Hallo, soll für unsere Fertigung einen Präsentation erstellen in denen ich in einige Prozesse vertiefen soll. Da ich Kaufmann bin habe ich nicht die größte Ahnung und hoffe auf eure Hilfe!
Könnt ihr mir 3 Unterschiede zwischen dem Gleich- und Gegenlauffräsen nennen? Und wie entscheide ich mich für das jeweilige Verfahren?
Netten Gruß
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Vando
Junior Usermod
19.11.2016, 23:14
Der Unterschied ist die Schneidrichtung im Vergleich zur Vorschubsrichtung (beim Gleichlauf hat die Schneidrichtung dieselbe Richtung wie die Vorschubrichtung und beim Gegenlauf ist es entgegengesetzt.) Alles weitere ist nur eine daraus resultierende Folge. Nämlich: Beim Gleichlauf ist a) der Schnitt ruhiger b) der Werkzeugverschleiß geringer und c) die Oberflächengüte besser, sofern der Maschinentisch kein Spiel hat und man keine harten Werkstoffe (wie Gusseisen) fräst. Beim Gleichlauffräsen gibt es beim Werkzeug einen Ranzieheffekt, beim Gegenlauffräsen einen Wegdrückeffekt. Deswegen darf der Tisch kein Spiel haben, denn in dem Moment wo der Fräser da Werkstück berührt, zieht er es zu sich ran und es gibt einen Ruck der ,,extrem" belastend ist. Ich denke daraus wird schon ersichtlich wann man was verwendet: viele Grüße
Gegenlauf bei harten Werkstoffen und bei Spiel im Tisch. Und Gleichlauf eigentlich immer, wenn diese Sachen nicht zutreffen.
Fredl94
17.11.2016, 19:07
am Bild siehst du den Unterschied zum gleichlauf und gegenlauffräsen. Werkzeug läuft ruhiger, Grundsätzlich wird immer mit gleichlauf gefräst, kann aber auch von Vorteil sein wenn man gegenlauf fräst. Ist das Rohmaterial zum Beispiel stark verzundert (die Zunderschicht ist sehr hart), kann man durch gegenlauffräsen eine längere Standzeit des Werkzeugs erreichen, weil die Schneiden nicht immer direkt auf die Zunderschicht schlagen. (siehe Bild) Beim Gleichlauf hat man das Problem, wenn der Fräser einen Innenradius läuft, daß er sich tendenziell ins Material frißt. Je instabiler die Maschine btw. je näher Vorschub und Zustellung am Limit liegen, umso größer die Gefahr, daß die Fräsung an diesen Stellen nicht sauber wird. Um ein Stück gut hinzukriegen, muß man also vorher ÜBerlegungen bzgl. der Geometrie und dem Spanvolumen anstellen und die Leistungsfähigkeit (Steifigkeit) der Maschine in Verbindung mit den gewählten Werkzeugen mit einbeziehen. Gruß Sharky Mit meinen bescheidenen Mitteln meiner Hobby-CNC-Maschine mache ich es so, daß ich 1.) an solchen Stellen, also wo Innenradien gefräst werden müssen, voll den Speed rausnehme (ist aber je nachdem keine kongruente Strategie, weil der Fräser ja einen Minimalvorschub braucht, unterhalb dessen das Fräsbild wieder schlechter wird, und den kennt man nicht wirklich) 2.) daher, wg. Punkt 1.), Innenradien bei kritischen Stücken exakt vorbohre und diese sogar reibe. Innenradien vorzubohren führt zu einer enormen Entlastung beim Fräsen an den kritischen Stellen und trägt beim konventionellen Fräsen deutlich zur Übersicht bei. 3.) Je kritischer die ganze Bearbeitung, umso mehr sollte man Gegenlauffräsen bevorzugen, weil Gegenlauffräsen den Fräser vom Material wegdrückt, Gleichlauffräsen ihn in das Material reinzieht. Das letztere muß man sich leisten können, das erstere ist die sicherere Methode. Ansonsten gilt die alte Weisheit, daß Gleichlauffräsen beim Schlichten die bessere Oberfläche macht. Das stimmt aber nur, wenn der Fräser nicht mehr zu fressen kriegt als er kann, und wenn Drehzahl und Vorschub inbezug auf das Werkzeug und das Material richtig gewählt wurden. "… Immer in der richtigen Richtung Fräsen …", … niemals im Gleichlauf Fräsen …" Das sind Sätze, die man immer wieder liest und hört, wenn es um die richtige Richtung beim Fräsen geht. Aber was bedeutet das alles? Warum ist Gegenlauf gut und Gleichlauf böse? Um das zu verstehen, muss man erst einmal die beiden Begriffe definieren. Da sich Gleichlauf und Gegenlauf meist auf das Fräsen beziehen, erkläre auch ich es am Beispiel eines Oberfräsers. Gegenlauf:
Vorteile beim Gleichlauffräsen:
man erreicht eine längere Standzeit des Werkzeugs,
schönere Oberfläche,
Der Fräser dreht sich gegen die Vorschubrichtung der Oberfräse (blauer Pfeil). Als Bediener muss man die Maschine gegen das Holz schieben, während der Fräser zerspant. (Beim Frästisch und der Tischfräse wird natürlich das Holz gegen den Fräser geschoben). Die Maschine, beziehungsweise das Werkstück, können in beiden Fällen kontrolliert geführt werden.
