Wer schrieb im 19 Jahrhundert Die Reise zum Mittelpunkt der Erde von der Erde zum Mond und Reise um den Mond?

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Jules Verne: Von der Erde zum Mond

Edition Holzinger. Taschenbuch

Berliner Ausgabe, 2015

Vollständiger, durchgesehener Neusatz bearbeitet und eingerichtet von Michael Holzinger

  • DE LA TERRE À LA LUNE, Trajet direct en 97 heures 20 minutes. Entstanden 1864-65. Frz. Vorabdruck: Journal des Débats politiques et littéraires 14.9.-14.10.1865. Frz. Buch-Erstausgabe: J. Hetzel, Paris 1865. Dt. Vorabdruck: Pester Lloyd, 10.1.-24.5.1866 (Nr. 8-124). Dt. Buch-Erstausgabe: Légrády, Pest 1873. Hier benutzte Ausgabe: A. Hartleben, Wien Pest Leipzig 1874, ausgeliefert September 1874.

Textgrundlage ist die Ausgabe:

  • Jules Verne: Von der Erde zum Mond. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band I, Wien, Pest, Leipzig: A. Hartleben, 1874.

Herausgeber der Reihe: Michael Holzinger

Reihengestaltung: Viktor Harvion

Gesetzt aus Minion Pro, 11 pt.

" Eine Islandfahrt hatten der Bruder und ich schon immer als Kinder geplant. Jules Vernes "Reise zum Mittelpunkt der Erde" hatte uns dazu angeregt. Wir verschlangen damals einen Band nach dem anderen. Wir lasen sie zusammen und hatten dabei einen Synchronismus des Umblätterns erreicht. Vernes Reise führte uns durch einen Höhleneingang der Hekla in eine Vorwelt, die von Sauriern und anderen längst ausgestorbenen Tieren bevölkert war. Natürlich wußte Verne, dass die Erde nicht hohl ist; er hat auch hinsichtlich der Wissenschaft von der künstlerischen Freiheit großzügig Gebrauch gemacht. Gerade darauf beruht die Anziehung."

So lautet eine Tagebucheintragung Ernst Jüngers vom 28. Juli 1968 (von einer Zwischenstation in Keflavik). Damals tobten auf den Straßen die jungen Achtundsechziger. In Seminaren oder tech-ins fochten sie haschischrauchend für "Basis und Überbau" und gegen die bourgeoise Kultur der herrschenden Klasse. Mit der Aufwertung der Trivialliteratur kam auch Jules Verne wieder in Mode, den der offizielle Literaturbetrieb links liegen ließ. Das verband Jules Verne mit Ernst Jünger, dessen Drogenaufzeichnungen der aufmüpfigen Jugend mehr imponierten als die Sitzungen der Gruppe 47.

"10. Aug. 68. Rejkjavik : Wir gedachten Jules Verne."

Cooler und gleichzeitig pathetischer wie Jünger in seinem Tagebuch hätten sich auch die Helden der Außergewöhnlich Reisen nicht ausdrücken können.

Die Verehrerschar Jules Vernes ist bunt. Sie reicht vom einfachen Comic Fan bis zum feinsinnigen Ästheten. Von Wilhelm II. bis Salvador Dali. Von Nikita Chrustschow bis Arno Schmidt. Namen wie Guillaume Apollinaire, Franz Kafka, Max Ernst, wie Raymond Roussel, Alberto Savinio, Georges Perec und Ror Wolf finden sich darunter. Einige von ihnen wie Julio Cortazar oder José Samarago haben Vernes Erfindungen und Figuren ihren Romanen spielerisch einverleibt. In Umberto Ecos Roman: Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana, um ein ganz aktuelles Beispiel zu benennen, wird Vernes Welt wie in einem Antiquitätenkabinett wieder herbeizitiert. Als unerschöpfliche Quelle und pünktlicher Lieferant nostalgischer Abenteuer ist Jules Verne wohl unerreicht. Phileas Fogg, Kapitän Nemo oder Professor Lidenbrock sind Archetypen, wie der Ichthyosaurus, dieses Reptil aus vorsintflutlichen Zeiten, mit Augen so groß wie ein Menschenkopf in einer nordischen Unterwasserhöhle. Nicht nur die Alten wie Ernst Jünger, Alberto Savinio oder Arno Schmidt entzückte dieses Monster, sondern auch Deutschlands jüngsten Verne-Biographen Volker Dehs.

