspender, enthält aber auch viele Giftstoffe. Fachleute raten daher von Leber in der Beikost ab. Darüberhinaus ist der Vitamin-A-Gehalt der Leber sehr hoch und das kann zu einer Überdosierung (Hypervitaminose) führen.
Anstatt Fleisch kann dem Brei auch Fisch zugefügt werden. Seefisch enthält viel Jod – ein Spurenelement, das Kinder für ihr Wachstum, ihre geistige und körperliche Entwicklung brauchen. Die verwendeten Fischfilets sollten grätenfrei sein. Lachsfilet (frisch oder tiefgefroren) ist fast grätenfrei und reich an Omega-3-Fettsäuren, die die geistige Entwicklung des Kindes fördern. Auch allergiegefährdete Babys dürfen Fisch essen. Es gibt Hinweise, dass der Fischkonsum im ersten Lebensjahr sogar einen schützenden Effekt vor Allergien hat.
Bei Eiern galt lange die Empfehlung, diese erst ab dem 10.-12. Monat mit dem Essen vom Tisch einzuführen, um eine mögliche Allergie zu verhindern. Heute wird dazu geraten, diese wie alle anderen Lebensmittel schrittweise einzuführen. Insbesondere bei vegetarischer Ernährung ist Ei eine wertvolle Ergänzung. In der ovo-lacto-vegetarischen Kostform zählt Hühnerei neben Erbsen und roten Linsen zu einer wichtigen Eisen- und Eiweissquelle.
Die Eier sollten mindestens 10 Minuten lang gekocht werden, damit eventuell vorhandene Keime wie Salmonellen ausreichend abgetötet werden.
Hühnereiallergien sind die häufigsten Nahrungsmittelallergien bei Kleinkindern. Im deutschsprachigen Raum ist etwa jedes 50. Kind im ersten Lebensjahr betroffen, besonders häufig, wenn es per Kaiserschnitt geboren wurde und gleichzeitig an einer Neurodermitis leidet. Andererseits gibt es keinen gesicherten Beleg für einen allergievorbeugenden Effekt durch Meidung potenter Nahrungsmittelallergene im 1. Lebensjahr (Leitlinien Allergieprävention der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie). Und die Hälfte der betroffenen Kinder hatten in einer grossen europäischen Studie ihre Empfindlichkeit innerhalb eines Jahres "ausgewachsen".
Zur Allergie-Vermeidung gilt grundsätzlich: Immer nur eine Lebensmittelart neu einführen. Erst wenn das Kind sie gut verträgt, können Sie langsam variieren.
Sind Innereien und Meeresfrüchte für Babys geeignet?
Kann man Babys auch vegetarisch ernähren?
Gemäß gängigen Beikostempfehlungen wird Fleisch oft schon kurz nach dem Beikoststart in Breiform gegeben. Die Antwort auf die Frage, ab wann Babys Fleisch essen dürfen, scheint darum schnell beantwortet: Von Anfang an, also ab Beikoststart. Ich sehe das etwas komplexer und werfe die Frage in den Raum, ob Babys überhaupt Fleisch
essen sollten. Aber um zunächst einmal die scheinbar allgemein akzeptierten Meinungen zusammen zu fassen, die Du vielleicht auch schon mal von Deinem Kinderarzt gehört hast: Einer der Kritikpunkte an Baby Led Weaning bezieht sich immer auf die Sache
mit dem Fleischbrei. Weil kleine Babys Fleisch ja nicht selbst kauen können, drohe ihnen ein Eisenmangel. Dieser Mythos stimmt aus verschiedenen Gründen nicht: Und nun zu der eigentlichen Frage, die Du Dir vielleicht noch gar nicht gestellt hast, die ich aber viel wichtiger finde:
Sollten Babys überhaupt Fleisch essen? Das wird nämlich meist als gegeben hingenommen, dabei besteht da in meinen Augen viel Diskussionsbedarf – bzw. Aufklärungsbedarf. In der westlichen Welt essen beinahe alle Menschen zu viel Fleisch. Übermäßiger Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch gilt als Auslöser zahlreicher “Zivilisationskrankheiten” wie Bluthochdruck oder Diabetes und wird von der WHO
als “wahrscheinlich krebserregend” bzw. “krebserregend” (Wurstwaren etc.) eingestuft. Die jährlichen Kosten für das Gesundheitssystem sind enorm. Allein in Deutschland, so eine 2009 durchgeführte Studie, könnten etwa 18.000 Todesfälle vermieden werden. Aktuelle
Forschungsarbeiten schlagen eine Fleischsteuer vor, um der gesellschaftlichen Verantwortung der karzinogenen Wirkung gerecht zu werden. Forschungen aus 2019 haben einen direkten Zusammenhang zwischen in Rindfleisch und Kuhmilchprodukten vorkommendem Erreger (BMMF: Bovine Meat and Milk Factors) und
