Commerzbank oder deutsche bank wer ist besser

Kurioses Timing: Jeweils viel früher als geplant, aber unabhängig voneinander haben sowohl die Commerzbank als auch die Deutsche Bank Eckdaten zu ihrem ersten Quartal vorgelegt. Der Grund ist der gleiche: Bei beiden liegen die Quartalsergebnisse weit über den Analystenerwartungen.

Commerzbank wächst zweistellig

Den Anfang machte gestern Abend nach Börsenschluss die Commerzbank. Der Bank gelang es, beim Gewinn auf das sehr starke erste Quartal des Vorjahres sogar noch einen draufzulegen: Das operative Ergebnis kletterte von 538 auf 544 Millionen Euro. Die Markterwartung lag bei 282 Millionen Euro.

Der Gewinnanstieg kam überraschend, weil die Commerzbank wie befürchtet in hohem Ausmaß Risikovorsorge betreiben musste. Für die Abfederung der Folgen des Ukraine-Kriegs legte die Bank 334 Millionen Euro zur Seite. Inklusive „normaler“ Risikovorsorge wuchs dieser Posten auf 464 Millionen Euro, mehr als dreimal so viel wie vor einem Jahr (149 Millionen Euro). Das Nachsteuerergebnis stellte sich auf 284 Millionen Euro.

Bemerkenswert ist vor allem die Wachstumsdynamik, die die Commerzbank im ersten Quartal zeigte: Die Gesamterträge stiegen um 12 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Das Zinsergebnis wuchs ebenfalls um 12 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro, der Provisionsüberschuss um 2 Prozent auf 972 Millionen Euro. Analysten hatten bei den Erträgen fast 10 Prozent weniger auf der Rechnung. Für das Gesamtjahr strebt die Commerzbank einen Nettogewinn von mehr als 1 Milliarde Euro an. Die Analysten von JP Morgan lobten „starke Eckdaten mit einem soliden Ertragswachstum“.

Deutsche Bank kommt bei Kostenabbau voran

Die Deutsche Bank freut sich über – O-Ton Konzernchef Christian Sewing – „das beste Quartalsergebnis seit neun Jahren“. Mit rund 1,7 Milliarden Euro lag der Vorsteuergewinn um 4 Prozent über dem Vorjahreswert, obwohl die Risikovorsorge mit 292 Millionen Euro mehr als viermal so hoch ausfiel wie vergangenes Jahr. „Die Ergebnisse aller Geschäftsbereiche liegen im oder über dem Plan“, erklärte Sewing.

Nach Steuern wuchs der Gewinn der Deutschen Bank von 908 Millionen auf 1,06 Milliarden Euro. Diese Performance ist besser als die vieler Wall-Street-Konkurrenten, allerdings schwächer als bei vielen europäischen Banken wie UBS, Santander oder Commerzbank.

Doch der Charakter der Gewinnsteigerung ist bei den „Blauen“ ein anderer als bei den „Gelben“. Während bei der Commerzbank starkes Ertragswachstum den Gewinn antrieb, waren es bei der Deutschen vor allem Kostensenkungen. Konzernweit gingen diese um 4 Prozent zurück, die Cost-Income-Ratio verbesserte sich von 77 auf 73 Prozent. Die Erträge stiegen hingegen nur minimal um 1 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro.  

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Mit Abstand stärkste Säule des Gewinnwachstums bei der Deutschen Bank war die Investmentbank, die allein 1,5 Milliarden Euro zum Vorsteuergewinn beisteuerte. Die Erträge stiegen dort um 7 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Allerdings ließen deutlich gestiegene Personalkosten für die Investmentbanker den Gewinnanstieg auf 1 Prozent abschmelzen.

In der Unternehmerbank, wo ein Großteil des Firmenkundengeschäfts allokiert ist, funktionierte die Kostenkontrolle hingegen wesentlich besser. Obwohl auch dort die Risikovorsorge deutlich aufgestockt wurde, konnte der Vorsteuergewinn um ein Viertel ausgebaut werden.

Im Privatkundengeschäft stieg der Vorsteuergewinn sogar um 54 Prozent, ebenfalls wegen deutlicher Fortschritte beim Kostenabbau. In Summe sind die beiden „Traditionsbereiche“ jedoch deutlich weniger ausschlaggebend für den Gewinn der Bank als das Investmentbanking.

Die Kursreaktion an der Börse fällt extrem unterschiedlich aus: Während die Aktie der Commerzbank im frühen Handel in einem schwachen Markt sogar leicht zulegen kann, ist das Papier der Deutschen Bank mit einem Abschlag von über 6 Prozent der größte Verlierer im Dax.

Deutsche Bank und Commerzbank haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Für die Mitarbeiter der Commerzbank wird es dauern, bis sie das rettende Ufer sehen. Die Deutsche Bank dagegen nähert sich dem Land.

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Die Deutsche Bank sieht Land, bei der Commerzbank ist Land unter. So kann man die Geschäftszahlen und die strategische Ausrichtung der beiden Großbanken auf einen Nenner bringen, die am Donnerstag bekannt wurden. Die Deutsche Bank hat 2020 jedes Quartal Gewinn gemacht, zum Jahresende hat sich mit 624 Millionen Euro so viel Nettogewinn angehäuft, dass sie davon wider Erwarten auch nach Zinszahlungen auf das Nachrangkapital über der Gewinnschwelle bleibt. Zwar ist die Nettoeigenkapitalrendite (Rote)  mit 0,2 Prozent vom für das Jahr 2022 als Ziel genannten 8 Prozent noch weit entfernt. Aber nach milliardenschweren Verlusten in den Vorjahren war ausgerechnet das Corona-Jahr das beste Geschäftsjahr für die Deutsche seit wohl sechs Jahren. Und der Aufwärtstrend scheint ungebrochen. Für das Jahr 2021 könnte im Frühjahr 2022 eine Dividende in Reichweite kommen.

