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Viele Eltern sind irritiert, weil ihr Kind (nachts) mit den Zähnen knirscht. Dabei kann dieser Vorgang des Knirschens, Pressens oder der Reibebewegungen, der unter dem medizinischen Begriff „Bruxismus“ zusammengefasst wird, im Milchgebiss durchaus normal sein und biologische Gründe haben: Auch die Wachstumsprozesse des Kopfes (Knochen und Muskulatur) laufen nicht gleichmäßig, sondern in Schüben ab. Das gilt sowohl für den Ober- als auch den Unterkiefer sowie die Kaumuskeln.
So kann es dazu kommen, dass einzelne Milchzähne oder Zahngruppen zeitweise ungünstig stehen und den Wachstumsprozess behindern. In diesen Fällen ist es sogar sinnvoll, dass störende Bereiche durch Knirschen abgeschmirgelt (Fachausdruck: „abradiert“) werden. Zahnarzt oder Kieferorthopäde können bei einer Untersuchung sehr schnell feststellen, ob solch ein „Störfall“ vorliegt und ob die Natur möglicherweise durch eine kurzzeitige kieferorthopädische Behandlung zusätzlich unterstützt werden sollte.
Spätestens mit sechs Jahren sollte Schluss sein
Sobald die ersten bleibenden Zähne im Mund erscheinen, sollte das Knirschen allerdings beendet sein. In der Regel kommen die ersten bleibenden Backenzähne (Molaren), die hinter den Milchbackenzähnen hochwachsen, im sechsten Lebensjahr. (Es fällt hierfür also keiner der 20 Milchzähne aus!) Die Durchbruchszeiten können jedoch stark variieren, schon ab dem vierten Lebensjahr des Kindes empfiehlt es sich also, wachsam zu sein.
Knirscht ein älteres Kind oder ein Jugendlicher mit seinen Zähnen, sollten die Eltern unbedingt einen Zahnarzt und/oder Kieferorthopäden aufsuchen, um die Ursache abzuklären. Denn es muss vermieden werden, dass der Zahnschmelz bleibender Zähne durch ein Abradieren beschädigt wird. Zwei Hauptursachen kommen hierfür in Frage: Die bereits genannten Zahnfehlstellungen oder psychische Gründe - wie beispielsweise anhaltend negativer Stress oder seelische Belastungen – bzw. eine Kombination mehrerer Faktoren.
Ursachen finden und beseitigen
Liegen die Gründe für das Knirschen oder Pressen alleine im Zahnbereich, lassen sich diese meist durch relativ einfache therapeutische Maßnahmen (Schienenbehandlung einschließlich Einschleifmaßnahmen etc.) beheben. Schwieriger wird es bei psychischen Ursachen. In einem Ratgeber der „Initiative Kiefergesundheit e.V.) heißt es hierzu: „Das gesellschaftliche Gefüge zeigt sich an einer Vielzahl an Störungen und Erkrankungen und resultiert in Stress-Schäden an Zähnen – und zwar unabhängig vom Lebensalter, also bei Erwachsenen ebenso wie bei Kindern in Kindergärten und in Schulen.“
In solchen Fällen können Zahnärzte und Kieferorthopäden das Problem natürlich nicht alleine lösen. Eine fachübergreifende Zusammenarbeit und unterstützende kindertherapeutische Verfahren, die eine altersgerechte Entlastung von den verursachenden Stress-Faktoren herbeiführen, sind möglicherweise angezeigt. Einen wesentlichen Indikator für das Vorliegen seelischer Ursachen sehen Experten darin, dass der Bruxismus nicht nur nachts, sondern auch tagsüber beobachtet wird.
Weiterführende Informationen zum Thema „Zähneknirschen bei Kindern“ finden Sie im Internet beispielsweise auf www.ikg-online.de unter „Publikationen“.
Dr. med. dent. Dirk Erdmann