Kann man an der Blutgruppe Vaterschaft erkennen?

Jeder Mensch besitzt ein ganz bestimmtes Blutgruppenmuster. Dieses Muster bleibt das ganze Leben über gleich und wird nach festen Erbregeln, den sogenannten Mendelschen Erbregeln, vererbt. Diese Erbregeln wurden nach dem Naturwissenschaftler Gregor Johann von Mendel benannt, der im Jahre 1865 systematisch Kreuzungsversuche mit Erbsen und Bohnen durchführte, deren Erkenntnisse später auf alle geschlechtlichen Fortpflanzungsvorgänge übertragen werden konnten. Als allgemein gültige Vererbungsgesetze wurde die Mendelschen Gesetze jedoch erst im Jahre 1900 anerkannt, als weitere Vererbungsforscher (C. E. Correns, E. Tschermak und H. de Vries) unabhängig voneinander die Bedeutung der Vererbungsgesetze entdeckten.

Vererbung der AB0-Blutgruppen

Über die Mendelschen Gesetze ist genau festgelegt, wie die Blutgruppen des Menschen vererbt werden. Das AB0-Blutgruppensystem teilt die Menschen nach den verschiedenen Antigen-Merkmalen der roten Blutkörperchen in Blutgruppen ein:
A bedeutet, dass das Antigen A vorhanden ist, welches Antikörper gegen die Blutkörperchenoberfläche der Gruppe B produziert. Menschen der Blutgruppe B besitzen das Antigen B und somit Antikörper gegen die Blutgruppe A. Bei der Blutgruppe 0 sind keine Antigene, aber die Antikörper A und B vorhanden, Menschen der Blutgruppe AB besitzen beide Antigene A und B, jedoch keine Antikörper.

Vererbung der Blutgruppe

Jeder Mensch besitzt zwei Antigen-Merkmale, wobei immer nur eines an die nächste Generation weitervererbt wird. Beim Neugeborenen setzt sich die Blutgruppe somit aus dem vererbten Merkmal der Mutter und dem vererbten Merkmal des Vaters zusammen. Die Merkmale A und B werden dabei untereinander gleichwertig, gegenüber dem Antigen 0 jedoch dominant vererbt. Durch diese Vererbungsverhältnisse ergeben sich je nach den vererbten Antigen-Merkmalen der Eltern folgende Blutgruppenkombinationen für das Kind.

Vererbung des Rhesus-Faktors

Die Vererbung des Rhesus-Faktors läuft ebenfalls nach den Mendelschen Erbregeln ab. Beim Rhesus-System wird unterschieden zwischen dem Vorhandensein (Rhesus-positiv) und dem Fehlen des Rhesus-Merkmals (Rhesus-negativ). Ist jemand Rhesus-positiv, bedeutet das, dass das Rhesus-Antigen auf den roten Blutkörperchen vorhanden ist, bei Rhesus-negativen Menschen fehlt das Antigen. In der Vererbungsforschung bezeichnet man die Gene, die die Bildung des Rhesus-Antigens bewirken, als D-Gene. Zudem existieren die d-Gene, bei denen kein Rhesus-Antigen gebildet werden kann. Jeder Mensch besitzt das Rhesus-Merkmal zweimal, wobei immer nur ein Merkmal vererbt wird. Wie auch beim AB0-Blutgruppensystem werden die beiden Gene D und d in bestimmter Erbfolge vererbt. Das D-Gen dominiert gegenüber dem d-Gen (rezessiv), wodurch es über den Rhesus-Typ entscheidet. Ein Rhesus-positver Mensch kann demnach die Genkombination Dd (mischerbig) oder DD (reinerbig) besitzen, während ein Rhesus-negativer Mensch nur die reinerbige Genkombination dd besitzen kann. Sind beide Eltern Rhesus-negativ (dd) ist auch das Kind in jedem Fall Rhesus-negativ, da es von beiden Eltern nur das d-Gen erben kann. Ein Rhesus-positives Kind kann also nicht von einem Elternpaar stammen, das Rhesus-negativ ist. Im Blutspenderpass ist eine erweiterte Rhesusformel, wie z. B. CcD-ee, zu finden, die weitere Feindifferenzierungen der Rhesusblutgruppe (die Antigene C,c und E,e) einbezieht. Sie können in beliebiger Kombination mit dem Rhesusmerkmal vorkommen.