Krebserkrankungen im späteren Leben festgestellt. So haben Menschen, die mit dem Erreger im Babyalter infiziert wurden, ein höheres Risiko, an Darmkrebs oder Brustkrebs zu erkranken. Ältere Kinder haben ein stärkeres Immunsystem und können den Erreger in der Regel abwehren. Dabei handelt es sich weder um Bakterien, noch um Viren im engeren Sinne, sondern um einen neuartigen Erreger. In den ersten 12 Lebensmonaten ist das Immunsystem eines Babys noch sehr schwach ausgeprägt. Danach
kann es den Erreger im Rindfleisch abwehren. Wer in den ersten 12-24 Lebensmonaten auf Rindfleischprodukte verzichtet, kann also dieses Risiko miniminieren. Als Lösung wird übrigens diskutiert, Kinder oder Rinder gegen den Erreger zu impfen. Eine Lösung, die mir angesichts der zahlreichen ernährungsphysiologischen Nachteile von Milch und Fleisch sowie dem Fakt, dass die Viehhaltung unseren Planeten zerstört, irgendwie lächerlich erscheint. Viel stimmiger scheint mir die Empfehlung des
Medizin-Nobelpreisträgers Harald zur Hausen, der die BMMFs kürzlich erstmals nachweisen konnte, Kinder so lange wie möglich zu stillen. Denn in der menschlichen Muttermilch enthaltene Zuckerarten scheinen den kindlichen Darm vor den Erregern zu schützen. Du solltest Dir im Klaren darüber sein, dass Du mit dem, was Du Deinem Baby und Kleinkind zu essen gibst, seine Ernährungsgewohnheiten und
Geschmacksvorlieben für das restliche Leben prägst. Manche sprechen von den ersten zwei Jahren, andere von den ersten 1000 Lebenstagen, manche sogar von den ersten 7 Jahren. Sicher scheint zu sein: Die frühe Kindheit ist entscheidend dafür, wie und wie vielfältig sich Dein Baby den Rest seines Lebens ernähren wird. Bis zu fünf Mal Fleisch pro Woche ist nachweislich nicht gesund. Überlege Dir also gut, ob Du nicht lieber das Löffelchen Orangensaft in den Brei mischen und
die Empfehlungen Deines Kinderarztes ignorieren möchtest. Ich bin kein Mediziner und darf Dir darum nicht offiziell dazu raten. Aber ich kann Dir die Fakten und Überlegungen wiedergeben, die mich dazu bewogen haben, meinen Kindern so lange wie möglich kein Fleisch zu geben.Ab wann dürfen Babys Fleisch essen?
Wieviel Fleisch braucht ein Baby?
Muss ich meinem Baby Fleisch geben?
Was für Fleisch
darf mein Baby?
Fleisch – ab wann bei Baby Led Weaning?
Soll die Beikost Fleisch enthalten?
Rotes und verarbeitetes Fleisch ist krebserregend
Schädliche Erreger im Rindfleisch
Ernährungsgewohnheiten und Geschmackssinn werden in den ersten Lebensjahren geprägt
Fleisch ist voller Rückstände
Von der krebserregenden Wirkung mancher Fleischprodukte wusste ich damals noch gar nichts. Was ich aber wusste war, dass in der Tiermast systematisch Antibiotika (die übrigens auch als Mastmittel wirken, denn sie verändern die Darmflora – und steigern damit den Profit) eingesetzt werden. Diese Wirkstoffe können im Hühnchen auf unserem Teller genauso nachgewiesen werden wie Hormone, die verabreicht wurden. Auch in unserem Trinkwasser werden solche Rückstände immer wieder nachgewiesen. Zusätzlich werden immer wieder Proben genommen, bei denen ein großer Teil des Fleisches in unseren Supermärkten mit Bakterien verseucht ist.
Fleisch ist ethisch nicht vertretbar
Der häufige Einsatz von Antibiotika in der Tiermast führt außerdem zu multiresistenten Erregern und ermöglicht hygienische und tierrechtliche Zustände, die ich ehrlich gesagt nicht mittragen möchte. Auch zur Klimaerwärmung und Zerstörung eben jener Welt, in der meine Kinder und Enkelkinder leben sollen, trägt der Fleischkonsum erheblich bei. In seinem neuen Buch “Wir sind das Klima”, in dem es darum geht, wie wir Normalsterblichen durch drei einfache Maßnahmen den Klimawandel aufhalten könnten, stellt Jonathan Safran Foer fest: Selbst, wenn über Nacht alle Menschen auf diesem Planeten aufhören würden, zu fliegen und mit dem Auto zu fahren, würde das nicht ausreichen, um unsere Erde zu retten. Es wäre nötig, dass wir aufhören, Fleisch zu essen. So groß ist der Einfluss der Tiermast auf unser Klima!
