Zurück Alles still! Es tanzt den Reigen Alles still! Vergeblich lauschet Alles still! Die Dorfeshütten Alles still! Nichts hör ich klopfen
„Ich hab' es getragen sieben Jahr, Ich will hintreten vor sein Gesicht Und trüg' er noch den alten Groll, Graf Douglas sprichts. Am Weg ein Stein
Er trug einen Harnisch, rostig und schwer, Und Kies und Staub aufwirbelte dicht, König Jakob saß auf hohem Ross, „König Jakob, schaue mich gnädig an Denk nicht an den alten Douglas-Neid, Denk lieber zurück an Stirling-Schloss, Denk lieber zurück
an Linlithgow, O denk an alles, was einsten war, „Ich seh' dich nicht, Graf Archibald, Mir klingt das Rauschen süß und traut, Ich seh dich nicht, ich höre dich nicht, König Jakob gab seinem Ross den Sporn, Der Weg war steil, und die Sonne stach, „König Jakob, ich war dein Seneschall, Ich will ihm selber machen die Streu Und willst du nicht, so hab' einen Mut, König Jakob
sprang herab vom Pferd, "Nimm's hin, nimm's hin und trag es neu, Zu Ross, wir reiten nach Linlithgow, Immer enger, leise, leise
Es war im Herbst, im bunten Herbst, Seine Läufer liefen hinab in die Stadt Die Lady schritt zum Schloss hinan, „Ich ließ dich rufen, ich bin im Herbst „John Graham, ich hab' ein letztes Wort, John Graham, und ob du mich lieben magst, Wir haben gewechselt, ich und du, Sie ging zurück. Eine Meil' oder zwei, „Liebe Mutter mach
ein Bett für mich, Ich bin ein unglückselig Rohr: Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt, Afghanistan! Er sprach es so matt; Sie führen ins steinerne Wachthaus ihn, "Wir waren dreizehntausend
Mann, Zersprengt ist unser ganzes Heer, Sir Robert stieg auf den Festungswall, Sie irren wie Blinde und sind
uns so nah, Da huben sie an und sie wurden's nicht müd', Sie bliesen die Nacht und über den Tag, "Die hören sollen, sie hören nicht mehr, Schwedische Heide, Novembertag, Ein Räderkarrn, beladen mit Korn; Fontane, Theodor (1819-1898)
Alles still
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.
Man der Krähe
heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.
Als mein Herze durch die Nacht -
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte Winterpracht.Archibald Douglas
und ich kann es nicht tragen mehr,
wo immer die Welt am schönsten war,
da war sie öd' und leer.
in dieser Knechtsgestalt,
er kann meine Bitte versagen nicht,
ich bin ja worden alt,
frisch wie am ersten Tag,
so komme, was da kommen soll,
und komme, was da mag."
lud ihn zu harter Ruh',
er sah in Wald und Feld hinein,
die Augen fielen ihm zu.
darüber ein Pilgerkleid, -
da horch, vom Waldrand scholl es her
wie von Hörnern und Jagdgeleit.
herjagte Meut' und Mann,
und ehe der Graf sich aufgericht't,
waren Ross und Reiter heran.
Graf Douglas grüßte tief,
dem König das Blut in die Wangen
schoss,
der Douglas aber rief:
und höre mich in Geduld,
was meine Brüder dir angetan,
es war nicht meine Schuld.
der trotzig dich bekriegt,
denk lieber an deine Kinderzeit,
wo ich dich auf den Knien gewiegt.
wo ich Spielzeug dir geschnitzt,
dich gehoben auf deines Vaters Ross
und Pfeile dir zugespitzt.
an den See und den Vogelherd,
wo ich dich fischen und jagen froh
und schwimmen und springen gelehrt.
und sänftige deinen Sinn,
ich hab' es gebüßet sieben Jahr,
dass ich ein Douglas bin."
ich hör' deine Stimme nicht,
mir ist, als ob ein Rauschen im Wald
von alten Zeiten spricht.
ich lausch' ihm immer noch,
dazwischen aber klingt es laut:
Er ist ein Douglas doch.
das ist alles, was ich kann,
ein Douglas vor meinem Angesicht
wär' ein verlorener Mann."
bergan ging jetzt sein Ritt,
Graf Douglas fasste den Zügel vorn
und hielt mit dem König Schritt.
und sein Panzerhemd war schwer;
doch ob er schier zusammenbrach,
er lief
doch nebenher.
