Was war das Ziel der Weißen Rose?

Das Elternhaus

HANS SCHOLL wurde am 22. September 1918 in Ingersheim geboren. Der Vater, ROBERT SCHOLL, war Bürgermeister des kleinen in Schwaben gelegenen Ortes. Er war eine beeindruckende Erscheinung, groß von Statur, Zigarren rauchend und mit Schnurrbart. Er hatte sich als Pazifist dem Dienst mit der Waffe entzogen und wurde im Ersten Weltkrieg in eine Sanitätskompanie gesteckt. Seine Kinder wurden liberal und mit sozialhumanistischen Zielen erzogen. Seine Frau, MAGDALENA, entstammte einer religiösen Familie und war bis zu der Hochzeit als Diakonissenschwester tätig. Die SCHOLLS hatten insgesamt fünf Kinder.
SOPHIE SCHOLL kam am 9. Mai 1921 zur Welt. Der Vater war inzwischen Bürgermeister in Forchtenberg. Die Familie lebte in einer großzügigen Wohnung.
HANS SCHOLL ähnelte von der Statur her seinem Vater und war impulsiv und lebhaft.
SOPHIE war ein sportlicher Typ mit fast jungenhaften Zügen, ansonsten eher von stillem Wesen. Das Lernen bereitete ihr keine Schwierigkeiten. SOPHIE hatte ein starkes Empfinden für Gerechtigkeit. Sie verfasste Aufsätze und kurze Geschichten und zeichnete auch sehr gern.

Einfluss der Machtübernahme HITLERS auf die Familie SCHOLL

Vater SCHOLL empfand die Machtübernahme durch HITLER im Jahre 1933 als etwas Bedrohliches. HANS war zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alt, SOPHIE 12 Jahre alt, und zum ersten Mal trat Politik in ihr Leben. Nach und nach traten alle Geschwister SCHOLL der Hitler-Jugend bzw. ihren Untergliederungen bei. Den auch in diesen Institutionen propagierten Rassismus hat SOPHIE schon früh nicht gebilligt. HANS hingegen war zunächst ein begeistertes HJ-Mitglied und empfand diese Mitgliedschaft als echte Herausforderung.
Der erste Riss entstand im Jahre 1936, als HANS zum Parteitag der NSDAP in Nürnberg die Fahne trug. Er trat später in die Deutsche Jungenschaft vom 1.11. ein („d.j.1.11.“). Diese Gruppe war verboten. Das Verbot aber stärkte den Zusammenhalt der Gruppe. Wegen der Zugehörigkeit zur „d.j. 1.11.“ wurden die Geschwister SCHOLL im Jahre 1937 zum ersten Mal verhaftet. Diese Verhaftung empfanden sie als eine Art Auszeichnung. HANS hatte dann endgültig mit den Nazis gebrochen. SOPHIE nahm nach Kriegsbeginn allen Freunden, die eingezogen wurden, das Versprechen ab, dass sie niemals schießen würden. Auch HANS wurde eingezogen.

Der aktive Kampf gegen das NS-Regime

Im Jahre 1940 bestand SOPHIE die Reifeprüfung. Eigentlich wollte sie gleich ihr Studium der PHILOSOPHIE und der BIOLOGIE aufnehmen, aber der Reichsarbeitsdienst kam ihr in den Weg. SOPHIE wollte diesen umgehen, indem sie sich in einem Seminar für Kindergärtnerinnen anmeldete, musste aber dennoch zum Reichsarbeitsdienst. Sie fühlte sich dort wie eine Gefangene.
Im Jahre 1942 konnte sie endlich ihr Studium in München aufnehmen. HANS studierte zu dieser Zeit dort bereits Medizin. An ihrem ersten Tag in München verkündete ihr HANS: „Heute abend wirst Du meine Freunde kennenlernen!“ Der Freundeskreis, zu dem u. a. CHRISTOPH PROBST, ALEXANDER SCHMORELL, Letzterer wegen seiner russischen Vorfahren Schurik genannt, und WILLI GRAF gehörten, nahm gemeinsam an Lesungen teil, besuchte Theater oder Konzerte. Die Universität in München war zu dieser Zeit äußerst pronationalistisch. Bei den Bücherverbrennungen wurden viele Bücher der Lieblingsautoren der Freunde verbrannt: ERICH KÄSTNER, HEINRICH UND THOMAS MANN, BERTOLT BRECHT oder STEFAN ZWEIG.

„Weiße Rose" ist eine Widerstandsgruppe mit den Geschwistern Scholl, die für Demokratie und Menschenrechte kämpfte.

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"Ich würde es genauso wieder tun“, diese Worte sagte Sophie Scholl kurz vor ihrem Tod.

Sophie Scholl war Mitglied der christlichen Widerstandsgruppe die "Weiße Rose“. Sie wurde 1941 in München während des Nationalsozialismus gegründet.

