Aufzählung gleich anfangen

Der Bindestrich kann nicht nur Wörter verbinden, sondern er hat auch noch andere wichtige Funktionen.

Was in unserer Sprache eingespart werden kann, ohne dass der Sinn leidet, wird in der Regel auch eingespart. Besonders deutlich wird das, wenn zwei zusammengesetzte Wörter beieinanderstehen, die sich einen Bestandteil teilen. Da wird dieser flugs bei einem Wort gestrichen. Wie das genau funktioniert, zeigen wir Ihnen hier.

Angenommen, Sie möchten über Grünspechte und über Buntspechte sprechen, die ja dasselbe Grundwort aufweisen. Dann können Sie dieses beim ersten Wort durch den Ergänzungsstrich (also den Bindestrich) ersetzen: Grün- und Buntspechte. Ebenfalls erlaubt, wenn auch stilistisch nicht besonders schön, ist diese Lösung, wenn das zweite Grundwort durch ein Adjektiv näher bestimmt wird: Grün- und sonstige Spechte. Teilen sich beide Wörter das Bestimmungswort, also den ersten Bestandteil, steht der Ergänzungsstrich beim zweiten Wort: Grünspechte und -finken.

Etwas verwirrend für den Leser, aber dennoch korrekt ist es, wenn Sie bei dreigliedrigen Zusammensetzungen einmal das Grundwort und einmal das Bestimmungswort einsparen möchten. Klassisches Beispiel ist hier der Warenein- und -ausgang. Bei diesem Wort benötigen Sie gleich zwei Ergänzungsstriche. Der erste ersetzt -gang, der zweite Waren-. Ausgeschrieben ergäbe das dann die Verbindung Wareneingang und Warenausgang. Im Zweifelsfall ist es besser, die Wörter auszuschreiben, damit der Leser den Sinn auf den ersten Blick korrekt erfassen kann.

Aufzählung gleich anfangen

Listen: Wer mag sie nicht. In der allgemeinen Bleiwüste eines Textes bieten sie dem Auge einen angenehmen Anker. Welche Gründe sprechen noch dafür? Und was ist mit der richtigen Form: Beginne ich einen Listenpunkt groß oder klein? Setze ich am Ende einen Punkt oder nicht? Das will ich heute klären.

Warum Listen?

Es gibt viele Gründe, die für Listen sprechen:

1. Optische Auflockerung

Listen sind perfekt, um dem Leser eine optische Erholungspause im Fließtext zu bieten. Auch beim Vorab-Scan eines Textes werden Listen vom Auge gerne angesprungen. Schließlich lässt sich ihr Inhalt leichter erfassen als der eines ganzes Absatzes. 

2. Akzente setzen

Die Vermutung beim Leser ist: Was in einer Liste steht, muss wichtig sein. Listen haben also einen gewissen Aufmerksamkeitsbonus. Den können Sie für Ihre Zwecke nutzen.

3. Bandwurm-Aufzählungen vermeiden 

Längere Aufzählungen im Fließtext führen zu langen, anstrengend zu lesenden Sätzen. Indem Sie sie übersichtlich in Listenform gießen, ersparen Sie der Leserin diese Zumutung.

4. Komplizierte Sachverhalte vermitteln

Listen helfen Ihnen, Kompliziertes übersichtlich darzustellen. Automatisch werden Sie dabei dazu angehalten, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren oder eben komplexe Sachverhalte so aufzudröseln, dass die Leserin sie Schritt für Schritt erfassen kann.

5. Merkfähigkeit fördern

Stehen mehrere Punkte in einem langen Satz, lässt sich das schwer merken. Die Listenform erleichtert dem Leser das Abspeichern. Er kann nach dem Durchlesen noch mal zurückspringen und die einzelnen Bausteine abspeichern. Das visuelle Gedächtnis wird mit angesprochen.

