Alle muskeln des menschlichen körpers und wo sie sind

1. Musculus deltoideus

Lokalisation des M. deltoideus

Der Name M. deltoideus geht darauf zurück, dass bei flacher Ausbreitung des Muskels der M. deltoideus den Umriss des griechischen Buchstabens Delta, Dreieck, besitzt. Der M. deltoideus verleiht der Schulter ihre Rundung und liegt oberflächlich auf der Schulter auf. Außen, in der Mitte des Oberarms, liegt die Spitze des Muskeldreiecks; die Basis ist an die Spina scapulae und das Acromion sowie an die Clavicula geheftet.

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  • Der kräftigste Abduktor (Wegführen einer Extremität von der Körpermitte aus) im Schultergelenk, bestehend aus 3 Anteilen:
    • Pars clavicularis, vorderer Muskelteil, Ursprung: laterales Drittel der Clavicula
    • Pars acromialis, mittlerer Muskelteil, Ursprung: Acromion
    • Pars spinalis, hinterer Muskelteil, Ursprung: Spina scapulae
  • Ansatz aller drei Anteile an der Tuberositas deltoidea des Humerus
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Bild: “Deltoideus” von sv:Användare:Chrizz. Lizenz: CC BY 3.0

Muskelfunktionsprüfung des M. deltoideus

  • Pars clavicularis: Die Patient*innen liegen auf dem Rücken und haben den Arm im Schultergelenk 90° abduziert sowie im Ellenbogen flektiert. Anschließend fixieren die Untersucher*innen die Schulter und geben am distalen Oberarm Widerstand in Richtung Unterlage.
  • Pars acromialis: Die Patient*innen sitzen und der zu prüfende Arm befindet sich im Ellenbogengelenk 90° flektiert. Um diesen Teil des M. deltoideus zu testen, erzeugen Untersucher*innen am distalen Oberarm Druck in Richtung der Adduktion. Der Test ist auch mit beiden Armen gleichzeitig ausführbar.
  • Pars spinalis: In Bauchlage abduzieren Patient*innen ihren Arm im Schultergelenk im 90° Winkel, legen ihren Oberarm auf die Liege und lassen ihren Unterarm senkrecht über die Kante der Liege hängen. Mit der Hand fixieren die Untersucher*innen die Scapula und mit der anderen erzeugen sie Druck am Ellenbogen in Richtung Unterlage, um diesen Teil des M. deltoideus zu testen.
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Bild: “Position of the examiner for isometric testing of m. deltoideus.” von Spallek et al. Lizenz: CC BY 2.0

Funktion und Innervation des M. deltoideus

Der M. deltoideus ist mit seinen drei verschiedenen Anteilen an allen Schultereckgelenksbewegungen beteiligt.

  • Aufgrund der sehr komplexen Fiederung und eines sehr großen physiologischen Querschnitts bei relativ geringem Volumen ist er der wichtigste Abduktor.
  • Bewegungen bei Kontraktion der Pars clavicularis:
    • Anteversion und Innenrotation des Humerus
    • Adduktion gemeinsam mit Pars spinalis bei adduziertem Arm, als Antagonisten der Pars acromialis
    • Bei insuffizienter Pars acromialis Weiterführung der Abduktion bei bereits abduziertem Arm gemeinsam mit Pars spinalis
  • Bei Kontraktion der Pars acromialis kommt es zur Abduktion.
  • Bewegungen bei Kontraktion der Pars spinalis:
    • Retroversion und Außenrotation des Humerus
    • Adduktion und Abduktion siehe Pars clavicularis
  • Innervation durch den N. axillaris

Merke: Der M. deltoideus ist ein Kennmuskel für das Rückenmarkssegment C5, d. h. bei seinem Ausfall kann ein eindeutiger Rückschluss auf die Lokalisation einer Nervenläsion geschlossen werden.

