Was sind Verse in einem Gedicht

Ein Gedicht ist ein lyrischer Text, der sich durch seine Versform und seine rhythmische stilisierte Gestaltung auszeichnet. Eine Zeile im Gedicht heißt Vers. Den Absatz eines Gedichts bezeichnet man als Strophe. Eine Strophe besteht aus mehreren Versen. Wenn der letzte betonte Vokal sowie die ihm folgenden Laute in zwei oder mehreren Worten gleich klingen, spricht man von einem Reim. Erfolgt die Betonung der Silben innerhalb eines Verses in einer regelmäßigen Abfolge, so gilt es, das Metrum zu bestimmen.

Die Gedichte können in Untergattungen unterteilt werden, z. B. Sonett, Ballade, Volkslied, Glosse, Romanze, Hymne, Ode oder Elegie. Gedichte sind aber nicht immer gereimt und weisen nicht immer ein Metrum auf. Bereits zur Zeit Goethes stellten Gedichte ohne Reimschema und mit freien Rhythmen keine Ausnahmen mehr dar. Die moderne Lyrik verzichtet häufig auf auf ein festes Metrum und auf Reime und nähert sich der Prosa an.

Die kreativen modernen Dichter bleiben frei darin, die Stilelemente zu mischen und die Formen zu sprengen. Zum Beispiel besitzen viele Prosagedichte, die ihre Blüte im Frankreich des 19. und 20. Jahrhunderts erleben, kein bestimmtes Reimschema oder Metrum. Ein Extrembeispiel stellen die Formgedichte dar, die durch Länge und Anordnung ihrer Verse ein Bild formen, das die Botschaft des Textes unterstreicht: zum Beispiel ein Kreuz bei einem geistlichen Gedicht oder eine Sanduhr bei einem Gedicht über die Vergänglichkeit des Irdischen.

Hauptmerkmale eines Gedichts:

Kürze: Gedichte sind meistens kurz und zeichnen sich durch eine hohe Informationsdichte aus. Die japanische Gedichtform Haiku gilt beispielsweise als die kürzeste Gedichtform der Welt, die meist aus nur drei Wortgruppen mit jeweils fünf und sieben Wörtern besteht. Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen. Besonders Oden, Hymnen und Lieder können wesentlich länger ausfallen. Schillers Das Lied von der Glocke hat zum Beispiel über 400 Verse.

Verse: Gedichte sind aus Versen zusammengesetzt. Diese können durch ein Reimschema miteinander verbunden sein, ein gleiches oder unterschiedliches Versmaß aufweisen und so miteinander korrespondieren oder einander kontrastieren. Die Anzahl der Silben und die Kadenz müssen dabei ebenfalls beachtet werden (siehe dazu „Gedichtinterpretation: Nützliche Begriffe“). 

Stil und Form: Gedichte sind mehrfach kodierte Texte, die viele rhetorische Stilmittel, wie Alliterationen, Assonanzen, Repetitionen, Neologismen, Symbole und Metaphern (siehe dazu „Sprach-und Stilmittel“), verwenden, um Emotionen, Sehnsüchte und Erlebnisse in Worte zu fassen und zu vermitteln. Auch zeichnen sie sich oft durch syntaktische und grammatikalische Abweichungen, wie unübliche Wortstellungen, Satzkonstruktionen oder Verformung der Wortgestalt, aus. Sie sind damit kleine sprachliche Kunstwerke, die Raum für Interpretation und Assoziationen bieten, aber auch ohne tiefes Eintauchen in die Materie durch Klang ein Vergnügen bereiten.

Lyrisches Ich: In Gedichten erzählt oft ein fiktionales Lyrisches Ich von seinen Gedanken, Gefühlen, Sehnsüchten, Erlebnissen oder seinem Verhältnis zur Welt. In vielen Fällen besteht eine sehr große Nähe zwischen dem Lyrischen Ich und dem Dichter, die aber nicht zu ernst genommen werden darf – nur zu gern stilisieren sich die Dichter und lassen Fiktionen wie Fakten wirken. Wie der Ich-Erzähler in der Epik darf das Lyrische Ich aus diesem Grund nicht mit dem Autor gleichgesetzt werden.

