Ist es gut einen Igel im Garten zu haben?

Ist es gut einen Igel im Garten zu haben?

Igel im Garten sind putzig anzusehen. Was ist bei ihrem Besuch zu beachten?

Ein Igel im Garten: Was tun?

Igel sind beliebte Gartenbesucher. Die meisten Menschen finden sie süß, wollen sie streicheln, füttern oder als Haustier halten. Das ist zwar eine schöne, aber nicht die richtige Reaktion. Vergesst nicht: Igel sind Wildtiere und brauchen ihren Freiraum. Was das Füttern und Liebkosen angeht, müsst ihr euch also auf das Nötigste beschränken. Bedenkenfrei könnt ihr eine Trinkschale aufstellen, denn im Sommer fehlt dem Igel im Garten eine natürliche Wasserstelle. Die Schale solltet ihr täglich mit frischen Wasser füllen. Milch dürft ihr dem Igel nicht geben, denn er ist laktoseintolerant. Mit dem Füttern der Igel im Garten verhält es sich anders: Schutzverbände empfehlen die Zufütterung nur in Ausnahmesituationen, zum Beispiel bei Nahrungsknappheit im Herbst, oder bei verfrühtem Erwachen aus dem Winterschlaf. Dann, und nur dann, kann ein Futterteller mit Katzenfutter aufgestellt werden, am besten in ein sauberes Kistchen mit kleinen Einschlupflöchern. Bei Frost und spätestens im November müsst ihr das Füttern aber beenden: Wenn der Igel im Garten stetig Futter findet, fällt er nicht in den nötigen Winterschlaf.

Habt ihr einen stark unterernährten oder kranken Igel im Garten gefunden, sollte die erste Anlaufstelle eine Igelstation sein. Dort kann er untersucht und gegebenenfalls aufgepäppelt werden. In Absprache mit der Igelstation könnt ihr den Igel auch zu Hause aufnehmen, bis er wieder bei Kräften ist. Zum richtigen Umgang mit dem Igel können euch die Experten auf der Station wertvolle Tipps geben. Wichtig ist, dass ihr auf Parasiten achtet und den Igel nicht unnötig anfasst. Auch wenn sie noch so niedlich sind: Igel sind keine Haustiere und wollen nicht gekuschelt werden. Erholte Igel müsst ihr baldmöglichst auswildern.

Tipps für einen igelfreundlichen Garten

Mit nur wenigen Maßnahmen könnt ihr aus eurem Garten ein wahres Igelparadies machen. Dazu müsst ihr als erstes den Zugang zu anderen Gärten öffnen, denn der Igel bewohnt meist ein Revier von mehreren Gärten auf einmal. Hecken und Lattenzäune kommen ihm dabei gelegen, Drahtzäune können dem Igel im Garten gefährlich werden. Weiterhin ist es wichtig, dem Igel möglichst viele Schlupfwinkel zu bieten. Am besten eignen sich dazu Haufen aus totem Holz, Reisig und Laub. Hat der Igel im Garten ein Nest an falscher Stelle gebaut, kann es relativ problemlos innerhalb des Gartens verschoben werden. Entdeckt ihr zufällig ein Igelnest mit schlafenden Igeln oder Jungtieren, dann deckt es möglichst schnell wieder zu und vermeidet in Zukunft Störungen. Auch eure Haustiere solltet ihr nicht mehr in die Nähe lassen.

Außerdem müsst ihr den Igel im Garten vor einigen Gefahren schützen. Chemie ist tabu, egal ob Schneckengift, Unkrautvernichter oder Kunstdünger. Das Tolle: Ihr braucht die Insektenschutzmittel auch gar nicht mehr, denn ein Igel im Garten erledigt das auf natürliche Art! Dafür braucht er aber eure Unterstützung: Laubsauger und automatische Rasenmäher können Igeln gefährlich werden, lasst sie daher lieber im Schuppen. Auch der Gartenteich ist eine Gefahrenzone. Baut dem Igel eine kleine Ausstiegsrampe, sodass er sich selbst helfen kann. Eine letzte Hilfestellung wäre dann ein Igelhaus im Garten. Entweder ihr baut es selbst oder ihr kauft eines – dem stacheligen Besuch ist das gleich.

>> Die Adressen deutscher Igelschutzvereine findet ihr hier.

>> Nützliche Informationen über einen igelfreundlichen Garten gibt es in dieser Broschüre des Schweizer Igelzentrums. Auch Tipps zur Beurteilung kranker Igel könnt ihr dort nachlesen.

>> Unsere bayerischen Leser können an der Igelzähl-Aktion von LBV und Bayerischem Rundfunk teilnehmen.

