Ich fühle mich unwohl in seiner Gegenwart

Hallo ihr Lieben,
ich würde mal gerne hören, ob eine Sache, die ich gleich näher erläutere, eine "persönliche Macke" von mir ist, oder ob ihr sowas auch kennt.

Ich bin ein sehr selbstbewusster, kontaktfreudiger und schlagfertiger Mensch. Selbstbewusst nicht im Sinne von "ich weiß das sowieso besser" sondern dahingehend, dass ich um meine Fähigkeiten aber auch um meine Schwächen weiß.

Früher (als Kind) war ich Fremden gegenüber eher gehemmt und schüchtern. Aber durch Ausbildung und Tätigkeit im sozialen Bereich habe ich keinerlei Kontaktängste mehr und beherrsche auch smalltalk gut. Und die Mutterschaft hat auch noch mal einiges an Sicherheit und Selbstbewusstsein obendrauf gepackt.
Mittlerweile bin ich also durchaus in der Lage, smalltalk zu machen, tiefergehende Gespräche zu führen, mich ehrenamtlich und beruflich in verschiedenen Bereichen zu engagieren und auch vor größeren Menschenmengen stotterfrei zu sprechen.

Jetzt kommt das "Aber":
Es gab und gibt (quer durch mein bisheriges Leben) eine handvoll Menschen, die mich total verunsichern. Diese Menschen finden sich sowohl im beruflichen als auch im privaten und persönlichen Umfeld.
Menschen, in deren Gegenwart ich plötzlich zum stotternden, errötenden Etwas mutiere. Menschen, bei denen mir im Gespräch nichts zu sagen einfällt (und ich rede wirklich gern und viel). Menschen, bei denen (wenn ein Gespräch doch mal geklappt hat) ich garantiere beim Verlassen des Raumes stolpere, gegen den Türrahmen laufe, mir einen Absatz abbreche oder oder oder.
Das alles sind keine Menschen, auf die ich irgendwie dringend angewiesen bin (Abhängigkeit besteht also nicht). Auch ist es nicht so, dass diese Menschen mir unsympathisch wären oder ich ihnen. Zumindest von den Menschen aus beruflichem Umfeld weiß ich (über andere Kollegen) dass ich durchaus bei ihnen geschätzt bin und respektiert werde.

Was mich aber total ärgert: Ich kann bei diesen Menschen einfach nicht zeigen, wer ich wirklich bin und wie ich wirklich bin. Ich komme bei diesen Menschen wie ein retardierter Dorftrottel rüber und kann nichts daran ändern.

Ich fühle mich unwohl in seiner Gegenwart


Gibt es solche Menschen auch bei euch? Menschen, die euch einfach unruhig oder unsicher machen?

LOL, ja, das kenne ich. Witzige Frage.

Da gibt es drei - das eine ist der Mann meiner Freundin. Der ist ziemlich intellektuell. Er gehörte zu Schulzeiten zu einer Gruppe, die mich mal kurzfristig mobbten. Damals hieß das ja noch nicht so und es war auch eher ein "minderschwerer" Fall. Ich weiß, er konnte mich damals nicht ausstehen (und ich fand ihn auch strange). Jetzt ist er eben mit einer Freundin von mir verheiratet und immer supernett. Ich weiß aber nicht, ob das "aufgesetzt" ist oder ob der die Szenen von vor 20 Jahren einfach vergessen hat.

Das zweite war ein Mitglied unserer Kirchengemeinde. Er ist ein regional sehr bekannter Psychologe. Das klingt total doof, aber wenn ich persönlich mit ihm rede, fühle mich immer wie in einer Sitzung. Er führt auch private Gespräche vermutlich so ähnlich wie in Therapie und "wertet" auch. Also immer positiv, aber etwas seltsam.

Das dritte ist ein Freund meines Vaters. Der Mann ist fast 90, erzkonservativ aber Atheist und findet mein Lebensmodell ziemlich schräg, z.B. dass ich drei Kinder hatte (trotz der gesamten Überbevölkerung), oder dass sich mein Mann mehr um den Haushalt kümmert als ich ("Ehe zum Scheitern verurteilt"), etc. Der ist ehrlich gesagt sehr ätzend, ich treffe nur bei Geburtstagen meines Vaters etc. auf ihn, weil er mich aber immer so angegangen ist (und meine Schwester auch), werden wir nun immer getrennt eingeladen. Bleiben die Begegnungen im Dorf (manche Leute trifft man jahrelang nicht, aber ihn alle naselang!). Ihm würde ich gerne mal die Meinung sagen, aber mache das aus Rücksicht auf meine Eltern nicht.

