Wir nutzen auf unserer Internetseite das Open-Source-Software-Tool Matomo. Mit Matomo werden keine Daten an Server übermittelt, die außerhalb der Kontrolle des Bundespresseamts liegen.
Das Tool verwendet Cookies. Mit diesen Cookies können wir Besuche zählen. Diese Textdateien werden auf Ihrem Computer gespeichert und machen es dem Bundespresseamt möglich, die Nutzung seiner Webseite zu analysieren. Ihre IP-Adresse ist für uns eine anonyme Kennung; wir haben keine technische Möglichkeit, Sie damit als angemeldeten Nutzer zu identifizieren. Sie bleiben als Nutzer anonym.
Wenn Sie mit der Auswertung Ihrer Daten einverstanden sind, dann aktivieren Sie bitte diesen Cookie.
Hitzesommer 2018: In Deutschland herrschten über Wochen teils 30 und mehr Grad. Doch das ist erst der Anfang, sagen Forscher, uns erwarten schwerwiegende Klimaveränderungen.
Im Sommer 2018 war vieles anders. Es war so heiß und trocken wie nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1781. Deutschland erlebte schon im April eine ungewöhnliche Wärme, der Winter ging fast schlagartig in den Sommer über. 2018 also Dürre und Trockenheit, im Jahr davor Dauerregen und Hochwasser – was wir derzeit erleben, sind die Folgen der Klimaerwärmung. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), nennt es gar den menschengemachten Klimawandel.
Wärmste Dekade seit Beginn der Messungen
Verglichen mit dem vorindustriellen Niveau stieg die Durchschnittstemperatur in Deutschland um 1,37 Grad Celsius, so der Deutschen Wetterdienst (DWD). Die vergangenen drei Jahre – 2018 nicht mitgerechnet - gelten als die wärmsten des Jahrhunderts. Was bedeutet der Klimawandel für Deutschland?
Längere Vegetationsperioden
Heute schon verlängert sich durch das wärmere Klima die Vegetationsperiode. Der Klimareport Niedersachsen zeigt, dass der Frühling – mit regionalen Unterschieden – seit 1991 zehn bis 16 Tage eher beginnt als noch in den drei Dekaden davor. Gleichzeitig hat sich der Sommer verlängert; im Herbst werfen die Laubbäume ihre Blätter knapp 20 Tage später ab.
Artenvielfalt: leben und sterben
In den Alpen breiten sich derzeit Pflanzen aus tieferen Lagen aus, die bislang dort nicht überleben konnten. Nach einer Untersuchung von mehr als 300 europäischen Gipfeln stellte ein internationales Forscherteam fest, dass es heute fünfmal mehr fremde Arten gibt als in den vergangenen 50 Jahren. Diese wärmeliebenden Pflanzen verdrängen auf den Alpengipfeln die eh schon seltenen angestammten Gewächse. In einem Artikel der Fachzeitschrift Nature legen die Forscher dar, dass sich dieser Prozess zeitgleich mit der globalen Erwärmung vollzieht und beschleunigt.
Infolge wärmerer Temperaturen gelingt es auch Insekten wie dem Eichen-Prozessionsspinner, Zecken und Malaria-Mücke in kältere Regionen vorzudringen. Mit ihnen kommen die von ihnen übertragenen Krankheiten und neue Allergierisiken. Höhere Durchschnittstemperaturen sorgen aber auch für Artensterben. Die Trockenheit und Temperaturen bis fast 40 Grad im Sommer 2018 heizten Meere, Flüsse, und Seen stark auf. Die Folge: Fische starben aufgrund des niedrigen Sauerstoffgehalts des Wassers. Denn das kann immer weniger Sauerstoff aufnehmen, je wärmer es wird. Die größte Gefahr liegt in der Geschwindigkeit, mit der die gegenwärtige Klimaerwärmung fortschreitet. Denn die Pflanzen- und Tierwelt in ihren Ökosystemen kann sich nicht so schnell anpassen.
„Mediterranisierung“ Deutschlands
Der Meteorologe Gerhard Lux vom DWD prognostizierte schon vor 15 Jahren die „Mediterranisierung“ Deutschlands bis zum Ende dieses Jahrhunderts: „Unsere Klimaanalysen und die Extrapolationen in die Zukunft signalisieren eine zunehmende Häufigkeit von heißen Witterungsperioden“, sagt er. Am Ende des Jahrhunderts könnte es in Deutschland um vier Grad wärmer sein als heute. Auch der Klimaforscher Schellnhuber nimmt eine globale Erwärmung von drei bis vier Grad an.
