Der Druck auf die deutsche Mannschaft bei dieser WM 2022 wächst. Eine Szene mit Julian Brandt zeigt nun sinnbildlich, woran es dem DFB fehlt.
Al-Shamal - Der Countdown läuft. Wendet Deutschland das vorzeitige Aus bei der WM 2022 noch ab? Die DFB-Elf steht nach der Pleite gegen Japan mächtig unter Druck. Jetzt wartet mit Spanien der Endgegner.
Julian BrandtGeboren: 2. Mai 1996 (Alter: 26 Jahre), BremenMittelfeldspielerVertrag bei Borussia Dortmund bis: 30. Juni 2024Marktwert: 28 Millionen Euro
Deutschland bei der WM 2022 mächtig unter Druck
Zwei Tage vor dem Spiel, das die deutschen Träume zerplatzen lassen könnte, stellten sich Julian Brandt und Kai Havertz den Fragen der Presse. In der Medienrunde wurde natürlich schon über die Spanien-Partie gesprochen.
ARD-Sportreporter Felix Mansel wollte direkt zu Beginn wissen, wie es um die Leader-Funktion im DFB-Team bestellt ist: Gibt es bestimmte Spieler, die während der Partie das Kommando übernehmen oder wird diese Aufgabe auf mehrere Schultern verteilt?
PK spricht Bände: DFB-Star Brandt fällt entscheidendes Wort einfach nicht ein
Brandt nahm sich dieser Frage an. Er antwortete, dass „wir alle Führungsspieler bei unseren jeweiligen Vereinen sind. Wir spielen sehr viel, sind in einer gewissen Weise erfahren“. Dementsprechend sei die Leader-Funktion auf mehrere Schultern verteilt. „Ich glaube nicht, dass es hilft, wenn nur zwei, drei Jungs vorne weg gehen.“ Dann kam Brandt aber ins Stocken: „Dass wir alle eine gewisse ... eine gewisse ... wie sagt man, jetzt fehlt mir grad das Wort?“
Der Dortmund-Star bat Pressesprecherin Franziska Wülle um Hilfe. Sie wusste aber natürlich auch nicht, woran es Brandt in diesem Moment fehlte. Wülle versuchte es mit: „Aktivität? Vorangehen?“ Brandt winkte ab, meinte mit einem Lächeln: „Nee, das ist jetzt das falsche Wort.“
Julian Brandt findet zentrales Wort doch noch: „Verantwortung“
Eine kleine Pause folgte, Brandt war dieser Moment sichtlich unangenehm. Er begann von vorne: „Dass wir einfach, dass wir im Grunde genommen überzeugt an die ganze Sache rangehen.“
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Dann fand der Nationalspieler doch noch das kleine Wörtchen, das ihm so sehr auf den Lippen lag, aber einfach nicht darüber hinaus kam. „Dass wir Verantwortung übernehmen. So! Jetzt hab ich‘s“, sagte Brandt mit einem Lachen und zeigte in Richtung Fragensteller Mansel.
Deutschland bei der WM 2022: Wer übernimmt jetzt die Verantwortung?
„Verantwortung“, wiederholte Brandt. Dann knüpfte er nahtlos an: „Und ich habe ein gutes Gefühl, dass das jeder möchte und das ist am Ende ja auch das Wichtigste: Dass man bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.“
Ein Moment, der Bände spricht: Brandt wollte dieses eine Wort einfach nicht einfallen. Das hätte natürlich auch jedem anderen Spieler oder Funktionär passieren können, eine völlige Banalität, die wohl jeder schon einmal im Alltag erlebt hat. Trotzdem ist die Szene genau jetzt in diesem Moment sinnbildlich, wo doch genau jene Verantwortung die zentrale Bedeutung für Fußball-Deutschland hat.
Das machen die DFB-Stars vom Sommermärchen 2006 heute
Gündogan nach Pleite gegen Japan: „Man hatte das Gefühl, dass nicht jeder den Ball haben wollte“
Schon kurz nach dem Spiel sagte der ausgewechselte Ilkay Gündogan: „Man hatte das Gefühl, dass nicht jeder den Ball haben wollte.“ Der Torschütze zum 1:0 war noch einer der besseren Deutschen (Noten und Einzelkritik nach dem Japan-Spiel), für die Auswechslung kassierte Hansi Flick viel Kritik.
Wer übernimmt jetzt das Zepter, wenn das Schiff kurz vor dem Sinken ist? Der Bundestrainer? Die ältesten Spieler? Die erfolgreichsten Spieler? Die, die am lautesten sind? Genau diese Frage stellt sich nun vor dem Alles-oder-Nichts-Spiel für den DFB. Denn das zweite Vorrunden-Aus bei einer WM würde endgültig den Eindruck besiegeln, den Fans hierzulande schon seit Jahren haben: Gute Einzelspieler, keine Mannschaft, längst nur noch Mittelmaß und weit weg von den eigenen Ansprüchen.