ich will es nicht fürder sein,
ich will nur warten dein Ross im Stall
und ihm schütten die Körner ein.
und es tränken mit eigner Hand,
nur lass mich atmen wieder aufs neu
die Luft im Vaterland.
und ich will es danken dir,
und zieh dein Schwert und triff mich gut
und lass mich sterben hier."
hell leuchtete sein Gesicht,
aus der Scheide zog er sein breites Schwert,
aber fallen ließ er es nicht.
und bewache mir meine Ruh',
der ist in tiefster Seele treu,
der die Heimat liebt wie du.
und du reitest an meiner Seit',
da wollen wir fischen und jagen froh
als wie in alter Zeit."Ausgang
Ziehen sich die Lebenskreise,
Schwindet hin, was prahlt und prunkt,
Schwindet Hoffen, Hassen, Lieben,
Und ist nichts in Sicht geblieben
Als der letzte dunkle Punkt.Barbara Allen
Wenn die rotgelben Blätter fallen,
Da wurde John Graham vor Liebe krank,
Vor Liebe zu Barbara Allen.
Und suchten, bis sie gefunden:
“Ach unser Herr ist krank nach
dir,
Komm, Lady, und mach' ihn gesunden.“
Schritt über die marmornen Stufen,
Sie trat ans Bett, sie sah ihn an:
“John Graham, du ließest mich rufen.“
Und die rotgelben Blätter fallen,
Hast du kein letztes Wort für mich?
Ich sterbe, Barbara Allen.“
Du warst mein All und Eines;
Du teiltest Pfänder und Bänder aus,
Mir aber gönntest du
keines.
Ich weiß, ich hatte dich lieber,
Ich sah nach dir, du lachtest mich an
Und gingest lachend vorüber.
Die Sprossen der Liebesleiter,
Du bist nun unten, du hast es gewollt
Ich aber bin oben und heiter.“
Da hörte sie Glocken schallen;
Sie sprach: Die Glocken klingen für ihn,
Für ihn und für - Barbara Allen.
Unter Weiden und Eschen geborgen;
John Graham ist heute gestorben um mich
Und ich sterbe um ihn morgen.“Bekenntnis
Gefühle und Gedanken
Seh’ rechts und links, zurück und vor,
In jedem Wind ich schwanken.
Da liegt nichts zwischen Sein und Tod,
Was ich nicht schon erflehte:
Heut bitt’ ich um des Glaubens Brot,
Dass morgen ich’s zertrete;
Bald ist’s im Herzen kirchenstill,
Bald
schäumt’s wie Saft der Reben,
Ich weiß nicht, was ich soll und will –
Es ist ein kläglich Leben!
Dich ruf’ ich, der das Kleinste Du
In deinem Schmerz genommen,
Gönn meinem Herzen Halt und Ruh,
Gott, lass mich nicht verkommen;
Leih mir die Kraft, die mir gebricht,
Nimm weg, was mich verwirret,
Sonst lösch es aus, dies Flackerlicht,
Das über Sümpfe irret!Das Trauerspiel von Afghanistan
Ein
Reiter vor Dschellalabad hält,
"Wer da!" - "Ein britischer Reitersmann,
Bringe Botschaft aus Afghanistan."
Es umdrängt den Reiter die halbe Stadt,
Sir Robert Sale, der Kommandant,
Hebt ihn vom Rosse mit eigener Hand.
Sie setzen ihn nieder an den Kamin,
Wie wärmt ihn das Feuer, wie labt ihn das Licht,
Er atmet hoch auf und dankt und spricht:
Von Kabul unser Zug begann,
Soldaten, Führer, Weib und Kind,
Erstarrt, erschlagen, verraten sind.
Was lebt, irrt draußen in Nacht umher,
Mir hat ein Gott die Rettung gegönnt,
Seht zu, ob den Rest ihr retten könnt."
Offiziere, Soldaten folgten ihm all',
Sir Robert sprach: "Der Schnee fällt dicht,
Die uns suchen, sie können uns finden nicht.
So lasst sie's hören, dass wir da,
Stimmt an ein Lied von Heimat und Haus,
Trompeter blast in die Nacht hinaus!"
Durch die Nacht hin klang es Lied um Lied,
Erst englische Lieder mit fröhlichem Klang,
Dann Hochlandslieder wie Klagegesang.
Laut, wie nur die Liebe rufen mag,
Sie bliesen - es kam die zweite Nacht,
Umsonst, dass ihr ruft, umsonst, dass ihr wacht.