Im Projekt ReKliEs-De errechneten Wissenschaftler im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung drei Jahre lang ein regionales Klimamodell für Deutschland. Diese Projektion mittels mehrerer Computersimulationen geht davon aus, dass die Treibhausgas-Emissionen noch über Jahrzehnte ansteigen werden – es heißt daher „Weiter so“-Szenario. In Berlin wäre es dann im Jahresdurchschnitt so warm, wie heutzutage in Südfrankreich.
Trockene Sommer, milde Winter
Als Folge der globalen Erderwärmung, so zeigt das Szenario, kommt es auch bei uns zu mehr extremen Wetterereignissen wie Dürren, Starkregen und Hochwasser. Temperaturschwankungen sind im Gegensatz zu den Unregelmäßigkeiten in den 1970er und -80er Jahren viel größer und schlecht planbar, was gerade für die Landwirtschaft ein Problem wird. Im Sommer kommen auf uns vermehrt heftige Hitze- und Dürreperioden zu mit deutlich mehr Tagen über 30 Grad: Vier bis fünf waren es bisher durchschnittlich im Jahr, 2018 hatten wir 25 Hitzetage – mit steigender Tendenz bis zum Ende des Jahrhunderts.
In den trockenen Regionen steigt damit die Gefahr von Waldbränden. Sommerliche Unwetter werden zwar zu-, die Niederschläge insgesamt jedoch bis zu 30 Prozent abnehmen. In der kalten Jahreszeit wird es dagegen deutlich mehr regnen. Im Zusammenhang mit der Schneeschmelze steigt die Hochwassergefahr im Frühjahr. Zudem werden sehr kalte Tage und strenge Winter in Deutschland seltener.
Nord- und Ostsee: Der Meeresspiegel steigt
Auch die Meere sind vom Klimawandel betroffen. Bisher stieg ihr Spiegel an deutschen Küsten langsam; 15 bis 20 Zentimeter waren es in den vergangenen hundert Jahren. Bleibt es beim jetzigen Ausstoß von Treibhausgasen, ist bis zum Ende unseres Jahrhunderts mit weiteren 20 bis 80 Zentimetern zu rechnen, warnt der Hamburger Klimabericht von 2017. Für Deutschland ist schon ein Anstieg der Nord- und Ostsee um 25 Zentimeter problematisch, denn etwa die Hälfte deutscher Küstengebiete liegt weniger als fünf Meter über dem Meeresspiegel (NN).
Das steigende Meeresniveau begünstigt Sturmfluten, wie sie in den vergangenen Jahren immer häufiger auftreten. In Deutschland ist vor allem die Nord- und Ostseeküste bedroht, die Kosten für Küstenschutzmaßnahmen steigen.
Aus dem Gleichgewicht für Jahrtausende
Um die Folgen des menschengemachten Klimawandels in den Griff zu bekommen, darf die globale Temperatur nicht über zwei Grad Celsius steigen. Eine kürzlich von der US-Wissenschaftsakademie (PNAS) veröffentlichte Studie beschreibt die Schreckensszenarien bei einer Klimaerwärmung von vier bis fünf Grad Celsius. Sie zeigt einen Meeresspiegelanstieg um 10 bis 60 Meter in den nächsten Jahrhunderten, wenn das gesamte Eis der Antarktis schmilzt.
Wie wahrscheinlich sind solche Worst-Case-Szenarien? Die Wissenschaft kann Modelle auf Basis einer 1,5- bis Zwei-Grad-Erwärmung relativ verlässlich berechnen. Die PNAS-Studie betrachtet das Klima als System, bei dem einzelne Komponenten sich durch Rückkopplung gegenseitig extrem verstärken. Faktoren, die solche irreversiblen, sich selbst verstärkenden Wechselwirkungen hervorrufen, nennt die Wissenschaft Kippelemente. Konkrete Beispiele sind laut Studie das Abschmelzen der Eisschilde und Polkappen, das Auftauen der Permafrostböden oder das Absterben des Regenwaldes. Passiert das, entwickelt der Prozess der langsamen Erwärmung eine rasende Eigendynamik, bei der sich das Klima selbst immer mehr aufheizt – unberechenbar und viel schneller als bisher angenommen.