Ganz anders die Commerzbank. Die seit Winter 2008/2009 teilverstaatlichte und seit 2010 profitable, aber mit ihren Mini-Gewinnen renditeschwache Bank ist im Corona-Jahr tief in die Verlustzone gerutscht. Mit 2,9 Milliarden Euro wird der Verlust aus dem Finanzkrisenjahr 2009 von 4,6 Milliarden Euro zwar nicht erreicht. Aber die Momentaufnahme – erster Gewinn seit 2014 hier, höchster Verlust seit der Finanzkrise vor zwölf Jahren da – zeigt, wie unterschiedlich Deutsche Bank und Commerzbank die vergangenen beiden Jahre genutzt haben.

Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren bahnten sich Gespräche über einen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank an, die im März offiziell wurden. Damals hieß es, 30.000 Arbeitsplätze könnten nach einer Fusion der beiden Frankfurter Großbanken gestrichen werden. Am Ende scheiterten die Gespräche im April 2019 an der Deutschen Bank, aus ihrer heutigen Sicht zum Glück. Denn damals war die Deutsche Bank an der Börse doppelt so viel wert wie die Commerzbank,  heute ist es – nachdem die Deutsche Bank durch ein tiefes Tag gegangen ist – mehr als das 2,5-fache.

Knof hat vor allem Kostenziele

Das Urteil der Börse überzeugt. Denn nach der Absage an die Fusion mit der Commerzbank hat Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sein Haus konsequent neu ausgerichtet. 18.000 Stellen strich er im Juli 2019 und stellte den Aktienhandel komplett ein. Es wirkt, als wäre die Commerzbank genau jetzt erst an diesem Punkt: Ihr neuer, seit 1. Januar amtierender Vorstandsvorsitzender Manfred Knof will bis 2024 nicht weniger als 10.000 Stellen streichen und die  Filialen von 790 auf 450 ausdünnen. Knof, als Sanier geholt, hat vor allem Kostenziele. Die Kosten sind allerdings vor allem eine Sache der Planung, weniger der Strategie.

So hat Sewing im Juli 2019 nicht nur Kostenziele vorgegeben, sondern auch die Parole ausgegeben, durch mehr Fokussierung auf die eigenen Stärken gezielt zu wachsen. Das ist der Deutsche Bank im Anleihe- und Währungshandel prächtig gelungen. Hier hat sie vier Quartale hintereinander Marktanteile gewonnen. Die 2019 neu formierte und ins Zentrum der Geschäftsstrategie gerückte Unternehmerbank läuft zwar noch nicht rund, aber sie versechsfachte 2020 ihren Gewinn im Vergleich zum Vorjahr. Auch in der noch defizitären Privatkundensparte wirkt die Deutsche Bank weiter als die Commerzbank. Sie hat seit 2016 nicht weniger als 40 Prozent der Deutsche-Bank-Filialen geschlossen und 30 Prozent der Postbank-Filialen. Die Commerzbank dagegen hat in Zeiten von Niedrigzinsen eine verfehlte, da unprofitable  Wachstumsstrategie verfolgt und ihr Netz der 1000 Filialen wie eine Monstranz hochgehalten. Jetzt muss die gelbe Bank umso deutlicher ihr Filialnetz kappen.

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Während es der Unternehmerbank und der Privatkundensparte der Deutschen Bank im Jahr 2020 trotz des Gegenwinds der niedrigen Zinsen gelang, die Erträge weitgehend stabil zu halten, ist es von außen betrachtet recht schleierhaft, wie die Commerzbank das schaffen will. Auf vier am Mittwochabend versandten Din-A4-Seiten nennt die Bank nur einen klaren Wachstumsfokus mit einem Satz: Sie beabsichtigt, ihr Geschäft mit vermögenden Privatkunden und Unternehmerkunden im Private und Wealth Mangement deutlich auszubauen. Ansonsten nur Einsparungen, die auch Erträge kosten werden: 15 internationale Standorte werden geschlossen, das Aktiengeschäft ausgedünnt. „Die umfassende Digitalisierung der Bank wird eingeleitet“, heißt es noch.

Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass eine Bank im Jahr 2021 weiter ist. Immerhin eine Fehlentscheidung aus dem Sommer wird korrigiert: Die Direktbank Comdirect geht nicht im Konzern unter, sondern ihre Preise und Dienstleistungen bleiben erhalten. Die Comdirect ist in der Tat eine starke Säule im Commerzbank-Konzern. Allerdings ist dort alles günstig, sie kommt mit 1200 Mitarbeitern aus. Zum Vergleich: Die Commerzbank beschäftigt nur in Deutschland 30.000 Menschen. Es wird dauern, bis sie das rettende Ufer sehen. Die Deutsche Bank dagegen nähert sich dem Land.

Hanno Mußler

Redakteur in der Wirtschaft.

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Quelle: FAZ.NET

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