Stand: 22.10.2021 12:38 Uhr

Im Herbst suchen sich Igel ihr Winterquartier - beispielsweise in einem Laubhaufen oder Holzstapel im Garten. Kranke und schwache Tiere können Futter und Hilfe gebrauchen.

Genauso wie andere Wildtiere dehnen auch Igel ihren Lebensbereich zunehmend auf städtische Regionen aus. Doch in der menschlichen Zivilisation drohen ihnen zahlreiche Gefahren. Der Straßenverkehr stellt die größte Bedrohung für die Tiere dar, aber auch Nahrungsmangel macht den Winterschläfern das Leben schwer: "Die Igel sind wegen des Insektensterbens heute oft kränker und unterernährter als früher. Als Insektenfresser finden sie oft nicht mehr genug Nahrung, um sich den nötigen Winterspeck anzufressen", erklärt Igelschützerin Heidi French von der Igelhilfe Mecklenburg-Vorpommern.

Igel lieben naturbelassene Gärten

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Igel fressen auch Insekten - diese siedeln sich in naturbelassenen Gärten an.

Gärten sind für Igel wichtige Lebensräume, denn dort finden sie Insekten, Regenwürmer, Spinnen, Schnecken und andere Nahrung. In naturbelassenen Gärten mit heimischen Pflanzen, Hecken, Sträuchern und ungemähten Rasenflächen fühlen sie sich am wohlsten.

Auf der Suche nach Nahrung durchstreifen Igel große Gebiete und brauchen daher freien Zugang: Zäune und Mauern sollten Öffnungen zum Durchschlüpfen haben. Ideal sind Hecken und Lattenzäune, weniger geeignet Drahtzäune, in denen sich die Tiere verfangen können. Wer nicht auf einen Drahtzaun verzichten möchte, sollte darauf achten, dass der Zaun nicht bis auf den Boden reicht.

Laubhaufen und Holzstapel bieten Igeln Unterschlupf

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Ab Mitte Oktober ist das Nahrungsangebot für Igel bereits stark eingeschränkt. Dann beginnt die Suche nach einem Winterquartier.

Wer Igeln etwas Gutes tun will, bietet den Tieren im Herbst einen Unterschlupf, in dem sie ihren Winterschlaf halten können. "Wer einen Garten hat, kann eine Kompostecke einrichten oder einen Zweigehaufen aufschichten. Dort finden die Wildtiere Verstecke und auch Nahrung", so Heide French. Gut geeignet sind auch ein dichter Laubhaufen oder ein Holzstapel in einer abgelegenen Gartenecke oder an einem anderen ruhigen Platz. Bei der Gartenarbeit im Herbst unbedingt auf bereits bestehende Igelnester achten und diese nicht zerstören oder umsetzen. Vorsicht ist beim Umgang mit Motorsensen und Balkenmähern geboten, auf Laubsauger sollten Naturfreunde besser verzichten.

Igelhaus als Winterquartier aufstellen

Wer mag, kann zusätzlich ein Igelhäuschen aufstellen. Diese Häuschen kann man entweder selbst bauen oder im Fachhandel oder Baumarkt kaufen. Von kurzen Unterbrechungen abgesehen, verschlafen Igel die kalte Jahreszeit bis in den März oder April.

Igel möglichst draußen überwintern lassen

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Schlafende Igel sollte man nicht stören oder wecken.

Den Tieren ein Winterquartier zur Verfügung zu stellen, ist eine gute Sache. Mehr benötigen sie allerdings nicht. "Wurden die Igel vom Menschen den ganzen Winter versorgt und gepflegt, haben sie es im kommenden Frühjahr schwer, sich in einem neuen fremden Revier zurechtzufinden und sich gegen Artgenossen durchzusetzen", sagt Diplom-Biologe Sven Fraaß vom Hamburger Tierschutzverein. "Der Igel ist ein Wildtier und sollte nach Möglichkeit in der Natur bleiben."

In milden Wintern werden Igel häufiger wach

In milden Wintern kann es passieren, dass die Tiere häufiger aufwachen und herumlaufen. Das zehrt an ihren Kräften, da das Nahrungsangebot noch schlecht ist. Sobald es kälter wird, ziehen sich die Igel aber in der Regel wieder in ihr Winterquartier zurück und schlafen weiter. Direkte Hilfe brauchen im Winter nur Tiere, die krank oder deutlich geschwächt sind, so der NABU.