2. Musculus infraspinatus

Lokalisation des M. infraspinatus

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Bild: “A picture of both shoulders from the back showing muscle atrophy on the left side (arrow) obtained at the patient’s six-month follow-up examination” von Economides et al. Lizenz: CC BY 2.0

Der M. infraspinatus ist einer von 4 Muskeln der Rotatorenmanschette im Schultergelenk.

  • Ursprung: Fossa infraspinata scapulae
  • Ansatz: Tuberculum majus humeri
  • Sein Muskelbauch kommt nur zu einem kleinen Teil in dem Dreieck zwischen den Mm. trapezius, deltoideus und teres minor an die Oberfläche. Ganz verwachsen findet man den M. infraspinatus oft mit dem M. teres major, der seinem unteren Rand folgt.

Muskelfunktionsprüfung des M. infraspinatus

  • Die Muskelfunktionsprüfung des M. infraspinatus ist testbar im Sitzen, Stehen, in Bauch- und in Rückenlage.
  • Patient*innen bewegen den Arm in 90° Abduktion mit 90° Flexion im Ellenbogen sowie maximaler Außenrotation des Humerus.
  • Ausüben von Druck über die Dorsalseite des Unterarms in Richtung der Innenrotation durch die Untersucher*innen
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Bild: “Infraspinatus” von Mikael Häggström. Lizenz: CC0 1.0

Funktion und Innervation des M. infraspinatus

  • Bei Kontraktion des M. infraspinatus können verschiedene Bewegungen ausgeführt werden:
    • Hauptbewegung ist die Außenrotation – insbesondere in der Schlussphase der Abduktion, wenn der Ansatz des Muskels so auswärts gedreht werden muss, dass die Weiterführung der Abduktion nicht durch seinen Anschlag an die Fornix humeri behindert wird.
    • Abduktion mit den kranialen Fasern
    • Adduktion mit den kaudalen Fasern
  • Innervation durch den Nervus suprascapularis

3. Musculus pectoralis major

Lokalisation des M. pectoralis major

Der M. pectoralis major ist der große Brustmuskel unserer Skelettmuskulatur. Er nimmt zwischen der vorderen Achselfalte und dem Sternum sowie zwischen Rektusscheide und Clavicula die vordere Brustwand ein. Bei Männern und Kindern kann man dank seiner oberflächlichen Lage seinen Umriss sehr gut erkennen. Dagegen wird er bei Frauen von der Mamma, der Brustdrüse, verdeckt.

Nach dem Ursprung unterscheidet man3 Teile des M. pectoralis major:

  • Pars clavicularis: Ursprung an der vorderen Fläche der medialen Hälfte der Clavicula
  • Pars sternocostalis: Ursprung am Brustbeinrand und an den angrenzenden Rippenknorpeln
  • Pars abdominalis: Ursprung an der Verlängerung der vorderen Achselfalte vom kranialen Ende der Rektusscheide (vorderes Blatt)
  • Ansatz: An der Crista tuberculi majoris humeri inserieren alle Teile des Muskels mit einer gemeinsamen Aponeurose.
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Bild: “Pectoralis major muscle” von sv:Användare:Chrizz . Lizenz: CC by 3.0

Muskelfunktionsprüfung des M. pectoralis major

  • Pars clavicularis:
    • Rückenlage für die Testung besonders gut geeignet, aber auch im Sitzen und Stehen möglich
    • Patient*innen führen eine Anteflexion bis 90° und maximaler Innenrotation im Schultergelenk bei maximal extendiertem Ellenbogen aus.
    • Für die Testung drücken Untersucher*innen den Arm nun nach außen Richtung Abduktion, die Patient*innen müssen dieser Bewegung mit einer Adduktion in Richtung des kontralateralen Schultergelenks entgegenwirken.
    • Merke: Falls die Patient*innen versuchen, den Arm im Ellenbogengelenk zu beugen, um die lange Bicepssehne zu aktivieren, deutet das auf ein Schwächezeichen hin.
  • Pars sternocostalis:
    • Am besten in Rückenlage zu testen
    • Auch hier führen Patient*innen eine Anteflexion bis 90° und maximaler Innenrotation im Schultergelenk bei maximal extendiertem Ellenbogen aus.
    • Zur Prüfung dieses Muskelteils drücken Patient*innen den geraden Arm in Richtung der kontralateralen Hüfte und die Untersucher*innen drücken mit weichem Kontakt am distalen Unterarm in Richtung Abduktion und Flexion.

