1 plus 1 gleich zwei die henne legt ein ei

Alfershausen

Hobbyzüchter Christian Porsche aus Alfershausen findet Riesen-Ei von fast 200 Gramm

12.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:58 Uhr

1 plus 1 gleich zwei die henne legt ein ei

Der Star auf dem Hühnerhof ist in Alfershausen nicht unbedingt der Gockel - sondern die Rekordhenne in der Mitte, die er kritisch beäugt.

Alfershausen (HK) Am 1. April wird ja gerne so manche Räuberpistole erzählt. Ein Scherz ist die Geschichte, die Christian Porsche aus Alfershausen berichten kann, allerdings nicht. Eine seiner Hennen hat ein außergewöhnlich großes Ei gelegt, gut viermal so schwer wie ein gewöhnliches.

"Eier, wir brauchen Eier", hat der Torwart-Vulkan Oliver Kahn einst nach einer Niederlage seiner Bayern gegen Schalke 04 gefordert. Christian Porsche hat jetzt den Beweis angetreten: Franken haben im Freistaat einfach die dickeren Eier. Ein Huhn des Hobbyzüchters aus Alfershausen legte just am 1. April ein Ei von fast 200 Gramm. Es handelt sich um eines der größten und schwersten Hühnereier der Welt, ein normales Hühnerei wiegt zwischen 40 und 70 Gramm.

"Was liegt denn da" Das habe er sich gedacht, als er am 1. April in die kleine Werkstatt des Anwesens ging, wo der gebürtige Brandenburger mit seiner Frau und den Schwiegereltern wohnt. Wie sich herausstellte, war es kein verspätetes Osterei - obwohl es leicht grün schimmerte. Und auch kein Aprilscherz. Sondern eine Laune der Natur.

Die grüne Farbe verwirrte Porsche nicht, sind doch zwei seiner 15 Hennen, die er sein Eigen nennt - plus einem Hahn - sogenannte Grünleger. So werden Haushühner genannt, die Eier mit grüner bis türkisfarbener Eierschale legen. Für die grüne Farbe der Eier sorgt der Gallenfarbstoff Oocyan. "Ich mag Exoten", sagt der 31-Jährige. Wohl aber zeigte er sich geplättet von der Größe des Prachtexemplars. 198 Gramm zeigte die Waage an. "Brutal", kommentierten das Ei seine Freunde in Alfershausen, denen er davon erzählte. Wenige Tages später regte eine Bekannte an, er solle im Internet nach Vergleichen recherchieren. Das Ergebnis: "Es könnte ein Weltrekord sein."

Stimmt nicht ganz: Laut Guinness-Buch der Rekorde wurde das schwerste Ei der Welt 1956 in den USA entdeckt. Es wog 454 Gramm. Selbst für den Spitzenplatz in Deutschland reicht es nicht mehr ganz, erst Mitte März ist in Wolfenbüttel ein 209 Gramm schweres Ei gelegt worden. Porsche entdeckte einen Fernsehbeitrag darüber im Norddeutschen Rundfunk. Davon inspiriert wandte er sich an den Bayerischen Rundfunk - der prompt ein Team nach Alfershausen schickte. Leichte Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Geschichte hatten die Fernsehleute aber doch, nicht zuletzt wegen Christian Porsches Nachnamen, wie er erzählt. Also vereinbarten sie gleich, dass man zusammen zu einem Tierarzt nach Diepersdorf im Landkreis Nürnberger Land fährt. Fritz Karbe ist nicht nur dem BR bekannt, sondern auch ein ausgewiesener Vogelexperte. "Das ist ja wirklich ein Gänseei", so dessen verblüffte Reaktion, "ein ganz exotisches Ei." Ein Genfehler, eine Mutation sei wohl für das Rekordei verantwortlich.

Mittlerweile brachte das gute Stück noch 192 Gramm auf die Waage, der Verwesungsprozess im Inneren führt dazu, dass das Ei allmählich leichter wird. Um diesen zu verlangsamen, bewahrt Porsche es im Kühlschrank auf. Trotzdem ist allmählich Eile geboten, wenn er sein Ziel erreichen möchte: Er will es dem Stadtmuseum Schwabach anbieten, das auch eine Eiersammlung hat. "Dort könnte man es aufbohren und den Inhalt ablassen." Und dann selbstverständlich ausstellen.

Porsche weiß übrigens ganz genau, welche Henne, die außergewöhnliche Leistung vollbracht hat - was Kommentatoren im Internet schon bezweifelt haben. Denn er besitzt nur zwei Tiere, die Grünleger sind. Die eine Henne legt immer größere Eier als die andere, zudem hat sie nach dem Riesenei erst einmal drei Tage gar keines mehr produziert. "Ich bin mir sicher, dass sie es war", sagt Porsche.

Ohnehin könne er "zu 90 Prozent sagen, von welcher Henne welches Ei stammt", erzählt der 31-Jährige. Er kümmere sich sehr um die Hühner und schaue oft in den Brutkasten. "Da baut sich eine Beziehung auf." Nicht zuletzt deshalb könne er heute keine Eier aus dem Supermarkt kaufen, auch nicht diejenigen aus Bodenhaltung. Denn da hätten die Hennen gerade einmal Platz zur Verfügung, der nicht größer sei als ein DIN-A-4-Blatt. Seine Tiere laufen gewöhnlich auf dem heimischen Grundstück frei herum. Nur jetzt sind sie im Gehege eingesperrt; zurzeit sei die Gefahr durch den Fuchs zu groß. "Letztes Jahr hat nur ein Huhn die Fuchsangriffe überlebt", erzählt Porsche. Das soll nicht noch einmal passieren.

Schon immer sei er ein Tierfreund gewesen, sagt Christian Porsche, das habe sich mit seinem Umzug mit den Eltern aus dem Brandenburgischen nach Kleinschwarzenlohe vor 16 Jahren noch verstärkt. Heute besitzt der Wahlfranke Schildkröten und der Neufundländer Benno macht es sich neben den Hühnern gemütlich. "Manchmal fressen Hund und Hühner sogar aus einem Napf."

Trotz der Tierliebe habe er mit Hühnern früher allerdings nicht viel am Hut gehabt, er kam zu ihnen quasi so wie die Ente im Märchen zum Schwanenei. Völlig unverhofft. Eigentlich hielt Porsches Schwiegermutter Annegret Philipp Hühner. "Ich habe mich eingemogelt", gesteht er und lacht. Erst habe er sie gefüttert und saubergemacht, dann übernommen. Und eine Leidenschaft für das Federvieh entwickelt. Die Tiere kauft er auf dem Markt des Geflügelzuchtvereins Georgensgmünd. Dahin hat er es nicht weit, wenn der Elektrikermeister erst einmal Fachlehrer an der Berufsschule ist, die entsprechende Ausbildung absolviert er gerade. "Es ist hart", sagt Christian Porsche. Aber wohl nicht ganz so anstrengend wie für ein kleines Huhn, ein 200 Gramm schweres Ei zu legen . . .