GLG
Miss Mary

GLG
Miss Mary

Hallo,

mir geht es ganz genauso. Auch meine Ausgangssituation ist ähnlich: als Kind war ich schüchtern und gehemmt bis hin zur völligen Sprachlosigkeit, was mir in der Schule teils massive Probleme beschert hat. Das zog sich durch bis zum Abitur und war echt schwieirg bisweilen.

Ich habe hart an mir gearbeitet, um das in den Griff zu bekommen und mittlerweile ist es so, wie Du Dich beschreibst: ich bin ein (einigermaßen) selbstbewusster kontaktfreudiger Mensch und kann mich sowohl im beruflichen Kontext ausdrücken als auch mich im privaten Rahmen mehr oder minder tiefgründig unterhalten. Smalltalk kann ich nicht gut, das muss ich offen zugeben - da geht mir schnell die Puste aus.

Ich fühle mich unwohl in seiner Gegenwart

Ich merke aber immer noch, dass es eigentlich 'Arbeit' ist - ich muss mich anstrengen, um so zu sein. Die Hemmschwelle ist immer noch da, aber ich überwinde sie, und von da an läuft's. Ich habe schon erlebt, dass Leute mir nicht glaubten, wenn ich sage, dass ich 'eigentlich' schüchtern und introvertiert bin. Die halten das dann - je nach Kontext - für einen Witz.
Ich fühle mich unwohl in seiner Gegenwart


Auch in meinem Leben gibt es Menschen, in deren Gegenwart ich das einfach nicht aufrecht erhalten kann - beruflich wie privat.

Im privaten Umfeld gibt es da einen Mann, den ich sehr schätze, ich bin gerne (freundschftlich) mit ihm zusammen, wir waren schon gemeinsam feiern, verbringen oft unsere Nachmittage gemeinsam mit unseren Kindern und immer wieder muss ich um meine Sprachfähigkeit fürchten. Der bringt mich völlig aus der Fassung.
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'Lustig' (naja) ist es auch mit meiner Kollegin zusammen. Wir sind gut befreundet, arbeiten eng zusammen, aber während ich eher klein und - naja - etwas seltsam bin, ist sie ein wahres Ausbund an Charisma. Wir beiden kommen super miteinander klar, aber unsere Auftraggeber kommen häufig durcheinander. Die kennen dann mich vom Telefon und sehen dann beim Treffen, wie ich neben ihr komplett verschwinde, so kommt es mir vor. Manche können sich dann bis zum Ende des Projekts nicht merken, wer wer ist.
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Das sind nur zwei Beispiele.
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Bei Menschen, die mir unsympathisch sind, geht es mir übrigens gar nicht so. Und wenn doch, dann kann ich mir denken "Du Arsch, mit Dir rede ich einfach nicht mehr".
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In solchen Fällen meide ich einfach das Gespräch, wo es geht und da gibt es dann kein Problem.

Nun gut. Ist halt so. Ich lebe damit und habe wechselnde Theorien, woran das liegt. Ich glaube aber nicht, dass man diesen Leuten nicht zeigen kann, wer man 'wirklich' ist. Ich habe - bei mir - eher den Eindruck, dass insbesondere diese beiden Menschen ganz GENAU sehen, wer ich wirklich bin. Vor allem meine Kollegin, die beide Seiten kennt.

Ich meine, das Stottern und Erröten, die abgebrochenen Absätze usw - das bist ja auch Du. Wenngleich eine Seite von Dir, die Du nicht so magst.
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Du bist nicht allein.

Liebe Grüße!