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Bild: “Pectoralis major muscle (sternal division), proper hand contact” von Walter H. Schmitt/Scott Cuthbert. Lizenz: CC BY 2.0

Pars abdominalis:

  • Patient*innen liegen auf dem Rücken und abduzieren den Arm im Schultergelenk etwa 120°.
  • Anschließend fixieren die Untersucher*innen mit einer Hand die Schulter und mit der anderen geben sie am distalen Oberarm Druck in Richtung Unterlage.
  • Zur Testung des Muskels, ziehen die Patient*innen den Arm gegen den Widerstand der Untersucher*innen auf den Bauch und halten die Endstellung.

Funktion und Innervation des M. pectoralis major

Für das bessere Verständnis gehen wir davon aus, dass der Schultergürtel versteift und der Muskel von diesem Punctum fixum aus am Schultergelenk tätig wird.

Der M. pectoralis major entfaltet dann folgende Wirkungen:

  • Er ist der stärkste Adduktor des Armes: Ohne seine Mitwirkung könnten wir die Arme nicht vor der Brust kreuzen und auch nicht die Hand auf die kontralaterale Schulter legen. Der Armzug beim Brustschwimmen wäre ohne ihn undenkbar.
  • Beteiligung an der Anteversion des Armes:
    • Von der Retroversion in die Nullstellung sind alle Muskelteile beteiligt.
    • Beim Weiteranheben des Armes bis zur 90° Marke fallen, beginnend mit dem untersten (Pars abdominalis), nacheinander immer höhere Teile aus und werden gedehnt. Die Pars clavicularis schafft es bis zum Ende der 90° Grad.
  • Bei der Retroversion gilt Folgendes:
    • Pars abdominalis und der Pars sternocostalis können den Arm aus der Anteversion in die Neutralstellung retrovertieren.
    • Zusätzlich kann die Pars abdominalis indirekt über seinen Ansatz am Humerus, das Schulterblatt senken und bei festgestellten Armen als Atemmuskel eingesetzt werden.
  • Innenrotation ist bei allen Muskelteilen und allen Gelenkstellungen möglich.
  • Innervation der Pars abdominalis und Pars sternocostalis durch den Nervus pectoralis medialis, weitere Innervation der Pars sternocostalis und clavicularis durch den Nervus pectoralis lateralis

Merke: Der M. pectoralis major ist der Umarmungsmuskel, d. h. sämtliche Wirkungsmöglichkeiten kommen bei einer Umarmung vor. Nach der Anteversion folgt der Übergang in Retroversion, Adduktion und Innenrotation.

4. Musculus latissimus dorsi

Lokalisation des M. latissimus dorsi

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Bild: “Latissimus dorsi” von Mikael Häggström. Lizenz: CC0 1.0
  • Der M. lattissimus dorsi entspringt von einer breiten Aponeurose mit folgenden Usprüngen:
    • Dornfortsätze der unteren sechs Brustwirbel
    • Lendenwirbel
    • Posteriorer Rand des Os illium
    • Untere drei bis vier Rippen
    • Scapulaspitze
  • Ansatz ist die Crista tuberculi minoris humeri.
  • Verlauf: Der Muskel bildet die hintere Achselfalte, schlingt sich um den M. teres major herum, zieht zwischen Rumpf und Humerus hindurch und verdreht sich dabei um sich selbst.

