Hat dieses Kleid die Farben weiß und gold - oder doch blau und schwarz? Unter dem Hashtag "Dressgate" findet auf Twitter seit Donnerstagabend eine hitzige Debatte über die Farben eines Kleides statt. Die Tumblr-Nutzerin "swiked" postete ein Foto ihres Kleides und fragte, welche Farben es habe, weil ihre Freunde sich nicht einigen konnten. Die einen sahen es als blaues Kleid mit schwarzer Spitze und die anderen als weißes Kleid mit goldener Spitze.
Als sich dann die Promis Kim Kardashian und Kayne West sowie Popstar Taylor Swift in die Diskussion einmischten, gab es kein Halten mehr um die Frage, wer hier nun farbenblind ist.
Hysterische Nutzer stellten den Sinn des Augenlichts selbst infrage. Seitdem ist das Netz in schwarz-blau und gold-weiß gespalten. Das US- Magazin "Wired" versuchte zu schlichten, indem es zwei Neurowissenschaftler zur Hilfe rief, die unser visuelles System für die sozialen Netzwerke erklärten.
Jay Neitz, von der University of Washington, sagte, in den 30 Jahren, in denen er individuelle Unterschiede bei der Farbwahrnehmung erforscht habe, seien die Unterschiede bei dem Foto mit die größten, die er je erlebt habe.
Das Gehirn rechnet einige Farbinformationen einfach heraus
Das Gehirn wandelt Reize, die es vom Auge bekommt, in Bilder um. Bei der Farbwahrnehmung hängt alles von der Wellenlänge des Lichts ab, das auf unsere Netzhaut fällt. Die Wellenlänge entspricht normalerweise den Farben, die das betrachtete Objekt auch in Wirklichkeit hat, weil es von diesen reflektiert wird. Da aber das Tageslicht selbst zu verschiedenen Zeiten auch verschiedene Farbtöne hat, nimmt das Gehirn eine Art Farbkorrektur vor und rechnet einige Farbinformationen heraus. Bei manchen Menschen sind das eher die Blautöne - sie sehen das Kleid weiß und gold. Bei anderen sind es die Goldtöne, sie sehen das Kleid dann blau und schwarz.
Die Foto-Redakteure von „Wired“ errechneten mit Fotoshop die rot-grün-blauen Anteile von einigen Pixeln des Fotos. Wie sie dem Auge erscheinen, hängt aber stark von dem Hintergrundlicht ab. Das sieht man in der Bilderreihe, die die Redaktion dann erstellte. Vor einem weißen Hintergrund, der in etwa starkem Tageslicht entspricht, ist das Kleid für die meisten Menschen blau und schwarz. Ist der Hintergrund dunkel, wird es weiß und gold.
Die Wissenschaftler kommen nach ihrer Analyse übrigens zu dem Schluss, dass das Kleid in Wirklichkeit schwarz und blau ist.
© Twitter Welche Farbe hat nun dieses Kleid? Das Internet arbeitete sich wochenlang an dieser Frage ab.
- Es war 2015, als "The Dress" in die Netz-Geschichte einging. Zehntausende stritten sich um die Farbe des Kleides. Blau-schwarz? Oder weiß-golden? Dahinter steckt ein neurologisches Phänomen.
Es war fast so, als gäbe es nichts Wichtigeres. Ganz Deutschland diskutierte 2015 über ein Kleid. Oder vielmehr: die Farbe eines Kleides. Die eine Fraktion behauptete, es sei blau-schwarz. Kein Zweifel. Mindestens genau so viele sahen aber weiße und goldene Streifen. Die vermeintliche optische Täuschung war eines der meistdiskutierten Themen des Jahres. "The Dress" ging in die Social-Media-Geschichte ein.
Schuld für den weltweiten Zwist war eine Tumblr-Nutzerin namens Swiked. "Leute, helft mir: Ist dieses Kleid weiß und golden oder blau und schwarz?", schrieb sie - und trat eine Diskussionswelle los. Selbst Stars wie Taylor Swift und Kim Kardashian schalteten sich ein.
Neurologe erklärt: Das hat es mit "The Dress" auf sich
Doch wie kann das sein? Das hat wohl auch mit der Aufnahme selbst zu tun, sagen Experten. Das obere Drittel des Fotos ist stark überbelichtet, dort schimmert das Kleid klar weiß-golden. Unten sieht es eher blau-schwarz aus. Entscheidend, erklärte der Fürther Neurologe Christian Maihöfner unserer Redaktion damals, sei, wohin der Blick zuerst fällt.
"Erkennt man eine Stelle als golden an, ist für einen persönlich der Rest auch golden", sagt der Mediziner. Das Gehirn suche immer nach einer sogenannten Farbkonstanz. "Es wird gezwungen, eine eindeutige Lösung herauszuarbeiten und eine Entscheidung zu treffen."
Dabei entscheiden Menschen innerhalb kürzester Zeit, es geht um den Bruchteil einer Sekunde. Wer zuerst in den oberen Teil blickt, sieht weiß-gold - und sonst eben blau-schwarz. Der Neurologe sagt: "Der eine macht es so, der andere eben so."