Woher kommt der strom in deutschland 2022

Für unsere Energieversorgung benötigen wir Rohstoffe: Für die Gewinnung von Energie werden bisher überwiegend fossile Energiequellen wie Kohle, Erdgas und Erdöl eingesetzt. Sie werden in Strom oder Wärme umgewandelt oder als Kraftstoff im Verkehr genutzt. Ein immer größerer Anteil dieser Energie wird durch erneuerbare Energien, beispielsweise Windkraft oder Photovoltaik, gedeckt: 2021 stammten bereits 42 Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien. Bis 2030 sollen es mindestens 80 Prozent werden. Ein großer Teil der fossilen Energie wird importiert – bisher überwiegend aus Russland. Kurzfristig ist es daher wichtig, unsere

Energieabhängigkeit von Russland

schnell zu verringern und die Energieversorgung auf eine breitere Basis zu stellen. Gleichzeitig soll die Energiewende beschleunigt werden. Denn so gelingt langfristig eine günstige, unabhängige und sichere Energieversorgung, die gleichzeitig unser Klima schützt.

Gas – mehr LNG-Gas, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten

Gas

über Leitungen bezieht Deutschland bisher vor allem aus Russland, Norwegen und den Niederlanden. Zusätzlich bekommt Deutschland verflüssigtes Erdgas, sogenanntes LNG, per Schiff über spezielle Terminals. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, und weil es Ziel der Bundesregierung ist, möglichst keine Energie mehr aus Russland zu importieren, hat die Bundesregierung entschieden, mehr LNG-Gas zu beziehen. Das verflüssigte Erdgas lässt sich per Schiff transportieren, so dass Lieferwege erschlossen werden, die nicht in der Gesamtheit eine Pipeline erfordern.

Erste eigene Terminals sollen im Winter 2022/23 erste Lieferungen annehmen

, bisher wird Deutschland über die LNG-Terminals der europäischen Nachbarn mitversorgt. Das fossile verflüssigte Erdgas wird jedoch nur für eine Übergangszeit eine Rolle spielen. Der Aufbau der LNG-Infrastruktur ist die kurzfristige Lösung für alternative Importmöglichkeiten von Gas. Über den

aktuellen Gasspeicherstand

informiert die Bundesnetzagentur täglich in ihrem Lagebericht.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat am 23. Juni 2022 die zweite Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen – die Alarmstufe. Die Gasversorgung ist aktuell weiter gesichert. Aber aufgrund der verringerten russischen Gaslieferungen hat sie sich erheblich verschlechtert. Die Bundesregierung ergreift daher zusätzliche Maßnahmen, um jetzt die Versorgung im Winter zu sichern. Alle – Wirtschaft und Privathaushalte – sollten sich bemühen, ihren

Verbrauch so gut wie möglich einzuschränken

. Nach dem Notfallplan Gas sind private Haushalte und soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser besonders geschützt, sollte es zu Versorgungsengpässen kommen. Um die gestiegenen Preise abzufedern, hat die Bundesregierung zwei Entlastungspakete beschlossen (erstes Paket, zweites Paket).

Öl – Embargo gegen einen Großteil der russischen Ölimporte

Öl

importiert Deutschland

unter anderem aus Großbritannien, Libyen, Kasachstan, Norwegen und den USA – und aus Russland. Die

EU-Staats- und Regierungschefs 

einigten sich Ende Mai 2022 auf ein Embargo gegen einen Großteil der russischen Ölimporte. Deutschland hat das Ziel, bis zum Ende des Jahres komplett auf die Einfuhr russischer Ölprodukte zu verzichten. Ein Teil des in Deutschland genutzten Öls wird auch inländisch gefördert, vor allem in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. „Offshore“-Förderung erfolgt auf der

Bohr- und Förderinsel Mittelplate

, die im Nationalpark Wattenmeer vor der Westküste Schleswig-Holsteins liegt. Da das Wattenmeer von besonderer ökologischer Bedeutung ist, gelten hierbei besonders strenge Gesetzesvorgaben, Sicherheits- und Umweltstandards.