Bei mir ist es zum Einen eine Frage der Augenhöhe und Dominanz. Ich kann sehr souverän auftreten, wenn ich mir sicher bin, dass ich mehr weiß und kann als diejenigen, mit denen ich gerade spreche. Das ist vor allem im beruflichen Kontext so. Nicht, weil ich die Leute dann für dumm halte, sondern weil ich als Experte für ein bestimmtes Thema mit ihnen rede und entsprechend vorbereitet bin. Die wollen dann etwas von MIR, nicht umgekehrt. Das gibt mir Sicherheit.
Die Rolle des kleinen Mädchens kann ich gar nicht. Es gibt Frauen, die können das gut und die können damit auch sehr erfogreich sein und stottern nicht und brechen sich auch keine Absätze ab, wenn der Chef mit ihnen spricht. Das ist nicht abwertend gemeint, sondern einfach eine Typfrage. Du und ich - wir sind nicht dieser Typ, sondern wir haben hart daran gearbeitet, dem nicht zu entsprechen. Ich kann noch nichtmal mit einem dominanten Mann zusammen sein, ich muss IMMER Herrin der Lage bleiben; das ist MEINE persönliche Macke.

Wenn nun aber eine solche Situation kommt, die entweder nach dem kleinen Mädchen ODER nach Augenhöhe verlangt (bei einem bestimmten Schlag Mensch schon aus Gründen des Alters und der Expertise schier unmöglich), funktioniert das nicht mehr und es kommt zu so peinlichen Zwischenfällen.

Das andere ist eine Frage des Habitus, der nicht immer unbedingt passt. Ich hatte anfangs zum Beispiel große Probleme in Gesprächssituationen an der Uni. Smalltalk UND sich dabei gut verkaufen unter Professoren, z.B. bei Empfängen. Ich bin schier gestorben. Auch das war und ist harte Arbeit für mich - ich kann mich nicht selbstverständlich als einer von ihnen dort bewegen. Entweder ich bringe kein Wort raus, oder ich rede dummes Zeug. Es wird besser, aber auch da falle ich immer mal wieder aus der Rolle.

Ich fühle mich unwohl in seiner Gegenwart
Das soziale Gefälle ist da einfach so groß, dass ich die "Fassade" teilweise nicht über den ganzen Abend aufrecht erhalten kann. Sie bröckelt umso schneller, je größer das Alphatier, das da vor mir steht. Da würde ich mir manchmal wünschen, das charmante 'kleine Mädchen' zu sein, das sich gefällig unterhalten kann, ohne dabei als kleines Mädchen abgewertet zu werden. Denn diese Kolleginnen gibt es ja durchaus.

Bei dem Mann, von dem ich erzählte, mischen sich diese Ebenen. Er ist, was Einkommen und Status betrifft, in einer völlig anderen Liga unterwegs als ich und das sieht man ihm und seiner Wohnung auch an. Der hat mich beim ersten Treffen total eingeschüchtert, bis er den Mund aufmachte und wahnsinnig sympathisch war. Ich merke, wenn seine Kollegen dabei sind, dass ich die Art der Gesprächsführung nicht unbedingt beherrsche und fühle mich immer komisch angezogen.
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Gleichzeitig aber zeigt er deutlich freundschaftliches Interesse an mir, wir sitzen dann auf seine Initiative hin stundenlang in seiner Wohnung und trinken erlesenen Rotwein und quatschen. Über Musik, Filme, die Kinder... Die Ebene passt total.
Mit dieser Diskrepanz umzugehen fällt mir nicht immer leicht. Wenn ich merke, heute ist wieder so ein Tag, da kann ich nicht reden, dann gehe ich ihm aus dem Weg. Frage mich manchmal, ob er das merkt.

Du siehst, so ganz fertig sind meine Theorien noch nicht. Ich glaube, es ist einfach so und man muss lernen, damit umzugehen. So ganz aus seiner Haut kommt man einfach nie. An solchen Situationen merkt man meiner Meinung nach, wer man selbst wirklich ist, und welcher Teil 'antrainiert' ist.

Wenn Du magst, schau hier mal zum Habitusbegriff nach. Hab ich an der Uni kennengelernt und das hat für mich viele Fragen beantwortet, wenn auch nicht nur ermutigend.

https://de.wikipedia.org/wiki/Habitus_%28Soziologie%29

Viele Grüße!

Huhu,

Ja das kenne ich absolut. Ich bin ohnehin eher zurückhaltend, aber im Prinzip immer noch kommunikativ und durchaus auch mal schlagfertig.