Mögliche Blutgruppen der Kinder

Das Merkmal 0 wird immer durch das A- oder B-Antigen unterdrückt, also rezessiv vererbt. Das bedeutet, dass bei einer Kombination vom dominanten A- oder B-Merkmal mit dem rezessiven 0-Merkmal, immer die Blutgruppen A und B dominieren und über den Blutgruppen-Typ entscheiden. Menschen der Blutgruppe A können demnach entweder zweimal das Antigen A (AA, also reinerbig) oder die Genkombination A0 (mischerbig) besitzen, bei der die Blutgruppe 0 rezessiv vererbt und somit unterdrückt wird. Das Gleiche gilt für Menschen der Blutgruppe B. Sie besitzen entweder die Gen-Kombination BB oder B0. Menschen der Blutgruppe AB besitzen sowohl das Antigen A als auch das Antigen B, da die Antigene A und B untereinander gleichrangig vererbt werden.

Eine wichtige Rolle spielen die Blutgruppen-Erbregeln auch bei gerichtsmedizinischen Gutachten oder Vaterschaftsnachweisen, da über die Blutgruppe des Kindes die möglichen Blutgruppen der Eltern ermittelt werden können. Besitzen z. B. beide Eltern die Blutgruppe AB oder sind reinerbig A oder B, können sie keine Kinder mit einer mischerbigen (A0 oder B0) oder gar der Blutgruppe 0 haben.

Kann man an der Blutgruppe Vaterschaft erkennen?

Reagenzgläser in einem Labor. (imago - Felix Jason)

Er liebt ihn, keine Frage, jede freie Minute verbringt er mit seinem Sohn, er fährt mit ihm Rad, hat ihm Schwimmen beigebracht, und wenn Dortmund gegen Schalke spielt, geht er mit ihm ins Stadion.

Alles könnte so schön sein, wenn sich da nicht vor zwei Jahren ein nagendes Misstrauen eingeschlichen hätte. Es begann damit, dass ein Nachbar die große Ähnlichkeit zur Mutter feststellte, ... von ihm war nie die Rede? Weder Gesicht, noch Körperbau, noch Charakter lassen vermuten, dass er Vater des heute Achtjährigen ist. Wie war das eigentlich damals? Hat seine Frau nicht hin und wieder bei einer Freundin übernachtet? Und die Fortbildung in Berlin? Immerhin eine Woche. Die Frage treibt ihn um: Ist er wirklich Vater des Jungen? Entrüstet weist seine Frau jeden Verdacht von sich. Würde er anders reagieren? Er braucht Gewissheit! Kein Problem, hat ihm ein Arbeitskollege erzählt, lass doch einen Vaterschaftstest machen.

Er würde ja gerne, aber er hat Angst vor dem Ergebnis, denn heute sind Vaterschaftstests 100 Prozent sicher! Vor 100 Jahren sah das anders aus. Da wurden die Ohren des Kindes mit den Ohren des Vaters verglichen, Gesichtszüge und Körperbau und so weiter, wirklich aussagekräftig war das alles nicht. Gleiches galt, wenn die Oma entzückt "Ganz der Papa" rief oder – schlimmer – mit irritiertem Blick auf die Eltern fragte: "Von wem hat er das denn?" Etwas bessere Ergebnisse lieferte das Blutgruppen-System A, B, 0. Aussagen, wer der Vater ist, waren zwar immer noch nicht möglich, immerhin aber Aussagen darüber, wer der Vater nicht sein kann. Ein Beispiel:

"Wenn beide Eltern Blutgruppe 0 hätten, dann kann das Kind nicht Blutgruppe A oder B haben, ..."

... abhängig von den Blutgruppen der Eltern, sagt Dr. Ulrich Finck, Facharzt für Humangenetik in Dortmund, kann das Kind nur ganz bestimmte Blutgruppen haben, ...

" ... oder anders ausgedrückt: Die Mutter hat Blutgruppe A und der Vater hat Blutgruppe 0 und das Kind hätte das Merkmal AB, dann kann das nicht der Vater sein."

... ein Verfahren, das im letzten Jahrhundert viele Tausend Männer davor bewahrt hat, ungerechtfertigt Alimente zu zahlen.