Seit dem 9. Jahrhundert wurde es üblich, den Endreim in der deutschen Lyrik zu verwenden. Das hatte auch Auswirkungen auf den Vers. Man begann, antike Versmaße zu verwenden.

Deswegen wird der Vers genauer als die von einem bestimmten Rhythmus getragene und metrisch gegliederte Zeile innerhalb der gebundenen Rede definiert.

Metrik ist die Lehre vom Versmaß, d.h. der schematischen Ordnung, die dem Vers zugrunde liegt. Voraussetzung für die Ordnung ist, dass es Silben verschiedener Qualität gibt:

  • Es kann (wie im Griechischen) der Wechsel von langen und kurzen Silben (Länge und Kürze) geregelt werden (quantitierender Vers, quantitierende Metrik) oder
  • (wie im Deutschen) der Wechsel von betont und weniger betont (Hebung und Senkung) gesprochenen Silben (akzentuierender Vers).
  • Bei einem dritten System (in den romanischen Sprachen) wird die Zeile durch die Zahl der Einheiten bestimmt, zugleich liegen die Stellen für einige Akzente fest. In bestimmten französischen Versen herrscht der alternierende Grundsatz (alternierender Vers), das heißt der regelmäßige Wechsel von betont und nicht betont, unbeschadet der „natürlichen“ Betonung der Silben.

Das Versmaß wird in der Verslehre auch als Metrum bezeichnet.
Metrum bezeichnet im Deutschen die Anzahl der Versfüße pro Zeile. Es regelt die Abfolge von betonten und unbetonten Silben (Versfuß), das heißt (im Deutschen) die Anordnung des Wort-Akzents. Man unterscheidet:

  • Dimeter (zwei Versfüße),
  • Trimeter (drei Versfüße),
  • Tetrameter (vier Versfüße),
  • Pentameter (fünf Versfüße) und
  • Hexameter (sechs Versfüße).

Der Versfuß (Takt) besteht aus einer betonten Silbe (Hebung: –) und einer oder mehrerer unbetonter Silben (Senkung: U). Der Takt ist die kleinste metrische Einheit des Metrums.

Versfüße im Deutschen orientieren sich an der griechischen Literatur. Die Lyrik der deutschen Literatur begreift sich zunächst als nachahmende Gattung. Der griechischen kurzen bzw. langen Silbe stellt man in der deutschen Literatur die betonte bzw. unbetonte Silbe gleich. In der ursprünglichen germanischen Literatur gab es lediglich den Stabreim bzw. die Alliteration, der wir als bestimmendem Versfuß im Hildebrandslied begegnen.

Was sind Verse in einem Gedicht

Freie Verse / freie Rhythmen

Freie Verse (franz. vers libre) sind gereimte Zeilen von unterschiedlicher Länge. Es handelt sich durchgehend um Jamben (eine unbetonte und eine betonte Silbe) oder Trochäen (eine betonte und eine unbetonte Silbe) mit oder auch ohne Strophenform.

Freie Verse muss man von freien Rhythmen unterscheiden. Freie Rhythmen sind reimlose, metrisch ungebundene, rhythmisch geprägte Verszeilen, ohne metrisch festgelegte Strophenform, doch sinngemäß in Gruppen unterschiedlicher Länge gegliedert.

Wie zählt man Verse im Gedicht?

Demnach ist jede Zeile eines Gedichts ein Vers.

Was für Verse gibt es?

Bei Unterscheidung nach der Zahl der enthaltenen Metren gibt es:.
Monometer (1 Metrum).
Dimeter (2 Metren).
Trimeter (3 Metren).
Tetrameter (4 Metren).
Pentameter (5 Metren).
Hexameter (6 Metren).

Was ist ein Vers kurz erklärt für Kinder?

Ein Vers ist eine Zeile in einem Gedicht; mehrere Verse bilden die Strophe. In der Reimlehre werden Vers und Strophe mit einfachen Worten erläutert.

Wie viele Verse hat eine Strophe?

In diesem Beispiel tritt der strophenartige Aufbau eines Gedichtes recht deutlich zutage. Wir haben es mit zwei Strophen (aabb und ccdd) zu tun, die durch jeweils vier Verse, also Zeilen, gebildet werden. Diese Verse sind in Paarreimen angeordnet (→ Reimschema).