Aneurysma im Kopf ab welcher Größe operieren

Aneurysma im Kopf ab welcher Größe operieren

Platzt ein Hirnaneurysma, ist das lebensgefährlich. Nicht alle Aneurysmen im Kopf sind aber gleich instabil.

Hirnaneurysmen sind gar nicht mal so selten: In Deutschland leben etwa 1,5 Millionen Menschen mit einem Hirnaneurysma, die meisten von ihnen, ohne es zu wissen. Entdeckt werden die Gefäßaussackungen häufig durch Zufall, nämlich wenn der Schädel aus einem anderen Grund per Magnetresonanztomografie (MRT) untersucht wird. »Dann stellt sich die Frage: Was macht man jetzt mit diesem Patienten?«, sagte Professor Dr. Helmuth Steinmetz von der Goethe-Universität Frankfurt bei einer Pressekonferenz der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft in Berlin.

In den meisten Fällen werde ein zufällig entdecktes Hirnaneurysma operativ oder per Katheter-Intervention verschlossen, informierte der Neurologe. Damit soll einer möglichen Subarachnoidalblutung vorgebeugt werden, zu der es kommen kann, wenn das Aneurysma reißt. Eine solche Blutung endet in 40 Prozent der Fälle tödlich, die meisten Überlebenden behalten schwere körperliche und kognitive Schäden zurück. Ein Hirnaneurysma wird deshalb auch oft als »Zeitbombe im Kopf« bezeichnet.

Allerdings ist das Risiko für eine Subarachnoidalblutung nicht in jedem Fall gleich hoch. »Das Risiko, dass ein zufällig entdecktes Aneurysma in den nächsten fünf Jahren platzt, liegt individuell zwischen 0,5 und 18 Prozent«, sagte Steinmetz. Das ist eine große Spanne. Ebenso sicher, wie man einem Patienten mit einem 18-prozentigen Rupturrisiko eine Operation nahelegen müsse, würde man daher einem anderen mit nur 0,5-prozentigem Risiko davon abraten. Denn auch die vorbeugenden, verschließenden Eingriffe seien nicht risikolos: »Etwa 6 Prozent der behandelten, vorher gesunden Personen erleiden therapiebedingte bleibende Schäden einschließlich Tod«, so Steinmetz.

Ausschlaggebend für das Rupturrisiko seien viele Faktoren, darunter die Größe, Lage und Form des Aneurysmas, aber auch der Blutdruck und das Lebensalter des Patienten. Eine individuelle Risikoabwägung sei erforderlich, die am besten in einem neurovaskulären Zentrum erfolge. Entscheide man sich gegen einen Verschluss, eröffne das andere Möglichkeiten der Therapie, deren wichtigste erforderlichenfalls die medikamentöse Blutdrucksenkung darstellt. Zudem werde das Aneurysma im weiteren Verlauf durch MRT-Untersuchungen regelmäßig kontrolliert. Zeigen diese, dass es wächst, bedeutet das einen Risikoanstieg, sodass in der Regel dann doch operiert wird.

Foto: Shutterstock/Semnic

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Kurzübersicht

  • Behandlung: Manchmal keine Behandlung, sondern Beobachtung des Aneurysmas, ggf. zwei Behandlungsverfahren "Clipping" oder "Coiling", die Auswahl des Therapieverfahrens abhängig vom individuellen Fall
  • Symptome: Manchmal keine Symptome, ggf. Störungen bestimmter Hirnnerven, bei Ruptur ("Platzen") des Aneurysmas, vernichtende Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Nackensteifigkeit, Bewusstlosigkeit
  • Krankheitsverlauf und Prognose: Anhängig vom individuellen Fall, in manchen Fällen gut, bei Ruptur besteht Lebensgefahr, Folgeschäden sind möglich
  • Ursachen und Risikofaktoren: Manchmal erblich bedingt, Hauptrisikofaktor ist Bluthochdruck und alle blutdrucksteigernden Faktoren wie z.B. Rauchen, selten auch Erbkrankheiten, die das Bindegewebe betreffen wie Marfan-Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom
  • Untersuchung und Diagnose: Ggf. Verdacht bei bestehenden Symptomen, bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomografie (MRT), Magnetresonanz-Angiografie (MRA), Computertomografie (CT)
  • Vorbeugen:Vermeiden der Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum; generell gesunder Lebensstil empfohlen

Was ist ein Aneurysma im Gehirn?

Ein Aneurysma im Gehirn ist eine krankhafte Aufweitung eines Blutgefäßes im Kopf. Ärzte sprechen auch von einem intrakraniellen oder zerebralen Aneurysma.

Die Gefäßwand ist an dieser Stelle meist nicht so widerstandsfähig wie an einem gesunden Gefäß. Daher besteht bei einem Aneurysma im Kopf die Gefahr, dass es reißt und zu einer Hirnblutung führt.