"Das war im Alter von sechs Jahren als Volker Dehs noch ein Spezialist, nicht für Jules Verne, sondern für Dinosaurier war, und dann im Fernsehen Filme sah wie »Reise zum Mittelpunkt der Erde« oder "Die geheimnisvolle Insel", wo ganz viele Dinosaurier drin vorkamen. Ich hab dann meine Eltern solange bearbeitet, bis ich herausgefunden habe, dass das auf Vorlagen auf Büchern von Jules Verne basiert, dass sie mir diese Bücher unbedingt kaufen sollen, so früh wie ich lesen konnte. Meine Eltern kannten Jules Verne nicht und haben mir erstmal Bücher von Jacques Cousteau gekauft, aber das hat auch mit Unterwelt und Tauchen zu tun. Na, dass ich mich noch einige Zeit gedulden mußte, dann die ersten Bücher las so im Alter von sieben acht Jahren, und ziemlich enttäuscht feststellte, dass es so viele Dinosaurier bei Verne garnicht gab, dann sah ich aber die Liste, dass der gute Mann nicht nur drei oder vier Romane, sondern gleich mehrere geschrieben hatte, über 20 waren mir damals greifbar, die ich alle durchgelesen hab, ohne fündig zu werden in Sachen Dinosaurier, aber ich hab festgestellt, dass mir die Romane sehr gut gefallen haben."

Jules Verne stammt aus Nantes in der Bretagne. Er hat als braver Bürgersohn dem Vater zuliebe in Paris erst mal Jura studiert, sich zwischenzeitlich auch als Börsenmakler versucht. Aber es zog ihn nicht aufs Parkett, sondern auf die Bretter. Über ein Jahrzehnt war er hartnäckig aufs Theater fixiert, schrieb ein Boulevardstück nach dem anderen mit mäßigem Erfolg. Der Schriftsteller Alberto Savinio, einer der anregendsten Köpfe der italienischen Avantgarde, hat Jules Verne in seiner schönen jetzt auch auf Deutsch veröffentlichten Prosaskizze in seiner mit Anekdoten und skurrilen Assoziationen gespickten Art porträtiert :

"Eines Abends befand sich Verne in seinem Zimmer. Das Fenster war zu dem lichtüberfluteten Boulevard hinaus geöffnet. Zugleich mit den Lichtern und den Stimmen kam durch dieses Fenster eine Dame herein, gekleidet wie eine Bibelverkäuferin der Heilsarmee mit Schute und Augengläsern, doch die Arme voller Zirkel, Sextanten und Sphärometer. Sie blieb vor dem Tischchen stehen, an dem Jules Verne eines jener hybriden Schauspiele, halb Musik, halb Prosa, verfaßte, und sie sagte, indem sie ihm streng ins Gesicht blickte: "Jules, genug der Dummheiten!" Die Dame war hager und hässlich... Verne erhob sich von seinem Stuhl. "Mit wem hab ich die Ehre?" fragte er. "Ich bin die Wissenschaft" erwiderte die Besucherin. Und von dem Tag an wurde die gestrenge Dame für Jules Verne das, was Troja für Homer gewesen ist: eine Quelle der Inspiration."