Nur kranke und verletzte Igel aufnehmen

Der direkte Kontakt mit Menschen bedeutet für Igel puren Stress. Nicht jedes Tier, das auf den ersten Blick hilflos erscheint, braucht wirklich Hilfe. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist es sogar verboten, geschützte Arten wie den Igel "aus der Natur zu entnehmen". Es ist lediglich erlaubt, kranke und verletzte Tiere sowie verwaiste Jungtiere zeitweilig aufzunehmen, um sie gesund zu pflegen und zu füttern. Wer einen Igel in Obhut nimmt, verpflichtet sich, das Tier zu betreuen, zu versorgen und zu füttern, bis es gesund ist und wieder in die Freiheit entlassen werden kann.

Doch woran erkenne ich, dass ein Igel Hilfe benötigt? "Wenn Igel ein schütteres Stachelkleid haben, ist es ein Zeichen, dass sie krank sind. Auch wenn die Tiere taumeln oder auf der Seite liegen, brauchen sie Hilfe", erklärt Sven Fraaß. "Ob ein Tier zu mager ist, können Sie so erkennen: Schauen Sie das Tier von der Seite an. Hat der Igel hinter dem Kopf, da wo eigentlich der Hals ist, eine Nackenfalte, ist er wahrscheinlich geschwächt", so Fraaß.

Womit kann ich Igel füttern?

Ab Mitte November schlummern die meisten Igel. Wer nach Wintereinbruch bei geschlossener Schneedecke und Dauerfrost einen Igel findet, kann das Tier aufnehmen. Unterkühlte Igel mit einer in einem Frotteehandtuch umwickelten, lauwarmen Wärmflasche oder unter einer Taschenlampe aufwärmen. Als Futter empfiehlt sich Katzenfutter aus der Dose, gemischt mit Igel-Trockenfutter sowie Eier und gebratenes, nicht gesalzenes Rinderhack. Zu magere Igel freuen sich laut Sven Fraaß auch über ein Stück Banane oder Avocado. Das sei zwar unnatürlich, aber um fett zu werden und Winterspeck anzusetzen, genau das Richtige.

Igel vertragen keine Milch

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Auch ganz junge Igel dürfen keine Milch bekommen, weil sie diese nicht vertragen.

Ungeeignet sind Speisereste, Obst und Gemüse. Igel dürfen außerdem keine Milch bekommen. Da sie den Milchzucker nicht vertragen, bekommen sie Durchfall. Zum Trinken reicht Wasser. Frisst der Igel in der Nacht nach der Aufnahme nicht, muss ein Tierarzt aufgesucht werden. Wer einen Igel nicht selbst versorgen möchte, kann das Tier in einer Igelstation oder im Tierheim abgeben. Wer nicht weiterweiß, kann sich auch an die Igel-Hotline des Vereins "Pro Igel" wenden.

Igel wieder an der Fundstelle aussetzen

Wer einen Igel aufgenommen hat, sollte sich die Fundstelle merken. Denn Igel sollten immer nur dort ausgesetzt werden, wo sie gefunden worden sind, da sie feste Reviere haben und sehr standorttreu sind. Eine Ausnahme sind stark befahrene Straßen. Menschen sollten Igel außerdem nicht im Wald aussetzen. Denn dort fehlt oft der Unterbewuchs und die Tiere finden keine Deckung. Die Folge: Sie werden zur leichten Beute für Greifvögel.

AUDIO: Igeln richtig helfen (37 Min)

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Garten: Alles Möhre, oder was?! | 27.10.2021 | 19:05 Uhr

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Was bedeutet es wenn man Igel im Garten hat?

Wer Igel im Garten hat, freut sich über treue Gäste – denn sie kommen immer wieder zurück, wenn sie sich wohlfühlen.

Was macht man mit einem Igel im Garten?

Bieten Sie in Ihrem Garten Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten wie niedriges Buschwerk, Laub- und Reisighaufen für Igel an. Schaffen Sie Überwinterungsquartiere, indem Sie zum Beispiel ein Igelhäuschen bauen. Verzichten Sie auf englischen Rasen und exotische Gehölze im Garten.

Kann man einen Igel im Garten halten?

Unerlässlich in einem igelfreundlichen Garten ist, dass die Tiere Unterschlupfmöglichkeiten finden. Igel halten von Mitte Oktober/Anfang November bis April, je nach Witterung auch bis Mai, Winterschlaf und brauchen dazu einen sicheren und geschützten Platz.

Wo Igel sind sind keine Ratten?

Und um gleich einmal vorweg ein Vorurteil auszuräumen: Dort wo Igel sind, gibt es erfahrungsgemäß KEINE Ratten und auch keine Mäuse. Denn erstens wissen auch die Katzen der Umgebung von der Futterstelle – und kontrollieren sie regelmäßig, auch wenn ihnen der direkte Zugang verwehrt wird.