Bereits einen Monat tobt der Krieg in der Ukraine. Steigende Energiepreise, ein Exodus ausländischer Firmen aus Russland, eine drohende russische Staatspleite – die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffs sind massiv.
Ein Monat ist seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine vergangen, die Folgen für die Weltwirtschaft sind massiv: steigende Energiepreise, ein Exodus ausländischer Firmen aus Russland, eine drohende russische Staatspleite. Ein Überblick.
Von Abhängigkeit und Embargos: Rohstoffpreise auf Rekordniveau
Russland gehört zu den größten Produzenten fossiler Brennstoffe weltweit – der Krieg sorgt deshalb für Rekordpreise an den internationalen Märkten. Rohöl der Nordseesorte Brent näherte sich Anfang März mit einem Preis von 139,13 Dollar (126,46 Euro) einem 14-jährigen Höchststand, noch im Februar stand der Preis im Schnitt bei 90 Dollar.
Auch an den Tankstellen stiegen die Preise, Regierungen verabschiedeten daraufhin Entlastungsmaßnahmen: eine herabgesetzte Mehrwertsteuer in Schweden, eine Preisobergrenze in Ungarn, ein Tankrabatt in Frankreich. Auch der Gaspreis explodierte: An der niederländischen Gasbörse TTF wurde eine Megawattstunde am 7. März für einen Rekordpreis von 345 Euro gehandelt.
Die USA, Kanada und Großbritannien kündigten aufgrund der russischen Aggression Ölembargos gegen Russland an. Die Europäische Union hält sich bislang zurück, da Länder wie Deutschland stark von russischen Gaslieferungen abhängig sind.
Auch die Preise anderer Rohstoffe wie Nickel und Aluminium stiegen zuletzt rasant an. Die Automobilindustrie steht außerdem vor Lieferkettenproblemen, da wichtige Einzelteile in der Ukraine produziert werden.
Steigende Lebensmittelpreise: UN warnt vor "Wirbelsturm des Hungers"
Aus Russland und der Ukraine stammen 30 Prozent der weltweiten Getreideexporte – UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte, dass der Krieg einen "Wirbelsturm des Hungers und einen Zusammenbruch des globalen Ernährungssystems" zur Folge haben könnte. Die Preise für Getreide und pflanzliche Öle sind bereits angestiegen.
Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) könnte die Zahl der unterernährten Menschen aufgrund des Ukraine-Kriegs in diesem und im nächsten Jahr um acht bis 13 Millionen ansteigen.
Die USA, Indien und Europa könnten zwar die Weizenexporte ersetzen. Bei Sonnenblumenöl und Mais könnte dies allerdings schwierig werden – hier ist die Ukraine der größte beziehungsweise viertgrößte Exporteur der Welt.
Rubel-Absturz: Verunsicherung auf den Finanzmärkten
Nach einer kurzen Erholungsphase von der Corona-Pandemie hat der Ukraine-Krieg erneut für Verunsicherung an den Finanzmärkten gesorgt. Die Börse in Moskau hielt ihre Türen drei Wochen lang geschlossen, erst am vergangenen Montag wurde sie teilweise wieder geöffnet.
Sanktionen gegen Russland haben das Banken- und Finanzsystem des Landes lahmgelegt, der russische Rubel ist abgestürzt. Russische Auslandsdevisen im Wert von 300 Milliarden Dollar wurden eingefroren. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten muss Russland nun einen Staatsbankrott fürchten.
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9 Bilder 19.03.2022
Rückzug Hunderter Unternehmen – Putin droht mit Enteignung
Sanktionen, politischer und öffentlicher Druck haben Hunderte Unternehmen zu einem Rückzug aus Russland bewogen. Darunter sind namhafte Firmen wie Ikea, Coca-Cola und McDonald's. Der russische Präsident Wladimir Putin hat ausländischen Unternehmen, die sich aus Russland zurückziehen wollen, mit Enteignungen gedroht.
Einzelne Firmen haben sich entschieden, ihre Geschäfte in Russland fortzusetzen. Sie verweisen auf ihre Verantwortung gegenüber ihren Angestellten und der Bevölkerung, die sie weiter mit existenziellen Gütern versorgen wollen.
Weltweites Wirtschaftswachstum bedroht
All diese Faktoren belasten das Weltwirtschaftswachstum: Laut der OECD könnte der Krieg zu einem Rückgang des weltweiten Wachstums um einen Prozentpunkt führen. Es wird auch erwartet, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für 2022 absenkt – aktuell steht diese bei 4,4 Prozent.
"Die gesamte globale Wirtschaft wird die Auswirkungen der Krise durch langsameres Wachstum, Handelsstörungen und höhere Inflation zu spüren bekommen", erklärten der IWF, die Weltbank und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in einer gemeinsamen Stellungnahme. Insbesondere die Ärmsten und Verwundbarsten würden getroffen.
Ökonomen warnen außerdem vor einer Stagflation – einer Mischung aus steigenden Preisen und schwachem Wachstum. "Selbst wenn der Krieg heute vorbei wäre, die Folgen wären in Form steigender Warenpreise noch monatelang spürbar", sagt EBRD-Chefökonom Beata Javorcik AFP.
yks AFP
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