Ass das gleiche wie aspirin

Aspirin ist seit über 120 Jahren auf dem Markt und wohl eines der meistverwendeten Schmerzmittel. Auch ASS wird oft eingenommen. Doch wozu dienen diese Medikamente und wer sollte besser darauf verzichten? Welche Probleme können entstehen?

ASS und Aspirin - Die Geschichte

Im Jahr 1897 stellte der deutsche Chemiker Felix Hofmann erstmals Acetylsalicylsäure (ASS) her. Dieser Wirkstoff löste schnell die bis dahin verwendete Salicylsäure ab, die in Schmerzmitteln verwendet wurde. Sie half ebenso gut, allerdings mit wesentlich weniger Nebenwirkungen. Heute steht das Medikament, welches unter dem Namen Aspirin weltbekannt ist, auf der Liste der "unentbehrlichen Arzneimittel" der Weltgesundheitsorganisation. Mit insgesamt 27 Prozent Marktanteil rangiert Aspirin immer noch auf Platz 3 der Verkäufe an rezeptfreien Schmerzmitteln. Der Unterschied zwischen ASS und Aspirin besteht im Grunde genommen nur darin, dass ASS den Wirkstoff bezeichnet und Aspirin der Handelsname des Schmerzmittels ist. 

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Ass das gleiche wie aspirin

Aspirin lindert Schmerzen, hemmt Entzündungen und "verdünnt" das Blut. Das Blut wird dabei nicht wirklich verdünnt, so wie man mit Wasser ein Bier verdünnt. Der Wirkstoff gehört zu den sogenannten Plättchenhemmern, er verhindert, dass die Blutplättchen, die Thrombozyten, miteinander verklumpen. ASS wird daher als sogenannter Blutverdünner beziehungsweise Gerinnungshemmer verschrieben, um zum Beispiel bei Erkrankten nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt das Risiko eines Gefäßverschlusses zu minimieren. Hierbei ist die konstante Einnahme wichtig, denn die Blutplättchen erneuern sich alle fünf Tage. Das bedeutet, dass bereits danach die Klümpchen-Bildung eintritt und sich das Gefäß verschließen kann.

Hierzu wird explizit ein Medikament mit einem relativ geringen Anteil des Wirkstoffes verabreicht, meistens sind dies 100 Milligramm (ASS 100). In Aspirin selber sind meistens 500 Milligramm des Wirkstoffes enthalten. 

Nebenwirkungen und Probleme

Wie jedes Medikament hat auch ASS Nebenwirkungen. Da es sich bei dem Wirkstoff um einen Gerinnungshemmer handelt, bedeutet dies, dass Wunden länger bluten. An Wunden verbinden sich aktivierte Blutplättchen mittels Fibrinfäden zu einem Pfropf, der die Wunde verschließt. Da die Plättchen aber nicht kleben, kann sich dieser jedoch nicht bilden. Fatal: Je länger du ASS einnimmst, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, zu bluten. Außerdem können Magengeschwüre, schwere Blutungen in Magen und Darm, verstärktes Nasenbluten oder Asthmaanfälle als Nebenwirkungen auftreten; auch Nierenschäden sind möglich.

Ass das gleiche wie aspirin
Ass das gleiche wie aspirin

Nach einem Schlaganfall wird meist ein Gerinnungshemmer verschrieben. CC0 / Pixabay / geralt

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Laut einer Studie der Universität Oxford gehen Wissenschaftler*innen davon aus, dass sich die Todeszahlen durch ASS bzw. Aspirin zwischen 1.000 und 5.000 Menschen pro Jahr bewegen. Allerdings betrifft das in der Hauptsache Menschen, die über 75 Jahre alt waren. Diese hätten ein 10 Mal höheres Risiko, durch Aspirin ausgelöste Magenblutungen zu sterben. Ein anderes Problem sind Operationen. In der Vergangenheit hieß es immer, ASS (oder andere Gerinnungshemmer) sind vor einer Operation abzusetzen. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft hingegen schreibt, dass man ASS weiter nehmen soll, außer bei neurochirurgischen Operationen. Es ist immer abzuwägen, ob das Blutungsrisiko durch die verminderte Gerinnungshemmung oder das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis höher ist. Hier empfiehlt es sich, mit den behandelnden Ärzten zu sprechen. Die größte Gefahr geht allerdings von einer eigenmächtigen Absetzung des Medikamentes aus. In einer schwedischen Studie mit 600.000 Patient*innen wurde ermittelt, dass mit der Absetzung während einer Langzeittherapie ein um 37 Prozent erhöhtes Risiko einhergeht, ein weiteres kardiologisches Ereignis zu erleiden. 

Nicht eingenommen werden darf ASS bzw. Aspirin bei einer bekannten Überempfindlichkeit, bei Blutungen oder der Neigung zu Blutungen, bei schweren Leber- oder Nierenstörungen, bei einer Störung der Blutgerinnung (beispielsweise bei der Bluter-Krankheit) oder bei einer Herzschwäche. Auch kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Kritisch sind Medikamente wie Marcomar oder Heparin, da diese ebenfalls zu den Gerinnungshemmern zählen und das Blutungsrisiko sich deutlich erhöht. ASS erhöht auch die Spiegel anderer Arzneistoffe. So zum Beispiel Digoxin, das bei chronischer Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen eingenommen wird, da sich dessen Spiegel massiv erhöht. Dies gilt auch für Medikamente, die zur Behandlung von Bluthochdruck oder zur Behandlung von Rheuma eingesetzt werden. 

Fazit

Aspirin beziehungsweise ASS sollte nicht unkontrolliert oder über einen längeren Zeitraum ohne ärztliche Aufsicht und Kontrolle eingenommen werden. Als Gerinnungshemmer ist Aspirin denkbar ungeeignet, da der Wirkstoff in diesem Medikament zu hoch ist. Bei der Einnahme nach einem Schlaganfall als Gerinnungshemmer ist immer eine ärztliche Absprache nötig. Komplett auf diesen Wirkstoff verzichten sollten hingegen alle, die unter Herzrhythmusstörungen, Leber- und/oder Nierenschäden leiden.