Die Liste macht den Unterschied

Als Beispiel nehmen wir mal folgenden Absatz:

Schreiben Sie die Einleitung so, dass sie den Leser zum Weiterlesen animiert. Dazu können Sie eine wichtige Erkenntnis nennen, die er aus dem Beitrag ziehen wird, die Lösung für ein Problem anbieten, einen Schmerz ansprechen, eine provokante Aussage treffen, Spannung aufbauen, indem Sie nicht alles verraten, oder eine Frage aufwerfen.

Zum Vergleich mit Liste:

Schreiben Sie die Einleitung so, dass sie den Leser zum Weiterlesen animiert. Dazu können Sie:

    • eine wichtige Erkenntnis nennen, die der Leser aus dem Beitrag ziehen wird
    • die Lösung für ein Problem anbieten
    • einen Schmerz ansprechen
    • eine provokante Aussage treffen
    • Spannung aufbauen, indem Sie nicht alles verraten
    • eine Frage aufwerfen

Aus welcher Version wird der Leser mehr mitnehmen? Aus der mit Liste, ganz klar. Bei Version 1 hat er nämlich beim vierten Punkt schon wieder vergessen, was noch mal der erste war. Die eingeschobenen Nebensätze erschweren die Aufnahme noch zusätzlich. Bei der Listen-Version nimmt der Leser die Punkte hingegen Stück für Stück wahr und kann sie sich so besser einprägen.

Die richtige Form

Und wie sieht es nun mit der richtigen Form aus? Groß oder klein, Punkt oder nicht? Da gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Möglichkeit 1: Liste mit kurzen Stichpunkten

Möglichkeit 1 ist eine Aufzählung von Stichpunkten. Der Einführungssatz endet mit einem Doppelpunkt, dann folgen Ihre Stichpunkte ohne Satzschlusszeichen:

Ihre Einleitung sollte etwas beinhalten, das den Leser packt:

    • eine wichtige Erkenntnis
    • einen Schmerz
    • Spannung

Die Aufzählungspunkte würde ich klein beginnen. Alternativ dürfen Sie sie jedoch auch groß schreiben:

Ihre Einleitung sollte etwas beinhalten, das den Leser packt:

    • Eine wichtige Erkenntnis
    • Einen Schmerz
    • Spannung

Wie Sie sehen, habe ich „einen Schmerz“ in den Akkusativ gesetzt, um den Fall an den Einführungssatz anzuschließen („… sollte einen Schmerz beinhalten“). Sieht man die Liste als eigenständiges Element an, wäre auch der Nominativ denkbar („ein Schmerz“).

Möglichkeit 2: Fortgeschriebener Satz

Bei dieser Möglichkeit untergliedern die Listenpunkte einen vollständigen Satz. Der Einführungssatz endet mit drei Pünktchen, alternativ auch mit Doppelpunkt. Der Satz wird nur durch die Bulletpoints unterbrochen und behält ansonsten seine Zeichensetzung.

In die Einleitung packen Sie …

    • eine wichtige Erkenntnis,
    • einen Schmerz
    • oder eine provokante Aussage.

Theoretisch kann der Satz auch nach der Aufzählung noch weitergehen. Vermeiden Sie jedoch, das Verb an den Schluss zu setzen. Also nicht:

In die Einleitung können Sie …

    • eine wichtige Erkenntnis,
    • einen Schmerz
    • oder eine provokante Aussage

… packen.

Der Satz wirkt hier zu zerhackt.

Möglichkeit 3: Ausformulierte Sätze

Besteht Ihre Liste aus vollständigen, gut ausformulierten Sätzen, beginnen Sie sie groß und setzen Sie Satzschlusszeichen.

Wie animieren Sie den Leser zum Weiterlesen? Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

    • Nennen Sie eine wichtige Erkenntnis, die er aus dem Beitrag ziehen wird.
    • Sprechen Sie einen Schmerz an, um Emotionen zu wecken.
    • Ganz Mutige können auch eine provokante Aussage treffen.

Hier können auch zwei oder mehr Sätze pro Listenpunkt stehen.

Möglichkeit 4: Stichpunktartige Kurzsätze

Als vierte Möglichkeit gibt es noch eine Zwischenform. Es können sowohl Stichpunkte als auch vollständige Sätze vorkommen, aber die Sätze sind wenn, dann kurz. 