"Das Sensationelle war, dass J. Verne der Erste war, der überhaupt auf die Idee gekommen ist, in die Gattung des Abenteuer- und Reiseromans wissenschaftliche Fakten einzuführen. In den 50- u. 60ger Jahren herrschte in Frankreich das Ideal der Kunst um der Kunst willen. Das bedeutet, dass Kunst nur in sich selbst einen Sinn fand, und jegliche Zweckorientierung von Kunst negativ beäugt wurde. Als Jules Vernes Verleger auf die Idee kam, den Roman dazu zu benutzen, Bildung zu vermitteln, Fakten, wissenschaftliche Fakten, die nicht im französischen Schulwesen vermittelt wurden. Denn das franz. Schulwesen lag größtenteils in den Händen der Kirche, und die war nicht an der Beschneidung ihrer Macht durch Physik, Chemie und Biologie interessiert. Auf dieser Schiene fuhr Verne weiter. Er verband Wissenschaft und Unterhaltung auf eine Weise, die für das damalige Publikum ganz neu war. "

"Um die treuherzigen bärtigen Helden des 19. Jahrhunderts begann die triumphierende Maschinengläubigkeit eine Kolbenmythologie zu weben. Papins Dampfkraft war die neue Wolke Jupiters. Verne glaubt an die Majestät der Wissenschaft. Ihn beseelt ein blinder Glaube an die Menschen. "Alles, was ich erfinde, alles, was sich mein Geist ausdenkt, wird hinter der Wirklichkeit zurückbleiben, denn es wird der Tag kommen, an dem die Schöpfungen der Wissenschaft die Phantasie übertreffen werden". Soweit die Kernsprüche, die wie stählerne Säulen den Geist dieses Apostels der Entdeckung tragen.. "

Er war bei aller soliden Skepsis ein Apologet des Fortschritts. Mit stupendem Fleiß und tüchtigen Zuarbeitern hat er über 40 Jahre lang mit den Erfindungen Schritt zu gehalten. Bei ihm gibt es schon sensationelle zeitsparende Errungenschaften von der vollautomatisierten Stadtbahn, gasbetriebenen Personenkraftwagen, rollenden Bürgersteigen, "photographischer Telegraphie", Fernsehtelefonen, mechanischen Ankleideapparaten bis zum Prototyp des elektrischen Stuhls. Er ist nicht, wie man immer wieder liest, der Erfinder der Ballone, Luftfähren, Raketen und Unterseeboote, aber er hat sie nach seinem Kommando in Bewegung gesetzt und ihnen eine mythische Aura verliehen.

"Man sagt immer gemeinhin, Jules Verne ist wie ein Komet aufgestiegen, mit seinem Roman "5 Wochen im Ballon" von 1863 und danach war er Bestsellerautor. Das stimmt so nicht. Er hat so Aufsehen erregt, aber die Verkaufszahlen seiner Bücher, die ich versucht habe zu rekonstruieren, zeigen, dass er sich sehr gut verkaufte, aber keineswegs ein Bestsellerautor im Sinne eines Kometen gewesen ist. Er setzte sich durch die kontinuierliche Veröffentlichung von erfolgreichen Romanen, d.h. "Fünf Wochen im Ballon", "Reise bis zum Mittelpunkt der Erde" fort. Wobei man sagen muss, dass die erfolgreichsten alle in den ersten 15 Jahren geschrieben sind... "

Die komischen Helden der Außergewöhnlichen Reisen, die sich mit dem Schlachtruf: Auf gehts, sich stante pede ins Abenteuer stürzen, wie etwa der wandelnde Chronometer Phileas Fogg, dürfte Verne nach seinem Bilde geschaffen haben:

"Mein Tagesablauf ist bis ins Letzte geregelt. Im Sommer sitze ich, mit der Feder in der Hand, bei Sonnenaufgang am Schreibtisch, manchmal um vier Uhr morgens .. Dann gehe ich zum Mittagessen und anschließend aus.. von ein bis vier Uhr lese ich in der industriellen Gesellschaft dann alle Zeitungen aus Paris, aus der Provinz und selbst aus dem Ausland..."

Wie muss man sich diesen Mann vorstellen?

