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Demenzerkrankungen in Deutschland. Quelle: Barmer GEK Pflegereport 2010 In Deutschland sind derzeit etwa 1,4 Millionen Menschen von Demenzerkrankungen
betroffen. Man schätzt, dass sich diese Zahl künftig beträchtlich erhöhen wird. Nach wie vor gibt es Defizite bei der Ursachenforschung von Demenz sowie bei der frühzeitigen Diagnose. Es gibt bisher kaum Kenntnisse, wie die Krankheit verhindert werden kann und keine Heilungsmöglichkeiten. Bei manchen Betroffenen kann jedoch Entstehung und Verlauf der Krankheit durch gezielte Maßnahmen positiv beeinflusst werden. Was ist Demenz und wie entsteht sie?Es gibt verschiedene Formen von Demenz, die durch individuelle geistige und körperliche Einschränkungen geprägt sind. Dabei treten unterschiedliche Krankheitsstadien auf. SymptomeDie vielfältigen Symptome bei Demenz betreffen
DemenzformenVon den Demenzformen sind die
Auch Mischformen von degenerativen und vaskulären Formen treten auf. nach oben Die Neuronen - Plaques, Fibrillen. Quelle: Alzheimer Forschung Initiative (AFI). www.alzheimer-forschung.de UrsachenDie genaue Ursache für die Entstehung der neurodegenerativen Demenzen vom Typ Alzheimer ist noch nicht bekannt. Die Wissenschaft diskutiert, ob mikroskopisch kleine Veränderungen im Hirngewebe, sogenannte Plaques (im Übermaß entstandene und verklumpte Ansammlungen des Proteins Amyloid außerhalb der Zellen) oder Fibrillen (fadenartige Ablagerungen innerhalb der Nervenzellen) ursächlich sind. Für andere Wissenschaftler ist die Entstehung von Plaques und Fibrillen eine Folge der Krankheit. In den vergangenen Jahren konnten eine ganze Reihe von Forschungsergebnissen die heterogene, multifaktorielle und altersbedingte Natur der Alzheimer-Demenz klären. Die Heterogenität der Alzheimer-Demenz - die pathologische, genetische und klinische - weist darauf hin, dass es sich um eine ganze Reihe von Symptomatiken und klinischen Manifestationen mit unterschiedlichen Verläufen handelt. Neben den biomedizinischen Aspekten müssen alternative Ansätze zur Forschung und Entwicklung stärker berücksichtigt werden. Das bedeutet auch, dass Risikofaktoren wie
in der Prävention von Alzheimer stärkere Berücksichtigung erfahren sollten. Nach einer aktuellen Studie britischer und amerikanischer
Wissenschaftler kann jede dritte Alzheimer-Erkrankung durch einen oder mehrerer dieser modifizierbaren Risikofaktoren verursacht und theoretisch vermieden werden.
George DR, Whitehouse PJ (2014) nach oben Welche Rolle spielen Ernährungsfaktoren?Wissenschaftliche Studien und klinische Daten belegen, dass sich durch eine gesunde Ernährung das Alzheimer-Risiko senken lässt. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die Ernährung von einem aktiven Lebensstil
begleitet wird. Als Faustregel gilt: Was beim Essen gut für das Herz ist, hilft auch dem Verstand. Und wer Blutfette und Diabetes im Griff hält, reduziert zugleich sein Alzheimer-Risiko. Menschen im
Mittelmeerraum haben ein niedrigeres Risiko an Alzheimer zu erkranken. Die traditionelle mediterrane Kost ist geprägt durch einen hohen Anteil von frischem Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Knoblauch, Getreide, Nüsse und Olivenöl, sowie reichlich Fisch und einem vergleichsweise niedrigen Anteil von rotem Fleisch, Zucker und tierischen Fetten. B-Vitamine Ein Mangel an B-Vitaminen, insbesondere an Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12, führt zu
erhöhten Werten von Homozystein im Blut. Zu hohe Homozystein-Werte sind schon lange bekannt dafür, dass sie das Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt oder