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afghanistan."Der 6. November 1632
Schwedische Sage
Der Nebel grau am Boden lag,
Hin über das Steinfeld von Dalarn
Holpert, stolpert ein Räderkarrn.
Lorns Atterdag zieht an der Deichsel vorn,
Niels Rudbeck schiebt. Sie
zwingen´s nicht,
Das Gestrüpp wird dichter; Niels aber spricht:
„Buschginster wächst hier über den Steg,
Wir gehn in die Irr, wir missen den Weg,
Wir haben links und rechts vertauscht -
Hörst du, wie der Dal-Elf rauscht?“
„Das ist nicht der Dal-Elf, der Dal-Elf ist weit,
Es rauscht nicht vor uns und nicht zur Seit,
Es lärmt in Lüften, es klingt wie Trab,
Wie Reiter wogt es auf und ab.
Es ist wie Schlacht, die herwärts dringt,
Wie Kirchenlied es
dazwischen klingt,
Ich hör in der Rosse wieherndem Trott:
Eine feste Burg ist unser Gott!“
Und kaum gesprochen, da Lärmen und Schrein,
In tiefen Geschwadern bricht es herein,
Es brausen und dröhnen Luft und Erd,
Vorauf ein Reiter auf weißem Pferd.
Signale, Schüsse, Rossegestampf,
Der Nebel wird schwarz wie Pulverdampf,
Wie wilde Jagd, so fliegt es vorbei -
Zitternd ducken sich die zwei.
Nun ist es vorüber ... Da wieder mit Macht
Rückwärts
wogt die Reiterschlacht,
Und wieder dröhnt und donnert die Erd,
Und wieder vorauf das weiße Pferd.
Wie ein Lichtstreif durch den Nebel es blitzt,
Kein Reiter mehr im Sattel sitzt,
Das fliehende Tier, es dampft und raucht,
Sein Weiß ist tief in Rot getaucht.
Der Sattel blutig, blutig die Mähn,
Ganz Schweden hat das Ross gesehn -
Auf dem Felde von Lützen am selben Tag
Gustav Adolf in seinem Blute lag.
Der alte Zieten
Joachim
Hans von Zieten,
Husarengeneral,
Dem Feind die Stirne bieten,
Er tat's wohl hundert Mal;
Sie haben's all' erfahren,
Wie er die Pelze wusch,
Mit seinen Leibhusaren
Der Zieten aus dem Busch.
Hei, wie den Feind sie bläuten
Bei Hennersdorf und Prag,
Bei Liegnitz und bei Leuthen,
Und weiter Schlag auf Schlag;
Bei Torgau, Tag der Ehre,
Ritt selbst der Fritz nach Haus,
Doch Zieten sprach: »Ich kehre
Erst noch mein Schlachtfeld aus.«
Sie kamen nie
alleine,
Der Zieten und der Fritz,
Der Donner war der eine,
Der andre war der Blitz.
Es wies sich keiner träge,
Drum schlug's auch immer ein,
Ob warm', ob kalte Schläge,
Sie pflegten gut zu sein. -
Der Friede war geschlossen,
Doch Krieges Lust und Qual,
Die alten Schlachtgenossen
Durchlebten's noch einmal.
Wie Marschall Daun gezaudert,
Und Fritz und Zieten nie,
Es ward jetzt durchgeplaudert
Bei Tisch, in Sanssouci.
Einst mocht' es ihm nicht
schmecken,
Und sieh, der Zieten schlief,
Ein Höfling wollt' ihn wecken,
Der König aber rief:
»Lasst schlafen mir den Alten,
Er hat in mancher Nacht
Für uns sich wach gehalten,
Der hat genug gewacht.« -
Und als die Zeit erfüllet
Des alten Helden war,
Lag einst, schlicht eingehüllet,
Hans Zieten, der Husar;
Wie selber er genommen
Die Feinde stets im Husch,
So war der Tod gekommen
Wie Zieten aus dem Busch.
Der Kranich
Rau ging der Wind, der Regen troff,
Schon war ich nass und kalt;
Ich macht auf einem Bauernhof
Im Schutz des Zaunes halt.
Mit abgestutzten Flügeln schritt
Ein Kranich drin umher.
Nur seine Sehnsucht trug ihn mit
Den Brüdern übers Meer;
Mit seinen Brüdern, deren Zug
Jetzt hoch in Lüften stockt,
Und deren Schrei auch ihn zum Flug
In fernen Süden lockt.