Muskelfunktionsprüfung des M. latissimus dorsi

  • Die Muskelfunktionsprüfung kann im Stehen, Sitzen sowie in Rücken- und Bauchlage durchgeführt werden.
  • Die Patient*innen strecken ihren Arm maximal und führen eine Innenrotation aus, sodass der Daumen zum Körper zeigt und der Arm ca. 20° vom Körper entfernt ist.
  • Es erfolgt nun eine Adduktion. Die Untersucher*innen drücken in Richtung der Abduktion und wirken der Bewegung entgegen.

Funktion und Innervation des M. latissimus dorsi

Um Gehhilfen benutzen zu können oder für jede Tätigkeit, bei der der Rumpf in Richtung der Arme gezogen wird, z. B. Klettern, ist der M. latissimus dorsi ein wichtiger Muskel.

Der M. latissimus dorsi führt 3 wesentliche Bewegungen ausund ist an der Atmung beteiligt:

  • Retroversion
  • Adduktion
  • Innenrotation
  • Der Muskel wird zusätzlich bei Exspiration (Husten, Niesen) und tiefer Inspiration (Einatmung) benötigt.
  • Innervation durch den Nervus thoracodorsalis

5. Musculus iliopsoas

Lokalisation des M. iliopsoas

Beim Musculus iliopsoas handelt es sich tatsächlich um zwei Muskeln mit unterschiedlichem Ursprung, aber mit gleichem Ansatzpunkt knapp distal des Trochanter minor und ähnlicher Funktion.

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Bild: “Anterior Hip Muscles 2” von Beth Ohara. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Fast ganz im Inneren verbirgt sich der Iliopsoas, der zweiköpfig aus dem M. iliacus und M. psoas major besteht. Beide Muskeln besitzen unterschiedliche Ursprünge:

  • Der M. iliacus bedeckt mit dem einen Kopf als dicke Muskelplatte die ganze Innenseite des Os ilium. Sein Ursprung entspricht den oben zwei Dritteln der Innenfläche der Fossa iliaca sowie der Spina iliaca anterior inferior.
  • Der M. psoas major befindet sich an der Rückwand der Bauchhöhle neben der Wirbelsäule. Seine Ursprungsorte entsprechen dem Winkel zwischen Wirbelkörper und Querfortsätzen von ThXII bis LIV und den Processus costales von LI bis LV
  • Weiterer Verlauf: Der bereits vereinte M. iliopsoas zieht von der Spina iliaca anterior inferior zwischen dem oberen Beckenrand und dem Leistenband durch die Lacuna musculorum über das Hüftgelenk.
  • Ansatzpunkt ist der Trochanter minor.

Muskelfunktionsprüfung des M. iliopsoas

  • Die Rückenlage ist die beste Testposition des M. iliopsoas.
  • Patient*innen bewegen das maximal außenrotierte Bein in etwa 45° Flexion und Abduktion im Hüftgelenk.
  • Untersucher*innen legen zur Stabilisierung eine Hand auf die kontralaterale Beckenseite, die andere Hand legen sie auf den distalen Oberschenkel.
  • Gegen der Widerstand der Untersucher*innen versuchen die Patient*innen nun das Bein im Hüftgelenk zu adduzieren und zu flektieren.

Funktion und Innervation des M. iliopsoas

  • Der wichtigste Hüftbeuger: Ohne die Flexion des M. iliopsoas ist kein Laufen möglich. Es ist keine Kompensation durch andere Muskeln bei einem Ausfall möglich.
  • Zusätzlich Adduktion des abduzierten Beins bis in die Nullstellung
  • Beteiligung an der Innenrotation im Hüftgelenk
  • Innervation des M. iliacus durch den Nervus femoralis
  • Innervation des M. psoas major durch direkte Äste aus dem Plexus lumbalis

Merke: Der M. iliopsoas ist der wichtigste Hüftbeuger. Der Ausfall des Muskels kann durch keinen anderen Muskel kompensiert werden

6. Musculus tensor fasciae latae (TFL)

Lokalisation des M. tensor fasciae latae

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Bild: “Tensor-fasciae-latae” von Henry Gray. Lizenz: CC0 1.0

Der M. tensor fasciae latae, auch Faszienspanner oder Sprintermuskel genannt, liegt lateral vom M. gluteus maximus in der obersten Schicht der Gesäßmuskulatur und ist durch den Tractus iliotibialis von ihm getrennt.