Schlaganfall erhöhen. Personen mit niedrigen Plasmakonzentrationen der genannten B-Vitamine und/oder erhöhten Konzentrationen von Homozystein haben ein erhöhtes Risiko an Alzheimer-Demenz zu erkranken. Eine ausreichende Versorgung mit Folsäure, Vitamin B6 und B12 kann den Homozysteinspiegel senken und dem Abbau von Gehirnmasse im Alter entgegenwirken. Vitamin D Verschiedene Studien hatten angedeutet, dass ein Mangel an Vitamin D mit verringerten kognitiven Fähigkeiten (Lernvermögen, Gedächtnisleistung und Wahrnehmung) einhergehen kann. Eine aktuelle amerikanische Studie konnte zeigen, je
weniger Vitamin D ältere Menschen im Blut haben, desto häufiger erkranken sie an einer Demenz. Bei Teilnehmern mit niedrigen Vitamin D-Werten (Serumkonzentrationen von 25 bis 50 Nanomol pro Liter) stieg die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz zu erkranken, um 53 Prozent. Hatten die Teilnehmer zu Beginn der Studie sehr niedrige Vitamin D-Werte (weniger als 25 Nanomol pro Liter), stieg das Risiko um 125 Prozent. Die Ergebnisse galten für Alzheimer ebenso wie für weitere Demenzformen. Die Daten
konnten lediglich einen Zusammenhang zwischen dem Vitamin D-Mangel und dem Krankheitsrisiko nachweisen, nicht jedoch den Zusammenhang erklären, dazu sind weitere Forschungsvorhaben notwendig. (vergleiche auch Gesundheitsamt Bremen: Vitamin D-Mangel im Alter). Antioxidantien Das Gehirn ist das Organ mit dem höchsten
Sauerstoffverbrauch. Wo viel Sauerstoff verbraucht wird, entsteht auch vermehrt oxidativer Stress. Es treten vermehrt sogenannte Freie Radikale (kurzlebige, aggressive, sauerstoffhaltige Verbindungen) auf. Oxidativer Stress spielt in der Hirnalterung eine wichtige Rolle. Er schädigt Nervenzellen und spielt damit eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Demenz. Vor allem die Vitamine C und E, aber auch das Provitamin
A (Beta-Karotin) und Flavonoide können als sogenannte Radikalenfänger (Antioxidantien) wirken. Sie helfen dabei, die Nervenzellen des Gehirns zu schützen, und können die Kognition
verbessern. Studien weisen darauf hin, dass eine höhere Zufuhr an Antioxidantien durch die Nahrung mit einem niedrigeren Risiko für die Entstehung einer Alzheimer-Demenz einhergeht. Möglicherweise können Antioxidantien bei älteren, noch kognitiv gesunden Personen oder Personen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen auch präventiv wirken. Im täglichen Speiseplan sollten daher diese Vitamine in natürlicher Form und in ausreichender Menge enthalten sein. Vitamin C ist unter anderem reichlich in
Zitrusfrüchten, schwarzen Johannisbeeren, Stachelbeeren, Hagebutten, Sanddorn, Paprika, Fenchel, Kartoffeln und Brokkoli enthalten. Vitamin E kommt in hochwertigen pflanzlichen Ölen wie Weizenkeim-, Sonnenblumen-, Raps-, Soja- oder Olivenöl vor. Auch Weizenkeime, Nüsse und Samen sind besonders reich an Vitamin E. Ungesättigte Fettsäuren Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, insbesondere die Omega-3-Fettsäuren Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA)
können durch ihre entzündungshemmende Wirkung vor Demenz schützen. DHA ist beispielsweise in Leinöl, Lachs, Thunfisch, Makrele und Kabeljau enthalten. Es lagert sich in der Zellmembran an und kann die Membranfluidität und die Bildung zellschützender Spaltprodukte erhöhen und so möglicherweise der Alzheimer-Demenz vorbeugen. Die Datenlage ist nach wie vor kontrovers. Einige Studien wiesen darauf hin, dass DHA aus Fischöl die frühen Phasen des Fortschreitens einer Demenz verzögern kann. Andere