Und sieh, er hat sich aufgerafft,
Es gilt erneutes Glück;
Umsonst, der Schwinge fehlt die
Kraft,
Und ach, er sinkt zurück.
Und Huhn und Hahn und Hühnchen auch
Umgackern ihn voll Freud;
Das ist so alter Hühnerbrauch
Bei eines Kranichs Leid.
Die Brück' am Tay
28. Dezember 1879
When shall we three met again
"Wann treffen wir drei wieder zusamm?"
"Um die siebente Stund', am Brückendamm."
"Am Mittelpfeiler."
"Ich lösch die Flamm."
"Ich mit."
"Ich komme vom Norden her."
"Und ich vom Süden."
"Und ich vom Meer."
"Hei, das gibt ein Ringelreihn,
Und die Brücke muss in den Grund hinein."
"Und der Zug, der in die Brücke tritt
Um die siebente Stund'?"
"Ei, der muss mit."
"Muss mit."
"Tand, Tand
Ist das Gebild von Menschenhand."
Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
Alle Fenster sehen nach Süden aus,
Und die Brücknersleut', ohne Rast und Ruh
Und in Bangen sehen nach Süden zu,
Sehen und warten, ob nicht ein Licht
Übers Wasser hin
"Ich komme" spricht,
"Ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
Ich, der Edinburger Zug."
Und der Brückner jetzt: "Ich seh' einen Schein
Am andern Ufer. Das muss er sein.
Nun, Mutter, weg mit dem bangen Traum,
Unser Johnie kommt und will seinen Baum,
Und was noch am Baume von Lichtern ist,
Zünd alles an wie zum heiligen Christ,
Der will heuer zweimal mit uns sein -
Und in elf Minuten ist er herein."
Und es war der Zug. Am Süderturm
Keucht er
vorbei jetzt gegen den Sturm,
Und Johnie spricht: "Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
Die bleiben Sieger in solchem Kampf,
Und wie's auch rast und ringt und rennt,
Wir kriegen es unter: das Element.
Und unser Stolz ist unsre Brück';
Ich lache, denk' ich an früher zurück,
An all den Jammer und all die Not
Mit dem elend alten Schifferboot;
Wie manche liebe Christfestnacht
Hab ich im
Fährhaus zugebracht
Und sah unsrer Fenster lichten Schein
Und zählte und konnte nicht drüben sein."
Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
Alle Fenster sehen nach Süden aus,
Und die Brücknersleut' ohne Rast und Ruh
Und in Bangen sehen nach Süden zu;
Denn wütender wurde der Winde Spiel,
Und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel,
Erglüht es in niederschießender Pracht
Überm Wasser unten ... Und wieder ist Nacht.
*
"Wann treffen wir drei wieder
zusamm?"
"Um Mitternacht, am Bergeskamm."
"Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm."
"Ich komme."
"Ich mit."
"Ich nenn' euch die Zahl."
"Und ich die Namen."
"Und ich die Qual."
"Hei!
Wie Splitter brach das Gebälk entzwei."
"Tand, Tand
Ist das Gebilde von Menschenhand."
Die zwei Raben
Ich ging über's Heidemoor allein,
Da hört ich zwei Raben kreischen und schrein;
Der eine rief dem andern zu:
»Wo machen wir
Mittag, ich und du?«
»Im Walde drüben liegt unbewacht
Ein erschlagener Ritter seit heute Nacht,
Und niemand sah ihn im Waldesgrund,
Als sein Lieb und sein Falke und sein Hund.
Sein Hund auf neue Fährte geht,
Sein Falk auf frische Beute späht,
Sein Lieb ist mit ihrem Buhlen fort, -
Wir können in Ruhe speisen dort.«
»Du setzest auf seinen Nacken dich,
Seine blauen Augen, die sind für mich,
Eine goldene Locke aus seinem Haar
Soll wärmen das Nest uns
nächstes Jahr.«
»Manch einer wird sprechen: Ich hatt' ihn lieb!
Doch keiner wird wissen, wo er blieb,
Und hingehn über sein bleich Gebein.
Ein neues Buch, ein neues Jahr
Ein neues Buch, ein neues Jahr
Was werden die Tage bringen?!
Wird's werden, wie es immer war,
Halb scheitern, halb gelingen?
Ich möchte leben, bis all dies Glühn
Rücklässt einen leuchtenden Funken.
