Was bedeutet es jemanden zu daten?

Vielen Menschen fällt es schwer zu glauben, dass jemand wirklich gerne alleine Zeit verbringt. Schnell unterstellt man dieser Person, dass sie das doch eigentlich gar nicht will. Aber so mysteriös es für den ein oder anderen auch sein mag: Es gibt sie, die Menschen, die es mögen, (mal) alleine zu sein. Sie verbringen wahrscheinlich gerne mal einen Samstagabend alleine auf der Couch und sagen dafür das Kino-Date ab. Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass dieser Mensch Sie nicht mag, sondern nur, dass er sich selbst und seine eigene Gesellschaft sehr zu schätzen weiß.

"Wir haben uns angewöhnt, Affären dann als moralisch 'irgendwie okay' zu bewerten, wenn sie sich im Nachhinein auszahlen"

24.03.2018, 20:10

Du bist verliebt. Und wirst auch noch zurückgeliebt! Einziges Problem (war ja klar): Er hat noch eine Freundin. Kann man sein Glück auf dem Unglück eines anderen Menschen aufbauen?

Diesen Brief habe ich von Leserin Lisa bekommen: "Es gibt da jemanden. Wir trafen uns auf einer Party und hatten ab der ersten Sekunde nur noch Augen für den anderen. Während alle tanzten, verbrachten wir die Nacht zusammen mit Bier auf der Couch, geküsst haben wir uns nicht. Aber seitdem ist nichts wie vorher. Wir sind uns so nah, wie ich noch nie jemandem war. Wir erzählen uns Dinge, die wir sonst niemandem erzählen. Vom Scheitern, vom Lieben, von allem, was uns bewegt. Wir sagen uns, wie wunderschön wir einander finden, er sagt mir, dass ich perfekt bin. Wenn wir uns sehen, fassen wir uns ununterbrochen an. Wir haben keine Scheu und keine Distanz. Aber all das passiert, während er eine Beziehung führt. Sie weiß nichts von mir. Ich hingegen viel zu viel von ihr. Bei unserem nächsten Wiedersehen will er für mich kochen. Ich freue mich darauf, doch gleichzeitig kommen mir Zweifel. Sollte ich ihm besser absagen? Ich meine das ganz ernst: Müsste ich nicht versuchen, ihn vor sich selbst zu schützen, und ihm zuliebe die Vernünftige sein?"

Es gibt feste, nicht verhandelbare Fakten

Um’s abzukürzen: Nein. Ab einem bestimmten Alter, schätzungsweise Mitte 20, kracht man, wenn man sich verliebt, automatisch in ein bereits bestehendes besser oder schlechter, auf jeden Fall aber: laufendes Leben eines anderen. Es gibt feste, für den Moment nicht verhandelbare Fakten. Oder wie meine Mutter immer sagt: Irgendwas is immer, was isses denn dieses Mal?

Lisa hat in ihrer Liebesgeschichte deshalb nur einen Job, und der ist, achtzugeben auf sich selbst. Sie muss nicht dafür Sorge tragen, die moralische Integrität ihres eventuell zukünftigen Freundes zu retten. Sie muss ihm keine Räuberleiter zu einem besseren Verhalten bauen. Sie sollte allerdings beobachten. Wie fühlt sich das an, Geschichten über eine Frau zu hören, die nichts davon weiß, dass sie betrogen wird? Wie ist die Laune, wenn der andere am Tag nach einem Date mit seiner Freundin zu deren Eltern fährt?

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Wir haben uns angewöhnt, Affären dann als moralisch "irgendwie okay" zu bewerten, wenn sie sich im Nachhinein auszahlen. Dann zum Beispiel, wenn man den Mann, für den man seinen Freund verlassen hat, später heiratet. "Es sollte wohl so sein" , sagen dann alle, manchmal sogar der verschmähte Partner (wie nobel!). Es ist also eine Rechenübung: Man darf sein Glück auf dem Unglück eines anderen aufbauen, sofern das neue Glück später größer wird als das vorherige. Dass das die Beteiligten in der initialen Fremdgehsituation wohl selbst noch gar nicht so genau wussten, ist nebensächlich.

Das Einzige, das man also wirklich sagen kann, ist dies: Derjenige, der eine Beziehung hat, kann im Zweifel nichts dafür, wenn er sich fremdverliebt. Und er darf auch eine Weile überfordert sein von der Situation. Aber irgendwann, und diesen Zeitpunkt bemerkt man, wechselt Verwirrtheit in Bequemlichkeit und Überforderung in fahrlässiges Ignorieren der Gefühle anderer.

Wie wichtig ist eine gewisse Unschuld?

Die eigentliche Frage für Lisa sollte deshalb sein: Wie wichtig ist mir eine gewisse Unschuld im Kennenlernen?

Mein Faustregelvorschlag: Wenn man sich eine Weile als Komplizen in der Liebe begreift, ist das okay solange es unangenehm bleibt; ein bisschen wie auf einer stressigen Flucht. Sobald man aber bemerkt, dass die Komplizenschaft ein Zustand wird, in dem man selbst oder der andere sich wohlzufühlen beginnt, wage ich die vorsichtige Prognose: Es wird, mindestens für einen von beiden, kein Ankommen geben.

Man darf sich nicht in das Leben anderer einmischen, findet NEON-Redakteurin Lena Steeg, 33 macht es aber trotzdem. Willst du auch, dass Lena sich in dein Leben einmischt? Schreib ihr deine Frage an: [email protected] 

Ist daten gleich Beziehung?

In einer romantischen Beziehung darf dein Partner deine Bereitschaft zu einer Datenight erwarten. Er wird zu Recht eine Störung in der Liebe vermuten, wenn du diese dauerhaft umgehst. Hier geht es eben um Liebe, nicht um Freundschaft, Schüchternheit oder mögliches Flirten am Beginn eines Kontaktes.

Ist es ok mehrere Männer zu daten?

Ja, mehrere Männer oder Frauen gleichzeitig zu daten, kann definitiv Vorteile mit sich bringen– solange weder du noch dein Gegenüber sich nach Exklusivität sehnt und keine Gefühle mit im Spiel sind.

Wie lange daten bis man zusammen ist?

Durchschnittlich entscheidet sich um das 20. Date herum, ob die Beziehung ernst wird oder nur ein kurzes Abenteuer bleibt. Und: Oft merkten die Studienteilnehmenden das erst, nachdem sie zum ersten Mal Sex mit der Person hatten und die anfängliche Aufregung verflogen war.

Wann sollte man jemanden daten?

Der Knackpunkt liegt durchschnittlich um das 20. Date herum. Da entscheidet sich nämlich, ob sich eine Bindung eher in Richtung feste Beziehung oder kurzes Abenteuer entwickelt.