Studien legen den Schluss nahe, dass mehrfach ungesättigte Fettsäuren, besonders in Kombination mit Antioxidantien im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung insgesamt eine präventive Wirkung entfalten können. Anderen Studien wiederum gelang es nicht, durch präventive Supplementierung mit ungesättigten Fettsäuren die kognitive Leistungsfähigkeit günstig zu beeinflussen. Nötig sind demnach weitere Langzeitinterventionsstudien. Flüssigkeitsversorgung und Natriummangel Enthält das Gehirn nicht genügend Flüssigkeit, sinkt die Leistung
sofort. Es ist daher wichtig zu klären, ob Verwirrtheitszustände durch einen anhaltenden Flüssigkeitsmangel im Körper verursacht werden. Eine unzureichende Flüssigkeitsversorgung kann zu "Austrocknung" und vielfältigen Krankheitssymptomen (wie Kopfschmerzen, Herzrasen, Schwindel, Verwirrtheit und andere) führen (vergleiche auch Gesundheitsamt Bremen:
Flüssigkeitsmangel im Alter). Befindet sich zu wenig Salz im Blut, versucht das Gehirn diesen Mangel auszugleichen. Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, in Verbindung mit unsicherem Gang, Gedächtnisstörungen und Verwirrtheit können auch Symptome von Natriummangel sein. Vor allem Menschen über 70 reagieren empfindlicher auf Schwankungen im
Natriumspiegel als jüngere. Befindet sich zu wenig Natrium im Blut (eine einfache Blutuntersuchung kann darüber Aufschluss geben), versucht das Gehirn diesen Mangel auszugleichen, in dem es Wasser aus dem Blut zieht, um den Natriumgehalt anzuheben. Die Gehirnzellen schwellen an und der Hirndruck steigt mit den genannten Folgen. Um das Ungleichgewicht auszugleichen, müssen Natrium und Wasser ergänzt werden. Ausgewählte Lebensmittel Aktuelle Studien zeigen, dass Obst-
und Gemüsesäfte, vor allem als frisch gepresste Säfte täglich eingenommen, einen präventiven Effekt haben und das Risiko an Alzheimer-Demenz zu erkranken vermindern. Dies wird nicht nur auf die darin enthaltenen Vitamine zurückgeführt, sondern auch auf die Gerb- und Farbstoffe
(Polyphenole wie beispielsweise Flavonoide), die vor allem in den Schalen vieler Obst- und Gemüsesorten enthalten sind. Empfohlene ErnährungsweiseVerschiedene Studien konnten zeigen, dass je ausgeprägter die mediterrane Ernährungsweise praktiziert wurde, desto langsamer ließen kognitive Leistungen nach und desto geringer war offenbar das Risiko,
an Alzheimer-Demenz zu erkranken. Dies galt allerdings nicht für den Verzehr nur von Einzelkomponenten, sondern nur für eine vollwertige (möglichst naturbelassene) und ausgewogene mediterrane Ernährung insgesamt. Es kommt also nicht auf den Verzehr einzelner gesunder Lebensmittel an, sondern auf deren ausgewogene Mischung. Neben der Ernährung trägt auch die Kontrolle kardiovaskulärer Risikofaktoren, insbesondere des Bluthochdrucks, dazu bei, das Risiko einer Demenz zu vermindern. Durch
kognitives Training und körperliche Aktivität können die kognitiven Fähigkeiten insgesamt verbessert werden. Personen mit der höchsten Aktivität und einer mediterranen Ernährungsweise hatten Studien zu Folge das geringste Risiko an Alzheimer-Demenz zu erkranken. nach oben Auswirkungen auf das ErnährungsverhaltenDie verschiedenen Formen von Demenz
äußern sich in einer Vielzahl von individuell unterschiedlich ausgeprägten Symptomen. Nach und nach können geistige und körperliche Fähigkeiten verloren gehen, die auch für die Nahrungsaufnahme notwendig sind. Dies kann sich auf das Ess- und Trinkverhalten auswirken, der Appetit kann beeinträchtigt werden und eine Mangelernährung entstehen.