So animieren Sie den Leser zum Weiterlesen:

    • Schenken Sie Erkenntnis
    • Ein Schmerz weckt Emotionen
    • Stichwort „Spannung aufbauen“

Ich begreife meine Listenpunkte hier noch als stichworthafte Aufzählung, nicht als komplette Texte. Deshalb würde ich mich gegen Satzschlusszeichen entscheiden. Diese letzte Möglichkeit ist die kritischste – weil es ein wenig eine Ermessensfrage ist.

Tipps für Ihre Liste

Drei Hinweise habe ich noch für Sie.

1. Bitte einheitlich

Wichtig ist, dass Sie nicht innerhalb der Liste mischen, also nicht bei dem einen Aufzählungspunkt ein Satzschlusszeichen setzen, beim nächsten keins, mal groß beginnen und mal klein. Auch sollten die Listenpunkte in etwa gleich lang laufen. Die Liste sollte ein homogenes Bild bieten.

Innerhalb eines Textes können Sie hingegen problemlos mehrere verschiedene Listenformen einsetzen.

2. Übersichtlich bleiben

Listen dienen vor allem dem Zweck, Inhalte übersichtlich darzustellen. Führen Sie zu viele Punkte auf oder beinhalten die einzelnen Punkte zu viele Zeichen, verstößt das gegen diesen Grundsatz.

Besser ist es, eine sehr lange Liste noch einmal zu untergliedern, also sinnvoll in mehrere Listen aufzuteilen. Zu lange Listenpunkte sollten Sie entweder kürzen, oder Sie verzichten ganz auf die Liste. Bilden Sie dann lieber Absätze.  

3. Keine emotionalen Inhalte

Alles, was sehr emotional ist, sollten Sie nicht in Listen packen (Gefühle, sensible Themen …). Das würde nicht zum technisch-rationalen Unterton der Liste passen. 

Fazit: Mit Listen Texte aufwerten

Listen sind also eine gute Möglichkeit, Ihren Text aufzulockern und komplexe Sachverhalte übersichtlich darzustellen. Bei der Form haben Sie mehrere Möglichkeiten zur Auswahl – von bloßen Stichpunkten über ganze Sätze bis hin zum fortgeschriebenen Satz. Entscheiden Sie individuell, welche Form gerade am besten passt, aber bleiben Sie innerhalb der Liste konsequent.

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Wie beginnt man eine Aufzählung?

Aufzählung als Teil eines Satzes Ausgangspunkt sind die Grundregeln für die Zeichensetzung in Aufzählungen: »Gleichrangige (nebengeordnete) Teilsätze, Wortgruppen oder Wörter grenzt man mit Komma voneinander ab. « (Deutsche Rechtschreibung, § 71) Wenn eine nebenordnende Konjunktion (und, oder, sowie …)

Wie schreibe ich Aufzählungen richtig?

Um die einzelnen Punkte der Aufzählung zu kennzeichnen, empfiehlt die DIN 5008 am besten lateinische Kleinbuchstaben oder arabische Ordnungszahlen zu verwenden. Wenn Sie Aufzeichnungen nur typografisch hervorheben wollen, können Sie laut DIN 5008 auch einen Binde- oder Gedankenstrich als Aufzählungszeichen verwenden.

Was ist bei Aufzählungen zu beachten?

Hinter dem letzten Glied einer Aufzählung steht ein Punkt, da damit wie in diesem Fall ein Satz endet. Hinter den vorhergehenden Bestandteilen der Aufzählung steht jeweils ein Komma. Die einzelnen Elemente der Aufzählung können laut der DIN 5008 jeweils durch eine Leerzeile voneinander getrennt werden.

Was sind Aufzählungen Beispiele?

Bei einer Aufzählung trennt das Komma einzelne Wörter, Wortgruppen oder Satzglieder voneinander. Beispiel: Der Koffer enthält Hemden, Pullover, eine Hose, Wäsche, einen Waschbeutel, ein Buch. Sind die Glieder durch nebenordnende Konjunktionen verbunden, wird kein Komma gesetzt.