Ab april wird auch bei den hausärzten geimpft

Nach Ostern startet das Impfen in den Praxen - KBV-Vorstand: "Helfen Sie dem Land aus dem Lockdown - es kommt auf Sie an!"

24.03.2021 - In den Arztpraxen kann nach Ostern das Impfen gegen COVID-19 beginnen. Der Bund wird zunächst etwa eine Million Impfstoffdosen pro Woche zur Verfügung stellen, sodass vorerst primär die Hausärzte impfen können. Sobald genügend Impfstoff bereitgestellt werden kann, sollen alle Vertragsärzte einbezogen werden. Die KBV stellt zum Start ein umfangreiches Informationspaket für Praxen bereit.

Erste Impfstoffbestellung am 30. März

Der Impfstoff wird über die Apotheken an die Praxen geliefert. Ärzte bestellen dazu einmal wöchentlich bei der sie primär beliefernden Apotheke den Impfstoff jeweils für die nächste Woche. Die Bestellung für die erste Impfwoche muss bis 30. März um 12 Uhr in der Apotheke eingehen, damit ab 7. April in den Praxen geimpft werden kann.  

„Auch wenn die Impfstoffmengen zu Beginn noch sehr gering sein werden, kann es nun endlich losgehen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Gassen. „Die steigenden Infektionszahlen zeigen, wie wichtig der Impfstart in den Praxen nach Ostern ist, um die Pandemie in den Griff zu bekommen“, betonte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister.

Gassen: „Das ist der einzige Weg“

Gassen und Hofmeister appellierten an die Vertragsärztinnen und Vertragsärzte, sich zahlreich am Impfen zu beteiligen, auch wenn am Anfang nur kleine Mengen Impfstoff verfügbar sind. „Helfen Sie dem Land aus dem Lockdown – es kommt auf Sie an! Impfen Sie in Ihrer Praxis gegen SARS-CoV-2. Das ist der einzige Weg, der hilft, den nationalen Ausnahmezustand zu beenden.“

„Wenn die Impfstoffe in ausreichenden, regelmäßigen Mengen rechtzeitig in den Praxen ankommen, schätzen wir, dass schon vor dem Sommer viele Millionen Impfungen wöchentlich erfolgen können“, unterstrich Gassen und fügte hinzu: „Jetzt haben wir endlich die Möglichkeit, mit dem Impfen loszulegen.“

Zunächst Impfstoff von BioNTech/Pfizer

Für die COVID-19-Schutzimpfung vorerst in Hausarztpraxen wird voraussichtlich in den ersten beiden Wochen (7. bis 18. April) ausschließlich der mRNA-Impfstoff Comirnaty von BioNTech/Pfizer zur Verfügung stehen. In den folgenden Wochen werden weitere Impfstoffe wie der Vektorimpfstoff COVID-19-Vaccine von AstraZeneca hinzukommen.

Aufgrund der Impfstoffknappheit ist die Bestellmenge zunächst auf 18 bis maximal 50 Impfstoffdosen pro Woche begrenzt. Voraussichtlich ab der letzten Aprilwoche ist mit deutlich mehr Impfstoffdosen für die Arztpraxen zu rechnen.

Für die Bestellung des Impfstoffes und des erforderlichen Impfzubehörs (Spitzen, Kanülen und ggf. NaCl-Lösung) nutzen Ärzte das Arzneimittelrezept (Formular 16). Die Bestellung in der Apotheke erfolgt jeweils Dienstag bis 12 Uhr, die Auslieferung am darauffolgenden Montagnachmittag; in der ersten Impfwoche aufgrund des Ostermontags bis spätestens Mittwochmittag (7. April) 12 Uhr.

Zusammen mit dem Impfstoff wird das jeweilige Impfzubehör in entsprechender Anzahl von der Apotheke mitgeliefert. Eine impfstoffbezogene Übersicht zum benötigten Impfzubehör pro Impfstoff-Mehrdosenbehältnis stellt die KBV bereit (siehe Infokasten unten).

Vergütung: 20 Euro je Impfung

Für jede Impfung erhalten Ärzte 20 Euro (für die Erst- und Abschlussimpfung zusammen 40 Euro).  Bei einem Hausbesuch kommen 35 Euro dazu, 15 Euro für den Mitbesuch. Erfolgt ausschließlich eine Impfberatung ohne Impfung werden 10 Euro vergütet. Die Abrechnung erfolgt über die jeweilige Kassenärztliche Vereinigung (auch für Nicht-GKV-Versicherte).

Informationspakete der KBV für Praxen  

Die KBV stellt umfangreiche Informationspakete zu den drei Themenbereichen Impfstoffe und Zubehör, Organisation und Aufklärung sowie Abrechnung und Dokumentation für Praxen bereit, um sie bei der COVID-19-Schutzimpfung zu unterstützen.

Darin enthalten sind unter anderem Praxisinformationen zu den drei Themenbereichen, die die wichtigsten Punkte zu zusammenfassen, eine Kurzanleitung für das ImpfDoku-Portal und eine Übersicht der Abrechnungsziffern.

Alle Informationen stehen auch auf der KBV-Themenseite zur Verfügung.

Weitere Infos

  • PraxisInfo: Corona-Schutzimpfung - Abrechnung und Dokumentation (Stand: 24.02.2022, PDF, 462 KB)
  • COVID-19-Impfung: Übersicht zur Abrechnung (Stand: 16.08.2022, PDF, 58 KB)
  • COVID-19-Impfung: Anleitung zum Impf-DokuPortal (Stand: 09.12.2021, PDF, 59 KB)
  • Impf-DokuPortal im SNK (Login erforderlich)
  • KBV-Vorgaben zur Abrechnung von Leistungen zur Impfung

Mehr zum Thema

  • KBV-Themenseite zur COVID-19-Schutzimpfung
  • KBV-Themenseite Coronavirus

ZDFheute

Hausärzte impfen spätestens ab Mitte April ZDFheute Logo

Corona-Impfung beim Hausarzt: Das soll kommen, doch vermutlich erst ab Mitte April. Darauf haben sich Bund und Länder verständigt. Was sicher ist: Der Start ist langsam.