"Das war für mich selbst gar nicht so einfach herauszukitzeln, hinter dem offiziellen Erscheinungsbild auch den Menschen Jules Verne hervorzukramen, denn Jules Verne war zunächst jemand, der sehr unprätentiös u. sehr zurückgezogen lebte, der sehr wenig Aufhebens von seiner Person machte, was durchaus schon bis zur Selbstverleugnung, bis zu einem Minderwertigkeitskomplex ging. Also, man kann das daran sehen, dass sobald Jules Verne Erfolg hatte, er sich aus Paris zurückzog, in die Geburtsstadt seiner Frau, Amiens, in der er bis zum Ende Lebens blieb, weiterhin schrieb, in der er auch eine sehr bescheidene Karriere als Politiker im kulturellen Bereich ausführte, dazu muss man wissen, dass wer in Frankreich im 19. Jahrhundert reüssieren wollte, und im Tagesgespräch blieben wollte, der musste das in Paris durchführen. Und Jules Verne entzog, also wie er sich auch allem möglichen Schwärmertum durch seine Bewunderer entzog, was wirklich sehr aufschlussreich für ihn ist."

Der Autor "der Außergewöhnlichen Reisen" nutzte jede Minute, um auf seiner Segelyacht den bürgerlichen Zimmerfluchten zu entkommen. Und wenn das Marine-Museum in Paris ihm jetzt eine Ausstellung widmet, so ist das eine Hommage an den melancholischen See-Bären Jules Verne :

"Seine wahren Freunde, seine »geheimen Ratgeber« sind die schwermütigen, schwarzen unermesslichen Meere des Nordens. 1869 die erste Reise : Schottland, die Hebriden, die Fingalshöhle. Dann die Reise nach Amerika auf der Great Eastern, dem riesigen Floß mit Schaufelrädern, das ihn zu (seinem Roman) "Eine schwimmende Stadt" inspiriert. Als sich später die Autorenhonorare anzuhäufen beginnen, kauft er sich das erste seiner drei Schiffe der drei "Saint-Michel" : sie ist nicht mehr als ein großes Boot, eine Segelyacht die zweite, die dritte ein Dampfschiff."

Mit 17 Mann Besatzung, Kapitän, Koch und einem Stuart. Zehn Jahre nach dem deutsch-fränzösischen Krieg schipperte er 1881 auf seiner Dampfyacht durch "die Provinzen Schleswig-Holstein" von Rendsburg nach Kiel.

" Was Deutschland anbetrifft, so legten wir uns natürlich von vornherein die, unter den gegebenen Umständen notwendige Reserve auf."

…erinnert sich Vernes älterer Bruder Paul, der ein Journal dieser Reise führte, die auch Arno Schmidt unter seine Wanderschuhe nahm.
In seinen 65 Romanen, die den ganzen Globus erkunden, ist Deutschland als Schauplatz mehr oder weniger ausgespart. Aber, fügen wir hinzu, das "alte Europa" erschien ihm ohnedies nicht sehr verlockend. Sein Blick suchte nach neuen Regionen, wo es noch etwas zu entdecken gab.

"Ausschnitt : Reise um den Mond :
Vom Mond singen sie alle, aber gesehen hat ihn noch keiner. Und Mondkarten kennt man erst recht nicht. Dabei läßt sich kaum etwas Interessanterers denken. Im Gegensatz zu Erde und Mars wird die südliche Mondhemisphäre von Kontinenten bedeckt, aber ohne die klaren und regelmäßigen Grenzlinien des irdischen Festlandes. Auch in der Gestalt seiner Pole unterscheidet sich der Mond von der Erde. Sein Südpol ist weit stärker mit Festland besetzt als der Nordpol, der nur aus einem kleinen Landkäppchen besteht. Möglicherweise haben die Selemiten ihre Fahnen auf den Polen aufgepflanzt, während die irdischen Polfahrten der Franklin, Ross, Hare, Ureville ... allesamt kläglich scheiterten. Länglich wie mit dem Zirkel gestochen, sind die zahlreichen Inseln, welche sich am ehesten mit der mythischen Inselgruppe zwischen Kleinasien und Griechenland vergleichen lassen. Namen wie Naxos, Tenebes .. spuken unwillkürlich im Kopf herum, und die Augen suchen Odysseus Floß und das Schiff der Argonauten."