Kohle – ein einheimischer fossiler Energierohstoff

Kohle

wird in Deutschland abgebaut und zum Teil auch importiert. Braunkohle ist derzeit noch der wichtigste einheimische fossile Energierohstoff. Sie wird in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westphalen gefördert. Für ein Höchstmaß an Versorgungssicherheit und Effizienz wird Braunkohle lagerstättennah genutzt. Die

Steinkohlenförderung in Deutschland

ist mit Ende des Jahres 2018 eingestellt worden.

Steinkohle wird daher importiert

, überwiegend aus den USA, Australien und Kolumbien – sowie aus Russland. Für den Import von Kohle hat die EU ein Embargo gegen Russland verhängt, das Mitte August in Kraft getreten ist. Um den Gasverbrauch zu reduzieren und Gas für den Winter und die Heizperiode einzuspeichern, können kurzfristig Kohlekraftwerke aus der Netzreserve wieder ans Netz gehen.

Mit dem Gesetz zur Bereithaltung von Ersatzkraftwerken zur Reduzierung des Gasverbrauchs im Stromsektor soll bis 31. März 2024 eine Gasersatz-Reserve eingerichtet werden. Im Notfall sollen Öl- und Kohlekraftwerke Strom produzieren, falls die Menge der Gaslieferungen für genügend Strom aus Gas nicht ausreicht und eine sogenannte Gasmangellage vorliegt. Öl- und Kohlekraftwerke sollen so ertüchtigt werden, dass sie jederzeit auf Abruf für den Markt bereitstehen. Das gilt insbesondere für die Kohlekraftwerke, die nach den Plänen für den Kohleausstieg 2022 und 2023 normalerweise außer Betrieb gehen sollen. Kraftwerke, die bislang als Netzreserve dienen, also eigentlich zur Stabilisierung der Stromnetze, sollen ebenfalls zur Produktion genutzt werden. Kohlekraftwerke aus der Sicherheitsbereitschaft, die bislang also nur im äußersten Notfall wieder hochgefahren werden dürfen, gehören ab dem 1. Oktober der neu geschaffenen Versorgungsreserve an.

Mit dem sogenannten „Osterpaket“ hat das Kabinett die größte energiepolitische Gesetzesnovelle seit Jahrzehnten verabschiedet. Ziel ist der beschleunigte und konsequente Ausbau erneuerbarer Energien. Ein wichtiger Schwerpunkt sind Änderungen im EEG. Bis 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch auf mindestens 80 Prozent steigen. Weitere wichtige Bestandteile des Pakets zielen auf den

Ausbau des Stromnetzes 

sowie der

Offshore-Windenergie

. Mit dem ersten Teil des „Sommerpakets“ will die Bundesregierung zudem den

Windkraftausbau an Land 

deutlich schneller planen und genehmigen. Denn mehr erneuerbare Energien in Deutschland bedeuten auch eine größere Unabhängigkeit von Energieimporten aus dem Ausland.

Wo kommt unser Strom in Deutschland her?

2020 kamen 53 Prozent des hergestellten und eingespeisten Stroms aus konventionellen Quellen, also vor allem aus der besonders klimaschädlichen Kohle (25 Prozent), aus Erdgas (14) und Kernenergie (12). Etwa 47 Prozent des Stroms kamen aus erneuerbaren, vor allem aus Wind- (26 Prozent), Solar- (9) und Biogasanlagen (6).

Wo soll der ganze Strom herkommen?

Will man den Netzausbau gering halten, wären der Studie zufolge Erzeugungskapazitäten von 306 Gigawatt Photovoltaik in Deutschland nötig, 218 Gigawatt Windkraft an Land, 18 Gigawatt Windenergie auf See und 92 Gigawatt Wasserstoff-Kraftwerke (falls der Wind einmal schwächelt oder die Sonne nicht scheint).

Wie viel Prozent Strom importiert Deutschland?

Die nach Deutschland importierte Strommenge ist im 3. Quartal 2021 im Vergleich zum 3. Quartal 2020 um 13,6 % gestiegen. Besonders deutlich war der Anstieg bei den Stromimporten aus Frankreich, die sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt haben.

Hat Deutschland genug Strom?

Deutschland kann ohne russische Energielieferungen beim Strom auskommen – und das, ohne die Ausstiege aus Kohle und Atomkraft nach hinten zu verschieben. Zu diesem Schluss kommt eine neue Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die am 20. April 2022 veröffentlicht wurde.