  • Ursprung: Spina iliaca anterior superior am oberen Rand des Os ilium
  • Ansatz: Condylus lateralis tibiae über den Tractus iliotibialis
  • Bei seinem Verlauf von der Spina iliaca anterior superior zum anterolateralen Umfang des Oberschenkels zeichnet sich der Muskel durch seinen länglich platten Muskelbauch aus, der bei vielen Menschen klar durch die Haut zu erkennen ist.

Muskelfunktionsprüfung des M. tensor fasciae latae

  • Die Rückenlage ist die optimale Testposition des M. tensor fasciae latae.
  • Patient*innen strecken das Knie maximal und werden von Untersucher*innen in eine Position der Abduktion, der Innenrotation und etwa 30° Beugung im Hüftgelenk gebracht.
  • Anschließend drücken die Patient*innen das Bein nach außen und oben, in Richtung weiterer Abduktion und Flexion.
  • Die Untersucher*innen führen über eine Hand am distalen Unterschenkel einen entgegengesetzten Testdurck in Richtung Adduktion und Extension aus.

Funktion und Innervation des M. tensor fasciae latae

  • Flexion und Abduktion im Hüftgelenk, für die Abduktion stellen der M. gluteus medius oder M. gleuteus minimus kraftvollere Synergisten dar.
  • Kräftiger Innenrotator an der Hüfte: Wirkt der Außenrotation des M. gluteus maximus am Tractus iliotibalis entgegen.
  • Extension im Kniegelenk
  • Innervation durch den Nervus gluteus superior

7. Musculus rectus femoris

Lokalisation des M. rectus femoris

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Bild: “Rectus femoris” von Henry Gray/ Uwe Gille. Lizenz: CC0 1.0

Der M. rectus femoris ist einer von 4 Teilen des M. quadriceps femoris, unserem stärksten Muskel im Körper.

  • Als einziger zweigelenkiger Kopf des Quadriceps hat er seinen Ursprung an der Spina iliaca anterior inferior. Ein kleiner querverlaufender Teil reicht außerdem zum Oberrand des Acetabulum und zur Hüftgelenkkapsel.
  • Ansatz des Muskels im Ligamentum patellae am Oberrand der Patella bis zur Tuberositas tibiae

Der Muskel besitzt trotz seiner großen Gesamtlänge nur kurze, wenig Zentimeter lange Muskelfasern. Aufgrund der Physiologie der Fasern kann der Muskel bei bestimmten Stellungskombinationen aktiv und passiv insuffizient werden.

  • Aktive Insuffizienz: Bei maximaler Extension des Knies ist die verbleibende Verkürzungsmöglichkeit der Muskelfasern für eine Beugung im Hüftgelenk nicht genug.
  • Passive Insuffizienz: Aufgrund der limitierten Dehnbarkeit des Muskels kann bei maximal flektiertem Knie das Hüftgelenk nicht maximal extendiert werden.

Muskelfunktionsprüfung des M. rectus femoris

  • Idealerweise testet man den M. rectus femoris in Rückenlage.
  • In Rückenlage bringen Patient*innen ihr Bein in eine Position von 90° Beugung im Kniegelenk und 90° Beugung im Hüftgelenk.
  • Untersucher*innen wirken dieser Bewegung mit einem Druck am distalen Oberschenkel in Richtung der Extension entgegen.

Merke: Jegliche Rotation ist zu vermeiden. Außerdem sollte der Winkel im Knie nicht verändert werden. Bei sehr muskulösen Patient*innen können die Untersucher*innen sich auch an der Liege abstützen oder beide Hände in Form einer Verriegelung unterstützend zur Hilfe nehmen.