Gleichlauf:
Beim Gleichlauf entspricht die Vorschubrichtung der Oberfräse der Drehrichtung des Fräsers. Der Fräser beschleunigt hierbei die Maschine (oder bei Frästisch und Tischfräse das Holz). Die Maschine oder das Werkstück sind dann viel schwieriger zu kontrollieren. Bei einer Tischfräse oder einen Frästisch kann das Werkstück weggeschleudert werden, bei einer handgeführten Oberfräse kommt es leicht zum Rückschlag an der Maschine.
Wie ausgeprägt sich dieses Verhalten zeigt, ist davon abhängig, wie stark die bei der Zerspanung wirkenden Kräfte sind. Also im Klartext, wie groß der Fräser ist und wie viel Material abgenommen wird. Es kann sein, dass Sie bei einer kleinen Abrundung mit einem Radiusfräser von, sagen wir mal zwei Millimetern, kaum einen Unterschied bemerken, ob Sie nun im Gleich- oder im Gegenlauf fräsen. Bei einer Falzfräsung von 20 x 15 Millimetern in einer Zustellung wird es aber schon sehr gefährlich, diese im Gleichlauf zu fräsen.
Man liest und hört immer wieder den Tipp, im Gleichlauf zu fräsen, um Ausrisse zu vermeiden. Zugegeben, es wird hier und da schon mal praktiziert. Allerdings sollte man dann genau wissen, was man tut. In der Praxis macht es so mancher Profi so, dass er im Gegenlauf vorarbeitet, also das meiste zu entfernende Material wegfräst. Dann wird noch einmal minimal nachgestellt und die letzten paar zehntel Millimeter werden im Gleichlauf weggefräst. Das Ergebnis ist in der Regel eine saubere, ausrissfreie Fräsung. Wie gesagt, in der professionellen Praxis wird das manchmal gemacht. Ich rate Ihnen dennoch davon ab. Wenn Sie Probleme mit Ausrissen beim Fräsen haben, arbeiten Sie in mehreren Zustellungen und achten Sie darauf, dass der Fräser scharf ist. Das führt ebenfalls zu sehr sauberen Ergebnissen, birgt aber ein geringeres Gefahrenpotenzial.
Die Berufsgenossenschaft verbietet das Fräsen im Gleichlauf. In Verbindung mit dem sogenannten manuellen Vorschub. Auch wenn ein Vorschubgerät benutzt wird, ist das manueller Vorschub. Lassen Sie also besser die Finger vom Gleichlauffräsen, egal ob Handoberfräse, Frästisch oder Tischfräse.
Gewöhnen Sie sich das Fräsen im Gegenlauf am besten grundsätzlich an. Mit drei Faustregeln behalten Sie auch ganz einfach den Überblick über die richtige Fräsrichtung:
1. Am Frästisch und der Tischfräse ist die Vorschubrichtung von rechts nach links.
2. Außenkanten werden mit der Handoberfräse gegen den Uhrzeigersinn bearbeitet.
3. Innenkanten (Aussparungen) werden mit der Handoberfräse im Uhrzeigersinn bearbeitet.
Richtige Fräsrichtung bei der Handoberfräse
Die erste Regel ist bei Tischfräsen mit wechselbarer Drehrichtung nicht ganz eindeutig. Ändert sich die Drehrichtung des Fräsers, so ändert sich auch die Vorschubrichtung. Dennoch ist man mit diesen drei Regeln schon mal sehr gut bedient. Und glauben Sie mir, sehr schnell fällt der Groschen im Bezug auf Drehrichtung und Vorschubrichtung.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf einen Artikel hinweisen, der sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt:
Breite Nuten und Fälze auf dem Frästisch
//www.holzwerken.net/Blog/Heiko-Rech/Breite-Nuten-und-Faelze-auf-dem-Fraestisch
Wissen. Planen. Machen. Das ist das Motto der Zeitschrift HolzWerken, dem Magazin für den Holzwerker.