Projektionen, die eine Erwärmung ab vier Grad Celsius annehmen, sind grobe Schätzungen, weil zu viele Variablen Einfluss nehmen. Auch der Zeithorizont ist schwer vorherzusagen – höhere Temperaturen wirken sich unterschiedlich schnell auf Atmosphäre, Ozeane und Polareis aus.
Unser Risiko ist jedoch, dass die absehbare Zwei-Grad-Erwärmung genügt, damit die rasende Fahrt in die Klimaerhitzung irreversibel angestoßen wird. Fakt ist, dass das Klima als System bereits aus dem Gleichgewicht ist. Selbst wenn heute der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert wird, vergehen, so der Weltklimarat (IPCC), noch 100 bis 300 Jahre, bis sich deren Konzentration in der Erdatmosphäre stabilisiert hat.
Was kann der Einzelne tun, um das Klima zu schützen?
Die Prognosen sind bedrohlich, und schon sehr bald –Wissenschaftler sprechen von den nächsten zehn Jahren – werden wir in Deutschland deutliche Auswirkungen des Klimawandels spüren. Höchste Zeit also, zu handeln, und jeder kann dazu beitragen, die Treibhausgas-Emissionen zu verringern und eine gefährliche Störung des Klimasystems zu verhindern.
Greenpeace Deutschland setzt sich innerhalb verschiedener Projekte für den Klimaschutz ein – machen Sie mit!
>>> Für den Klimaschutz sind das Ende der klimaschädlichen Kohleverstromung und eine Verkehrswende unumgänglich. Fordern Sie daher von Bundeskanzlerin Angela Merkel einen verbindlichen Fahrplan und ein Gesetz für den vollständigen und sozialverträglichen Ausstieg aus der Kohle bis spätestens 2030 und das Ende des Verbrennungsmotors bis 2035.
Niedrigwasser
Bild 1 von 6 Bernd Lauter / Greenpeace
Überspringe die BildergalerieZerstörte Ernte
Bild 2 von 6 Chris Grodotzki / Greenpeace
Überspringe die BildergalerieZu warm
Bild 3 von 6 Joerg Modrow / Greenpeace
Überspringe die BildergalerieAuto unter Sturmbruch begraben
Bild 4 von 6 Bernd Lauter / Greenpeace
Überspringe die BildergalerieZu stark
Bild 5 von 6 Falk Heller / Greenpeace
Überspringe die BildergalerieSintflut
Bild 6 von 6 Daniel Müller / Greenpeace
Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Energieszenario für 2020
16.08.201819 | DIN A4
1.04 MB
HerunterladenJetzt teilen:
- Extremwetter/Wetterextreme
Ursache und Wirkung des Ozonlochs
- 01.12.2022
Das Ozonloch beschäftigt Wissenschaftler:innen seit Jahrzehnten. Wir erklären, worum es sich dabei handelt und betrachten seinen aktuellen Zustand.
mehr erfahrenInterview zur Klimakonferenz COP 27
- 20.11.2022
Die 27. UN-Klimakonferenz ist zu Ende gegangen - mit enttäuschendem Ergebnis: Zwar gibt es nun einen Fonds für Klimafolgeschäden für arme Länder. Aber keinen Ausstieg aus allen fossilen Energien.
mehr erfahrenCop27-Klimaschutzkonferenz: Zwischenbilanz
- 14.11.2022
Halbzeit bei der Weltklimakonferenz in Sharm El Sheikh: Nach einer Woche UN-Klimakonferenz sieht Greenpeace-Klimaexpertin Lisa Göldner erste Fortschritte. Aber die wahren Aufgaben kommen erst noch.
mehr erfahrenVerursacht der Mensch die Erderwärmung?
- 07.10.2022
Wenn im Laufe der Erdgeschichte das Klima schwankte, dauerte dies Jahrtausende. Tiere und Pflanzen hatten Zeit, sich anzupassen. Der jetzige Klimawandel passiert viel schneller.
mehr erfahrenArktis bald ohne Eis?
- 26.09.2022
Für das Meereis in der Nordpolarregion ist keine Erholung in Sicht. Der diesjährige Tiefstand: 4,79 Millionen Quadratkilometer.
mehr erfahrenEU-Taxonomie-Klage
- 19.09.2022
Gas und Atomkraft sind nicht nachhaltig. Deswegen klagt Greenpeace jetzt gegen die EU-Taxonomie, die Investitionen in Gas- und Atomenergie als „grün“ labelt. Denn das verstößt gegen EU-Recht.