Der leibliche Vater ist aber immer noch unbekannt. Sein sicherer Nachweis erfordert eine andere Methode: Den genetischen Fingerabdruck. Jeder Mensch bekommt vom Vater und von der Mutter je einen Gensatz. Diese Gensätze verschmelzen bei der Empfängnis und sind von da an unabänderlich die genetische Ausstattung des heranreifenden Kindes. Nun hat das Genom Bereiche, die – wie Mediziner es ausdrücken – nicht für spezielle Funktionen codieren, also keine Bedeutung haben für die Farbe der Augen oder für den Aufbau des Gehirns und so weiter. In diesen Bereichen kommen in unregelmäßigen Abständen sogenannte Tandems vor.

"Man kann sich das vorstellen wie eine immer wiederkehrende Buchstabenreihe, sagen wir mal TA, TA, TA, das kann bei der einen Person an dieser Stelle 16 Mal wiederholt werden, bei der nächsten Person 17 Mal, oder 18 Mal. Natürlich hat dann ein Kind, weil ja alles doppelt vorliegt, väterlich und mütterlich, auf der einen Kopie 18 Mal und auf der anderen Kopie 20 Mal, und bei dem Kind muss dann wenigstens eine dieser Kopien von einem Elternteil identisch sein, also entweder 18 Mal oder 20 Mal."

Diese sogenannten nichtcodierenden Abschnitte des Genoms variieren von Mensch zu Menschen. Bei einigen Tausend oder gar Millionen möglicher Väter würden sie sich aber trotzdem irgendwann wiederholen. Aus diesem Grund – sagt Professor Peter-Matthias Schneider vom Institut für Rechtsmedizin der Universität zu Köln – erfordern Vaterschaftstests immer mehrere untersuchte Abschnitte.

"Die Merkmalssysteme, die wir heute untersuchen, von denen wir heute ungefähr 20 verschiedene im Repertoire haben, werden gezielt danach ausgesucht, dass sie besonders viele Unterschiede von Mensch zu Mensch aufweisen, sodass wir mit sehr wenigen Systemen ein hohes Unterscheidungspotenzial haben. Deswegen werden die gleichen Systeme zum Beispiel auch in der forensischen Spurenkunde eingesetzt, also um eine biologische Spur, eine Blutspur, einer Person als Spurenleger zuzuordnen oder diesen als Spurenleger auszuschließen."

Die Verfahren für den Nachweis eines Vaters und eines Mörders sind weitgehend identisch. Damit ein Vaterschaftstest die erforderliche Sicherheit von fast 100 Prozent hat, schreibt die Bundesärztekammer vor, dass mindestens zwölf unterschiedliche Genorte untersucht werden, wobei diese zwölf Genorte auf mindesten zehn unterschiedlichen Chromosomen liegen. Je mehr Genorte, desto höher ist die Aussagekraft des Tests. Das Rechtsmedizinische Institut der Universität zu Köln arbeitet zum Beispiel mit 16 bis 18 unterschiedlichen Bereichen. Außerdem macht es Sinn, die Mutter in die Untersuchung einzubeziehen, ...

" ... weil man auf der Ergebnisebene zunächst einmal Mutter und Kind vergleicht und sich alles anschaut, was Mutter und Kind gemeinsam haben, weil, das ist dann der mütterliche Anteil. Und alles, was das Kind besitzt an Merkmalen, was nicht bei der Mutter vorkommt, muss dann vom biologischen Vater kommen, das sind dann die unerlässlich väterlichen Merkmale. Und der untersuchte Mann, denn wir als Eventualvater oder Putativvater bezeichnen, ob er es ist, das wissen wir erst hinterher, der muss alle diese unerlässlich väterlichen Merkmale aufweisen, um als Vater in Betracht zu kommen."

Würden auf dieser Ebene des Tests von den zwölf untersuchten Bereichen drei sich nicht beim Vater wiederfinden, entfällt der Mann als Vater des Kindes. Die Untersuchung selbst ist mittlerweile vergleichsweise einfach. Im Idealfall kommen Vater, Mutter und Kind in das Labor. Dort werden die Personalien überprüft, um sicherzugehen, dass die richtigen Personen den Test machen. Schlussendlich kommt es zum Mundhöhlenabstrich, ...

"... und dazu reiben wir mit einem sterilen Wattetupfer an der Innenseite der Wangenschleimhaut drei, vier Mal entlang, es geht also nicht darum, eine Speichelprobe zu entnehmen, wie immer gesagt wird, der Speichel selbst ist eine Flüssigkeit, sondern wir wollen die Zellen der Wangenschleimhaut haben, die in ihrem Kern die menschliche DNA haben, und das bekommt man am besten durch Reiben an dieser Wangenschleimhaut, dann werden die Tupfer getrocknet und können aufbewahrt werden und natürlich auch gleich untersucht werden."