Die einen wollten Ende März, die anderen Anfang April: Jetzt könnte es doch erst Mitte April werden, wenn die Hausärzte in ihren Praxen gegen Covid19 impfen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und seine Fachkolleginnen und -kollegen aus den Ländern haben sich heute auf diesen Vorschlag verständigt. Demnach sollen die Länder schrittweise so schnell wie möglich, spätestens aber ab 19. April mit den Impfen in den Hausarztpraxen beginnen.

Das letzte Wort ist allerdings Chefsache: Bund und Länder wollen sich "zeitnah", wie Regierungssprecher Steffen Seibert heute sagte, entscheiden. Basis soll der heutige Beschluss sein. Das soll noch vor dem 22. März passieren, wenn das nächste reguläre Treffen zwischen Kanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten angesetzt ist. Allerdings: So oder so bleibt der Impfstoff rar.

Anfangs nur "kleine Mengen" in Praxen

"Es muss allen klar sein", so Regierungssprecher Seibert, dass anfangs in den Hausarztpraxen nur mit "kleinen Mengen" begonnen werden kann. Zwar sollen im zweiten Quartal, also ab April, mehr Impfdosen von den Herstellern geliefert werden. Allerdings nicht sofort, sondern es werden erst langsam mehr. Im April rechnet die Bundesregierung mit einer Steigerung von jetzt drei auf dann "fast" fünf Millionen Impfdosen pro Woche.

Schleswig-Holstein, Hooge: Gerhard Steinort (75), Arzt, zieht Impfstoff von Biontech/Pfizer auf Spritzen.

Deutschlands Impf-Infrastruktur - 40 Millionen Impfungen pro Monat - geht das? 

Im April soll es deutlich mehr Corona-Impfstoff für Deutschland geben. Haben wir auch die Kapazitäten, um 40 Millionen Dosen pro Monat zu verimpfen? Wir haben nachgerechnet.

von Jacqueline Vieth und Elisa Kart

Von den wöchentlichen zehn Millionen Impfdosen, die Bundesfinanzminister Olaf Scholz im ZDF angekündigt hatte, könne laut Seibert keine Rede sein. Frühestens im Juni könne man damit rechnen. Auch Minister Spahn erteilte dem eine Absage:

Man muss mit dem Erwartungsmanagement ein bisschen aufpassen.

An der Impf-Priorisierung ändert sich damit nichts. Sie gilt auch, wenn die Hausärzte impfen.

Neue Impf-Verordnung, alte Gruppeneinteilung

"Wir werden nicht in der Situation sein, dass unbegrenzte Mengen zur Verfügung stehen", so Seibert. Die Priorisierung sei nach wie vor "notwendig", sagte Spahn. Weder Privatpatienten noch Patienten mit besonderem Draht zur Hausarztpraxis würden künftig schneller geimpft: "Ich habe sehr hohes Vertrauen in die Hausärzte, dass sie zuerst diejenigen impfen wollen, die am meisten gefährdet sind", so Spahn.

Die neue Impf-Verordnung, die der Minister heute unterschrieben hat und die ab morgen gilt, bleibt deswegen bei der grundsätzlichen Einteilung in Prioritätengruppen. Neu ist:

  • die Abstände zwischen den Impfungen werden verlängert
  • der Impfstoff Astrazeneca darf auch an über 65-Jährige ausgegeben werden
  • in Grenzregionen darf ein Schutzriegel eingezogen werden.

Demnach kann Sachsen im Vogtlandkreis alle über 18-Jährigen impfen. Dort liegt die Inzidenz immer noch bei mehr als 200 pro 100.000 Einwohner.

Auch Bayern soll Landkreise an der tschechischen Grenze impfen dürfen. Ministerpräsident Markus Söder geht davon aus, dass noch im März 100.000 zusätzliche Impfdosen dafür bereitstehen werden. Ob die aus der Zusatzlieferung von Biontech/Pfizer kommen, ist allerdings offen.

Laut Regierungssprecher Seibert müssen Bund und Länder erst entscheiden, was aus der Zusatzlieferung wird, die Biontech/Pfizer heute an die EU angekündigt haben. Für Deutschland sind das 750.000 zusätzliche Dosen.

Patientenschützer: Verordnung eine Farce

Egal wie stark die Hausärzte in die Impfstrategie einbezogen werden: Die Impfzentren, die die Länder in den vergangenen Monaten aufgebaut haben, sollen erhalten bleiben. Die Gesundheitsministerkonferenz beschloss heute, dass die Zentren 2,25 Millionen Impfdosen pro Woche erhalten sollen.

Ausnahmen für Sachsen und Bayern, Ausnahmen, wenn Impfdosen übrigbleiben: Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hält die Impfreihenfolge für eine "Farce". Stiftungsvorstand Eugen Brysch sagte der Nachrichtenagentur afp:

Länder, Städte und Gemeinden machen, was sie wollen.

Eugen Brysch

"Es herrscht das Recht der Starken, Schnellen und Lobbyisten", so Brysch. Die Schwachen seien hingegen die Verlierer.

Archiv: Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO)

Interview

Stiko-Chef Mertens - Gefährdete drohen "nach hinten zu rutschen" 

Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommission, bekommt viel Post von Menschen mit besonderem Covid-19-Risiko. Er warnt vor einem grundsätzlichen Aufweichen der Impfreihenfolge.