Was ist der Nationalsozialismus?

Unter "Nationalsozialismus" wird eine radikale und rassistische Weltanschauung, verstanden. Ihre Anhänger werden als Nationalsozialisten bezeichnet. 1933 wurde der Nationalsozialist Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt und übernahm in Deutschland die Herrschaft. Er machte das Land zu einer Diktatur, in der er und seine Partei das alleinige Sagen hatte und ihnen alle "folgen" sollten. Wer sich widersetzte oder eine andere Meinung hatte, wurde oft eingesperrt oder sogar umgebracht.

Einige Mutige setzten sich für die Verfolgten ein und wehrten sich gegen die Nazis. Zum Beispiel die Mitglieder der "Weißen Rose".

Was machte die "Weiße Rose"?

Was war das Ziel der Weißen Rose?

Eine weiße Rose - das Symbol der Widerstandsgruppe. dpa Bildfunk Picture Alliance

Die Studenten Hans und Sophie Scholl und ihre Freunde Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und der Universitätsprofessor Kurt Huber schlossen sich zur "Weißen Rose“ zusammen, um sich gegen die Nazis zu wehren.

Gemeinsam verfassten, druckten und verteilten sie Flugblätter. Diese Flugblätter verschickten sie an Studenten und an Unbekannte.

Was war das Ziel der Weißen Rose?

Hans Scholl dpa Bildfunk Picture Alliance

In ihren Druckschriften riefen sie zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf. Die Gruppe forderte den Sturz der nationalsozialistischen Regierung. Sie verlangten die Freiheit des Redens, Denkens und eine Demokratie. Ziel der Flugblätter war es, die Menschen aufzurütteln und die NS-Zeit zu beenden. Damit setzten sie ihr Leben aufs Spiel.

Neben den Flugblättern kam es zu weiteren Aktionen wie zum Beispiel im Februar 1943: Alexander Schmorell, Hans Scholl und Willi Graf gingen mitten in der Nacht los, um Aufrufe wie "Nieder mit Hitler“ an die Fassaden der Münchner Universität zu schreiben.

Das letzte Flugblatt

Sechs Flugblätter verfasste die Gruppe insgesamt. Das letzte verteilten Sophie und Hans Scholl im Lichthof der Universität. Sie wurden dabei vom Hausmeister erwischt und der Geheimen Staatspolizei übergeben. Und nach vier Tagen vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.

Was war das Ziel der Weißen Rose?

Flugblätter fliegen durch den Hof der Münchner Universität. dpa Bildfunk Picture Alliance

Die letzten Worte von Hans Scholl waren: "Es lebe die Freiheit!“


Hier erfährst du, was die Begriffe bedeuten:

Diktatur

In einer Diktatur hat eine Person oder eine kleine Gruppe allein das Sagen. Eine Diktatur ist das Gegenteil der Demokratie. In einer Demokratie wie heute in Deutschland können die Menschen ihre Meinung frei sagen, die Bürgerinnen und Bürger können wählen. In einer Diktatur geht das nicht. Der Diktator bestimmt über sein Land und sein Volk und wird von niemandem kontrolliert. Menschen oder Gruppen, die zum Beispiel anders denken und gegen den Diktator sind, werden unterdrückt, verfolgt, manchmal sogar getötet. Das harte Vorgehen gegenüber den Feinden des Diktators löst bei der übrigen Bevölkerung Ängste aus. Kaum jemand traut sich mehr, sich gegen den Diktator zu stellen. Viele schweigen oder unterstützen sogar den Diktator, um die eigene Macht zu sichern oder das eigene Leben nicht zu gefährden. Dieses Gefühl der Bedrohung sichert die Macht eines Diktators. So war es auch bei Adolf Hitler. Sehr viele Deutsche unterstützten ihn und seine Regierung - aus Angst, aber sehr häufig auch aus Überzeugung. Und das trotz der Verbrechen, die unter seiner Regierung verübt wurden.

Hitler, Adolf

Adolf Hitler, 1889 in Österreich geboren, war ein brutaler Diktator, der Deutschland von 1933 bis 1945 regierte. Seine Anhänger, die Nationalsozialisten, nannten ihn „Führer“. Während seiner Herrschaft sperrten seine Anhänger Millionen Menschen ein und ermordeten sie. Besonders groß war sein Hass gegen die Juden, die er systematisch verfolgen und schließlich umbringen ließ. In speziellen Lagern töteten die Nationalsozialisten während ihrer Herrschaft ungefähr sechs Millionen Juden.
Adolf Hitler war machtgierig und wollte ein großes Deutsches Reich. Deshalb rüstete er das Militär auf und überfiel zunächst Polen und dann weitere Länder. Damit begann Deutschland den Zweiten Weltkrieg – einen grausamen Krieg, in dem Millionen Menschen starben. Als Deutschland den Krieg verlor, beging Hitler Selbstmord.