Von jedem Abstrich nehmen die Ärzte zwei Proben: Eine wird untersucht, die andere – vergleichbar mit den Urinproben bei Dopingtests – als "stille Reserve" zurückgelegt.

"Wenn sich herausstellt, dass der Mann als Vater in Betracht kommt, wird die Untersuchung an der Stelle abgeschlossen, wenn die Ergebnisse in ausreichender Qualität vorliegen. Wenn bei der ersten Untersuchung herauskommt, dass der Mann als Vater nicht in Betracht kommt, dann wird der zweite Tupfer untersucht."

Ein hoher Aufwand, allerdings einer, der sich lohnt: Die Resultate stimmen. Das garantiert nicht jedes Labor. Vor allem im Internet macht sich seit geraumer Zeit ein grauer Markt breit, der Vaterschaftstests zu Dumpingpreisen anbietet. Peter-Matthias Schneider sieht diese Entwicklung mit großer Sorge:

"Es gibt da leider sehr schlimme Auswüchse, die bis dahin gehen, dass sogenannte Briefkastenfirmen aufgemacht werden, von denen dann Entnahmesets ausgesandt werden, wo man sich selber die Proben nehmen und diese Entnahmesets werden dann wieder an die Adresse zurückgeschickt, und die Proben selbst werden dann ins Ausland geschickt, nach Übersee, nach Asien und dann an irgendeinem billigen Labor typisiert."

Solche Anbieter haben Männer im Visier, die an ihrer Vaterschaft zweifeln und dies heimlich abklären wollen. Eigentlich müssen sie das nicht, immerhin hat der Gesetzgeber jedem Mann die Möglichkeit eröffnet, seine Vaterschaft zu klären – und zwar auch gegen den Willen der Mutter. Doch das ist in einigen Fällen pure Theorie. Man stelle sich folgende Situation vor: Ein Mann bezweifelt, dass er tatsächlich Vater seines jüngsten Kindes ist. Natürlich kann er einen Vaterschaftstest erzwingen, aber was bedeutet das für die Familie? Außerdem macht es bei nüchterner Betrachtung für den einen oder anderen durchaus Sinn, das Ergebnis des offiziellen Vaterschaftstests schon vorher zu kennen. Dr. Ulrich Finck:

"Denn wenn ich als vermeintlicher Vater in die Pflicht genommen werde, und das nicht möchte, möchte ich natürlich vorher wissen, bevor ich eine teure juristische Auseinandersetzung, die ich womöglich noch selber bezahlen muss, beschreite, möchte ich vorher wissen, wie die Erfolgsaussichten sind."

Er hat sich entschieden: Die Beziehung zu seiner Frau ist gut, zu seinem Sohn ohnehin. Er wird keinen Vaterschaftstest machen lassen, weder legal noch illegal. Er hat sich entschieden, dass sein Sohn sein Sohn ist.

Hat das Kind immer die gleiche Blutgruppe wie der Vater?

Die Blutgruppen des AB0-Systems werden nach den mendelschen Regeln vererbt. Jedes Elternteil gibt ein Blutgruppenmerkmal an ihr Kind weiter. Ein Kind erhält von seinem Vater und seiner Mutter jeweils eine Genvariante für ein Antigen des Blutgruppensystems.

Wie kann ich herausfinden ob ich der Vater bin?

Ein Vaterschaftstest wird bei Zweifeln der Abstammung nach der Geburt des Kindes durchgeführt. Um die Vaterschaft eindeutig festzustellen oder auszuschließen muss eine DNA-Analyse durchgeführt werden. Hierbei wird das Erbgut des Kindes mit dem des möglichen Vaters verglichen, etwa durch Blutproben oder Speichel.

Wann ist eine Vaterschaft ausgeschlossen?

Ergebnis: Vaterschaft ausgeschlossen Wir können die Vaterschaft also sicher ausschließen, wenn ein Kind in mindestens drei Markern keine Übereinstimmungen mit dem möglichen Vater hat. Ein Ausschluß der Vaterschaft wird immer zu 100% festgestellt, es gibt in diesem Berich kein "vielleicht".

Bei welchen Blutgruppen sollte man keine Kinder bekommen?

beide Eltern die Blutgruppe AB oder sind reinerbig A oder B, können sie keine Kinder mit einer mischerbigen (A0 oder B0) oder gar der Blutgruppe 0 haben.