Was tun wenn alle gelenke schmerzen

Schmerzen, die an mehreren Gelenken auftreten, stellen v. a. im höheren Alter ein häufiges Leiden dar.  Aber auch in jüngeren Jahren können Gelenke Schmerzen verursachen.

Zuletzt revidiert: 13. Sept. 2022


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Was sind Schmerzen in mehreren Gelenken?

Alle Gelenke bestehen aus Knochen, Knorpeln und einer äußeren Gelenkkapsel. Im Inneren des Gelenks befindet sich Gelenkflüssigkeit. Um das Gelenk herum liegen Bänder, Sehnen und Muskeln. Bei gleichzeitig auftretenden Schmerzen in 2–4 Gelenken spricht man vor einer Oligoarthropathie. Bei Beschwerden in mehr als 5 Gelenken handelt es sich um eine Polyarthropathie. Die Schmerzen können akut auftreten oder bereits seit Monaten andauern.

Gelenkschmerzen in mehreren Gelenken können vielfältige Ursachen haben, entzündliche und nicht-entzündliche. Daher sind die Beschwerden je nach zugrunde liegender Krankheit verschieden, und neben den Schmerzen können Schwellung, Überwärmung, Rötung und eingeschränkte Beweglichkeit auftreten. Weitere Symptome können Fieber, Müdigkeit und Abgeschlagenheit sein.

Eine Gelenkentzündung wird in der Fachsprache auch Arthritis genannt. Der Begriff Arthrose hingegen bezeichnet eine Veränderung des Gelenks durch Abnutzungserscheinungen und hat keine entzündliche Ursache.  

Was kann die Ursache sein?

Häufige Ursachen

  • Gicht (Arthritis urica)
    • Die Gicht ist eine Gelenkentzündung aufgrund einer Erhöhung des Harnsäurespiegels und daraus resultierender Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken.
    • Die Erkrankung tritt am häufigsten bei Männern mittleren Alters auf, oft in Verbindung mit langen Zeiträumen ohne Beschwerden zwischen den Anfällen.
    • Häufig sind die Großzehen von Gelenkentzündungen betroffen. Es kann aber auch zu Entzündungen in anderen Gelenken kommen, z. B. in Fußknöchel, Knie, Finger und Ellenbogen.
    • Das Maximum der Beschwerden eines Gichtanfalls ist nach einigen Stunden erreicht. Eine Belastung des Gelenks ist dann nahezu unmöglich, selbst die geringste Berührung ist schmerzhaft. Das betroffene Gelenk ist geschwollen, gerötet und überwärmt.
  • Reaktive Arthritis
    • Die Krankheit tritt typischerweise nach einer Infektion im Harntrakt bzw. im Darm auf.
    • Bei der reaktiven Arthritis ist häufig das Kniegelenk betroffen, es können aber auch mehrere Gelenke gleichzeitig beteiligt sein. Es kommt zu Schwellungen, Rötungen, Überwärmung, Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit der betroffenen Gelenke.
  • Psoriasisarthritis
    • Bei 80 % der Patient*innen mit Psoriasisarthritis geht der Gelenkentzündung eine Psoriasiserkrankung, eine Schuppenflechte der Haut voraus.
    • Oft besteht eine asymmetrische Entzündung mehrerer Gelenke – es ist z. B. nur eine Seite betroffen. Typischerweise ist ein ganzer Finger oder Zeh entzündet.
  • Rheumatoide Arthritis
    • Ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die v. a. die Gelenke der kleinen Finger und Zehen angreift.
    • Frauen sind 3-mal häufiger betroffen als Männer.
    • Bei Frauen wird die Erkrankung vor allem im Alter von 55–65 Jahren festgestellt, bei Männern zeigt sich die Erkrankung meist erst 10 Jahre später.
    • Typische Symptome sind Schmerzen, symmetrische Gelenkschwellungen an mehreren Gelenken und eine Morgensteifigkeit von mehr als 60 Minuten.
  • Familiäres Mittelmeerfieber
    • Es handelt sich um eine genetisch vererbte Erkrankung, die vor allem bei Menschen, die aus den östlichen Regionen des Mittelmeers stammen, verbreitet ist.
    • Typisch sind 1–3 Tage andauernde Fieberschübe, begleitet von Bauchschmerzen, auf die beschwerdefreie Phasen folgen. Die Abstände zwischen den Schüben können von 1 Woche bis zu mehreren Monaten reichen.