Nationalsozialismus

In Deutschland entstand der Nationalsozialismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er war eine Sammelbewegung von politischen Strömungen und Gruppierungen, die gegen die Demokratie waren und extrem nationalistische und rassistische, vor allem judenfeindliche, Ideen und Ziele hatten.
Die Deutschen lebten Ende der 1920er Jahre in einer Demokratie; sie wurde Weimarer Republik genannt. Die Zeiten waren damals nicht einfach und die Menschen hatten mit großen Problemen zu kämpfen: Hunger, Armut und Arbeitslosigkeit bestimmten den Alltag. Adolf Hitler, der Anführer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), gab vor, einfache Lösungen für diese Probleme zu haben. Viele Deutsche wurden begeisterte Anhänger der Nationalsozialisten. Im November 1932 gewann Hitlers nationalsozialistische Partei die Wahlen (aber nur mit rund 33 Prozent) und Hitler wurde zwei Monate später Regierungschef. Er ließ schließlich alle anderen Parteien verbieten, so dass die NSDAP die einzige Partei war.
Die Nationalsozialisten behaupteten, die Juden seien von Natur aus schlecht und beschuldigten sie, für viele Probleme auf der Welt verantwortlich zu sein. Auf diese absurde, menschenverachtende Behauptung beriefen sie sich, um die Juden zu demütigen, zu verfolgen und ihnen Leid zuzufügen. Mit Hilfe der nationalsozialistischen Partei baute Hitler eine grausame Diktatur auf.
1939 begann er den Zweiten Weltkrieg. In diesem Krieg starben über 55 Millionen Menschen. Während Hitlers Herrschaft, die von Januar 1933 bis Mai 1945 andauerte, ermordeten die Nationalsozialisten ungefähr sechs Millionen Juden. Man nennt diese Zeit heute auch die Zeit des Nationalsozialismus.

Widerstand gegen Hitler

Viele Deutsche haben Hitler unterstützt, weil sie seine Politik gut fanden oder aus Angst vor seiner großen Macht. Es gab aber auch Menschen, die Widerstand leisteten. Manche Menschen halfen ihren jüdischen Mitbürgern und anderen Verfolgten, sich zu verstecken und aus Deutschland zu fliehen. Andere trafen sich heimlich, wie die Studenten Hans und Sophie Scholl. Sie verteilten mit ihrer Gruppe, der „Weißen Rose“, Flugblätter gegen Hitler und mussten dafür sterben. Wer Widerstand leistete, riskierte sein Leben. Die Nationalsozialisten verfolgten ihre Gegner brutal.
Es gab auch Attentate auf Hitler: Georg Elser legte am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller eine zeitgesteuerte Bombe. Das Attentat scheiterte nur knapp, Hitler und einige andere Nationalsozialisten verließen den Raum früher als geplant. Ein weiteres bekanntes Attentat fand am 20. Juli 1944 statt: Der Offizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg zündete mit einigen Verbündeten in Hitlers Hauptquartier eine Sprengstoffbombe. Hitler überlebte auch diesen Anschlag. Georg Elser wie auch von Stauffenberg und seine Verbündeten wurden von den Nationalsozialisten hingerichtet.

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Nationalsozialismus und Holocaust Diktatur der Nationalsozialisten

In der Zeit von 1933 bis 1945 herrschten die Nationalsozialisten, ihr Parteichef Adolf Hitler wurde Führer und Reichskanzler.

Welche Ziele hat die Weiße Rose?

Die Mitglieder der Weißen Rose wollen ihre Landsleute über den wahren Charakter des Regimes aufklären. Abgesehen von den geistigen Werten sind es die zunehmende Radikalisierung des Hitler-Regimes und die Brutalität des Krieges, die ihre Ablehnung des braunen Terrorregimes begründen.

Was wollen die Mitglieder der Weißen Rose?

Die Mitglieder der Weißen Rose besuchen Hubers Vorlesung "Leibniz und seine Zeit", in der er die Verantwortung von Intellektuellen als Staatsbürger betont. Durch Studenten, die von der Front zurückgekehrt sind, hört Kurt Huber von Massenmorden in Polen und der Sowjetunion.

Was wollte die weiße Rose mit den Flugblättern erreichen?

Die Flugblätter der Weißen Rose. Zwischen 1942 und 1943 schrieben und verteilten die Mitglieder der Weißen Rose sechs Flugblätter, die zum Widerstand gegen die Hitler-Diktatur aufriefen.

Was war das Ergebnis der Weißen Rose?

Kurt Huber und Alexander Schmorell wurden am 13. Juli 1943 im Gefängnis München-Stadelheim enthauptet, die Hinrichtung Willi Grafs erfolgte am 12. Oktober 1943 ebenfalls durch das Fallbeil, nachdem die Gestapo über Monate hinweg versucht hatte, aus Willi Graf Namen aus dem Umfeld der Weißen Rose herauszupressen.