Und nicht vergeht, wie die Flamm' im Kamin,
Die eben zu
Asche gesunken.
Es kann die Ehre dieser Welt
Es kann die Ehre dieser Welt
Dir keine Ehre geben,
Was dich in Wahrheit hebt und hält,
Muss in dir selber leben.
Wenn's deinem Innersten gebricht
An echten Stolzes Stütze,
Ob dann die Welt dir Beifall spricht,
Ist all dir wenig nütze.
Das flücht'ge Lob, des Tages Ruhm
Magst du dem Eitlen gönnen;
Das aber sei dein Heiligtum:
Vor dir bestehen können.
Es kribbelt und wibbelt weiter
Die Flut steigt bis an den Arrarat
Und es hilft keine Rettungsleiter,
Da bringt die Taube Zweig und Blatt —
Und es kribbelt und wibbelt weiter.
Es sicheln und mähen von Ost nach West
Die apokalyptischen Reiter,
Aber ob Hunger, ob Krieg, ob Pest,
Es kribbelt und wibbelt weiter.
Ein Gott wird gekreuzigt auf Golgatha,
Es brennen Millionen Scheiter,
Märtyrer hier und Hexen da,
Doch es kribbelt und
wibbelt weiter.
So banne Dein Ich in Dich zurück
Und ergieb Dich und sei heiter;
Was liegt an Dir und Deinem Glück?
Es kribbelt und wibbelt weiter.
Fata Morgana
Es irrt der Mensch auf des Lebens Meer
Ein pfadloser, ratloser Schiffer umher;
Er sucht das Glück in Süd und Nord
Und findet’s nicht hier und findet’s nicht dort.
Da naht ihm, wenn er verzweifeln will,
Die Hoffnung – die Fata Morgana still
Und spiegelt ihm noch
am Grabesrand
Einen Hafen es Glücks, ein Wunderland.
Frühling
Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
„Er kam, er kam ja immer noch“ –
Die Bäume nicken sichs zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuss auf Schuss;
Im Garten der alte Apfelbaum
Er sträubt sich, aber er muss.
Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: „Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai.“
O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wags auch du.
Frühlingsklage
Kalt und eisig ist die Flur,
Still und öde sind die Felder,
Schneebedeckt die stummen Wälder,
Todesstarr ist die Natur.
Kalt und eisig ist die Flur
Wie das Herz in meiner Brust;
Längst erstorben jeder Lust,
Kennt es - ach - den Winter nur. -
Aber in die Winternacht
Strahlt jetzt mild die Frühlingssonne; -
Alles atmet Lebenswonne,
Denn der Frühling ist erwacht.
Frühling! ruft der Blüte Pracht,
Frühling! singen tausend Lieder,
Und im Herzen klingt es wieder:
Ja, der Frühling ist erwacht.
Nur zu meinem kalten Herzen
Dringt sein Blick, sein Segen nicht.
Nie beglückt von seinem Licht,
Bleiben mir die Winterschmerzen.
Gorm Grymme
König Gorm herrscht über Dänemark,
Er herrscht die dreißig Jahr,
Sein Sinn ist fest, seine Hand ist stark,
Weiß worden ist nur sein Haar.
Weiß worden sind nur seine buschigen Brau'n,
Die machten manchen stumm;
In Grimme liebt er drein zu schaun -
Gorm Grymme heißt er drum.
Und die Jarls kamen zum Feste des Jul,
Gorm Grymme sitzt im Saal,
Und neben ihm sitzt, auf beinernem Stuhl,
Thyra Danebod, sein Gemahl;
Sie reichen einander still
die Hand
Und blicken sich an zugleich,
Ein Lächeln in beider Auge stand -
Gorm Grymme, was macht dich so weich?
Den Saal hinunter, in offener Hall',
Da fliegt es wie Locken im Wind,
Jung-Harald spielt mit dem Federball,
Jung-Harald, ihr einziges Kind;
Sein Wuchs ist schlank, blond ist sein Haar.
Blau-golden ist sein Kleid,
Jung-Harald ist heut fünfzehn Jahr,
Und sie lieben ihn allbeid'.
Sie lieben ihn beid'; eine Ahnung bang
Kommt über
die Königin,
Gorm Grymme aber den Saal entlang
Auf Jung-Harald deutet er hin,
Und er hebt sich zum Sprechen - sein Mantel rot
Gleitet nieder auf den Grund:
"Wer je mir spräche, »er ist tot«,
Der müsste sterben zur Stund."