Seltene Ursachen

  • Sarkoidose
    • Bei der Sarkoidose handelt es sich um eine Erkrankung, die viele Organsysteme betrifft.
    • Sie kann akut oder chronisch verlaufen und beginnt oft in einem Alter zwischen 20 und 40 Jahren.
    • Die Erkrankung kann mit Abgeschlagenheit, Fieber, unerklärlich langanhaltendem Husten und Atemnot einhergehen.
    • Bei akutem Verlauf stehen Fieber, Gelenkbeschwerden (Sprunggelenke) und  gerötete, schmerzhafte Knoten im Unterhautfettgewebe (Erythema nodosum) im Vordergrund.
    • In 90 % der Fälle sind die Lungen betroffen, die Erkrankung kann aber auch Auswirkungen auf Haut, Augen, Gelenke, Nerven, Leber, Nieren oder Herz haben.
  • Lyme-Borreliose
    • Als verzögerte Reaktion nach einem Zeckenstich kann sich eine Arthritis entwickeln. Diese betrifft meist nur ein größeres Gelenk (z. B. Kniegelenk).
    • Zuvor kann es zu einem spezifischen kreisrunden oder ovalen Hautausschlag (Erythema migrans) kommen sowie in unterschiedlichen Stadien zu einer Vielzahl weiterer Symptome in anderen Organen. Die Beschwerden können vielgestaltig sein und umfassen insbesondere Haut, Nervensystem, Gelenken und Herz.
    • Nur etwa 1 % der Patient*innen entwickelt nach einem Zeckenstich eine symptomatische Infektion.
  • Arthritis bei Kindern (kindliches Rheuma, juvenile idiopathische Arthritis)
    • Es kommt zu einer anhaltenden Entzündung in einem oder mehreren Gelenken über mehr als 6 Wochen, die vor dem 16. Lebensjahr beginnt und bei der andere Ursachen ausgeschlossen wurden.
    • Die Symptome können sich langsam entwickeln. Zu den allgemeinen Beschwerden zählen Abgeschlagenheit, Fieber und Hautausschlag. Morgensteifigkeit und Trägheit sind üblich, die Schmerzen sind oft weniger ausgeprägt.
  • Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
    • Eine Autoimmunerkrankung, die Symptome in vielen Organsystemen verursachen kann. Die Beschwerden sind oft unspezifisch und wechseln sich ab. Dazu gehören Schmerzen in Gelenken, ein oft schmetterlingsförmiger Hautausschlag über Wangen und Nase sowie neurologische Symptome.
    • Die Erkrankung tritt am häufigsten bei Frauen jüngeren und mittleren Alters auf.
  • Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans)
    • Die genaue Ursache ist unbekannt. Bei 90–95 % der Betroffenen ist das Gewebsantigen HLA-B27 nachweisbar. Es wird vermutet, dass die Erkrankung bei dafür anfälligen Patient*innen von einem unbekannten Umweltfaktor ausgelöst wird.
    • Es bestehen typischerweise tiefsitzende, chronische Schmerzen im unteren Rücken und eine Morgensteifigkeit. Zu Beginn der Erkrankung sind die klinischen Befunde wenig ausgeprägt. Im weiteren Verlauf kann es zu einer Versteifung der Wirbelsäule kommen.
  • Morbus Behçet
    • Eine multisystemische Erkrankung, die in den meisten Fällen mit einer Gefäßentzündung (Vaskulitis) einhergeht.
    • Die Symptome sind vielfältig und äußern sich z. B. in Aphthen an den Schleimhäuten, schmerzhaften Knoten im Unterhautfettgewebe (Erythema nodosum) und Gelenkentzündungen. Auch Augen, Herz und Gefäße, Nieren, Magen-Darm-Trakt, Lunge, Harnwege und ZNS können in unterschiedlichem Ausmaß betroffen sein.
  • Hämochromatose
    • Eine Erberkrankung, bei der Eisen im Körper angereichert wird.
    • Am häufigsten sind die Leber, Bauchspeicheldrüse, Gelenke, Herz, Hirnanhangdrüse (Hypophyse), die Eierstöcke und Hoden betroffen.
  • Gonokokken-Arthritis
    • Im Rahmen der sexuell übertragbaren Krankheit Gonorrhö kann es zu Gelenkentzündungen kommen.
    • Die Entzündungen können „wandern“ und verschiedene Gelenke betreffen.
  • Rheumatisches Fieber
    • Etwa 2–3 Wochen nach einer Infektion mit Streptokokken der Gruppe A im Rahmen einer Atemwegsinfekts (z. B. Mandelentzündung) kann es anschließend zu rheumatischem Fieber kommen. Die Symptome sind eine allgemeine Schwäche, schmerzhafte Gelenkentzündungen, Hautveränderungen und unwillkürliche, überschießende Bewegungen (Chorea minor).
    • In westlichen Industrienationen ist das rheumatische Fieber inzwischen sehr selten geworden.
  • Amyloidose
    • Durch Ablagerung von unlöslichen Proteinkomplexen (Amyloid) kann es zu Gelenkschmerzen und Organfunktionseinschränkungen kommen.

Wann sollten Sie ärztliche Hilfe suchen?