Schätzungen zufolge weisen etwa drei Prozent der Erwachsenen ein Aneurysma auf. Manchmal ist die Gefäßaussackung angeboren, in anderen Fällen entsteht es erst im Laufe des Lebens. In manchen Familien kommen Aneurysmen gehäuft vor.

Wie lässt sich ein Aneurysma behandeln?

Es gibt zwei wichtige Verfahren, durch die sich ein Aneurysma im Gehirn behandeln lässt. Eine Möglichkeit besteht in einer Operation, bei welcher der Chirurg den Schädel eröffnet. Anschließend verschließt er das Aneurysma von außen mithilfe eines Clips (sogenanntes Clipping).

Bei dem anderen Verfahren schiebt der Arzt einen Katheter über eine Arterie am Bein bis zur betroffenen Stelle im Gehirn. Er behebt das Aneurysma, indem er einen sogenannten Coil einsetzt (Coiling). Dabei handelt es sich um eine Platinspirale, die das Aneurysma von innen ausfüllt.

Ärzte behandeln jedoch nicht grundsätzlich jedes Aneurysma durch diese Verfahren. Ob der Eingriff sinnvoll ist und welches der Verfahren Anwendung findet, hängt vom individuellen Fall ab. Zudem wägen Chirurgen sorgfältig ab, ob der Nutzen des Eingriffs größer ist als die damit verbundenen Risiken.

Besteht nur eine geringe Gefahr, dass das Aneurysma im Kopf platzt, und verursacht es auch sonst keine Probleme, empfehlen Mediziner zunächst, die Gefäßaussackung zu beobachten.

Welche Symptome treten bei einem Aneurysma im Gehirn auf?

Ein Aneurysma im Kopf ruft nicht immer Symptome hervor. Oft entdecken Ärzte das Gehirnaneurysma zufällig, etwa wenn sie aus einem anderen Grund eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT) des Kopfs anfertigen. Je nach Größe und Lage des Aneurysmas im Gehirn treten jedoch Beschwerden auf.

Als Symptom des Aneurysmas kommt es zum Beispiel zu einer Störung der sogenannten Gehirnnerven. Dies sind Nerven, die im Gegensatz zu den peripheren Nerven unmittelbar aus dem Gehirn hervorgehen. Häufiger ist der Gehirnnerv betroffen, der für die Augenbewegungen verantwortlich ist (N. oculomotorius). Als Folge kommt es zu Bewegungsstörungen der Augen, Augenmuskellähmungen oder Doppeltsehen.

Reißt die Gefäßwand (Ruptur) bei einem Aneurysma im Gehirn, treten massive Symptome auf. Am häufigsten entwickelt sich eine sogenannte Subarachnoidalblutung, kurz SAB. Dabei erfolgt die Blutung in dem Raum zwischen Gehirn und Hirnhaut, genauer der Spinnenhaut (Arachnoidea).

Aufgrund der festen Schädeldecke entweicht das Blut nicht und übt schnell vermehrt Druck auf das Gehirn aus. Dieser Druck auf das Hirngewebe ruft dann die Symptome hervor.

Symptome eines erhöhten Hirndrucks:

  • Plötzlich einsetzende, stärkste Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Nackensteifigkeit
  • Benommenheit
  • Schläfrigkeit
  • Bewusstlosigkeit bzw. Koma

Aneurysma im Kopf: Wie sind die Heilungschancen?

Die Prognose bei einem Aneurysma im Gehirn hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wird das Gehirnaneurysma zufällig entdeckt und behandelt, sind die Heilungschancen in vielen Fällen gut. Tritt dagegen eine Hirnblutung auf, weil das Aneurysma gerissen ist, hängt die Prognose vor allem vom Ausmaß der Blutung ab und davon, wie schnell diese behandelt wird.

Es gibt Aneurysmen, die nur eine geringe Wahrscheinlichkeit haben, dass sie eines Tages platzen. Ein solches Aneurysma im Gehirn muss die Lebenserwartung nicht einschränken. Ärzte beobachten dann in regelmäßigen Abständen, ob sich die Gefäßaussackung verändert.

Wie die Lebenserwartung nach einer Operation bei einem Aneurysma im Gehirn ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Je nach Größe und Lage der Gefäßaufweitung, ist ein Eingriff in manchen Fällen lebensrettend. Aber die Operation birgt Risiken. In manchen Fällen besteht durch einen Eingriff die Gefahr, dass es zu neurologischen Schäden kommt.

Daher wägen Ärzte bei einem Aneurysma im Kopf sehr sorgfältig ab, von welcher Strategie Betroffene am ehesten profitieren.

Aneurysma im Gehirn – Ursachen

Die Ursache für ein Aneurysma im Gehirn lässt sich oft nicht genau ermitteln. Offenbar spielt Veranlagung eine Rolle, denn nicht selten treten die Gefäßaussackungen innerhalb einer Familie gehäuft auf. Ein weiterer wichtiger Risikofaktor für ein Gehirn-Aneurysma ist Bluthochdruck.