Und Monde gehn. Es schmolz der Schnee,
Der Sommer kam zu Gast,
Dreihundert Schiffe fahren in See,
Jung-Harald steht am Mast,
Er steht am Mast, er singt ein Lied,
Bis sich's im Winde brach,
Das letzte Segel, es schwand, es
schied -
Gorm Grymme schaut ihm nach.
Und wieder Monde. Grau-Herbstestag
Liegt über Sund und Meer,
Drei Schiffe mit mattem Ruderschlag
Rudern heimwärts drüber her;
Schwarz hängen die Wimpel; auf Brömsebro-Moor
Jung-Harald liegt im Blut -
Wer bringt die Kunde vor Königs Ohr?
Keiner hat den Mut.
Thyra Danebod schreitet hinab an den Strand,
Sie hatte die Segel gesehn;
Sie spricht: "Und bangt sich euer Mund,
Ich meld' ihm, was geschehn."
Ab legt sie ihr rotes Korallengeschmeid
Und die Gemme von Opal,
Sie kleidet sich in ein schwarzes Kleid
Und tritt in Hall' und Saal.
In Hall' und Saal. An Pfeiler und Wand
Goldteppiche ziehen sich hin,
Schwarze Teppiche nun mit eigener Hand
Hängt darüber die Königin,
Und sie zündet zwölf Kerzen, ihr flackernd Licht,
Es gab einen trüben Schein,
Und sie legt ein Gewebe, schwarz und dicht,
Auf den Stuhl von Elfenbein.
Ein tritt Gorm Grymme.
Es zittert sein Gang,
Er schreitet wie im Traum.
Er starrt die schwarze Hall' entlang,
Die Lichter, er sieht sie kaum,
Er spricht "Es weht eine Schwüle hier,
Ich will an Meer und Strand,
Reich meinen rot-goldenen Mantel mir
Und reiche mir deine Hand."
Sie gab ihm nur einen Mantel dicht,
Der war nicht golden, nicht rot,
Gorm Grymme sprach: "Was niemand spricht,
Ich sprech' es: Er ist tot."
Er setzte sich nieder, wo er stand,
Ein Windstoß fuhr
durchs Haus,
Die Königin hielt des Königs Hand,
Die Lichter loschen aus.
Guter Rat
An einem Sommermorgen
Da nimm den Wanderstab,
Es fallen deine Sorgen
Wie Nebel von dir ab.
Des Himmels heitere Bläue
Lacht dir ins Herz hinein,
Und schließt, wie Gottes Treue,
Mit seinem Dach dich ein.
Rings Blüten nur und Triebe
Und Halme von Segen schwer,
Dir ist, als zöge die Liebe
Des Weges nebenher.
So
heimisch alles klinget
Als wie im Vaterhaus,
Und über die Lerchen schwinget
Die Seele sich hinaus.
Heimat
Ich bin hinauf, hinab gezogen
Und suchte Glück und sucht' es weit,
Es hat mein Suchen mich betrogen,
Und was ich fand, war Einsamkeit.
Ich hörte, wie das Leben lärmte,
Ich sah sein tausendfarbig Licht,
Es war kein Licht, das mich erwärmte,
Und echtes Leben war es nicht.
Und endlich bin ich heimgegangen
Zu alter
Stell' und alter Lieb',
Und von mir ab fiel das Verlangen,
Das einst mich in die Ferne trieb.
Die Welt, die fremde, lohnt mit Kränkung,
Was sich, umwerbend, ihr gesellt;
Das Haus, die Heimat, die Beschränkung,
Die sind das Glück und sind die Welt.
Herbstmorgen
Die Wolken ziehn, wie Trauergäste,
Den Mond still – abwärts zu geleiten;
Der Wind durchfegt die starren Äste,
Und sucht ein Blatt aus bessren Zeiten.
Schon
flattern in der Luft die Raben,
Des Winters unheilvolle Boten;
Bald wird er tief in Schnee begraben
Die Erde, seinen großen Toten.
Ein Bach läuft hastig mir zur Seite,
Es bangt ihn vor des Eises Ketten;
Drum stürzt er fort und sucht das Weite,
Als könnt' ihm Flucht das Leben retten.
Da mocht ich länger nicht inmitten
So todesnaher Öde weilen;
Es trieb mich fort, mit hastgen Schritten
Dem flüchtgen Bache nachzueilen.