Verne entfacht Erdbeben, Stürme und Seebeben, lässt Schiffe havarieren und Ballone abdriften, auf abgelegene Inseln und Planeten, auf die noch kein Sterblicher einen Fuß gesetzt hat, um dieses erhabene Entdeckergefühl auszukosten, der Erste zu sein. "

"Ausschnitt : Reise um den Mond :
Die Drei standen jetzt unabhängig vor den Luken und beobachteten. In der Phantasie durchwanderten sie unbekannte Landschaften. Erklommen hohe Berggipfel und stiegen auf den Grund der weiten Ringgebirge hinab. Manchmal glaubten sie ungeheuere Ozeane zu sehen, wie es aber unter einer so dünnen Atmosphäre kaum gehen konnte. Und Bäche, die von den Gebirgen herabstürzten. Und wenn sie in das All starrten, haben sie auf eine Geräusch von dem Gestirn her gehofft. Aber die ewig stumme Einsamkeit des Raumes gab keinen Laut..... "

Wie sein charismatischer Held Nemo, dieser entlaufene Romantiker, zog sich Verne gerne zurück in eine splendit isolation..

"Sein Leben löst sich immer mehr los vom Leben aller. Sein Geist steigt allmählich hoch zur höchsten Einsamkeit der Eissphinx - des epischen Abschlusses der Abenteuer von Arthur Gordon Pym-, zum grünen, sich verästelnden Wahnsinn von "Das Dorf in den Lüften", zur Hermetik von der "Goldvulkan", "Der Leuchturm am Ende der Welt "und "Der Einbruch des Meeres". Um einer notwendigen Fiktion willen täuscht Jules Verne, besser gesagt das Trugbild Jules Verne, das numen des außergewöhnlichen Reisenden, ein absurdes und leicht von Politikasterei gefärbtes Leben vor. Dieser maskierte Jules Verne wird in die Liste der Sozialisten des Gemeinderats von Amiens aufgenommen, behandelt stadtplanerische Fragen, steht im Briefwechsel mit dem toskanischen Erzherzog Luigi Salvatore und mit einem mysteriösen Millionär, der ihn als den »zukünftigen Solon« proklamiert und ihm die Gesetzgebung für eine "erneuerte Welt" offeriert; er hat das Amt eines Finanzaufsehers über die Theater und zum Inspektor der Wanderzirkusse wird er ernannt. Ein Doppelleben. Ein Leben höchster dichterischer Potenz und ein Zwergenleben als vorbildlicher Bürger, das bis zum 24. März 1905 andauert.

"In Frankreich war Verne ein fester Begriff, der sehr hoch geachtet wurde. Das Ausland nahm Verne wahr, ziemlich genau im Jahr 1873, wo "In 80 Tagen um die Welt" einen Sensationserfolg brachte. Das war wirklich ein Bestseller von Verne, dessen Erfolg auf die vorhergehenden und die nachfolgenden Romane zurückstrahlte, und die Verlage im Ausland rissen sich förmlich um die Rechte, den Roman in Zeitungen zu veröffentlichen, später auch als Buch. Und in Deutschland fing das über Ungarn an, wo Jules Verne von 1883 bis 1911 wurde Jules Verne simultan ins Deutsche übersetzt, so dass fast sämtliche Romane mit einigen Ausnahmen, die auf deutschfeindliche Tendenzen zurückzuführen, sind, das zeitgleich in Deutschland erschienen. "

Volker Dehs hat nach seiner bereits mit 19 Jahren verfassten Rowohlt-Monographie nun eine 500 Seiten starke fundiert recherchierte Biographie vorgelegt, die die zeitgeschichtlichen Hintergründe und Entstehungsbedingungen genauer in den Blick nimmt.

"Inzwischen in den zwanzig Jahren die vergangen sind, konnte ich ganz andere Briefwechsel auswerten, ich konnte in die Manuskripte einsehen, und was auch ganz wichtig als Quelle war, und ich habe über 20 Jahre hinweg die Tageszeitung der Stadt Amiens ausgewertet, wodurch mir Verne als Bürger von Amiens sehr viel deutlicher geworden ist. Das ist das eine, und das andere war, Jules Verne nicht nur als Privatperson zu zeigen, sondern auch zu den Ideologemen seiner Zeit hochstilisierten und dadurch sein Werk auch besser nachvollziehbarer zu machen."