Die verschiedenen Faktoren können durch ihre Auswirkungen auf das Ess- und Trinkverhalten das Risiko für eine Mangelernährung und Dehydratation erheblich erhöhen. Verglichen mit gesunden älteren Menschen nehmen Demenzkranke insgesamt weniger Energie und Nährstoffe zu sich. So verlieren etwa 40% der Dementen ungewollt an Gewicht. Besonders das Trinken wird oftmals vergessen. Eine Dehydratation kann den Verwirrtheitszustand verstärken und zu manch unnötiger Krankenhauseinweisung führen. Mangelernährung verstärkt unter anderem funktionelle Einbußen und den Abbau der Muskulatur und erhöht das Risiko für Begleiterkrankungen. Regelmäßige Gewichtskontrollen, ein Screening auf Mangelernährung (mit Hilfe von standardisierten Erhebungsinstrumenten wie Mini Nutritional Assessment/MNA), sowie ein Beobachten des Essverhaltens ist daher bei Menschen mit Demenz unverzichtbar. MangelernährungAngesichts der häufigen Ernährungsprobleme bei Demenzkranken und der daraus entstehenden Folgeerkrankungen ist es erstaunlich, dass Essen und Trinken vielfach eher wenig Beachtung erfährt. Studien konnten zeigen, dass Mangelernährung bei Demenzkranken nicht unausweichlich ist. Eine ausgewogene Ernährung, die Energie und Nährstoffe sowie
Flüssigkeit in ausreichender Menge enthält, und den spezifischen Anforderungen für Demenzkranke gerecht wird, hat nicht nur positive Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit. Sie kann auch zur Lebensqualität, Sicherheit und Orientierung - wichtige Kriterien für das seelische Wohlbefinden - von Demenzkranken beitragen. nach oben Ernährung in der PraxisFür eine optimale Versorgung von Menschen mit Demenz sind je nach Krankheitsstadium neben der fachgerechten medizinischen Behandlung ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Engagement und ein spezielles Verpflegungskonzept erforderlich. Dies stellt hohe Anforderungen insbesondere an die Betreuung und Pflege. Im Folgenden sollen einige ausgewählte Aspekte stichpunktartig benannt werden, ausführliche Darstellungen und Hinweise finden sich unter anderem in der genannten Literatur und den
weiterführenden Hinweisen.
nach oben Weiterführende Hinweise und InformationenFachartikel
Ratgeber
nach oben WeiterbildungAusgewählte Seminare und Kursangebote in Bremen:
Stand der Informationen: 06/2018 Was beachten Sie bei der Ernährung von Menschen mit Demenz?Haferflocken- oder Grießbreie, Pudding- und Quarkspeisen sowie Milchgetränke sollten stets mit Obst oder Obstpüree ergänzt werden. Bei Suppen und Eintöpfen sind solche aus Gemüse zu bevorzugen, die bei Kau- und Schluckbeschwerden püriert werden können. Viele Senioren meiden Vollkornbrot, -nudeln oder Naturreis.
Wie erkennt man Demenz beim Essen?Die Beeinträchtigung des Schluckreflexes ist ein Symptom der fortschreitenden Demenz. Anzeichen für Schluckstörungen sind Husten, Räuspern, Würgen, Verschlucken, Herausfließen von Speisen während des Essens, veränderte Stimme und vermehrte Schleimproduktion.
Warum Essen Demenzkranke nicht mehr?Im Spätstadium der Alzheimer-Demenz sind Kauen und Schlucken nicht mehr möglich, da die Gehirnzentren, die diese hochkomplexen Vorgänge koordinieren und steuern, zerstört sind (10). Beim Essen und Trinken wird ein Lebensmittel mit vielen Sinnen erfasst: Riechen, Schmecken und das Fühlen von Konsistenz und Temperatur.
Was mögen Demenzkranke?Menschen mit Demenz entwickeln keinen neuen Musikgeschmack, sondern mögen oft besonders gerne die Musik, die sie in ihrer Jugend am liebsten gehört haben. Das weckt oft lebendige Erinnerungen. Besonders geeignet sind außerdem Lieder, bei denen man mitsingen, dazu tanzen oder sich zumindest bewegen kann.
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