Herr von Ribbeck
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?«
So klagten
die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Misstraun gegen den eigenen Sohn,
Der wusste genau, was damals er tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprössling sprosst heraus.
Und die Jahre gingen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein
Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
Im Herbst
Es fällt das Laub wie Regentropfen
So zahllos auf die Stoppelflur;
Matt
pulst der Bach wie letztes Klopfen
Im Todeskampfe der Natur.
Still wird’s! und als den tiefen Frieden
Ein leises Wehen jetzt durchzog,
Da mocht’ es sein, dass abgeschieden
Die Erdenseele aufwärts flog.
Ja, das möcht' ich noch erleben
Eigentlich ist mir alles gleich,
Der eine wird arm, der andre wird reich,
Aber mit Bismarck - was wird das noch geben?
Das mit Bismarck, das möcht' ich noch erleben.
Eigentlich ist alles
soso,
Heute traurig, morgen froh,
Frühling, Sommer, Herbst und Winter,
Ach, es ist nicht viel dahinter.
Aber mein Enkel, so viel ist richtig,
Wird mit nächstem vorschulpflichtig,
Und in etwa vierzehn Tagen
Wird er eine Mappe tragen,
Löschblätter will ich ins Heft ihm kleben -
Ja, das möcht' ich noch erleben.
Eigentlich ist alles nichts,
Heute hält's, und morgen bricht's,
Hin stirbt alles, ganz geringe
Wird der Wert der ird'schen Dinge;
Doch wie tief herabgestimmt
Auch das Wünschen Abschied nimmt,
Immer klingt es noch daneben:
Ja, das möcht' ich noch erleben.
John Maynard
"Wer ist John Maynard?"
"John Maynard war unser Steuermann,
Aus hielt er, bis er das Ufer gewann,
Er hat uns gerettet, er trägt die Kron,
Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard."
---
Die "Schwalbe" fliegt über den Eriesee,
Gischt schäumt um den Bug wie
Flocken von Schnee;
Von Detroit fliegt sie nach Buffalo -
Die Herzen aber sind frei und froh,
Und die Passagiere mit Kindern und Fraun
Im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
Und plaudernd an John Maynard heran
Tritt alles: "Wie weit noch, Steuermann?"
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:
"Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund."
Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -
Da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
"Feuer!" war es, was
da klang,
Ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,
Ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
Und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.
Und die Passagiere, bunt gemengt,
Am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
Am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
Am Steuer aber lagert sich´s dicht,
Und ein Jammern wird laut: "Wo sind wir? wo?"
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. -
Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
Der Kapitän nach dem Steuer späht,
Er
sieht nicht mehr seinen Steuermann,
Aber durchs Sprachrohr fragt er an:
"Noch da, John Maynard?"
"Ja,Herr. Ich bin."
"Auf den Strand! In die Brandung!"
"Ich halte drauf hin."
Und das Schiffsvolk jubelt: "Halt aus! Hallo!"
Und noch zehn Minuten bis Buffalo. -
"Noch da, John Maynard?" Und Antwort schallt's
Mit ersterbender Stimme: "Ja, Herr, ich halt's!"
Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
Jagt er die "Schwalbe" mitten hinein.
Soll Rettung
kommen, so kommt sie nur so.
Rettung: der Strand von Buffalo!
---
Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.
Gerettet alle. Nur einer fehlt!
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Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell'n
Himmelan aus Kirchen und Kapell'n,
Ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
Ein Dienst nur, den sie heute hat:
Zehntausend folgen oder mehr,
Und kein Aug im Zuge, das tränenleer.
Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
Mit Blumen schließen sie das Grab,
Und mit goldner Schrift in den Marmorstein
Schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:
"Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand
Hielt er das Steuer fest in der Hand,
Er hat uns gerettet, er trägt die Kron,
Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard."
Lächelnde Einsicht
Es hilft uns kein Gedeutel,
so nimm es, wie es fällt:
Der eine hat den Beutel,
der andre hat das Geld.
Es lässt sich nichts
erklopfen:
Der eine hat den Wein,
der andre hat die Propfen.
Man muss zufrieden sein!
Mittag
Am Waldessaume träumt die Föhre,
Am Himmel weiße Wölkchen nur,
Es ist so still, dass ich sie höre,
Die tiefe Stille der Natur.
Rings Sonnenschein auf Wies' und Wegen,
Die Wipfel stumm, kein Lüftchen wach,
Und doch es klingt als ström' ein Regen
Leis tönend auf das Blätterdach.