Was wäre Verne, der moderne Mythenerfinder, dessen Werke schon zu Lebzeiten in ein Dutzend Sprachen übersetzt wurden, ohne seine Illustratoren Benett, Riou, Neuville u.a.. Ihre suggestiven Holzstiche verleihen den Texten eine atmosphärische Dichte, die der Autor mit seinen literarischen Mitteln allein wohl nicht erreicht hätte. Diesen Gentlemen, die in der größten Bedrängnis bei allen Feuer- und Wasserproben und selbst auf dem Mond im feinen englischen Tuch stets Haltung bewahren, begegnen wir auf den Bildern von Paul Delvaux, Max Ernst oder Alberto Savinio z.B. wieder. Leider wurde Verne trotz der energischen Fürsprache seines Verlegers und vieler Kollegen nicht die Ehre zuteil, in die Academie Française aufgenommen zu werden.

"Das Bild von Verne hat sich zum Positiven gewandelt, insofern als er doch anerkannt ist, und die ganzen Feierlichkeiten, die im Moment offiziell in Frankreich stattfinden, in Amiens und Nantes, in Paris mit großen Ausstellungen, zeigen, dass er als fast schon anerkannter Autor des Kanons angesehen wird, wobei der Vorwurf der Trivialliteratur, Kinderliteratur und Science fiction immer noch vorhanden ist, muss man einfach so sagen. Aber Verne wird als aktueller Autor gesehen. Und es zeigt sich allein in den Literaturwissenschaften in den Universitäten, dass er als Autor anerkannt wird, der noch heute etwas zu sagen hat ... "

Neue Bücher von und über Jules Verne :

- im Diogenes Verlag sind als Taschenbuch wieder erschienen: Reise zum Mittelpunkt der Erde. Reise um den Mond. 5 Wochen im Ballon.

Jules Verne: "Die Jagd auf den Meteor"
Piper Verlag 2005, 19,90 €

Jules Verne: "Bekannte und unbekannte Welten. Das erzählerische Werk". Hrsg. v. Wolfgang Thadewald
Digitale Bibliothek 105 - CD Rom, 45 Euro

Alberto Savinio: "Jules Verne"
Friedenauer Presse 2005

Volker Dehs: "Jules Verne, Biographie"
Artemis u. Winkler 2005

Frank Trende: "Jules Verne in Schleswig-Holstein"
Husum Verlag, 7,95 €

Dehs und Junkejürgen: "Jules Verne:Stimmen und Deutungen zu seinem Werk", Schriftenreihe und Materialien der Phantastischen Bibliothek Wetzlar, Band 75

Wann wurde die Reise zum Mittelpunkt der Erde geschrieben?

Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (Voyage au centre de la Terre) ist ein Roman des französischen Schriftstellers Jules Verne. Das Buch wurde erstmals 1864 unter dem Titel Voyage au centre de la terre veröffentlicht; die erste deutsche Übersetzung erschien 1874.

Was schrieb Jules Verne?

Er wurde vor allem durch seine Romane Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (1864), 20.000 Meilen unter dem Meer (1869–1870) sowie Reise um die Erde in 80 Tagen (1873) bekannt. Neben Hugo Gernsback, Kurd Laßwitz und H. G. Wells gilt Jules Verne als einer der Begründer der Science-Fiction-Literatur.

Wer ist Arne Saknussemm?

Der Naturforscher und Gelehrte des 16. Jahrhunderts, Arne Saknussemm hatte es offensichtlich vermocht, zum Mittelpunkt der Erde vorzudringen, der von ihm allerdings als Hölle – Inferno – bezeichnet wurde.

Wie heißt der Kapitän von Jules Verne?

Kapitän Nemo (im französischen Original « le capitaine Nemo » [lə kapitɛ̃n neːmo]) ist eine Romanfigur, die erstmals in Jules Vernes Werk 20.000 Meilen unter dem Meer erscheint. Nemo ist der Kommandant des U-Bootes Nautilus.