Wir benötigen dringend einen Rat zur korrekten Schreibweise eines Briefes betreffend Anrede und Fortführung. Show
Folgender Text:
Dies sei die Schreibform in der Schweiz laut unserem dortigen Vertriebspartner. Aber nach meiner Meinung muss es wie bei uns richtig heißen:
Können Sie mir helfen und die Schreibweise deutlich machen? A. B., Deutschland in der Schweiz ist in der Tat die Form ohne Komma nach der Anrede üblich, danach wird mit Großbuchstaben weitergefahren (siehe Musterbrief beim KV Schweiz). Die in Deutschland übliche Form mit Komma und folgendem Kleinbuchstaben für klein geschriebene Wörter nach DIN 5008 trifft man jedoch auch an. Die Form mit Ausrufezeichen ist nicht mehr üblich. Rein orthographisch gesehen, sind alle drei Formen richtig. Wo eine Vereinheitlichung angestrebt wird, handelt es sich lediglich um kaufmännische Richtlinien. [F] Dass in der Höflichkeitsanrede Sie, Ihr, Ihnen großgeschrieben wird, ist ja bekannt. Aber wie ist es bei du, dich, dein, dir und auch ihr, euch, euer? Heutzutage sieht man sowohl Klein- als auch Großschreibung. Ist es auch hier höflicher, die Großschreibung zu wählen? [A] In diesem Bereich gab es im Zuge der Rechtschreibreform tatsächlich eine Änderung. Zuvor war es korrekt, die Anredepronomen der Höflichkeitsanrede mit Sie immer großzuschreiben; die vertraute Anrede mit Du, im Plural Ihr, war in Briefen und weiteren Textsorten mit persönlicher Anrede (Fragebögen, Erlasse, Widmungen etc.) ebenfalls großzuschreiben. Letzteres ist nun nicht mehr Pflicht: Im Kontext von Briefen und briefähnlichen Texten wie E-Mail und SMS – und nur hier – darf jedoch weiterhin großgeschrieben werden. Im Einzelnen sieht die Regel nun wie folgt aus: Nach wie vor schreibt man das Anredepronomen Sie, das entsprechende Possessiv Ihr sowie das Pronomen Ihnen immer groß – nicht nur in Briefen, sondern auch in der wörtlichen Rede im Prosatext, in Werbeanzeigen, in Fragebögen etc.:
Achtung: Die Anredepronomen der Höflichkeitsanrede sind zu unterscheiden von den Pronomen in der 3. Person Plural, die kleingeschrieben werden:
Neu ist jedoch und seit 2006 die gültige Regel: Die Anredepronomen du, ihr, dich, euch, dein, euer werden kleingeschrieben! Aber zu jeder Regel gibt es eine Ausnahme, und so darf in Briefen, E-Mails und SMS nach wie vor großgeschrieben werden. Das heißt:
Allerdings muss auch diese Ausnahme wieder eingeschränkt werden, denn in anderen Kontexten als der persönlichen Anrede, wenn also die angesprochene Person nicht persönlich bekannt ist bzw. sie einer unspezifischen Gruppe angehört, ist ausschließlich die Kleinschreibung korrekt, so etwa in Fragebögen, auf Schildern und Plakaten oder in Werbeanzeigen: Hinter die Briefanrede gehört ein Komma. Und zwar hinter Namen ebenso wie hinter unbestimmte Anreden. Es heißt
Geht es mit Präpositionen, Artikeln, Verben oder Adjektiven weiter, wird kleingeschrieben. Nur im Falle von Substantiven oder Namen beginnt der eigentliche Briefinhalt mit einem Großbuchstaben. Kommas in der Briefanrede? Nach BeliebenNach den Begrüßungen „Guten Tag“ und „Hallo“ wird der Empfängername in Kommas eingeschlossen. Aber der Duden toleriert die schnörkellose Variante ohne Komma vor dem Namen. Es darf heißen
Auch hier wird nur dann groß weitergeschrieben, wenn der Brieftext mit Substantiven oder Namen beginnt. Kommas in der Briefanrede? Unter UmständenVerbindet man „Guten Tag“ mit „Sehr geehrte (…)“ und „Hallo“ mit „Liebe (…)“, empfiehlt sich ein Komma zwischen beiden Anreden. Vor dem Empfängernamen oder der unbestimmten Anrede stehen keine Kommas. Nach der Anrede sind Kommas jedoch auch hier Pflicht. Es heißt
Zum Schluss ein Ausrufezeichen? Unter VorbehaltDie Anredezeile kann mit einem Ausrufezeichen schließen. Doch Ausrufezeichen besitzen Signalwirkung. Sie verleihen Geschäftsbriefen einen lauten und fordernden Ton. Daher gehören sie weder in Rechnungen noch in Mahnungen oder Beschwerdeschreiben. Ausrufezeichen eignen sich bestenfalls für
Nach einem Ausrufezeichen beginnt der Brieftext wie ein ganz normaler Satz: Das erste Wort wird großgeschrieben. Keine Satzzeichen nach der Briefanrede? Bei Post in die SchweizSchweizer verzichten üblicherweise auf Satzzeichen nach der Anrede. Bei Briefen oder E-Mails in die Schweiz deutsche Rechtschreibregeln anzuwenden, ist natürlich nicht falsch. Doch wer sich an die Gepflogenheiten seiner Schweizer Adressaten anpasst, zeigt seine Wertschätzung. Wird weder ein schließendes Komma noch ein Ausrufezeichen gesetzt, geht es übrigens immer mit einem Großbuchstaben weiter im Text. Das könnte Sie auch interessieren
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