Dies hängt vom Schweregrad der Gelenkschmerzen ab. Treten die Schmerzen plötzlich auf und sind begleitet von Rötung, Schwellung, Abgeschlagenheit oder Fieber, sollten Sie sich zeitnah vorstellen. Auch länger bestehende Gelenkschmerzen sollten sie ärztlich abklären lassen.

Untersuchungen

Anamnesegespräch

Bei der Anzahl verschiedener Ursachen von Gelenkbeschwerden werden die Ärzt*innen zuerst einige Fragen stellen, z. B.:

  • Wie lange besteht die Erkrankung bereits?
  • Welche Gelenke sind betroffen?
  • Wie hat die Erkrankung begonnen?
  • Hatten Sie bereits ähnliche Probleme?
  • Hatten Sie in der Vergangenheit eine Verletzung am betroffenen Gelenk?
  • Kommen Gelenkerkrankungen in Ihrer Familie häufig vor?
  • Sind die Gelenke geschwollen?
  • Wandern die Gelenkschmerzen von einem Gelenk zu einem anderen?
  • Haben Sie morgens steife Gelenke?
  • Haben Sie nachts Schmerzen? Im Ruhezustand?
  • Leiden Sie an anderen Erkrankungen?
  • Fühlen Sie sich allgemein krank?
  • Haben Sie oder hatten Sie vor kurzem einen Ausschlag?
  • Waren sie vor kurzem verreist?
  • Hatten Sie erst kürzlich eine Infektionskrankheit?
  • Kann eine sexuell übertragbare Erkrankung vorliegen?

Ärztliche Untersuchungen

Besonderen Wert wird auf die Untersuchung der schmerzenden Gelenke gelegt. Es wird auf Schwellungen, Rötungen, die lokale Überwärmung und eingeschränkte Beweglichkeit geachtet, ggf. werden bei entsprechendem Verdacht die Haut und weitere Organe untersucht. Bei Gelenkentzündungen kann es sinnvoll sein, eine Blutuntersuchung durchzuführen.

Überweisung an Spezialist*innen

Je nach Verdachtsdiagnose kann es sein, dass Sie zu spezialisierten Ärzt*innen überwiesen werden, um die Ursache der Beschwerden weiter abzuklären. Hier können weitere Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen, Ultraschalluntersuchungen oder eine MRT (Magnetresonanztomografie) ergänzt werden. Besteht der Verdacht auf eine bakteriell verursachte Gelenkentzündung, kann auch eine Gelenkpunktion erforderlich sein.

Einweisung ins Krankenhaus

In manchen Fällen ist eine Einweisung in ein Krankenhaus erforderlich, wenn es sich um eine bedrohliche Situation mit Zeichen eitriger Entzündung, Fieber oder Nervenschädigungen handelt.

Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Gelenkbeschwerden. Wenn kein Verdacht auf eine zugrunde liegende Erkrankung besteht, kann eine Therapie mit entzündungshemmenden Schmerzmedikamenten (z. B. Ibuprofen) für 3–7 Tage begonnen werden. 

Weitere Informationen

  • Schmerzen in mehreren Gelenken – Informationen für ärztliches Personal

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin

Quellen

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Schmerzen, mehrere Gelenke (Polyarthropathie). Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

Was kann das sein wenn alle Gelenke Schmerzen?

Akute Schmerzen in mehreren Gelenken sind häufig ein Anzeichen für Entzündungen, Gicht oder eine beginnende oder aufflammende chronische Gelenkerkrankung. Chronische Schmerzen in mehreren Gelenken sind häufig auf Osteoarthrose oder eine entzündliche Erkrankung (z.

Was kann ich gegen schmerzende Gelenke tun?

Bei Gelenkschmerzen, deren Ursache Entzündungen sind, hilft es, die betroffenen Körperpartien hochzulagern und ruhigzustellen. Auch feuchte und kühlende Umschläge um die betroffenen Stellen helfen bei Gelenkschmerzen. Gleiches gilt für entzündungshemmende und schmerzlindernde Cremes.

Was fehlt Wenn Gelenke Schmerzen?

Ruhe ist wichtig, wenn die Schmerzen im Gelenk aufflammen. Aber zu wenig Bewegung ist wiederum schädlich, denn Gelenke brauchen Bewegung, um ausreichend durchblutet zu sein. Zu viel Schonung kann mehr schaden als nutzen. Patienten mit chronischer Gelenkentzündung sollten zudem auf eine ausgewogene Ernährung achten.

Was tun wenn der ganze Körper weh tut?

Mit Bewegung Schmerzen verringern Gezielte Bewegung ist ein wichtiger Baustein der Behandlung. Vor allem leichtes Ausdauertraining hat sich als effektiv erwiesen. Wichtig dabei: Betroffene sollten behutsam mit der Bewegung beginnen - zum Beispiel mit sich langsam steigernden Spaziergängen - und sich nicht überfordern.