Fleisch für Babys ist also immer auch eine ethische Frage, bei der ich eine Entscheidung treffen muss. Ich bringe meinen Kindern bei, dass sie andere Menschen respektieren, dass sie niemanden schlagen oder verletzen. Solche Entscheidungen muss ich als Eltern auch bezüglich des Fleischkonsums treffen.
Kurz: Fleisch ist nicht unbedingt gesund und kann sogar gefährlich werden. Trotzdem empfehlen Beikost-Experten nach wie vor, den Geschmackssinn unserer Babys von Anfang an darauf zu trimmen. Und zwar genau auf das rote Fleisch (Rind), das als “potienziell krebserregend gilt. All das passiert im Namen der Eisenmangel-Prävention. Und das, obwohl es nachweislich einen vegetarischen Weg gibt, das Baby mit genug Eisen zu versorgen, ohne es kreberregenden Stoffen auszusetzen.
Aber ist es nicht natürlich, Fleisch zu essen?
Immer wieder höre ich das Argument gegen fleischfreie Ernährung. Nämlich, dass es doch in der Natur des Menschen liege, Fleisch zu essen. Und dass uns Fleischkonsum in der menschlichen Evolution den entscheidenden Vorteil und Fortschritt in der Entwicklung beschert habe. Das kann ich mir gut vorstellen. Allerdings geht dieses Argument von einem Zustand unserer Zivilisation aus, den es so nicht mehr gibt.
- Fleischkonsum hat vermutlich darum einen großen Vorteil in der Evolution gebracht, weil die Ernährung sehr einseitig war und nicht alle Nährstoffe immer in ausreichender Menge vorhanden waren. Das ist heute anders. Das Nahrungsangebot ist vielfältig und ausgewogen. Auch auf vegetarischer oder sogar rein pflanzlicher Basis.
- In der Entwicklungsstufe der Menschheit, um die es da geht, war Fleisch etwas besonderes und seltenes. Noch meine Eltern aßen maximal einmal pro Woche Fleisch, sonst gab es Gemüse und Mehlspeisen. Heute gibt es genug Menschen, die täglich oder sogar mehrmals täglich Fleisch essen.
- Fleisch aus erlegtem Wild hatte vor Jahrtausenden mit Sicherheit eine ganz andere Qualität als Fleisch aus Massentierhaltung heute. Antibiotika, künstliche Hormone und lange Lagerung waren noch unbekannt.
Fazit: Babys dürfen, müssen aber kein Fleisch essen
Mein persönliches Fazit, das sich auch mit meiner Erfahrung von zwei Babys, die ohne Fleisch und ohne Eisenmangel groß werden deckt: Babys sollten kein Fleisch essen. Erwachsene auch nicht so viel. Erst einmal ist Fleisch für Babys aber nicht unmittelbar gefährlich, d.h. es wird nichts schlimmes passieren, wenn Dein Baby von Beikoststart an Fleisch bekommt. Auf Rindfleisch würde ich allerdings sicherheitshalber in den ersten 12 Lebensmonaten verzichten. Achte auch unbedingt darauf, möglichst hochwertiges Bio-Fleisch einzukaufen.
In meiner Lebensmittel-Fibel für Babys findest Du zahlreiche Infos zu verschiedenen Lebensmitteln. Wenn Du eines nicht findest, schreib mir unbedingt einen Kommentar oder eine Nachricht, damit ich das ergänzen kann!
Quellen:
- Welt.de: “Studie empfiehlt für Babys Fleisch – und schürt Angst” veröffentlicht am 23.07.2010
- Ärtzeblatt: Ernährungsbericht: Keine Nachteile für vegan und vegetarisch lebende Kinder. Veröffentlicht am 24.11.2020
- Die VeChi-Youth-Studie. Vegetarian and Vegan Children and Youth Study. 2020. Gefördert durch das Bundesinstitut für Landwirtschaft und Ernährung.
- Ärtzeblatt: Stiftung Kindergesundheit empfiehlt fleischlose Kost für Kinder. 08.12.2020
- Studie zu Fleischverzehr und Sterblichkeit. Stellungnahme Nr. 023/2009 des BfR vom 29. Mai 2009
- Health-motivated taxes on red and processed meat: A modelling study on optimal tax levels and associated health impacts. 06.11.2018. //doi.org/10.1371/journal.pone.0204139
- DKFZ (Deutsches Krebsforschungszentrum): Bovine Milk and Meat Factors und ihre mögliche Rolle als Krebsrisikofaktoren.
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