Funktion und Innervation des M. rectus femoris

Der Rectus femoris erfüllt im Wesentlichen folgende Aufgaben:

  • Extension (im Kniegelenk)
  • Flexion (im Hüftgelenk)
  • Innervation durch den Nervus femoralis

8. Musculus sartorius

Lokalisation des M. sartorius

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Bild: “Sartorius muscle” by Gray430, Uwe Gille. Lizenz: Public Domain
  • Ursprung: Spina iliaca anterior superior
  • Ansatz: Pes anserinus superficialis, medial der Tuberositas tibiae
  • Verlauf: Ein leicht s-förmiger Verlauf über die Vorder- und Innenseite des Oberschenkels und dorsomedial am Knie vorbei zum Unterschenkel. Der Pes anserinus superficialis als Ansatzpunkt wird dabei von den Sehnen der Mm. gracilis, semitendinosus und sartorius gebildet.

Muskelfunktionsprüfung des M. sartorius

Die Muskelfunktionsprüfung erfolgt am besten in Rückenlage und ahmt den sogenannten Schneidersitz nach, für dessen Ausführung der M. sartorius notwendig ist.

  • Das Bein der Patient*innen wird in ca. 30°–45° Abduktion, mit maximaler Außenrotation, leichter Flexion im Hüftgelenk sowie gleichzeitiger Flexion im Kniegelenk gebracht. Der rechte Fuß der Patient*innen ist demnach in etwa in Höhe des linken Knies und anders herum.
  • Die Untersucher*innen beginnen nun mit dem Testdruck und die Patient*innen versuchen sich mit maximalem Widerstand entgegenzusetzen.

Merke: Wenn die Patient*innen versuchen, über die Hamstring-Gruppe nur im Kniegelenk zu beugen oder die anderen Abduktoren im Hüftgelenk zur Abduktion nutzen möchten, deutet dies auf ein Schwächezeichen des Sartorius hin.

Funktion und Innervation des M. sartorius

  • Der M. sartorius hat eine wichtige Stabilisierungsfunktion für die mediale Seite des Knies sowie für das Os ilium in anteriorer Richtung.
  • Folgende Bewegungen unterstützt der Muskel im Hüftgelenk:
    • Flexion
    • Außenrotation
    • Abduktion
  • Folgende Bewegungen unterstützt der Muskel im Kniegelenk:
    • Flexion
    • Innenrotation
  • Alle Bewegungen gleichzeitig ausgeführt sind notwendig für den Schneidersitz. Der M. sartorius wird deshalb manchmal auch als Schneidermuskel bezeichnet.
  • Innervation durch den N. femoralis

Merke: Der M. sartorius ist der einzige Muskel, der gleichzeitig Hüft- und Kniegelenk beugt.

9. Musculus popliteus: Kniekehlenmuskel

Lokalisation des M. popliteus

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Bild: “Gray439-Musculus popliteus” von Henry Gray/Henry Vandyke Carter. Lizenz: CC0 1.0
  • Ursprung: Epicondylus lateralis femoris
  • Ansatz: mediale posteriore Seite der Tibia oberhalb der Linea M. soleus
  • Verlauf: Der Musculus popliteus verläuft in der Kniekehle und liegt unter dem lateralen Gastrocnemiuskopf verborgen. Vom Epicondylus lateralis femoris zieht er zwischen dem fibularen Seitenband und dem lateralen Meniskus schräg auf die entgegengesetzte Seite zur Hinterfläche der Tibia. Aus diesem Grund kann der laterale Meniskus im Gegensatz zum Medialen nicht mit seinem Seitenband verwachsen.