O trübe diese Tage nicht
O trübe diese Tage nicht,
Sie sind der letzte Sonnenschein,
Wie lange, und es lischt das Licht
Und unser Winter bricht herein.
Dies ist die Zeit, wo jeder Tag
Viel Tage gilt in seinem Wert,
Weil man's nicht mehr erhoffen mag,
Dass so die Stunde wiederkehrt.
Die Flut des Lebens ist dahin,
Es ebbt in seinem Stolz und Reiz,
Und sieh, es schleicht in unsern Sinn
Ein banger, nie gekannter Geiz;
Ein süßer Geiz, der Stunden zählt
Und
jede prüft auf ihren Glanz –
O sorge, dass uns keine fehlt,
Und gönn' uns jede Stunde ganz.
Shakespeare's Strumpf
Laut gesungen, hoch gesprungen,
Ob verschimmelt auch und dumpf,
Seht, wir haben ihn errungen,
William Shakespeares wollnen Strumpf.
Seht, wir haben jetzt die Strümpfe,
Haben jetzt das heil'ge Ding,
Drinnen er durch Moor und Sümpfe
Sicher vor Erkältung ging.
Und wir huldigen jetzt dem
Strumpfe,
Der der Strümpfe Shakespeare ist,
Denn er reicht uns bis zum Rumpfe,
Weil er fast zwei Ellen mißt.
Seht, wir haben jetzt die Strümpfe,
Dran er putzte, wischte, rieb
Ungezählte Federstümpfe,
Als er seinen Hamlet schrieb.
Drum herbei, was Arm und Beine,
Eurer harret schon Triumph,
Und dem »Shakespeare-Strumpfvereine«
Helft vielleicht ihr auf den Strumpf.
Tom der Reimer
Der Reimer Thomas lag am
Bach,
Am Kieselbach bei Huntly Schloss.
Da sah er eine blonde Frau,
Die saß auf einem weißen Ross.
Sie saß auf einem weißen Ross,
Die Mähne war geflochten fein,
Und hell an jeder Flechte hing
Ein silberblankes Glöckelein.
Und Tom der Reimer zog den Hut
Und fiel auf's Knie, er grüßt und spricht:
„Du bist die Himmelskönigin!
Du bist von dieser Erde nicht!“
Die blonde Frau hält an ihr Ross:
„Ich will dir sagen, wer ich bin;
Ich bin die
Himmelsjungfrau nicht,
Ich bin die Elfenkönigin!
Nimm deine Harf und spiel und sing
Und lass dein bestes Lied erschalln!
Doch wenn du meine Lippe küsst,
Bist du mir sieben Jahr verfalln!“
„Wohl! sieben Jahr, o Königin,
Zu dienen dir, es schreckt mich kaum!“
Er küsste sie, sie küsste ihn,
Ein Vogel sang im Eschenbaum.
„Nun bist du mein, nun zieh mit mir,
Nun bist du mein auf sieben Jahr.“
Sie ritten durch den grünen Wald,
Wie glücklich da der
Reimer war!
Sie ritten durch den grünen Wald
Bei Vogelsang und Sonnenschein,
Und wenn sie leicht am Zügel zog,
So klangen hell die Glöckelein.
Überlass es der Zeit
Erscheint dir etwas unerhört,
bist du tiefsten Herzens empört,
bäume nicht auf, versuch's nicht mit Streit,
berühr es nicht, überlass es der Zeit.
Am ersten Tag wirst du feige dich schelten,
am zweiten lässt du dein Schweigen schon gelten,
am dritten hast
du's überwunden;
alles ist wichtig nur auf Stunden,
Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter,
Zeit ist Balsam und Friedensstifter.
Verse zum Advent
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht
auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.
Zerstoben sind die Wolkenmassen
Zerstoben sind die Wolkenmassen,
Die Morgensonn’ ins Fenster scheint:
Nun kann ich wieder mal nicht fassen,
Dass ich die Nacht hindurch geweint.
Dahin ist alles, was mich drückte,
Das Aug' ist klar,
der Sinn ist frei,
Und was nur je mein Herz entzückte,
Tanzt wieder, lachend, mir vorbei.
Es grüßt, es nickt; ich steh' betroffen,
Geblendet schier von all dem Licht:
Das alte, liebe, böse Hoffen –
Die Seele lässt es einmal nicht.