Was braucht man um eine corona teststation zu eröffnen

Stand: 17.02.2021 08:15 Uhr

In Clubs, Fitnessstudios oder in der Kirche: Corona-Tests gibt es inzwischen an buchstäblich jeder Ecke - auch von immer mehr Privatfirmen. Reguliert werden Anbieter und Tests kaum. 

Hier zwischen Taufstein, Orgel und Altar soll alles ganz schnell gehen: Wattestäbchen in die Nase, ein paar Meter weiter brennt die Osterkerze. Nach 15 bis 20 Minuten ist das Ergebnis dann auch schon da. In der evangelischen Kirche in Zuffenhausen haben Johannes Stirnkorb und Frank Mürdel ein Testzentrum eingerichtet. Nur einer von vielen ungewöhnlichen Orten, an denen gerade solche Teststellen entstehen.

Beide sind Mediziner an Stuttgarter Kliniken. Sie haben Anfang des Jahres die "Corona Schnelltest Süd GmbH" gegründet. Hier gibt es kostenlos Antikörper- und Antigenschnelltests für Personen, die nach der Bundes- oder Landesstrategie berechtigt sind - das heißt, Menschen mit Symptomen oder aus bestimmten Berufsgruppen. Dafür ist die GmbH vom Gesundheitsamt beauftragt. Für alle anderen, die sich testen lassen wollen, fallen Kosten zwischen 39 Euro für den Antigen-Schnelltest und 49 Euro für den Antikörper-Schnelltest an.

Keine unabhängige Prüfung bei Antigentests

Welche Schnelltests sie hier verwenden, war den beiden Medizinern wichtig. Das Antigen-Modell vom amerikanischen Hersteller Abbott wurde in einer Studie, an der auch der Virologe Christian Drosten beteiligt war, evaluiert und für gut befunden. Vorgaben, welche Tests genutzt werden sollen, gibt es von Seiten des Gesundheitsamts allerdings nicht.

Dabei ist der Markt inzwischen voll damit. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) listet aktuell 179 Antigen-Schnelltests auf seiner Homepage. Nach europäischem und nationalem Recht ist es bisher nicht notwendig, dass die Antigen-Schnelltests von einer Behörde oder einer anderen unabhängigen Stelle überprüft werden. Das CE-Zertifikat stellen sich die Hersteller selbst aus.

Tobias Kurth, Direktor des Instituts für Public Health von der Charité, sieht hier dringenden Nachholbedarf. "Sie haben einen interessanten Markt für die Hersteller, aber keine wissenschaftliche Begleitung. Es wäre wichtig, dieses Tests standardisiert zu evaluieren, damit man auch mitbekommt, wer was anbietet."

Das Paul-Ehrlich-Institut hatte auf Ansinnen des Gesundheitsministeriums angekündigt, die Tests auf der Liste nach und nach vergleichend zu beurteilen. Solange müsse man sich laut Gesundheitsminister Jens Spahn "auf die Angaben der Hersteller verlassen" - oder eben erste Studien bewerten, wie die beiden Mediziner aus Zuffenhausen.

Mitarbeiterschulung obliegt Testzentren

Ob auch andere Betreiber bei der Auswahl der Tests so genau hinschauen, bleibt offen. Das Geschäft mit den Corona-Tests lockt auch branchenfremde Unternehmer an. Durch relativ geringe Einkaufspreise und die aufgehobene Preisbindung lässt sich mit Corona-Testzentren gut verdienen. Praktisch jeder kann ein Corona-Testzentrum eröffnen, ein medizinischer Hintergrund ist nicht erforderlich.

Laut Gesundheitsamt gibt es aktuell keinen Überblick, wie viele private Testeinrichtungen es gibt, da diese kein gesondertes Zulassungsverfahren durchlaufen. Auch das eingesetzte Personal muss nach einem Erlass des Bundesgesundheitsministeriums keine medizinische Fachkenntnis vorweisen. Mit den langen Tupfern dürfen auch eingelernte Laien Abstriche nehmen.

Im Testzentrum der beiden Mediziner in Zuffenhausen werden die Tests nur durch Personal mit medizinischen Vorkenntnissen durchgeführt, hier arbeiten vor allem Studierende der Medizin. Das in anderen privaten Testzentren auch Laien eingesetzt werden, sieht der Epidemiologe Kurth nicht grundsätzlich als Problem. "Wenn sie eine gute Schulung haben, dann bekommt man das hin. Wir haben auch nicht so viel medizinisches Personal, dass wir flächendeckend die Testzentren ausstatten könnten. Aber das läuft eben ohne Regulierung ab."

Laut baden-württembergischen Gesundheitsministerium obliegt die Schulung den Testzentren. Eine standardisierte Unterweisung gibt es nicht. Darin sieht Kurth ein Problem: "Ich kann jemanden fünf Minuten einführen und sagen: Hier einmal Wattestäbchen in die Nase, rumdrehen und raus. Oder ich zeige und erkläre das ausführlich und detailliert." Die fachgerechte Handhabung sei entscheidend für die Aussagekraft der Schnelltests. Deshalb brauche es mehr Regulierungs- und Standardisierungsmaßnahmen für die privaten Testzentren.

Kostenlose Massentests für alle

Die Corona-Schnelltest sollen künftig eine tragendere Rolle in der Pandemiebekämpfung spielen. Gesundheitsminister Spahn kündigte an, ab März allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlose Schnelltests anzubieten. Dazu sollen Kommunen vor Ort Testzentren oder Apotheken beauftragen können. Ob damit auch die Regularien für die privaten Testzentren überarbeitet werden, bleibt abzuwarten.

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