Gestern hatte ich ein kleines Gespräch mit Klaus, einem Freund. Klaus lebt seit längerer Zeit in einer Beziehung mit seiner Frau und den zwei Kindern. Klaus und ich treffen uns in unregelmäßigen Abständen. Dann reden wir über Belangloses, über viele Dinge des Lebens oder aktuelle Themen, die uns beschäftigen. Gestern hatte Klaus ein aktuelles Thema mitgebracht. Seine Frau hatte ihm vorgeworfen, nicht die unterschiedlichen Arten der Liebe in ihrer Beziehung zu leben. Klaus beschäftigt sich nun mit diesem Vorwurf. Da er sich mit mir darüber austauschen möchte, sitzen Klaus und ich zusammen. Welche Arten von Liebe wir besprochen haben, kannst du in diesem Artikel lesen.
Erfolgreiche Paarbeziehungen brauchen mehrere Kategorien der Liebe
„Diese begehrende Liebe bezeichne ich auch als Sexus“, flechte ich in unser Gespräch ein. „Mit dem Wort Sexus meine ich die Begierde, die Quelle meiner Lust und der Entspannung. Der Sexus ist für mich auch Ausdruck der zärtlichen Zuneigung und das ekstatische Erleben zwischen mir und der anderen Person. Dabei gehören Liebe und Sexualität – nach ihrer Art und Weise – für mich nicht unbedingt zusammen.“
„Stimmt“, meint Klaus, „die Liebe ist doch weit mehr als sexuelle Betätigung. Ich kann Sex ohne Liebe haben und auch Liebe ohne Sex ist ebenso möglich.“
„Ganz genau“, erwidere ich, „meine sexuelle Befriedigung kann ich auch kaufen oder fordern, doch niemals die Liebe.“
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Je besser sich Klaus und seine Frau kennengelernt hatten, kam für Klaus mehr die erotische Liebe ins Spiel. Das altgriechische Wort Eros steht für mich für die hingebende Liebe.
„Die erotische Liebe zeigt sich für mich in der Leidenschaft füreinander. Das findet nach der Kennenlernphase statt. Mein Eros ist begeistert, entflammt oder ergriffen von einem Verlangen. Dem Verlangen mich mit der anderen Person liebend zu verbinden.“, erkläre ich ihm die Wortbedeutung Eros.
Klaus überlegt einen Moment und meint: „Meinst du das jetzt körperlich? Was ist denn dann mit dem seelischen Aspekt? Ich fühlte dann auch immer mehr den Wunsch nach Gemeinsamkeiten außerhalb der Erotik und des Sex.“
„Mmmmhhh“, überlege ich, „ich finde schon, dass der seelische Bereich damit auch gemeint ist. Es geht um den ganzen Menschen. Das stimmt. Nicht bloß um einen Teil. Sexualität ist ja mehr auf das Körperliche ausgerichtet und die Erotik kann auf der Sinnes- und Gefühlsebene gespürt werden. So wie die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff zu ihrem Freund Levin Schücking schreibt: «An gleicher Lust und gleichem Sinnen reich».
„Wow, Thomas“, nun bin ich echt beeindruckt“, sagte Klaus. „Und mittlerweile fühle ich mit Kornelia eine freundschaftliche Liebe. Weißt du, das ist so ganz ohne Sex oder Eros. Geht das denn überhaupt?“
Klaus schaut mich dachdenklich an. „Damit kommen wir in unserer Beziehung immer wieder ins Straucheln, glaube ich zumindest. Vielleicht ist es das, was Kornelia sich von mir mehr wünscht in unserer Beziehung“
„Kann schon sein“, entgegne ich, „Euer Straucheln verstehe ich so, dass ihr in eurer Beziehung ein Gleichgewicht zwischen der Sehnsucht nach Zweisamkeit und dem Wunsch nach Eigenständigkeit aufbauen wollt. Und das ist vielleicht hier gerade euer Thema.“
„Wie meinst du das?“, schaut mich Klaus fragend an.
„Oha“, entfuhr es Klaus. „Das erzähl‘ mal meiner Frau“, drückt dabei das linke Auge zu und legt sein verschmitztes Lächeln auf.
„Ist doch wahr, oder?“, entgegne ich. “Das Zusammensein funktioniert nach dem Motto: Ich liebe dich nicht darum, weil du so bist, sondern weil ich so bin, wenn ich bei dir sein kann.“
„Weißt du, Thomas“, schaut mich Klaus an, „ich glaube, ich bekomme langsam eine Idee, was meine Frau mit dem Satz gemeint hat.“
„Und das wäre?“, frage ich nach.
„Nun, ich glaube, sie meint wirklich diese freundschaftliche Ebene, diese Philia. Ich bin wahrscheinlich manchmal zu fordernd oder erwarte von ihr etwas ganz Bestimmtes. Vielleicht sollte ich mal üben sie die Dinge erledigen zu lassen, wie sie es für richtig hält.“
„Klaus, ich glaube, das wäre eine gute Idee“, strahle ich, „vielleicht kannst du dadurch deine Frau mehr wertschätzen für das, was sie ist und nicht für das, wie sie für dich sein soll.“
Klaus ging mit einem nachdenklichen Gesicht aus dem Gespräch und versprach mir zu erzählen, wie es weiter gegangen ist – mit Kornelia und ihm.
In unseren Beziehungen leben wir mehrere Arten von Liebe: die körperliche, die seelische und die freundschaftliche. Diese unterschiedlichen Arten wechseln und sind nicht stringent oder geordnet. Mit der Zeit des Zusammenseins erfahre ich diese Arten immer wieder. Sie wechseln – vielleicht auch stündlich ;-). Mal habe ich Lust auf Sex, dann wieder möchte ich nur Kuscheln und die Nähe der anderen Person spüren. Oder ich mache mit meinen Freunden einen Zug um die Häuser ohne schlechtes Gewissen. Nämlich den Partner zu vernachlässigen, wenn ich etwas für mich tue. Ich denke, dass eine gute Beziehung durch diese drei Arten von Liebe getragen wird und ich diese Arten auch benötige, um mich in der Beziehung zu der anderen Person frei und wertgeschätzt zu fühlen.
Kennst du diese drei Wahrnehmungen von Liebe? Einmal körperlich, dann seelisch und dann freundschaftlich? Wie sind deine Erfahrungen? Freue mich von deinen Erfahrungen zu lesen.