Wann ist die Erzählperspektive auktorial oder personal? Woran erkennst du einen neutralen Erzähler? Und welche Funktion hat der Ich-Erzähler? Wir verraten dir alles, was du zur Erzählperspektive wissen musst. Show
Die Erzählperspektive: nicht vergessen!Beim Interpretation schreiben gibt es eine ganze Menge, auf das du achten musst. Unter anderem ist es wichtig, dass du dir bewusst machst, um welche Textsorte es sich bei dem zu analysierenden Text handelt. Denn zwischen Gedichten, Dramentexten und einer Novelle gibt es entscheidende Unterschiede. Das liegt daran, dass sie zu verschiedenen literarischen Gattungen gehören. Für epische, also erzählende Texte, ist es zum Beispiel typisch, dass sie immer einen Erzähler haben. Dieser nimmt immer eine bestimmte Perspektive ein, die sogenannte Erzählperspektive. Was genau sich dahinter verbirgt, welche Funktion sie hat und wie du sie bestimmen kannst, erklären wir dir hier. Inhaltsverzeichnis
Definition: Was ist die Erzählperspektive?Unter der Erzählperspektive versteht man eine bestimmte Perspektive, die der Erzähler eine Geschichte einnimmt. Sie begegnet dir ausschließlich in der literarischen Gattung der Epik, also jener Gattung, zu der erzählende Texte wie Novellen, Romane oder Kurzgeschichten gehören. Ein anderer Begriff für Erzählperspektive ist Erzählverhalten. Achtung: Mache nicht den Fehler, den Erzähler mit dem Autor oder der Autorin gleichzusetzen. Der Erzähler wird vom / von der Autor /-in genauso erschaffen, wie die Figuren in seiner/ihrer Geschichte. Erzähler und Autor /-in sind also nicht identisch. Arten und FunktionenFür eine vollständige Interpretation ist es wichtig, dass du die Erzählperspektive benennst. Sie ist ein zentrales Merkmal epischer Texte und muss daher unbedingt in deine Analyse miteinbezogen werden. Es gibt drei Erzählperspektiven, die dir in epischen Texten begegnen können:
Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Erzählperspektiven sind eindeutig, denn sie alle haben ihre ganz eigene Art, eine Geschichte zu erzählen. Entsprechend unterschiedlich ist auch die Wirkung, die sie auf dich als Leser /-in haben. Die auktoriale ErzählperspektiveDie auktoriale Erzählperspektive ist die Perspektive eines allwissenden Erzählers. Das bedeutet, dass er den Überblick über das gesamte Geschehen hat und die Gefühle und Gedanken aller Personen kennt. Seine Sichtweise ist nicht durch irgendetwas eingeschränkt und er kann sogar Aussagen über Zukunft und Vergangenheit treffen, die Handlung kommentieren oder sich direkt an den/die Leser /-in wenden. Die auktoriale Erzählperspektive im Überblick:
Ein Beispiel für einen allwissenden Erzähler ist: Sie gingen im Streit auseinander. Sie ahnten nicht, dass dies ein schwerer Fehler war. Die personale ErzählperspektiveDie personale Erzählperspektive ist deutlich eingeschränkter als die auktoriale. Denn ein personaler Erzähler nimmt immer die Perspektive einer Figur ein. Das bedeutet, er kennt die Gefühle und Gedanken dieser einen Person, nicht aber die aller anderen. Der personale Erzähler kann innerhalb einer Geschichte wechseln, aber niemals gleichzeitig aus der Sicht zweier Personen erzählen. Dann wäre es ein auktorialer Erzähler. Eine besondere Form des personalen Erzählers, der in der Er/Sie-Form erzählt, ist der Ich-Erzähler. Dieser ermöglicht die maximale Identifikation mit der Figur, denn der Erzähler und die Figur, die die Geschichte erlebt, sind hier identisch. Die personale Erzählperspektive im Überblick:
Die neutrale ErzählperspektiveDer neutrale Erzähler ist nicht in das Geschehen involviert. Vielmehr ist er ein unauffälliger Beobachter, der nicht durch Kommentare oder Wertungen in Erscheinung tritt. Zudem weiß er nur das, was er sieht, nicht, was in einer Figur vorgeht. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom erzählerlosen Erzählen. Die neutrale Erzählperspektive im Überblick:
Wusstest du, dass…?… der neutrale Erzähler das Stilmittel des szenischen Erzählens verwendet? Er gibt auch Gespräche ohne Zwischenbemerkung wieder und die bezeichnet man als szenisches Erzählen. Die Erzählperspektive erkennenWie du siehst, unterscheiden sich die verschiedenen Erzählperspektiven zumindest in der Theorie recht deutlich voneinander. Und auch in der Praxis sind sie meist sehr eindeutig auseinanderzuhalten. Um das Erzählverhalten zu bestimmen, können dir folgende Fragen helfen:
Beispiele für die einzelnen ErzählperspektivenDie Erzählperspektive, die du am einfachsten erkennst, ist der Ich-Erzähler. Sein unverkennbares Merkmal ist die Ich-Form, wie hier in dem Auszug aus "Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele", Kapitel 1, von Suzanne Collins: Als ich aufwache, ist die andere Seite des Bettes kalt. Ich strecke die Finger aus und suche nach Prims Wärme, finde aber nur das raue Leinen auf der Matratze. Prim muss schlecht geträumt haben und zu Mutter geklettert sein. Natürlich. Heute ist der Tag der Ernte. Den personalen Er/Sie-Erzähler erkennst du ebenfalls an seiner persönlichen Sichtweise, wie zum Beispiel in "Das Lied von Eis und Feuer - Die Herren von Winterfell" von George R.R. Martin: Leichter Schnee fiel. Bran konnte spüren, wie er schmolz, wenn er sein Gesicht wie sanfter Regen berührte. Aufrecht saß er auf seinem Pferd und sah zu, wie das eiserne Fallgitter hochgezogen wurde. Sosehr er sich auch darum mühte, ruhig zu bleiben, flatterte doch sein Herz in der Brust. »Bist du bereit?«, fragte Robb. Bran nickte, gab sich Mühe, seine Angst nicht zu zeigen. Seit seinem Sturz hatte er Winterfell nicht mehr verlassen, doch war er entschlossen, stolz wie ein Ritter auszureiten. Der auktoriale Erzähler hingegen kennt nicht nur eine einzelne Perspektive, sondern kann auch allgemeine Aussagen treffe. Er überblickt den Zusammenhang, wie zum Beispiel in Lew Tolstois "Anna Karenina": Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; jede unglückliche Familie ist auf ihre Weise unglücklich. Im Hause der Oblonski herrscht allgemeine Verwirrung. Die Dame des Hauses hatte in Erfahrung gebracht, dass ihr Gatte mit der im Haus gewesenen Gouvernante ein Verhältnis unterhalten hatte und ihm erklärt, sie könne fürderhin nicht mehr mit ihm unter einem Dache bleiben. Der neutrale Erzähler hingegen schildert einfach nur, was passiert, manchmal, wie etwa im
szenischen Erzählen, gibt er sich gar nicht zu erkennen, wie zum Beispiel bei Theodor Fontanes "Effi Briest": Beim Bestimmen der Erzählperspektive ist es wichtig, dass du mit Textbelegen arbeitest. Vergiss also nicht, Zeilen anzugeben und auf Textbasis zu erläutern, woran du die Erzählperspektive erkennst. Wichtige Fragen zu ErzählperspektiveWas gibt es für Erzählperspektiven?Es gibt die auktoriale, die personale und die neutrale Erzählperspektive. Eine besondere Form der personalen Erzählperspektive ist der Ich-Erzähler. Was sind die drei Erzählperspektiven?Die drei Erzählperspektiven sind die auktoriale, die personale und die neutrale. Was ist die beste Erzählperspektive?Das kommt darauf an, wie du eine Geschichte erzählen möchtest. Möchtest du beispielsweise eine möglichst hohe Identifikation mit deiner Hauptfigur erzielen und einen emotionalen Bezug zwischen ihr und den Leser /-innen herstellen, solltest du den Ich-Erzähler wählen. Möchtest du hingegen Andeutungen machen, um Spannung zu erzeugen oder dich direkt an deine Leser /-innen richten wollen, ist der auktoriale Erzähler die richtige Wahl. Was ist die auktoriale Erzählperspektive?Die auktoriale Erzählperspektive ist allwissend. Das bedeutet, sie kennt die Gedanken, Gefühle und Hintergründe aller Figuren, weiß um alle Zusammenhänge und kann auch in die Zukunft sehen. Außerdem kann der allwissende Erzähler das Geschehen kommentieren oder bewerten. Die Erzählperspektiven im Überblick
Welche 3 Erzählperspektiven gibt es?Es gibt drei Erzählperspektiven, die dir in epischen Texten begegnen können: der auktoriale Erzähler. der personale Erzähler. der neutrale Erzähler.
Wie viele Erzähler gibt es?Grundsätzlich unterscheidet man zwischen vier verschiedenen Erzählperspektiven. Die auktoriale (allwissende), personale (Er/Sie-Perspektive), neutrale (ohne klare Erzählsituation) und den Ich-Erzähler. Alle vier ermöglichen uns einen anderen Blickwinkel auf die Geschichte.
Wie erkennt man die Erzählperspektive?Der personale Erzähler kann innerhalb einer Geschichte in eine andere Person wechseln und das Geschehen aus deren Perspektive schildern. Der personale Erzähler schildert das Geschehen aus der Sicht einer Person. Der personale Erzähler ist allwissend.
Was ist der Unterschied zwischen Auktorialer und personaler Erzähler?Was ist der Unterschied zwischen auktorialem und personalem Erzähler? Der Unterschied zwischen einem auktorialen und einem personalen Erzähler ist, dass der auktoriale Erzähler allwissend ist, der personale Erzähler hingegen auf die Perspektive einzelner Figuren beschränkt.
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