Muskelfunktionsprüfung des M. popliteus

  • Eine Muskelfunktionsprüfung ist im Sitzen, in Rücken- und in Bauchlage möglich.
  • Patient*innen liegen auf einer Liege und beugen das Knie- sowie Sprunggelenk jeweils 90° an. Der/die Untersuchende hält stabilisierend mit einer Hand den Calcaneus von hinten und außen. Mit der anderen Hand haben die Untersucher*innen einen breiten Kontakt am Innenfuß.
  • Über den Fuß üben die Untersucher*innen einen Testdruck in Richtung Außenrotation der Tibia aus. Wichtig ist, dass die Außenrotation der Tibia und nicht fälschlicherweise des Fußgelenks getestet wird.
  • Bei Instabilität oder Schmerzen am Fußgelenk ist eine Testung des M. popliteus kaum möglich.

Funktion und Innervation des M. popliteus

Der M. popliteus gilt als schwacher Innenrotator und Beuger des Kniegelenks und ist ein wichtiger Stabilisator für das dorsale Knie. Er erfüllt wichtige Aufgaben:

  • Kontraktion: Am fest gestreckten Kniegelenk, etwa am Standbein, bewirkt er eine Kontraktion, um eine Hyperextension oder ein Einrasten des Kniegelenks zu verhindern und hilft so beim Abfedern der Stoßbelastungen.
  • Außenrotation: Bei gleichzeitiger Reduktion des Streckertonus bewirkt er eine Außenrotation des Femur auf der Tibia.
  • Aufgrund der Stabiliserung durch den M. popliteus können sich die Kreuzbänder lockern und so die Einleitung der Beugung des Kniegelenks möglich machen
  • Bei weiterer Flexion des Knies zieht der M. popliteus den lateralen Meniskus nach dorsal, sodass der Meniskus nicht eingeklemmt wird.
  • Innervation durch den Nervus tibilais

10. Musculus tibialis anterior

Lokalisation des M. tibialis anterior

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Bild: “Tibialis anterior 2” von Henry Gray/ Uwe Gille. Lizenz: CC0 1.0

Der M. tibialis anterior ist der vordere Schienbeinmuskel unseres Bewegungsapparats.

  • Urspung: Condylus lateralis tibiae, die oberen 2/3 der lateralen Fläche der Tibia, einige Fasern ausgehend von der Membrana interossea cruris und vom Septum intermusculare
  • Ansatz: Plantare Fläche des Os cuneiforme mediale und der Basis des Os metatarsale I
  • Verlauf: Der lange spindelförmige Skelettmuskel läuft unter dem Retinaculum extensorum superius und inferius an der medialen Seite des Sprunggelenks zum Fuß.

Muskelfunktionsprüfung des M. tibialis anterior

  • Patient*innen liegen auf der Untersuchungsliege mit Blickrichtung zu den Untersucher*innen.
  • Die Untersucher*innen beugen das Knie 90° und der Vorfuß wird in maximale Supinationsstellung gebracht mit Plantarflexion der Großzehen.
  • Die Musculi peronei werden in einer Supinationsstellung weitestgehend aus dem Test herausgenommen.
  • Untersucher*innen platzieren die eine Hand am Fußrücken unmittelbar distal des Talus und die andere Hand zur Stabilisierung am Calcaneus.
  • Gegen den Widerstand der Untersucher*innen drücken die Patient*innen in Richtung Extension. Während der Untersuchung sollten die Zehen locker bleiben, damit der M. extensor digitorum longus und der M. extensor hallucis nicht mitarbeiten.

Merke: Es sollte darauf geachtet werden, dass es zu keinem punktförmigen Knochenkontakt über den Mittelfußknochen kommt, um eine schmerzbedingte Abschwächung zu verhindern. Außerdem besteht bei verkürzter Wadenmuskulatur eine Kontraktionshemmung. Der Krafttest sollte bei im Kniegelenk flektiertem Bein vorgenommen werden.