Wenn meine Schwiegereltern, mein Schwager mit Familie oder meine Stieftochter da sind ändert sich das schlagartig. Ich bin dann derartig angespannt und geradezu ängstlich etwas falsches zu sagen das ich entweder kaum noch rede, oder erst recht Mist rede. Kommt es zur Diskussion, fallen mir keine Argumente mehr ein und ich lasse mich immer mehr in die Ecke drängen.

Ein aktuelles Beispiel.

Die Tochter meiner Stieftochter hat die Hand-Fuß-Mund Krankheit. Bis Samstagabend hatte sie hohes Fieber und Sonntag wurde dann der Ausschlag, teils offen, stündlich mehr.

Ich habe also darum gebeten das sie Sonntag nicht zur Geburtstagsfeier meines Mannes kommen um kein unnötiges Risiko einzugehen.

Nun kam es wie es seit 13 Jahren immer kommt, meine Stieftochter jammerte bei ihrer Oma, weil ich böse Frau sie ausgeladen habe.

Abends sitzen wir also gesellig zusammen, ich will mich schon halbwegs wohlfühlen....da MUSS meine Schwiegermutter das Thema anschneiden.

Die Ärzte vom Notdienst hätten meiner Stieftochter ja gesagt das wäre nichts schlimmes und die Kleine dürfe selbstverständlich überall hin, die Freundin meiner Stieftochter würde sie ja schließlich auch nehmen und die hat immerhin 2 Kinder ( äh....ich auch?).

Gut, jetzt hätte ich schlicht antworten können, dass es mir ja nichts bringt wenn die Kinder damit in den Niederlanden überall hin dürfen, Lauras Kindergarten erwartet das die Kinder zu Hause bleiben bis alles abgeheilt ist, Dominiks Schule auch.
Dominik mußte noch 2 wichtige Klassenarbeiten schreiben, Laura hat einige wichtige Termine, darunter die Schuleingangsuntersuchung.
Abgesehen davon hatten 2 von uns den Mist erst letztes Jahr und ich möchte eben einfach kein unnötiges Ansteckungsrisiko eingehen.

Tatsächlich aber habe ich darauf herumgeritten dass deutsche Ärzte das eben anders sehen und ich Laura nicht schon wieder fast 3 Wochen zu Hause haben möchte. Alle anderen Argumente waren weg, mir ist einfach nichts mehr eingefallen.

Fazit der Diskussion für meine Schwiegereltern und die Frau meines Schwagers ....ich stelle mich an und bin da zu empfindlich, sie waren da unempfindlicher und deshalb waren ihre Kinder auch fast nie krank. Von der Hand-Fuß-Mund Krankheit hatte übrigens bis Sonntag noch keiner von ihnen etwas gehört, woran man ja irgendwie merkt das ich garnicht richtig wahrgenommen werde.

Kaum sind sie weg, lichtet sich dieser Nebel und ich könnte mich selbst ohrfeigen.

Lg

Andrea

Warum fühle ich mich in der Gegenwart anderer unwohl?

Gerade wenn wir von vielen sozialen Gruppen umgeben sind, kann es sein, dass das Gefühl, anders zu sein oder sich nicht zugehörig zu fühlen, mehr Platz einnimmt als das Gefühl der Zugehörigkeit. Gründe dafür können wie genannt die Hochsensibilität, aber auch Selbstablehnung oder innere Unruhe sein.

Was kann ich tun wenn ich mich unwohl fühle?

Tipps zum Wohlfühlen.
Was hat dir schon einmal gutgetan? Nahezu jeder hat schon einmal Situationen erlebt, in denen er/sie sich nicht besonders wohlgefühlt hat. ... .
Hör' auf dich. ... .
Kraftquellen ... ... .
Sonnenlicht und Sport machen gute Laune. ... .
Lächeln steckt an. ... .
Mach' dir deine Schatzkiste. ... .
Post-it's für deinen Selbstwert. ... .
Achtsamkeit..

Wann fühlen sich Menschen wohl?

2 Definition von Wohlbefinden Das heißt also, grundsätzlich gehört dazu, dass sich ein Mensch gesund, fit, geliebt, ausgeglichen und kompetent fühlt. Ein entscheidender Faktor ist, dass Beziehungen zu anderen Menschen vorhanden sind, denn ohne Kommunikationspartnerinnen, Kommunikationspartner oder Bezugspersonen bzw.