Mit jedem Herzschlag übt das Blut von innen einen hohen Druck auf die Gefäßwände aus. Dadurch entstehen manchmal Schwachstellen in der Gefäßwand, die schließlich nachgeben – es entwickelt sich ein Aneurysma.

Auch die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) ist ein wichtiger Risikofaktor für ein Aneurysma. Kalkablagerungen (Plaques) an den Gefäßwänden sorgen dafür, dass sie an Elastizität verlieren. Die Gefäße sind dann nicht mehr gut in der Lage, die bei jedem Herzschlag ausgelöste Druckwelle abzufedern.

Rauchen erhöht das Aneurysma-Risiko indirekt: Es fördert die Arteriosklerose und lässt den Blutdruck steigen. Seltene Ursachen, die mit einem erhöhten Risiko für ein Aneurysma im Gehirn einhergehen, sind bestimmte Erbkrankheiten, zum Beispiel das Marfan-Syndrom oder das Ehlers-Danlos-Syndrom.

MRT, CT & Co.: Wie stellt der Arzt ein Aneurysma im Kopf fest?

Häufig entdecken Ärzte ein Aneurysma im Gehirn zufällig, da Betroffene selbst von der Gefäßaussackung oft nichts spüren.

Drückt das Aneurysma auf bestimmte Strukturen im Gehirn, etwa auf einen Gehirnnerv, weisen entsprechende neurologische Störungen auf das Problem im Kopf hin.

Bei einem geplatzten Aneurysma lenken die Symptome oft den Verdacht auf eine akute neurologische Erkrankung. Ein Aneurysma im Gehirn und eine Hirnblutung bei einem rupturierten Gehirnaneurysma lassen sich gut mittels Magnetresonanztomografie (MRT), Magnetresonanz-Arteriografie (MRA) oder Computertomografie (CT) darstellen.

Wie lässt sich einem Aneurysma im Gehirn vorbeugen?

Einem Aneurysma im Gehirn lässt sich nicht grundsätzlich vorbeugen. Denn gegen eine Veranlagung oder eine angeborene Gefäßaussackung gibt es keine vorbeugende Maßnahme.

Bestimmte Faktoren steigern allerdings das Risiko, dass sich eine Schwachstelle in einem Blutgefäß bildet oder sich ein bestehendes Aneurysma vergrößert. Einer der wichtigsten Risikofaktoren, denen Sie vorbeugen können, ist Bluthochdruck.

Wenn Sie zu hohen Blutdruck haben, lassen Sie diesen behandeln und regelmäßig von einem Arzt kontrollieren. Vermeiden Sie möglichst einen Lebensstil, der den Blutdruck steigert und sich negativ auf die Gesundheit Ihrer Blutgefäße auswirkt.

Zur Vorbeugung von Risikofaktoren eines Aneurysmas im Kopf zählen zum Beispiel:

  • Nicht rauchen
  • Gesunde Ernährung, mit wenig tierischem Fett, stattdessen pflanzlichen Ölen, viel frischem Obst und Gemüse
  • Regelmäßig körperlich aktiv sein
  • Wenig Alkohol trinken

Wann muss ein Aneurysma im Kopf operiert werden?

Je größer ein Aneurysma ist, desto höher ist das Komplikationsrisiko. Es gibt zwar keine feste Grenze zwischen „harmlosen“ und „gefährlichen“ Aneurysmen. Fachleute gehen aber davon aus, dass Aneurysmen mit einem Durchmesser unter sieben Millimetern nicht sofort behandelt werden müssen, sondern beobachtet werden können.

Wann muss ein Aneurysma behandelt werden?

Besteht ein erhöhtes Risiko, dass ein Aneurysma reißt, wird meist eine Behandlung empfohlen. Möglich sind verschiedene OP- oder Katheter-Verfahren, die bewirken sollen, dass das Aneurysma verschlossen wird.

Wie schnell wächst ein Aneurysma im Kopf?

Ein Aneurysma ist zunächst meist klein, wächst langsam und verursacht anfangs noch keine Symptome. Die meisten fühlen sich gesund und das Aneurysma bleibt daher in vielen Fällen lange Zeit unentdeckt. Wir finden die Gefässerweiterung oft zufällig, etwa im Rahmen einer Röntgenuntersuchung.

Auf was muss ich achten wenn ich ein Aneurysma im Kopf habe?

Auf jeden Fall ist es sinnvoll, Risikofaktoren für Komplikationen zu vermeiden – also zum Beispiel einen Bluthochdruck zu behandeln und nicht zu rauchen. Bei einem unbehandelten Aneurysma wird in 1- bis 3-jährigen Abständen ein MRT oder CT gemacht.