Funktion und Innervation des M. tibialis anterior

  • Der M. tibialis anterior führt im Sprunggelenk eine Extension und Supination aus.
  • Besonders aktiv beim Laufen, wenn der Fuß vom Boden abhebt und dann wieder mit der Ferse zuerst aufsetzt
  • Gemeinsam mit dem antagonistischen M. soleus balanciert der M. tibialis anterior beim Stehen den Unterschenkel auf der Talusrolle.
  • Innervation durch den Nervus peroneus profundus

Merke: Der M. tibialis anterior ist der wichtigste Dorsalextensor, aber nur ein schwacher Supinator und Adduktor des Fußes im Chopart-Gelenk.

Besonderheit: Er bildet zusammen mit dem M. peroneus longus, dem „Steigbügel“, eine antagonistische Muskelschlinge.

Beliebte Prüfungsfragen zu den Muskeln

Die Lösungen befinden sich unterhalb der Quellenangaben.

  1. Wie heißt der Muskel, der aus den Anteilen Pars clavicularis, Pars acromialis und Pars spinalis besteht?

    A. M. Pectoralis Major
    B. M. Infraspinatus
    C. M. Sartorius
    D. M. Deltoideus
    E. M. Popliteus

  2. Welche Zuordnung stimmt nicht?

    A. M. Deltoideus = Umarmungsmuskel
    B. M. Pectoralis major = kräftigster Abduktor
    C. M. Iliopsoas = wichtigster Hüftbeuger
    D. Sartorius= wichtigster Dorsalflexor
    E. M. Tibialis anterior= einziger Muskel, der gleichzeitig Hüft- und Kniegelenk beugt

  3. Bei welchem Muskel wird eine Testung problematisch bis unmöglich, wenn der Patient eine Instabilität oder Schmerzhaftigkeit im Knöchelbereich spürt?

    A. M. Tibialis anterior
    B. M. Popliteus
    C. M. Tibialis posterior
    D. M. Iliopsoas
    E. M. Sartorius

Quellen

  1. Valerius, A. Frank, C. Kolster, C. Hirsch, C. Hamilton, E. Lafont, Das Muskelbuch, KVM- Verlag
  2. Rudolf Schweitzer, Bewegungsapparat, 2. Auflage, Urban & Fischer
  3. Uhlmann, Lehrbuch der Anatomie des Bewegungsapparates, Quelle &Meyer Verlag Wiesbaden
  4. Gerz, Lehrbuch der Applied Kinesiology, AKSE- Verlag
  5. Gerhard Aumüller, Gabriela Aust, Jürgen Engele, Joachim Kirsch, Giovanni Maio: Duale Reihe Anatomie. 5. Auflage. Thieme Verlag. 2020. ISBN: 9783132435025
  6. Erik Schulte, Udo Schumacher, Michael Schünke: Prometheus – Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. 5. Auflage. Thieme Verlag. 2018

Lösungen zu den Fragen: 1D, 2E, 3B

Wo sind überall Muskeln im Körper?

Die Muskulatur des Bewegungsapparates gehört zur Gruppe der quergestreiften Skelettmuskulatur. Sie kommt überall dort vor, wo knöcherne Strukturen und andere Gewebearten bewusst bewegt werden können. Der menschliche Körper besteht insgesamt aus über 650 Muskeln.

Wie heißen alle Muskeln im Körper?

Die Gesamtheit der Muskeln wird als Muskulatur bezeichnet. Sie lässt sich in glatte Muskulatur und quergestreifte Muskulatur einteilen. Letztere wird weiter nach der Herzmuskulatur und der Skelettmuskulatur unterschieden. Bewusst steuern lässt sich nur die Muskulatur des Skeletts.

Wie heißen die wichtigsten Muskeln?

Muskeln des Körpers.

Welche Arten von Muskulatur gibt es wo kommen diese vor?

Skelettmuskulatur kommt überall dort vor, wo Knochen oder knöcherne Strukturen bewegt werden, die Herzmuskulatur stellt eine modifizierte Form der Skelettmuskulatur dar und kommt nur im Herzen vor. Glatte Muskulatur befindet sich eingebettet in das Innere von Hohlorganen und in geringem Maße in anderen Strukturen.