Songs über Sex #4 - Sphere Radio - leipzig kultur hören
Diese Folge dreht sich um das Thema Sex. Aber Sex ist nicht gleich Sex: Wir stellen fünf Songs vor, die zwar alle eine sexpositive Perspektive einnehmen, sich jedoch thematisch und stilistisch trotzdem sehr unterscheiden. Dabei featuren wir Ebow, Nura, Dr. Bitch Ray, Layla und Bounty & Cocoa – Also eine bunte Palette und es wird hot!
Sendedatum: 26/07/2022 18:15 - 26/07/2022 19:00
Sprache: Deutsch
Sendung: adlibs
Tracklist: Ebow - La petite mort
Layla - Creamy
Nura - Lola
Dr. Bitch Ray ft. Tightill - Pussyjuice
Bounty & Cocoa - Mach mal Platz
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Erstellt: 08.09.2011Aktualisiert: 04.02.2019, 00:25 Uhr
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Eine simple Bettgeschichte: Nicht mehr und nicht weniger wollen Mila Kunis und Justin Timberlake in "Freunde mit gewissen Vorzügen". Ein witziger und intelligenter Film.
Von Philipp Bühler
Der Film beginnt als Zumutung. Zwei Menschen telefonieren sich zusammen, hasten durch den New Yorker Großstadtdschungel, die Worte so schnell wie der Verkehr. Schon ist der Treffpunkt erreicht, doch der Schnitt hat uns getäuscht: Jamie (Mila Kunis) und Dylan (Justin Timberlake) treffen nicht sich, sondern ihre jeweiligen Partner. Genau genommen ist der junge Mann weit weg, in Los Angeles. Noch so ein Trick. Und wo schon alles so schön egal ist, werden die Beziehungen beendet, mit den üblichen Floskeln: Wir wollen nicht dasselbe. Lass uns Freunde bleiben.
„Freunde mit gewissen Vorzügen“ ist da ehrlicher: Der Film teilt uns schon nach diesem ersten Flirt mit, wann er uns betrügt, und dafür muss man ihn einfach gern haben. Eine Art modernisierte Screwball-Sex-Comedy hat der Regisseur Will Gluck hier fabriziert. Kommunikation ist alles, noch mehr deren Geschwindigkeit. Im DSL-Tempo kommen die Smartphone-Nutzer doch noch zusammen. Jamie ist Headhunterin einer Männerzeitschrift, sie castet Dylan als Art-Director und gleich noch fürs Bett. Von der Liebe haben beide genug, das Konzept trägt einfach nicht mehr, und so lautet der Deal: Schneller Sex ohne Gefühle, mehr nicht. Geschworen wird das, na klar, auf die heilige Bibel-App. An irgendwas muss man ja glauben.
Dass eine solche Abmachung ihre Gefahren hat, ist keine romantische Tüdelei, sondern schlicht Realismus. Fragt sich nur, wer zuerst einknickt. Zwar können sich die glücklich Nicht-Liebenden prima amüsieren über die schmierigen Standards romantischer Komödien. Doch man ahnt, wohin solche Ironie führt. Bis dahin wird recht explizit Spaß gehabt bei dem, was sich Dylan „wie ein Tennismatch“ vorstellt. Auch verbal fliegen die Bälle hin und her. Kleine „Demütigungsspielchen“ nennt Jamie das, und tatsächlich weiß dieser Film über bedeutungslosen Sex besser als andere, was die Sache im Kern ausmacht.
Timberlake und Kunis sind ein ungewöhnliches Paar. Es gelingt ihnen, uns diese medial verbildeten Hipster mit ihren Macken und kessen Sprüchen sympathisch zu machen. Die besten Szenen sind die, in denen sie die ganze Sache aufgeben wie vernünftige Menschen und dann doch übereinander herfallen. So könnte das über den Schluss hinaus bleiben, ohne dem Film seine romantische Ahnung, das Wissen um die unausschaltbare Verletzlichkeit unserer Gefühle zu nehmen.
Gluck hat sich für die sichere Variante entschieden. Manchmal ist ironische Selbstreflexivität ganz schön feige. Aber je mehr der Film an Spritzigkeit verliert, desto mehr rücken die wunderbaren Nebendarsteller ins Licht: Richard Jenkins und Patricia Clarkson als nicht weniger verrückte Eltern, Woody Harrelson als schwuler Machomann, der immer noch ein bisschen mehr weiß von echten und nur gespielten Gefühlen. Der Versuch, den schrägen Geist moderner Sitcoms wieder fürs Kino zu gewinnen, geht immerhin zur Hälfte auf. Und New York mit seiner nervösen Schnelligkeit, die den Auswärtigen gerne überfordert, spielt dabei keine geringe Rolle. Man wünschte nur, die Zumutung höre nie auf.
Freunde mit gewissen Vorzügen, Regie: Will Gluck, USA 2011, 109 Minuten, FSK ab 12.